Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 3 (Kop.); DV: Der theologen antwort meinem gnädigen herrn landtgraven gegeben.
B koll. Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 3 (Kop.); DV: Der theologen antwurt, meinem gnedigen herrn lantgrafen gegeben. Soll den stenden durch meine herrn, die rät, nach meins gnedigen herrn abschaiden angezeigt werden.
C koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 82r–84v (Kop.); DV fol. 84v: Copei der theologen antwort, dem landgrafen gegeben, 1541, Regenspurg.
D koll. Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20 , IV, fol. 691r–693v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 693v: Theologi protestantium lantgravio ad articulos a marchione electore propositos.
Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 176 , S. 485–487; Corp. Reform. IV, Nr. 2270, Sp. 403–405 [unter dem irrtümlichen Datum: 1541 Juni 16].
Die artickel, so euer fstl. Gn. von dem durchleuchtigsten, hochgebornen fursten und herrn, H. Joachim Mgf. zu Brandenburg Kf. etc., unsern gnedigsten herrn, zugestellt seind, haben wir neben der ernstlichen erinnerung, dobey von euer fstl. Gn. geschehen, underthenigclich vornomen, zweiffeln auch nicht, solchs sey von hochgemeltem churfursten etc. gutter wolmeynung geschehen.
Und nachdem euer fstl. Gn. uns erinnert zu bedencken, das einigkeit vonnötten sey, dem Türcken widerstand zu thun, auch das es christlich umb derjhenigen willen, so in andern landen zum evangelio zu bringen, nicht alle sachen zu hart zu streitten, so weißt Gott, das wir auch zum höchsten friden und einigkeit wünschen und begern und wollten rechte, christliche einigkeit willigclich und gern mit unserm tod erkauffen. So bedencken wir auch selbs, was unsern kirchen, oberkeit, uns selbs am zeitlichen friden gelegen, zudem, daß wir vil lieber wollten, das alle kirchen in teutscher nation zu einhelliger, christlichen reformation kemen, so es möglich, dann das zwytracht bleibet, daruß vil unordnung und verwuestung volget. Dise und dergleichen mehr wichtige ursachen gehen uns zu hertzen, das wir in allem, so uns als geringen personen möglich, gern zu einigkeit helfen wollten. Das aber allein bey uns zu weichen gesucht würdet und der gegentheil alles ir wesen erhalten will, das ist beschwerlich.
Doch wollten wir auch, das ander verstendiger leut und, die mehr auttoritöt [sic!] haben, zu solcher großwichtigen sachen, do uff allen seiten vil gevahrlicheit zu besorgen, gezogen wurden und das man zeit dazu neme. Dann wiewol man sagen mag, es wisse ein jeder, der zimlichen verstand hat, christlicher lehr leichtlich sein meynung nach seinem gewissen anzuzeigen, so ist doch dagegen zu bedencken, das vil ein ander ding ist, den unsern die christliche lehr einfeltigclich in kirchen furzutragen, dann sich einlassen in handlungen mit dem gegentheil, do nicht müglich, so gantz uff stracker bahn zu bleiben, wie auch der hohe appostel Petrus sich gestossen, a –do er den Juden zu sehr nachhenget–a.
So haben wir gleichwol vernomen, das die drey uff unserm theil im colloquio sich in vilen puncten gelind erzeigt als mit anbietung der ordination und auttoritet der bischöff etc. Dogegen aber wurt noch gespuret, das der gegentheil gar hart hölt ob etlichen puncten, die do brechte wurtzel seind viler mißbreuch, und wurdet allein bey uns angehalten, von unser lehr zu weichen. Sovil nun die jetzigen artickel belanget, ist dises unser underthenige antwurt: Nachdem zuvor etlich artickel durch die verordenten zum colloquio uff weitter der stend vergleichung unverbündtlich abgeredt, davon doch noch zweiffel ist, ob einiger theil, diser oder der ander, dieselbige annemen werde, so sey bösser der relation zu erwarten, dann es were unfruchtbar von den jetzigen artickeln zu reden, so die vorigen nicht sollten gewilligt werden, auch so wir gering und wenig personen jetzund mehr artickel willigten, die ernach andern mißfallen wurden, möchte dest leichtlicher under uns selb spaltung erwachsen, wie wir nicht zweiffeln, das etliche diser jetzigen artickel von andern angefochten werden.
Zum andern, wiewol man sihet, das dise jetzige artickel etwas gemessigt und gelind gestellet, so will dannoch die notturft ervordern, das die, so das buch noch nie gelesen, sich darin ersehen und das buch sampt unsern gegenschriften gegeneinander halten und erwegen.
Das aber gesagt wurdet, wir sollten den andern anfahenden kirchen zugutt etwas dulden und nicht alle sachen so hart streitten, wie bey uns nicht alle sachen so bald ans liecht bracht, ist wahr, das man mit den anfahenden soll gedult haben. Wir sind auch, solchs zu thun, geneigtc gegen denen, wölche anfahen, die lehr des evangelii rein zu predigen, und erstlich die groben mißbreuch abschaffen. Aber es ist weit ein anders, mit anfahenden gedult zu haben dann mit dem gegentheil artickel zu stellen, wölche solche artickel fur ein unwandelbarliche lehr und dogmata von beeden theiln wöllen gehalten haben, rhumens auch fur ein moderation, die sie verstehn ein subtile verenderung unser vorigen lehr.
Nun wissen wir wol, das wir menschen sind, und bekennen jeder fur sich selb, das wir auch geirrt, und haben nicht scheu, Gott zu ehrn unsere irthumb zu widerrueffen. Aber in disen jetzigen artickeln, davon jetzund gestritten würt, wissen wir durch Gottes wort und gnad, das unser lehr recht und gegründet ist und das unsere artickel uffs eusserst von uns selb gemessigt und moderirt sind. So dogegen offentlich ist, das bey dem gegentheil ir meynung grosse mißbreuch mit sich zeucht und bestettigt, wie von artickel zu artickel anzuzeigen. Darumb seind ire moderationen wol zu bedencken. Und bitten, euer fstl. Gn. wöllens nicht ungnedigclich verstehn, das wir, die wir d –gering und–d wenig sind, nicht so bald schliessen. Wollten am liebsten, das dise und andere artickel mit mehrer rath bewogen wurden. Gott, der vatter unsers heilands Jhesu Christi, bewahr euer fstl. Gn. alle tzeit.