Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 165r–168v (Kop.); ÜS fol. 165r: Gmeiner stendt der alten relligion antwort ksl. Mt. ubergeben, di turckenhilf betreffendt.

B  koll. München HStA, Kasten blau 271/1, fol. 81r–84v (Kop.); AV fol. 81r: 27. Junij.

C  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 338r–340v (Kop.); ÜS fol. 338r: Antwort der Kff., Ff. und stende auf der röm. kgl. Mt. jungst beschehen furtragen; AV fol. 338r: Perlectum 27. Junij 1541.

D  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 193r–196v (Kop.); DV auf unfol. Blatt: Bedencken und antwort der Kff., Ff. und stende deß andern teils, der ksl. Mt. der eilenden turckenhulf halben gegeben, 1541. Gelesen, den 27. Junij zu Regenspurg.

Der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, gnedigen furtrage [Nr. 110], uf den 8. Junii nechstverschinen an Kff., Ff. und gemeine stendt, auch der abwesenden botschaften gelangt, under anderm den widderstandt unsers vheindts christlichs glauben und namens, des Turcken, betreffendt, und was des volgenden tags darnach durch di osterreichischen und hungerischen botschaften furgetragen [Nr. 170, Nr. 171], auch volgendt durch Pfgf. Friderichen zu erinderung der sachen erholt und in namen der ksl. Mt. gnedig begert ist, das wissen sich di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften undertheniglich zu erindern. Zudem haben sie der röm. kgl. Mt. jungsten mundtlichen und schriftlichen furtrag und gnedig erbietten [Nr. 181], in gegenwurtigkeit der röm. ksl. Mt. bescheen, nach lengs angehort. Und tragen anfengklich mit irer kgl. Mt., irem kunigreich Hungern und andern anstossenden landen und derselben underthanen solchs beschwerlichen und betranglichen zustandts, obligender noth und geverlicheit halben underthenig, getreu, freundtlich und christlich mitleiden, zu dem allmechtigen Got hoffendt, solliche untregliche beschwerung soll durch verleihung gotlicher gnaden zelest abgewendt und bei inen hinwidderumb ruhe, friden und alle wolfart wachsen und erhalten werden. Sagen auch ir kgl. Mt. irs gnädigen und christlichen erbiettens, auch irs getreuen fleiß, zu widderstandt des Turggen bißher gnädiglich furgewendt, underthenigen danck mit erbiettung, umb ir Mt. allzeit undertheniglich zu verdienen.

Und wiewol di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften uf obgemelten der ksl. Mt. furtrage, der osterreichischen und hungerischen botschaften werbung und Pfgf. Friderichs daruf gevolgte erinderung vor jungstm der kgl. Mt. muntlichem und schriftlichem furtrag in embsiger arbeit gestanden, sich der begerten eilenden hilf halben zu entschliessen, so sein doch in furhabender handlung etliche verhinderungen furgefallen, wellicher di ksl. Mt. gnugsam bericht ist, derwegen in sollichem werck nit hat entlich furgeschritten werden mogen, ungezweiffelt, di ksl. Mt. hab di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften in ansehung der furgefallen verhinderungen gutlich und gnädiglich entschuldigt.

Wiewol nun gemeine stendt, welliche sich hievor ungleicheit halben der anschleg beschwert haben und noch beschweren mochten, wol fueg und ursach hetten, dise gesuchte hilf zu weigern und ufzuziehen, bissolang di billich ringerung der anschleg, wellicher sie uf etlichen gehalten reichstegen meher dann zu einem mal vertrost sein, erledigt und alle ungleicheit, so in des reichs anschlegen befunden, abgeschaft wurde, so haben doch di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften furnemlich der ksl., auch der kgl. Mt. zu underthenigem gefallen und den beschwerten landen und leutten zu trost und rettung auß getreuem, christlichem mitleiden sich entschlossen, di röm. kgl. Mt. mit einer eilenden hilf im fall der notturft nit zu verlassen, doch daß im hl. reich frid und recht erhalten und gehandthabt werde, damit ein jeder bei dem seinen unbetrangt bleiben moge.

Und sein di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften undertheniglich willig, der röm. kgl. Mt. ein halben theil von dem anschlag des geleisten romzugs drei monat lang und im fall unvermeidlicher und augen scheinlicher notturft biß in vier monat anstat einer eilenden hilf an leuten zu bewilligen und zu leisten uf nachvolgende maß:

Nemlich das der an- und abzug des kriegsvolcks in di obgemelt bewilligt zeit gerechnet, das auch di stendt mit den doppel- oder ubersolden nit beschwerdt, sonder diselben einem jeden an seiner zall abgezogen werden.

Item, daß di röm. kgl. Mt. des reichs kriegsvolck mit notturftigem geschutz und allem dem, so darzu gehorig ist, gnädiglich versehen und dasselbig uf ir Mt. costen on der stendt ferrer beschwerung underhalten, das auch ir Mt. verordnen, das das kriegsvolck notturftige profiandt umb ein gleichen und billichen pfennung bekomen moge.

Item, daß di fursten und stendt, so in Osterreich beguet sein, mit einicher topeln hilf nit beladen, sonder dem augspurgischen und andern reichsabschiden gemeß gehalten und daruber nit beschwert noch belestigt werden.

Und wiewol di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften fur bequem achten, daß solche hilf von ir jedes leuthen geschee, so sein sie doch undertheniglich urbuttig, wo der verzug, so uf di versamlung des reichskriegsvolck lauffen wurde, jhe fur hochbeschwerlich angesehen, alsdann solliche hilf an gelt zu erlegen, dergestalt, das etliche obersten und haubtleuth von gemeinen stenden alhie benennt und verordent wurden mit bevelh, das kriegsvolck in den nechst anstossenden landen, doch ausserhalb Hungern, Osterreich und anderen der kgl. Mt. anstossenden kunigreich und erblanden anzunemen, dasselbig an gelegen orten zu mustern, von der stendt gelt zu underhalten und nach aller notturft di bewilligt zeit zu gebrauchen, auch gemeinen stenden hernachmals von iren einnemen und außgeben erbar und uffrichtig rechnung zu thun. Dann di stendt bedencken undertheniglich, wo das kriegsvolck in bemelten der kgl. Mt. anstossenden landen soll angenomen werden, das diselben landt dardurch an volck geschwecht und hernachmals in fall unvermeidlicher notturft eilenden und statlichen zuzug nit thun mochten zu nachtheil und schaden teutscher nation. Ferrer das gedachte obersten und haubtleuth von kgl. Mt. besoldet, auch durch ir Mt. anderer kriegscosten, so vonnetten, getragen wurde, ausserhalb der besoldung, so uf des reichs kriegsvolck, wie gemelt, lauffen wurde.

Und bitten demnach di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften, di kgl. Mt. wollen sich diser vorgemelten hilf in ansehung, das sie den stenden uß vil beweglichen ursachen schwer gnug ist, gnädiglich settigen, auch di andern hilf, ze erhaltung des thonnenstrambs begert, gnädiglich fallen lassen.

Die Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften sein auch der underthenigsten, ungezweifelten hofnung, di röm. ksl. Mt. werde uf der röm. kgl. Mt. freundlich ansuchen, an ksl. Mt. gelangt, auch ir Mt. gnediglich erbietten auß keiserlichem und mitleidendem gemuth das ir zu disem christenlichen werck auch thun und di beschwerten und betrubten christen mit einer statlichen, eilenden hilf nit verlassen, damit dem vheindt unsers christlichen glaubens und namens, dem Turcken, mit rath und zuthun irer ksl. Mt. und der kgl. Mt., auch gemeiner reichsstendt desto meher abgebrochen, di beschwerten getrost und das christenlich plut, sovil muglich, erret und erhalten werden moge.

So sein auch di Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften ungezweiffelt, di kgl. Mt. werd dise eilende hilf nit anderst dann im fall der tringenden notturft gebrauchen, damit di stendt durch solliche und dergleichen hilf on noth nit geschwecht und zulest durch unvermogen an leistung einer beharlichen hilf verhindert werden, dem hl. reich teutscher nation und gemeiner christenheit zu unuberwindlichem schaden.

Und dieweil di ksl. Mt. leichtlich zu erachten, daß di anschleg sollicher eilenden hilf von den stenden so furderlich nit erlegt werden mogen, in ansehung, daß diselben zum theil weith gesessen und di zeit kurtz, so ist gemeiner stendt underthenigst bith, ir Mt. wollen inen ein statliche suma gelts gnediglich furstrecken und dieselben von khunftigen anschlegen, so schierist di fallen mogen, widerumb bezalt nemen, damit di sachen gefurdert und die hilf derhalben nit verhindert werde.

Was di beharlichen hilf betrifft, sein Kff., Ff. und gemeine stendt und der abwesenden botschaften des underthenigen erbietten in hievor ufgerichten reichsabschiden zu ersehen, was sollicher beharlichen hilf halben fur nutz bedacht und ermessen sei, und volgendts di sach zu schierster gelegenheit ferrer zu erwegen und zu beradtschlagen und ir Mt. ir getreu wolmeynung und bedencken hierin undertheniglich auch anzuzeigen.

Wo auch diser krieg in Hungern zwuschen christenlichen potentaten sich erhielt und durch gutlich handlung hingelegt werden mocht, wollen di Kff., Ff. und gemeine stend und der abwesenden botschaften zu ksl. Mt. bedencken und wolgefallen undertheniglich gestelt haben, ob und wellichergestalt solliche gutliche handlung furzunemen, christenlich plutvergiessen und andern unrath zu verhuetten, doch in alwegen der eilenden hilf unverhinderlich, und bitten di ksl. Mt. undertheniglich, sollich ir underthenig antwurt von inen in gnaden uf- und anzunemen.

Anmerkungen

1
 Die Resolution wurde am 27. Juni verabschiedet und am 28. Juni in Anwesenheit Kg. Ferdinands dem Kaiser übergeben, vgl. das Würzburger Protokoll zum Regensburger Reichstag ad 27. und ad 28. Juni 1541 [Nr. 69].