Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 333r–335r (Kop.).

B  koll. Rom AVat, Armadio LXIV vol. 8, fol. 134r–136r (Kop.).

Druck: Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 128, S. 399–401.

Wiewol der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, uff ir Mt. jungste ubergeben schrift und gnedigen furschlag, auch der babstlichen Hlt. legaten resolution hieneben von wegen der churfursten ein schriftlich antwort und bedencken, so durch den merer theil beschlossen [Nr. 146], zugestelt worden, jedoch werden der Kard. und Ebf. zu Maintz etc. und des Ebf. zu Trier etc. gesandten rethe und botschaften getrungen, uber den puncten, belangend die artickel, so durch die verordneten colloquenten verglichen sein sollen, yr bedencken und notturft der ksl. Mt. in sonderheit underthenigst furzupringen, namlich, das sie, die puncten, deren sich die colloquenten verglichen haben, also fur gut ze halten und es darbey bleiben zu lassen, zum wenigsten biß uff das nechstkunftig gemein concilium, nit willigen noch annemen kunden, dan erstlich befinden sie nit auß des bebstlichen legaten ubergebenen resolution, das er solcher artickel eynen oder mehr beliebt oder becreftiget, besunder sie alle der babstlichen Hlt., in einem gemeinen concilio oder durch andere gelegne weg zu erortern, heimgestelt habe. So vernemen sie auch auß ir ksl. Mt. ubergebnen schrift gar nit, das dieselbige ir ksl. Mt., solich angezogen, verglichene puncten fur guet zu halten, entschlossen seye. Darzu wissen sie sich auch selbst wol zu erinnern, das inen, in solchen unsers heiligen glaubens und religionssachen one der babstlichen Hlt., der ksl. Mt. und anderer christenlichen nationen bewilligung und zuthuen ainicherley von neuem zu willigen, setzen oder anzunemen, gantz beschwerlich sein und das sollich ir annemung und guethaltung in dem fall, das in den gedachten artickeln ichts irrigs und ungerechts oder der christenlichen kirchen lere und loblichem gebrauch ungemeß begriffen were, ein gar vergeblich, nichtige annemung und guthaltung sein wurde. Und sie seyen auch allberait von iren theologis und gelerten bericht worden und befinden es zum theil selbß, das der colloquenten schriften etlich unnottwendige und nit strittige artickel und dan etliche wort wieder den geprauch der christlichen kirchen und der heiligen vetter und (das noch meher ist) auch etzliche irrig und unzulessige lere und meinungen in sich halten, darumb auch under inen, den colloquenten, wol einer zu befinden, der solicher vergleichung nit gestendig, und ein anderer, der gleichwol anzeigt, etlich vil artickel verglichen sein, doch darbey auch bekent, das dieselben eim andern one bericht aines auß den verordenten colloquenten recht und, wie sie von den colloquutorn gemeint worden, zu versteen unmuglich seyen. Des alles halben wissen noch mogen bemelte der Kard. und Ebf. zu Meintz und des Ebf. zu Trier gesandten rethe solich angezogene, verglichene artickel, inmassen die gestelt, nit annemen, wie sie dan hieruber offentlich protestirt haben und, sollichs alles hiemit ir röm. ksl. Mt. underthenigster, getreuer wolmeinung anzuzeigen, irer unvermeidtlichen notturft nach nit underlassen kunden.

Zum andern gibt der röm. ksl. Mt. obbemelter Kard. und Ebf. zu Meintz etc. auch underthenigst zu vernemen, das im fall, do ir ksl. Mt. den nurmbergische fridstandt wiederumb erstrecken wolte, gemeiner gehorsamen stend hohe notturft erforderte, das derselbig fridstandt mit der erclerung, maß und geding aufgericht wurde, wie deshalb in der fursten und stenden und der abwesenden botschaften hieneben ubergebenen, schriftlichen antwort nach der leng angezeigt und außgefurt wurdt, mit welchen er das auch einig ist.

Alsdan aber neben obberurter der churfursten schriftlichen antwort in namen der churfursten und der abwesenden botschaften irer ksl. Mt. auch ein andere schrift, frid und recht betreffend, ubergeben ist [Nr. 147], darin an den orten, daa des camergerichts ordnung gedacht wurdet, mit dem merern nit erhalten werden wollen, das zugleich auch des hl. reichs abschieden und gemeiner rechten daselbst meldung beschehe, dergleichen hat auch das meher nit zulassen wollen, das die ursachen der verletzung des landfridens und verhinderung des gestracken lauf des camergerichts in solcher schrift außgedruckt wurden, nemlich also, das der landtfrid von wegen der streittigen religion und auß andern ursachen in vil weg verletzt und demselben zuwiedergehandelt und das dem keyserlichen camergericht sein freyer stracker lauf verhindert ist. Und zum dritten hat auch das merer theil die ksl. Mt. bey dem puncten, da von vergleichung der religionsach und abschaffung der mißbreuch gesetzt und gebetten wurdt, nit alsobaldt auch undertheniglich ansuchen wollen, das dieselben uff mittel und weg gnediglich gedencken wolten, wie die entsetzten irer guetter wiederumb restituirt oder geburliche, rechtlichen außtrag irer forderung erlangen mogen. Hierumb und, damit nun bemelter Kard. und Ebf. zu Meintz etc. und obgedachts Ebf. zu Trier gesandten rethe von des hl. reichs abschieden und in sonderheit von dem, so jungst zu Augspurg uffgericht ist worden, nit abgefurt wurden und ir ksl. Mt. die ursachen des verletzten landfridens und verhinderts rechtens undertheniglich angezeigt und das diejhenigen, so des iren wieder recht entsetzt worden, desto furderlicher wiederumb restituirt werden mochten, so haben sie auch soliche schrift dieser mengel halben und one sollich ir erclärung nit annemen wollen, besunder sich auch irer meinung und willens gnugsam erclert und, dieselben ferner irer ksl. Mt. in underthenigkheit zu eroffnen, vorbehalten, wie sie dan hiemit auch undertheniglich thun und ir ksl. Mt. underthenigst bitten, die geruhe, solich ir erclerung und gethane protestationen zu keinen ungnaden und nit anderer gestalt, dan irer notturft nach beschehen sein, zu vermercken und demnach ir allergnedigster keyser und her zu sein und zu pleiben.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung der Übergabe an den Kaiser vgl. Dr. Johann Marquardt an Mgf. Ernst von Baden, 1541 Juli 17, vgl. unten Nr. 881und die Aktennotiz des Freisinger Kanzlers Dr. Georg Beheim gen. Spieß zum 17. Juli, Anm. 2 zu Nr. 149.
a
 Nach B korr. aus: das.