Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  München HStA, Kasten blau 271/1, fol. 213r–213v (Kop.); ÜS fol. 213r: Vorzeichnus der articul.

B  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 140, fol. 358r–358v (Kop.); ÜS fol. 358r: Vertzeichnus der artickel1.

C  koll. Nürnberg StA, Ansbacher Religionsakten 23, unfol. (Kop.); AS v. a. Hd.: Vortzeichnus der artickel, die religion und gemaynen frieden belangendt, so Mgf. Joachim Kf. mit etzlichen aus den protestirenden stenden in hohem vertrauen gehandelt, mit der hoffenlichen vertröstung, darauf ain veraynigung zwischen allen reichsstenden zu treffen, wellichs auch allgereit seinen kfl. Gn. von röm. ksl. Mt. zugelassen sei. Aber es ist auf yme selbst ersessen und hat bei etzlichen aus den andern stenden, dem bapst anhengig, nit gehore noch statt oder vervolgung haben wollen.

Druck (nach der Weimarer Überlieferung): Corp. Reform. IV, Nr. 2338 , Sp. 594–595.

Erstlich solle kein tail das andere in religion- und andern sachen bevheden, uberziehen, vergewaltigen etc.

Auch so sol kein tail das andere sein und seiner geistlichen und unterthanen gulte, gutter, zins und einkommen etc. entsetzen, sondern dieselben dem andern ungewaigert folgen lassen. Aber mit den geistlichen und einkommen, die ein yder in seinen landen, furstenthumben und obrigkeiten gelegen hat, magk es ein yder also halten, wie er dasselbig gegen Got dem almechtigen und der röm. ksl. Mt. wisse zu verantworten. Was aber baiderseits und ir ydes geistlichen und stift gutter, gult, zins und einkommen in des andern und ir jedes landen und obrigkeiten gelegen hat, daß solhs alles des andern geistlichen und stiften on waigerung und ungeirret von baiden tailn folge.

Sonst sollen alle tail gegeneinander den widerwillen und mistrauen hinlegen und in sachen des hl. reichs, wie von alters loblich herbracht, beyeinander pleiben, dieselben treulichen bewegena und von allen tailn befordern, b auch den ufgerichten landfriden treulich handhaben–b helfen. c So mochte man–c  auch uf wege d vordacht sein–d, daß die communion des leibs und bluts unsers lieben hern Jesu Christi unter baider gestalt des brots und weins allenthalbene zu reichen und zu empfahenf nicht verbotten, sondern dasselb gebot ufgehoben werdeg.

h So sol auch den gaistlichen, so seelsorge tragen, der ehestand nicht verbotten oder die, so geelicht, deshalber nit in straf genommen werden–h.

Anmerkungen

1
 Bei A handelt es sich offenbar um eine überarbeitete Fassung von B und C. Die Streichung der Stelle über den Gottesdienst in der Meißner Stiftskirche und die Umformulierung der Passagen über den Laienkelch und die Priesterehe deuten darauf hin, dass die Überarbeitung unter protestantischem Einfluss erfolgte. Der Bericht eines kursächsischen Reichstagsgesandten über die Regensburger Schlussverhandlungen erwähnt einen am 26. Juli von Kf. Joachim von Brandenburg vorgelegten Vermittlungsvorschlag, den der Ausschuss der protestantischen Stände akzeptiert habe, der aber dann, besonders im Fürstenrat auf Widerspruch gestoßen sei, vgl. unten Nr. 924 .  – Vgl. auch die Kommentierung des Stücks in der Frankfurter Überlieferung, Frankfurt ISG, Reichssachen II Nr. 909, fol. 78v–79v (Kop.): Den 27. Juli, als der protestirenden stenden ausschuß beyeinander und ire antwurt uff der ksl. Mt. artikel des abschits beratschlagen und stellen sollte (wie auch gestelt und desselbigen tags ubergeben worden), kam der Kf. von Brandenburg hinein zum ausschuß und bracht (doch das es noch zur zeit in hochster geheim gehalten werden solte) nochvolgende puncten und artikel in schriften mit vertrostung, wo sie diesen stenden annemlich sein wurden, so hete sein kfl. Gn. gute hoffnung, auch von etlichen so vil verstanden, das die andern steende, frid und einigkeit im reich zu erhalten und allen mißtrauen einmal gentzlich abzuschaffen, uff solche pan auch zu pringen sein mochten etc. Folgt der Text des obigen Stückes in der Fassung von B und C, danach heißt es: Also hette der außschuß der protestirenden steende noch gehapter[sic!] beratschlagen seiner kfl. Gn. solche artikel (allein, was die stiftkirch Meissen belangen thette, ausgenomen) bewilliget, sover die von den andern steenden auch also angenhomen wurden. Aber als diese sach vor die andern steende komen, ist die handlung (wie ich bericht) in ein gelechter getzogen worden und gar ersitzen plieben. – Am 28. Juli beriet der Kurfürstenrat über eine von Kf. Joachim von Brandenburg herrührende Vorlage, die inhaltlich obigem Aktenstück offenbar entsprach, vgl. das kurbrandenburgische Protokoll des Kurfürstenrates ad 28. Juli 1541 [Nr. 67]. – Vgl. außerdem die Notiz zur Stellungnahme der altgläubigen Fürsten zum Vermittlungsvorschlag Kf. Joachims von Brandenburg, Regensburg, 1541 Juli 28, München HStA, Kasten blau 271/1, fol. 214v (Notizzettel); AV: Actum 28. Julj anno 41: Uff dise furschleg, vom Kf. von Brandenburg beschehen, ist seinen kfl. Gn. angezeigt, dhweil di zeit khurtz und zu besorgen, di ksl. Mt. werde sich nit aufhalten laßen, wußten di stend da[von]nit zu ratschlagen. Sein kfl. Gn. möcht aber dise verzaichnuß ir ksl. Mt. furtragen und, wan es ir Mt. leiden möcht, wollten di fursten auch davon ratschlagen. Actum 28. Julij anno 41. Bald darnach sein di stend alle zu ksl. Mt. erfordert, ist des abschids halb gehandelt worden.Vgl. auch Morone an Farnese, München, 1541 August 1, Laemmer, Monumenta Vaticana, Nr. CCXXIV, S. 388–389, hier S. 389.
a
 In B und C: beratschlagen.
b
–b Fehlt in B und C.
c
–c In B und C: Es mochten auch die catholischen stende.
d
–d In B und C: bedacht werden.
e
 In B und C danach: in iren landen und iren underthannen.
f
 In B und C danach: hinfort.
g
 In B und C danach: Allein, das in der stiftkirch zu Meissenn wie vor alters gesungen und dieselbige ceremonien gehalten werden mugen.
h
–h In B und C: So sollte auch vleiß angewant werden, ob die chatolischen vermocht werden konnten, die geistlichen, so seelsorg tragen, den ehestandt nicht zu verbieten oder die, so geehelicht, deshalb in straff zu nehmen. In B dazu marg. Notiz: Nota: Des artickels halben muß vleis angewant werden.