Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Konstanz StadtA G 19 (Reformationsakten), fol. 478r–479v (Kop.), ÜS fol. 478r: Der fryg- und richstett gesandten usserhalb der protestierenden antwurt uff den 18. Julij gegeben.

B  koll. Speyer StadtA, 1 A Nr. 160 , unfol. (Kop.); AS: Der stett andere beclagung von den stenden wegen irer ausschliessung sampt inverleipter antwort uff der ksl. Mt. furhalten in religionssachen.

Druck: Walch, Bd. 17, Nr. 1393 , Sp. 749–751; Corp. Reform. IV, Nr. 2318, Sp. 552–553.

Wiewol wir verhofft, es solten churfursten, fursten, prelaten und grafen sich nunmer nach geschehner erinnerung des alten, im rych hergebrachten bruchs gehalten und uns ires bedenckens, wie herbracht, abschrift und bedecht zugelassen und vergunt haben, so hat sich doch abermals Sontags, den 17. diß monats zutragen, das sy durch ire verordneten uns anzaigen lassen, wie sy sich zwayer underschidlichen antwurt in der religionsachen, euerer ksl. Mt. zu uberantwurten, entschlossen und das ir bevelh, uns dieselbigen furlesen zu lassen. Wann wir aber die grosse der schriften ersehen und by uns nit erachten mogen, das dieselbigen glichformig in gedechtnus durch das gehor gefurt werden möchten, ouch unsern obern mergklich daran gelegen, haben wir zu furderung der sachen abschrift und bedacht begert, aber nit erhalten. Darumb wir als diejhenen, so von inen usgeschlossen worden, underthenigster gehorsam wegen euerer ksl. Mt. an geburender, demutiger antwurt nit wissen mangelhaft zu lassen.

Bitten abermals, euere ksl. Mt. welle uns gnedigst bey altem herkommen handthaben und in ansehen, wes euerer ksl. Mt., ouch den frey- und rychstetten an sollichem gelegen, allergnedigst mit churfursten, fursten, praelaten und graven jetzo alhie verschaffen, uns by altem gebruch unserm vorigen euerer ksl. Mt. ubergebnen bericht nach pliben zu lassen1.

Demnach uff euerer ksl. Mt. gnedig furhalten und erbieten, Zinstag, den 12. dis monats, den puncten die religion belangend, beschehen, thund gegen euere ksl. Mt. wir uns underthenigst bedancken des gnedigen euerer ksl. Mt. vorhabens und anbietens, das euere ksl. Mt. gnedigst bewilligt, uffs furderlichst, so immer möglich, mit verlihung des almechtigen sich widerumb in das hl. rych tutscher nation zu verfugen und sich diser sachen halben dermassen zu erzaigen und zu bewysen, wie ainem christenlichen kayser gepurt und wol ansteet, das ouch euere ksl. Mt. bedacht, sich jetzo furderlichen zu bäpstlicher Hlt. zu verfugen und von derselbigen aigentlich zu vernemen, weß des conciliums halben zu verhoffen syge. Wunschen euerer ksl. Mt. zu disem irer Mt. christenlichem vorhaben des almechtigen gnad, hilf und furderung. Und als euere ksl. Mt. zu gemainer stend bedencken gesetzt, ob fur gut angesehen wurde, die puncten, deren sich die colloquenten baidersyths verglichen haben, also fur gut zu halten und es darbey plyben zu lassen, zum wenigisten biß uff das nechst kunftig concilium oder so lang, das sunst durch geburlich weg mit verwilligung und verglichung der stend ander ordnung oder fursehung geschehe und uffgericht wurd etc., so dann euere ksl. Mt. sollichs fur gut ansicht, lassen euerer ksl. Mt. gnedigst bedencken wir uns und sonderlich der mererthail wolgefallen, das die verglichne artickel und uber die unverglichne das bedencken der catholischen undersprecher eroffnet, publicert und dergestalt, wie von denselbigen catholischen colloquenten angesehen, zu leren zugelassen werd. Dodurch wurd dem volck das verlangen zu wissen, weß hierunder gehandelt, benommen, euerer ksl. Mt. und der stend hierin furgewendten vlyß ouch by menigklichen erkant und des unvlyß verdacht abgewendt. Es mocht ouch hierdurch der unwill und das mißvertruwen, so die weltlichen gegen den gaistlichen bißher getragen, geringert oder villicht durch disen weg gar abgelegt werden, so sunst, wo sollichs euerer ksl. Mt. bedencken nit furgen solt, der widerwillen und die unruw sich erzaigen möchte.

Und ist uns nit zuentgegen, das mittlerzit alle truck und pucher der christenlichen religion zuwider, desglichen alle schmachschriften, es sye von wegen der religion oder anderer sachen halben, zu trucken oder usgeen zu lassen, by schweren penen verschaffen werden.

Darneben ist an euere ksl. Mt. unser underthenigst bitt, euere ksl. Mt. wir on das allergnedigst gewilligt spuren, ain bestendigen friden im hl. rych tutscher nation zwuschen den stenden uffzurichten.

Wir beschweren uns ouch nit, das euerer ksl. Mt. camergericht by siner auctoritet, gwalt und jurisdiction plybe und dem von allen stenden, so nit dargegen befryet, gehorsam gelaist werd und von den stenden geburlicher und treglicher weyß underhalten werd, doch das die clagen von gemeltem camergericht durch geburlich weg abgeschafft und deßhalb uffs ordenlichst insehen gedrachtet, ouch dasselbig durch gaistliche und weltliche stend zuglich besetzt, ouch allergnedigst versehen werd, das sollich camergericht nit, wider dis gescheft, befelh und comission, so von sonderlicher euerer ksl. Mt. wissenhait jederzit usgeen, zu sprechen, zugelassen, domit euerer ksl. Mt. auctoritet vor allen dingen erhalten plib. Und so von andern stenden der uberigen puncten halb zur handlung gegriffen, wellen wir uns unsers bedenckens darin ouch underthenigst vernemmen lassen, underthenigst bittend, euere ksl. Mt. geruch, dise unser bedencken zu gnaden anzunemmen und unsere obern und uns in allergnedigistem bevelh, schutz und schirm zu haben.

Anmerkungen

1
 Zum Konflikt um Session und Stimmrecht der altgläubigen Reichsstädte auf dem Regensburger Reichstag vgl. unten Nr. 208–213.