Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 319r–325r (Konz.).
B koll. Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 3 (Kop.); DV v. a. Hd.: Der churfursten antwort, den abschidt belangen. Praesentatum 17. Julij.
C koll. München HStA, KBÄA 3153, fol. 106r–111v (Kop.); DV fol. 111v: Der churfursten und der abwesenden potschaften antwurt auf ksl. Mt. jungste schrift, in welher gemelt wirt, darauf den abschid ze stellen. Actum 16. Julij anno 41.
D koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 382r–386r (Kop.); AV fol. 382r: Gelesen am 16. Julij 1541.
Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 220 , S. 674–678; Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 127, S. 395–399; Walch, Bd. 17, Nr. 1390, Sp. 740–741; Corp. Reform. IV, Nr. 2313, Sp. 524–526.
Der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herren, gnedigsten bericht [Nr. 135], welchergestalt ir ksl. Mt. uff underthenigst ansuchen und bit gemeiner stend dem bebstlichen legaten alle handlung der verordenten colloquutorn communicirt, sein gutbeduncken daruff zu vernemen, haben die churfursten und der abwesenden botschaften mit des bebstlichen legaten gegeben antwort [Nr. 133] neben anderm, so die ksl. Mt. gmeinen stenden gnediglich anzeigen lassen, zu dem abschidt ditz reichstags dinlich, in aller underthenigkeit angehort und wissen sich anfenglich wol zu erinnern, was getreuen, gnedigen und ungesparten fleys ir ksl. Mt. nun etlich jar her ußa keiserlichem, vatterlichem gemut, b –auch gnediger lieb und zuneigung, so sie zu der teutschen nation tragen–b, zu mer malen und in vil weg furgewendt hat, den zwispalt unser heiligen relligion zu christenlicher einigkeit und vergleichung zu bringen und im hl. reich frid und ruhe zu pflantzen und zu erhalten, welchs gnedigen und getreuen fleys di churfursten und der abwesenden botschaften irer Mt. underthenigsten danck sagen, mit erbietung, umb ir ksl. Mt. allzeit undertheniglich zu verdienen.
Und haben ferrer ir Mt. gnedige schrift ersehen, erwegen und beratschlagt und, was anfenglich der colloquenten handlung, der strittigen relligion halben gepflegen, betrifft, fur nutz und gut erwegen und inen gefallen lassen, die puncten und artickel, der sich bemelte colloquenten beiderseits verglichen haben, also fur gut zu halten und es dabei bleiben zu lassen bis zu einem gmeinen, freyen, christenlichen concilio oder einer nationalversamlung, ordenlicherweiß zu beruffen, oder, so dero keins zu erhalten, bis zu einem kunftigen reichstagc, der hoffnung, solhs soll zu verhuetung ferrern unrats und zwispaltsd, auch entlicher vergleichung e –der obgemelten und ubrigen–e strittigen puncten dinlich und erschießlich sein2. Wo auch, derselben strittigen puncten noch etlich zu erledigen und zu vergleichen, hoffnung were, wolten die churfursten und der abwesenden botschaften die ksl. Mt. in aller underthenigkeit gebetten haben, in solhem gnedige mittel und weg auch zu suchen und furzunemen. Im fall aber, das solhs diser zeit nit moglich noch zu erheben, so bitten die churfursten und der abwesenden botschaften die ksl. Mt. abermals gehorsamlich, ir ksl. Mt. welle irem gnedigsten erbieten nach, des di churfursten und der abwesenden botschaften ir ksl. Mt. billich undertheniglich danckbar sein, mit der bebstlichen Hlt. handlen und getreues fleiß furdern, zu erorterung und vergleichung f –der obgemelten und–f uberigen unerledigten puncten ein gmein, frei, christenlich concilium an ein gelegen malstat in teutscher nation zum allerfurderlichsten außzuschreiben und unverzuglich zu halten, auch andre christenliche konig und potentaten zu ersuchen, uf solhem concilio durch sich selbs oder ander geschickte, erfarne, fromme und gelerte personen und theologen zu erscheineng.
Wo aber sollich concilium uß ehaften verhinderungen sein furgang nit erreichen mocht, welhs sich die churfursten und der abwesenden botschaften uff der röm. ksl. Mt., auch des bebstlichen legaten gnedigst vertrostung keinswegs, sonder vil mer versehen wellen, es werde zu erhaltung desselben durch ir ksl. Mt. aller moglicher fleiß furgewendt, daran dann di churfursten und der abwesenden botschaften nit zweiveln, alsdan mit der bepstlichen Hlt. zu handlen und zu furdern, der teutschen nation zu ruhe, wolfart und gutem ein nationalversamblung, ordenlicherweiß zu beruffen, zu bewilligen und furzunemen undh irer Hlt. legaten darzu gnediglich abzufertigen und zu schicken, damit in desselben gegenwertigkeit desto fruchtbarlicher gehandelt werden mag.
Aber im fall, das solhe nationalversamblung auch nit zu erhalten were, das sich di churfursten und der abwesenden botschaften gar nit getrosten, so bitten sie die ksl. Mt. in aller underthenigkeit, ir ksl. Mt. wellen disen hochbeschwerlichen last teutscher nation zu gnedigem gemut furen und sich alsdan zum allerfurderlichsten widerumb in das hl. reich teutscher nation verfugen, einen gmeinen reichstag unverzuglich an gelegen malstat außschreiben, denselben eigner person besuchen und dem getreuen fleiß, so ir ksl. Mt. diser nation zu wolfart und gutem bisher gepraucht haben, gnediglich anhangen und mit rat Kff., Ff. und gmeiner stendt gnedige mittel und weg suchen und furnemen, damit der zwispalt unser heiligen relligion zuletzt zu christenlicher einigkeit und vergleichung gelangen und im hl. reich ruhe, friden und einigkeit gepflantzt und erhalten werden mocht, wie sich di churfursten und der abwesenden botschaften das und vil merer gnaden zu der ksl. Mt. undertheniglich versehen.
Und wiewol di churfursten und der abwesenden botschaften uff der ksl. Mt. gnedigs begern den puncten fridens und rechtens vor etlichen tagen fur di handt genomen und beratschlagt, auch zum teil damit fertig gewest, so haben doch ir ksl. Mt. uß jungster antwort [Nr. 195], ir ksl. Mt. der ylenden turckenhilf halben gegeben, gnediglich vernomen, was ursachen ir Mt. solher ratschlag bisher nit eroffnet ist, ungezweivelt, ir ksl. Mt. werde di churfursten und der abwesenden botschaften gnediglich entschuldigt haben. Thun aber ir Mt. ir getreu wolmeynung und bedencken solher puncten halben hiebeneben in underthenigkeit schriftlich ubergeben [Nr. 147] i –und bitten demnach in aller underthenigkeit, ir ksl. Mt. wollen sollichs besichtigen, disem und andern obligen des hl. reichs gnediglich außwarten und sich daruff mit gmeinen stenden vergleichen–i.
Das ir ksl. Mt. gnediglich geneigt ist, ernstlich insehens zu haben, das mitlerweil alle neue bucher und schriften, die relligion belangend, desgleichen alle schmeheschriften, es sey der relligion oder anders halben, nit getruckt noch feilgehabt werden sollen, daran thun ir ksl. Mt. ein notwendig, gut, christenlich werck, welhs zu verhuetung vil unrats, widerwillen und ander weiterung dinlich ist. Und bitten di churfursten und der abwesenden botschaften undertheniglich, ir ksl. Mt. wellen sollichs bei schweren peenen und nemlich einer leibstraff ernstlich verbieten, welhe nit allein der auctor oder tichter, sonder auch der trucker und, wer solhe schriften und bucher kauft und verkauft, verwirckt haben, der auch nimands erlassen werden soll.
Und nachdem zwischen etlichen hohen stenden im hl. reich etliche schriften hin und wider außgangen sein, daraus allerhandt unruhe zu besorgen, so bitten di churfursten und der abwesenden botschaften, ir ksl. Mt. wollen gnediglich insehens haben, damit solhe stendt zu hinlegung und erorterung irs mißverstands komen, damit j –solhe schriften hinfur furkomen und–j ruhe und frieden im hl. reich erhalten werden mocht.
Den nurmbergischen fridstandt betreffendt, achten die churfursten und der abwesenden botschaften fur notwendigk, das durch die ksl. Mt. gnedige fursehung geschee, das ein yder bei seinen l –landen, leuten–l, renten, zinsen, gulten und andern gutern, nichts außgenomen, geruiglich bleiben, di gebrauchen und niessen mog, unverhindert des andern teils, welhe ein yder dem andern auch ungehindert und ungespert volgen lassen soll. Darzu das keiner des andern stet oder underthanen der relligion m –oder anderer sachen–m halben an sich ziehen, annemen noch dieselben wider andernn schutzen, schirmen noch vertheidingen sollt in keinen wego, wie di ksl. Mt., solhem allem sonder zweivel gnedige und notwendige fursehung zu thun, fur sich selbs geneigt sein wurdet. Und dieweil bisher auß dem nurmbergischen fridtstandt allerhandt mißverstandt ervolgt und in zweivel gezogen, welhs relligionsachen seyn, so bedancken sich di churfursten und der abwesenden botschaften undertheniglich, das ir ksl. Mt., sich in solhem zu declariren, gnediglich geneigt ist, bitten auch ir Mt. gehorsamlich, sie wollen dem auch furderlich volziehung thun. Und das ir ksl. Mt. ir selbs undp irem brueder, dem röm. konig, oder ir einem, so im hl. reich teutscher nation gegenwurtig ist, weiter erclerung zu thun, vorbehalten, doch unbegeben des augspurgischen abschids, das lassen inen di churfursten und der abwesenden botschaften wolgefallen, achten auch solhs der kunftigen fell halben, darin zweivel entsteen mocht, fur nutz und notwendig.
Was das keiserliche camergericht betrifft, achtenq di churfursten und der abwesenden botschaften r –fur notwendig–r, das bemelt camergericht bei seiner auctoritet, gwalt und jurisdiction, wie solhs hievor mit rat und zuthuen gmeiner stendt verordent und uffgericht ist, bleiben und dabei gehandthabt, auch dem von allen stenden gehorsam geleist werden soll. Und wiewol den churfursten und der abwesenden botschaften uß beweglichen ursachen etwas beschwerlich, sich in die underhaltung gedachts camergerichts inzulassen, so wellen sie doch irer Mt. zu underthenigstem gefallen bewilligen, bemelt camergericht s –sechs jar lang di nechsten–s zum halben teil zu underhalten, t –doch das die protestirenden vermocht werden, ir gepur zu erhaltung solhs halben teils auch zu erlegen, das auch gedachtem camergericht–t sein freyer, stracker laufu gelassen werde, wie sollichs des hl. reichs ordnung außweist und vermag, darzu, das in dem abschidt ditz reichstags ein jerliche visitation gedachts camergerichts verordent und darin die personen und zeit, durch welhe und wan solhe jerliche visitation gescheen soll, außgetruckt und benent werden, damit die mengel, so an den personen und an verhinderung des rechtlichen proceß sein mochten, durch der visitator fleissig, gepurlich inquisition notturftiglich erkhundigt und gmeinen stenden des hl. reichs zu nutz und wolfart abgestellt werden mogen. Darzu, das die verhinderung des sindicats, welhe bisanher furgefallen, erledigt und also fursehung geschee, damit sich ein yder desselben zu seiner notturft frei und unverhindert zu geprauchen hab, wie solhs uff hievor gehaltnem reichstag alhie auch fur gut angesehen worden ist. Aber den andern teil der underhaltung des keiserlichen camergerichts, desgleichen der camergerichtspersonen ausstendige besoldung etlicher quartal belangendt, bitten di churfursten und der abwesenden botschaften undertheniglich, ir ksl. Mt. wollen gmeine stendt damit nit beschweren, sonder diß ir underthenigst, gutwillig erbieten von inen gnediglich annemen, v –di underhaltung zum halben teil uff sich nemen und, den alten außstand gnediglich zu bezalen, verschaffen–v, in ansehung, das sie diser zeit mit andern obligen des hl. reichs beladen sein.
Der eilenden turckenhilf halben haben die stendt ir ksl. Mt. ir meynung und bedencken vor wenig tagen undertheniglich eroffnet, der hoffnung, ir ksl. Mt. soll des gnediglich zufriden und gesettigt, so sein sie auch urbutig und in arbeit, di beharrliche hilf zu beratschlagen und zu bedencken und, so schirst sie entschlossen, der röm. ksl. Mt. iren ratschlag undertheniglich zu eroffnen und anzuzeigen.
Was die montz und ringerung der anschleg belangt, achten di churfursten und der abwesenden botschaften, das solhe beide puncten nit fuglicher zu erledigen dann vermog des augspurgischen und regenspurgischen abschids uff einem sondern tag, des man sich ytzo alhie, gein Speir furzunemen, vergleichen und deshalben in dem abschid ditz tags versehung thun mocht, doch das di ksl. Mt. darzu ir statliche und ansehenliche commissare mit bevelh und gwalt gnediglich verordnen, desgleichen von irer Mt. nider erblandt wegen w –etliche muntzverstendigen– auch schicken, sich mit gmeinen stenden einer gleichmessigen montz zu vergleichen, wie ir ksl. Mt. solhs in jungstem regenspurgischem abschidt gnediglich bewilligt hat. Das haben di churfursten und der abwesenden botschaften der ksl. Mt. in underthenigster gehorsam anzaigen wellen, sich damit irer Mt. bevelhendt3.