Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 358r–365v (Kop.).

B  koll. Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Reinkonz.).

C  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 281r–285v (Kop.); AS fol. 281r: Copei abermals ksl. Mt. vorgeschlagene artickel des abschieds 1541. Regennspurg, Mitwoch nach Jacobj, den 27. Julij.

D  koll. Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 347r–350v (Kop.); AV fol. 350v: Ksl. Mt. dritte abschidliche furhalten uff 26. Julij.

Druck: Corp. Reform. IV, Nr. 2347 , Sp. 612–616.

a Die röm. ksl. Mt., unser allergenedigister herr, hat der Kff., Ff. und stende underschidlich uberantwurte schriften, irer ksl. Mt. auf derselben jungste schrift, den abschid diß reichstags belangendt, ubergeben, nach lengs genedigclich gehört und vernomben und dieselben aneinander etwas ungleich und strittig befunden2, deshalben ir ksl. Mt. zu vermeidung ferrer disputacion, auch verlierung der zeit genedigister wolmaynung furgenomen hat, die artickhl, darnach diser reichsabschid in ordenlichen form gestelt werden sölle, nachvolgender maß in schrift zu begreiffen, des freuntlichen und genedigisten versehens, Kff., Ff. und stende werden nach gestalt und gelegenheit gegenwurtiger zeit und wesens damit ainhellig zufriden sein und solche der ksl. Mt. erleutterung sambt derselben erbietten gehorsamblich und in underthenigkhait annemen, demselben geleben und nachkhomben, auch darauf zu verfassung und fertigung des abschids greiffen, wie sich des ir ksl. Mt. zu gemainen stenden gantz unzweiflich getrösten und versehen wil.

Nemblich furs erst, das die ksl. Mt. –a der verordenten theologen handlung auf ain gemain concilium, b so in teutscher nation gehalten werden solle–b, remittiert, wie dann der babstlichen Hlt. legat irer ksl. Mt., das solich concilium in kurtzem durch die babstlich Hlt. ausgeschrieben werde, vergewissung gethan, wo aber das nit furgang haben, das doch ain nationalconcili gehalten und im faal, wo der khains fueglich gehalten werden möchte, das dann ain gemaine reichsversamblung gehalten werden solle.

Und damit dann gemaine reichsstende spuren und vernemen mögen, das ir ksl. Mt., des hl. reichs wolfart und aufnemen genedigclich ze furdernc, genaigt, und sonderlich, das dieser stritt der religion zu furderlicher endtschaft und erörterung gebracht werde, so3 wil ir ksl. Mt. an derselben yetzigen durchzug in Italia bei babstlicher Hlt. mit allem embsigen vleyß und ernst handlen und furdern, das solch generalconcilium, d als obsteet, in teutscher nation–d zum furderlichisten gehalten und im faal, so dasselb nit furgang haben möchte, alsdann das nationalconcilium zum furderlichisten ausgeschrieben und gehalten werde, inmassen solches von gemainen reichsstenden gebetten und begert worden. Und wo aber deren khains fueglich gehalten werden möcht, so will alsdann ir ksl. Mt. in e 18 monaten, von dato dits reichstags ze raitten–e, ainen gemainen reichstag ausschreiben und denselben f mit der hilf Gottes–f aigner person besuechen, der hoffnung, berurte, strittige religionsach zu entlicher, christlicher vergleichung und ainigkhait ze bringen und alles anders ze handlen, das dem hl. reich und desselben stenden zu wolfart, nutz und guettem geraichen mag.

g Ir ksl. Mt. wil auch bey babstlicher Hlt. furdern und handlen, das dieselb ainen legaten mit genugsamem gewaldt auf solchen reichstag verordne und schickhe, damit in der strittigen religionsachen dest statlicher und fruchtbarlicher gehandelt werden mög–g.

h Es solle–h biß zu obbestimbter entlicher vergleichung durch die protestierenden uber und wider die artickel, deren sich die verordenten theologi verainigti, nit geschritten werden.

Dazwischen sollen die geistlichen, prelaten sament und sonderlich bedacht sein, under inen ordnung und reformation furnemen, die zu guetter geburlicher und hailsamer administration und regierung der kirchen dienstlich und nutzlich seyen, welche ordnung und reformation auch zu entlicher, christlichen vergleichung der strittigen religion ain vorberaittung und derselben sonders zweifels hoch dienstlich sein werden4. Ir ksl. Mt. wil auch mit der babstlichen Hlt. j legaten handlen, das derselb solches den gaistlichen auflegen und bei inen darob und daran sein welle, das solche reformation iren furgang habe und volzogen werde–j.

Das auch der nurmbergisch fridtstandt, so hievor aus hochwichtigen, notgedrengten ursachen, die dazumal vor augen gewest und deren yetz noch vil mer verhanden sein, aufgericht worden, biß auf den khunftigen reichstag in allen seinen puncten und artickhln von allen tailen vestigclich und unverbruchlich gehalten und darwider nit gehandelt werde und nun hinfuran in der religion- und glaubenssachen noch sonst khainer andern ursach halben khain stand noch glid des reichs den andern biß auf das gemain oder nationalconcilii oder, biß derhalben ain gemain reichsversamblung gehalten wirdet, bevehden, bekhriegen, berauben, fahen, uberziehen, belegern, auch dartzue durch sich selbst oder yemandts andern von seinenwegen nit diennen noch ainich schloß, stet, märckht, befestigung, dörfer, höff oder weyler, absteigen oder on des andern willen mit gewaldthieger that fravenlich einnemen oder geferlichen mit prandt oder in ander weege beschedigen noch nyemandts solchen thatern rat, hilf und in khain ander weiß beistandt oder furschueb thuen, auch sy wissentlich und geverlich nit herbergen, behausen, etzen, drenckhen enthalten oder gedulden, sonder ain yeder den andern mit rechter freundtschaft und christenlicher lieb maynen, auch die clöster und kirchen unzerbrochen und unabgethan beleiben, dergleichen den gaistlichen ire rent, zynß und einkhomben k (sovil sy deren noch in possession seyen)–khinfuro unaufgehalten verfolgen und zuesteen. l Es sollen auch die protestierenden niemandts der andern seitten zu sich dringen, bewegen oder ziehen–l.

Welche aber dawider handlen, das gegen denselben umb alles, wie obsteet, der weeg des rechtens vor dem k[ayserlichen] chamergericht altzeit offen sein soll und auf der klagenden partheyen oder des kayserlichen camergerichtsfiscal anrueffen an demselben camergericht nach des chamergerichts ordnung mit recht und desselben ordenlichen exequution verfaren werden, sich khain tail desselben chamergerichts prozeß und handlungen ungehorsamblich erzaigen und halten, doch irer ksl. Mt. hiemit altzeitm vorbehalten, das sy uber diesen friedstandt, so oft solches die notturft gefordern wirdet, yederzeit declaration und erleuttherung thuen möge.

Und sovil betrift die achten und proceß, so bisheer in religion- und andern sachen, von der wegen ain stritt gewesen, ob dieselben in dem nurmbergischen fridtstand begriffen sein sollen oder nit, bey dem camergericht anhengig gemacht worden sein, will ir ksl. Mt. zu erhalthung fridens, rue und ainigkhait im hl. reich teutscher nation und aus irer ksl. Mt. machtvolkhomenhait dieselben achten und proceß so lang, biß, als obsteet, das gemain oder nationalconcilii oder in dieser sach ain gemaine reichsversamblung gehalten wirdet, suspendiert und eingestelt haben undn auf der tail ansuechen unpartheysche commissary verordnen, o die innerhalb jarsfrist, von diesem reichstag an ze raytten, zwischen den partheyen zu guetlicher hinlegung und vergleichung der sachen handlen. Wo aber die vergleichung nit stathaben oder erlangt werden möchte, sollen die commissary der ksl. Mt. irer handlung sambt derselben guetbedunckhen zueschreiben, daruber ir ksl. Mt. ferrer declaration thun wil, welche handlungen religion- oder prophansachen seyen. Dieselb declaration solle hiezwischen negstkhunftigen Reichstag oder auf demselben negstkhunftigen reichstag mit rat und gutbedunckhen der reichsstende beschehen–o.

Ferrer, so ist der ksl. Mt. will und maynung, das das chamergericht im hl. reich, wie dasselb durch ir ksl. Mt. und gemaine stende auf jungst gehalten zwayen reichstägen aufgericht, im wesen beleibe, demselben von allen stenden gehorsam gelaist und sein gestrackhter gang und lauf gelassen werden solle.

Ir ksl. Mt. wil auch inhalt voriger reichsabschiede mit der reformation und visitation desselben chamergerichts auf Martinip schieristen furgheen lassen und derhalben yetzo commissary verordnen, q durch welche suspension und reformation die verdechtlichait gegen den personen des chamergerichts fallen und hinweeggenomen wirdet–q.

r Es sollen auch chamerrichter und beysitzer in solcher reformation geloben und schweren, das sy diesen reichsabschied halten und darwider nit handlen noch erkhennen wellen, damit menigclich im hl. reiche gleich, unpartheysch recht erfolge und mitgetailt werde. Und ob uber solche reformation und visitation bey dem chamergericht irrung und missverstandt furfallen wurde, darin wil ir die ksl. Mt. gleichermassen, dem rechten und der billichait nach declaration zue thuen, vorbehalten haben5.

Und dieweil gemaine reichsstende auf ksl. Mt. genedigs ansynnen bewilliget haben, das camergericht auf drey jar lang, die negsten nach diesem reichstag, in irem costen zu underhalten, nimbt solches ir ksl. Mt. zu genedigem wolgefallen an. Und ist ir ksl. Mt. genedigs begeer, gemaine stende wellen mitlerzeit auf die weeg und mittl bedacht sein, welchermassen dasselb chamergericht nach verscheinung der dreyer jar one irer ksl. Mt. und gemainer reichsstende beschwerung ferrer erhalten werden möge, dartzue ir ksl. Mt. ires tails genedigclich verhelfen will–r.

Ir ksl. Mt. will auch in allen andern artickhln dem augspurgischen abschid nichts benomben, sonder derselb bey wirden und kreften beleiben und, ob sich aber in solchem ainicher stritt oder irrthumb zuetragen, daruber gleichermassen declaration zue thuen, vorbehalten haben.

Daneben so ist auch irer ksl. Mt. willen und maynung, das hinfuro alle schmachschriften ze druckhen oder s sonst geschrieben–s vailzehaben verbotten sein sollen und das ain jeder churfurst, furst und andere stende in iren oberigkhaitten ob solchem verbott mit allem ernst haltent.

u Und nachdem, wie vorgemelt, von wegen reformation und visitacion des camergerichts auf Martini ain tag gheen Speyr furgenomen, so will die ksl. Mt. denselben commissarien auflegen und bevelhen, von wegen der muntzhandlung, auch ringerung der anschlege und pollicey ze handlen6, wie solchs zu hiervor gehalten reichstägen fur gut und notwendig angesehen wordenv.

Und ist hierauf der ksl. Mt. freuntliches und genediges ansynnen, gemaine reichsstende wellen on ferrer disputacion zu der fertigung des abschidts greiffen und hieruber weitter nit difficultiern noch ainichen aufzug gebrauchen. Das khombt der ksl. Mt. von gemainen reichsstenden zu freuntlichem, annemigem und gehorsamem gefallen, gegen inen in genaden und freundtschaft zu erkhennen–u, 7.

Anmerkungen

1
 Die Überlieferungen Hannover NLA, Cal. 11 Nr. 34, fol. 5r–10r (Kop.), Frankfurt ISG, RTA 47, fol. 67r–71v (alt) (Kop.), Stettin AP, AKS I 7110, pag. 281–297 (Kop.) datieren das Stück wie C auf den 27. Juli 1541, die Überlieferung Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20III, fol. 479r–483v (Kop.) auf den 28. Juli 1541. Die übrigen erschlossenen Überlieferungen sind undatiert.
a
–a Diese Partie des Textes stimmt in B wörtlich mit der Einleitung der kaiserlichen Vorlage vom 23. Juli 1541 überein, vgl. oben Nr. 152. Das Reinkonzept B benutzt diese Vorlage vom 23. Juli 1541 als Basistext.
2
 Dazu in C marg. v. a. Hd.: Freylich nicht wenig.
b
–b In B v. a. Hd. nachgetr.
c
 In B wie in C und D danach: allzeit.
3
 Zum Folgenden ist in C v. a. Hd. marg. notiert: Mag der muhe und des fleißes wol uberhoben sein.
d
–d In B v. a. Hd. nachgetr.
e
–e In B: in 18 monatn oder aufs lengest innerhalb zwey jaren, von dato diß reichßtags ze raitn. Diese Formulierung ist in B korr. aus: zum furderlichisten, so es muglich ist.
f
–f In B v. a. Hd. nachgetr.
g
–g In B v. a. Hd. nachgetr.
h
–h In B korr. aus: Und ist darauf irer ksl. Mt. willen und maynung. Erste Korrektur v. 3. Hd., dann wieder gestr.: Und wer darauf irer ksl. Mt. gnedige ermanung und erinnerung.
i
 In B v. a. Hd. korr. aus: under inen verglichen. Erste Korrektur v. 3. Hd., dann wieder gestr.: mit den andern geeynigt.
4
 Vgl. das Gutachten der Räte Hg. Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg über den Vollzug des Regensburger Reichstagsabschiedes, 1541 Oktober/November, Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. IV, Nr. 60, S. 217–218.
j
–j In B v. a. Hd. nachgetr.
k
–k In B v. 3. Hd. nachgetr.
l
–l In B nachgetr.
m
 In B v. 3. Hd. nachgetr.
n
 In B danach gestr.: mitlerzeit.
o
–o In B v. a. Hd. korr. aus: zwischen inen ze handlen und vleis ze haben, sy biß auf obbestimbte handlungen der concilien oder reichsversamblung guetlich zu vertragen. Und wo aber die gemelten comissari die sach nit vertragen kundten, so wellen ir ksl. Mt. nach gehörter relation und deren guetbedunkhen nach gelegenhait der sachen der pillichait gemeß, was zu ruhe, friede und ainigkait der teutschen nation dienen wirdt, darin versehung thuen und ercleren.
p
 In B korr. aus: Michaelis.
q
–q In B v. a. Hd. nachgetr. Im ursprünglichen Text danach gestr.: Und dieweil ir ksl. Mt. dasselb chamergericht so lange jar heere one hilf und zuethuen gemainer reichsstende in irem ainigen costen underhalten hat, so ist nochmalen irer ksl. Mt. begeer, gemaine reichsstende wellen dasselb camergericht, dieweil solches inen, den reichsstenden, selbs zu nutz und guettem khome, hinfuron underhalten so lang, biß die wege und mittl gefunden werden, dardurch solch chamergericht one sondere der ksl. Mt. und gemainer stende beschwerdt oder darlegen underhalten werden möge.
r
–r Fehlt in B, gesondertes Konzept dazu, Wien HHStA, RK RTA 6, unfol.
5
 Zum Scheitern der Visitation im Juni 1542 vgl. Kammerrichter Gf. Johann von Montfort und Kammergerichtsbeisitzer an den Kaiser, Speyer, 1542 Juni 30, Wien HHStA, RK Kammergerichtsvisitationsakten 317, unfol.; Protestation der zur Kammergerichtsvisitation abgefertigten Gesandten Kursachsens, Mgf. Georgs von Brandenburg und der Stadt Augsburg, Speyer, 1542 Juni 26/25, ebd. und die Antwort des Kammergerichts auf diese Protestation, [Speyer], 1542 Juni, ebd. Vgl. auch Kammerrichter Gf. Johann von Montfort und Kammergerichtsbeisitzer an den Kaiser, Speyer, 1542 September 8, ebd.
s
–s In B v. a. Hd. nachgetr.
t
 In B danach gestr.: Und beslieslich so lässt ir die ksl. Mt. wolgefallen, das von wegen der muntzhandlung und ringerung der anschlege und policei der reichsstende guetbedunckhen nach ain tag gheen Speyr inhalt voriger reichsabschiede furgenomen werde. Und ist ir ksl. Mt. fruntlich und gnedigst begern, es wolln Kff., Ff. und stende obbestimpte articln bedenckn, damit daruff zum furderlichsten eyn entlicher abschayt begriffen und entschlossen werden. Es welln auch ir ksl. Mt. an gemelte Kff., Ff. und stende fruntlich und gnedigst begert haben, das sie in der eylenden und beharlichen hilf tzu entlicher verglichung und außtrag handeln wolln. Zum ersten gestrichenen Satz ist marginal notiert: auf den Tag Martini durch die comissarn auch zu Speyr ze handln. Der gestrichene Text ist vom zweiten Satz an von dritter Hd. geschrieben.
u
–u Fehlt in B, gesondertes Konzept dazu Wien, HHStA, RK RTA 6, unfol.
6
 Vgl. Härter, Karl: Entwicklung und Funktion der Policeygesetzgebung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im 16. Jahrhundert, in: Ius Commune 20 (1993) S. 61–141.
v
 An dieser Stelle sieht ein Einweisungszeichen – offenbar für den mündlichen Vortrag – folgenden Text vor, der dann in die schriftliche, von den Ständen kopierte Fassung nicht aufgenommen wurde: Als sich auch vil jar here des hl. röm. reichs underthanen teutscher nacion hohs und niders stands unbedacht irer phlicht, aid und verwontschaft, damit sy irer ksl. Mt. und dem hl. reich verwont und zugethan, auch unangesehen irer ksl. Mt. zu mermalen ausgangen mandat und gebotten, darin sy sölher irer pflichtn, aiden und verwontschaft zum hochsten vermant und erinnert worden sein, wider ir ksl. Mt., das hl. reich und ir selb vatterland in kriegsdienst eingelassen und gegen denselben verprechern zu hanthabung irer ksl. Mt. edict und mandaten etwo mit nachlessiger straff gehandlt, auch dieselben zu straffen gar umbgangen worden, welhes alles irer ksl. Mt., auch chur- und fursten und andern stenden des reichs zu grossem schimpf, verachtung und verkhlainerung irer ksl. Mt. und des hl. reichs wol und lang hergebrachten hochait, eern und wirden geraicht, auch daraus in vil wege krieg, unrat und nachtl gefolgt und furnemblich der Hg. von Saphoj als ain mitglid des hl. reichs under sölhem aines tails seins lands vertriben worden; dann was ir ksl. Mt. bisanhere von wegen des herzogthumbs Mailandt gehandlt und sich in kriegsuebung defensive begeben muessen, des ist ir ksl. Mt. zu hanthabung des hl. röm. reichs aigenthumb, davon solh herzogthumb Mailandt belehnet, als regirender romischer kaiser schuldig gewest und noch und hat dasselb kainswegs umbgeen mögen, deshalb angezaigte ungehorsame und verachtung kainem des hl. röm. reichs underthanen und verwonten geburt hat noch in ainichen weg verantwortlich sein kann. Dieweil dann aus solher offenbaren ungehorsame, wo die hinfur dermassen wie bishere geduldet und zugesehen werden sollte, irer ksl. Mt. und den stenden des hl. reichs in vil und manicherlai weg noch mer beschwerlicher und hochnachtailiger unrat und nachtl volgen mag, angesehen, daß under denselben alle schuldige und geburende gehorsame im hl. reich, darzue der ordenlich weg der justicia verhindert und entgegen krieg, entperung und alle ungehorsame geursacht und gefurdert wirdet, auch mit der zeit das hl. röm. reich dardurch an seiner lang hergebrachten hochhait und reputation in noch merere verkhlainerung und mynderung, ja auch dasselb lezstlich, so solhe ungehorsame ferner einwurzeln und dagegen nit mit ernstlicher straff und einsehung furgangen wurde, in gantze zerruttung und zerstörung komen sambt dem, daß neben solher ungehorsame unser waarer, heilliger, cristlicher glaub und namen gegen desselben erbveindt und verfolger, dem Turggen, destweniger beschutzt und beschirmbt werden, angesehen, daß die besoldung des kriegsfolckhs dardurch in solhe staigerung gebracht, daß man dasselb zu widerstandt des erbveinds der cristenhait desto beschwerlicher bekhomen und underhalten mag, deshalb der ksl. Mt. willn und mainung were, das nu hinfuro solhe hochnachtailige ungehorsame abgestellt und nit gestattet und gegen den verbrechern mit ernstlicher straff nach inhalt und ausweisung der edict und mandaten furgangen, nemblich, daß inen weib und kind nachgeschickht, ire gutter als confisciert eingezogen und, so die wider anheimbs ziehen, dieselben venckhlich angenomen, an leib und leben gestrafft und deren kainer begnadet werde und daß alle stende in iren obrigkaitn und gebieten mit allem ernst darob halten, auf das der unrat und nachtl, so, als obsteet, daraus gevolgt und noch kunftigclich daraus zu gewarten, verhuet und furkhomen werde.
7
 Zu den Schlussverhandlungen vgl. auch die protokollarische Notiz, [Regensburg], 1541 Juli 28/29, Wien HHStA, Hs. weiß 14/2, fol. 122r (Kop.): Le recès de la diète de l’an 1541 se fit le 29. Juillet. L’empereur fit venir le 28. au matin en son logis les catholiques et les protestans et pratiqua avec eux jusques à une heure après midi, à quelle heure l’empereur et le roi des Romains dinèrent. Ils travaillèrent l’après diné jusqu’à une heure de nuit. Le vendredi dix [sic!] neuf l’on travailla jusqu’à deux heures et demies après midi, à quelle heure le recès se fit. Le recès publié et accepté l’empereur dina, après lequel il partit dudit lieu et alla se coucher à cinq lieux d’icellui laissant le conseiller Naves pour recouvrer le recès.