Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Marburg StA, PA 576, fol. 74r–75v (Reinkonz.); ÜS fol. 74r: Articul zum eusserlichen friden. Unser von Gots gnaden Philipsn Lgf. zu Hessen etc. bedencken uff articul zu einem eusserlichen friden.

Nachdem sich der zwispolt zwuschen unsern und jens tails religionsverwanten vil erregt von wegen der geistlichen guter und ausgedrettenen ordenspersonen, so were furs erste gut, das mans dahin richtete, das einem iden stift, prelatur, closter, pfarhea und kirchen etc. seine renthe, pöcht, zins, gulte etc., Gott geb, die stift, prelaturen, pfarhen, closter, kirchen etc. weren auch, was glaubens di wollen, oder di renth, zins, gulte etc. gefillen, wo sie wolten, gutlich gereicht, gegeben und gevolgt lassen wurden. In sonderheit aber solte den hohen furstlichen stiften ir renth, zins, gulte etc., di gevallen gleich in der evangelischen gepite oder nit, unverhindert und unbeintraget volgen, b doch also, wo sie pfarren oder ministeria der kirchen in den landen und gepieten zu bestellen hetten, daß sie dieselbigen von den kirchenguttern, zu solichen pfarren und stiften gehorig, ane absentzgefelle bestelleten und di religion in dem lande halten liessen, so das landt hette–b.

Wurden auch etzlich ordenspersonen aus den clostern, so unter den gepiten unserer religionsverwanten legen, gehen und unsere religion schon nit annehmen, das alsdan nichtsde[st]mynder die herrn und obern derselbigen closter inen, den ausgedrettenen personen, aus den clostern, darin sie gewesen, ein zimliche unterhaltung ir leben lang reichten und geben, doch das solche unterhaltung nach abgang solcher personen wider an das closter, darus die gegeben wurde, fallen.

Man soll auch dahin bearbeiten, in wilchen reich- oder andern stetten di pfarher, prediger, schulmeister und andere kirchendiner, auch di hospitalen mit unterhaltung noch nit gnugsam versehen weren, das dan inen di geistlichen ider statt zimliche unterhaltung machen, also wurde so vil mer frids und guts, freuntlichs willens zwuschen den stetten, kirchendinern, gemeinem manne und den c geistlichen gepflanzet und–c erhalten. In gleichnus solten di weltlichen chur- und fursten, graven und herrn, auch stende in iren landen di kirchenguter verwalten und davon universiteten, hospitalen, kirchen und schuldiener reichlich und wol versehen.

Darneben must auch das chamergericht reformirt, diese personen, so itzo dran sytzen, sonderliche aber so uns, disem teil, also heftig zuwider und verdechtig sein, abgesetzt, andere unparteische, erber leut an ir stett geordnt, ein neuer chamerrichter gesezt und kein assessor, der wer gleich diser oder jener religion, d von wegen seiner religion–d ausgeschlossen werden.

Wurden nun diese articul also sich zu einem eusserlichen friden anschicken und eingegangen und man wolte wider uff di zu Franckkfurd furgewesene disputation der weithern einnemung halben kommen, nemlich, das wir nimants weithers in unser puntnus einnemen solten, wilchs unsere mitstend villeicht nicht gern bewilligen wolten, so wehr unser meinung, wan der frid sonst uff di gesezte articul volgen wölte, das man dan das weither eynnehmen faren lisse, dweil man doch sich[t], das dijenign, so weiter ingnomen werden, nicht vil mehr zu unser puntnus thun oder tragen, dan das sie nur di zale mehren helfen, e doch also, daß der gegenteil dergleichen thet–e. Darzu so mussen auch diejenigen, wilche unsern glauben annemen wollen, nit allein uff di puntnus, sondern vil mer uff Got und seinen arm sehen und desfals thun, wie der Kf. zu Sachssn, wir und andere in der erstet auch gethan haben.

Im fall aber, so unsere zugeeinigten stend di abschneidung der weitheren einnemung nit wolten bewilligen, f als wir sorg tragen–f, und der eusserlich frid wolte sich daruber stossen, g so must man auf andere weg gedengken, wie man solicher sach rath finde–g, 1.

Anmerkungen

a
 Nachgetr.
b
–b Nachgetr.
c
–c  Korr. aus: papistlern
d
–d Nachgetr.
e
–e Nachgetr.
f
–f Nachgetr.
g
–g Korr. aus: so sollen unsere rethe den keiserischen in geheim und auf gute vertrauen und uff zusag, das es bei inen in geheim gelassen werden sollte, sagen, das sie nur furtfaren und unsern stenden einen eusserlichen friden uff vorige articul geben, so wollten wir dran sein und verfugn, das in der zeit, dweil unser ainung wehret, nimants weiter in dieselbige unsere ainung uff- oder angenomen werden solt, dann di ainung vermug, das solch ainnemen mit unser aller furwissen und bewilligen gescheen solt. Doch das man mitlertzeit in jens teils ainung auch nimants ferrer nehme und das uns freistunde, di hertzogin, Hg. Erichs seligen witwe, iren sohn und land etc. einzunemen, dann wirs inen hibevor bewilligt und zugesagt hetten.
1
 Vgl. Bedenken Jakob Sturms zum Friedensproblem, [Regensburg], o. Datum, Marburg StA, PA 576, fol. 153r–153v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 153v: H. Jacob Sturmen bedencken uff die artickel des eußerlichen fridens: Der friden will uff zweyen wegen stehen: Erstlich uff dem, daß sich kein stand besorgen dörf der religion halben und sonderlich von wegen des wormbischen edicts und augspurgischen abschids, sonder daß die religion befridet wurde. Es würdet aber bey der ksl. Mt. schwerlich zu erheben sein, das sie das edict revocirn. Darumb so musst man dohin sehen, da man die gantze revocation des edicts nit erlangen könnte, das man doch allein den effect desselben abthet, also daß sich desselben halben niemands besorgen dörft. Der ander weg, der will von dem gegentheil herfliessen, welche gern verhütet sehen, das niemant mehr, zu diser religion zu kommen, vergönnet wurde, und allein uß der ursach, das sie sorgen, man greif darnoch der geistlichen guetter halben weitter umb sich, und darumb, damit der gegentheil auch dester mehr zufriden gestellt werden möcht, so mußt man der gutter halben ein maß machen, wie es mit denselben gehalten werden soll. Davon nun weitter zu reden.