Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 3.

Kf. zu Sachsen: [Schleuß?] uff den artickel der scheinsachen in der aynung, zudem, so Goßlar erclert, wurden sy von der religion wegen ganz und gar gedrungen, aus denen ursachen und sonderlich, weil Goßlar diße sachen umb des has willen der religion be[ge]gnet, schleußen sy, das Goßlar vermog der aynung mit rat, hilf nit solt verlasen werden.

Lunenburg: Sovil er den grundt ansicht, so sey es ain prophansachen, wen aber denen von Goßlar von wegen, das sie sich in diße verstentnus begeben, diße beschwerung begegnen a und ire sachen vor demselben, ee sy zu dißer verstentnus komen, in besserm stand geweßt–a, und sy zu demselben auch zu besorgen, b wo die restitution beschehen solt, das sy wider ir gewisen zu dem uncristlichen [vurnemen?] gedrungen werden–b, das sy wo sy solten hingezogen werden, von der religion [...?] möchten, so schleuß er c und sonderlich uß [kraft?] des artickels in der aynung, umb die scheinsachen [begrifen?] –c, das Goßlar mit hilf, rat und beistandt nit zu verlasen wer.

Pomern: Das sich die bede fursten, namblich Hg. Philips und Hg. Barnym, ainer instruction verglichen, darinen der von Goßlar sach auch gedacht, namlich dieselbe fur aine prophansach zu achten. Obwol nu mein gnediger herr, Hg. Philips, uß dißen den [vernomen?] ursachen wol bedacht were, diße sachen neben andern stenden dohin zu erkennen, das sy in diße verstentnis [gehoren], so werde er doch durch die verglichen instruction daran verhindert, also das er es dißer zeit dabei beleiben laß. Seine fstl. Gn. mogen aber fur ir person wol leiden, das hierinen nach ordnung der aynung furgangen und, was [von?]  dem merteil geschlosen, des werden sich sein vetter und er der gepur zu halten wissend.

Wurtenperge: Wo Goßlar solt gedrungen werden, die closter, sover sy in irer oberkeit gelegen, zu restituiren, und sy also von der religion f zu den uncristlichen [ceremonien?] –f gedrungen werden, das sy alsdan mit rat und hilf nit solten verlasen werden, und die sachen, [das berkwerch] belangendt, achten sein fstl. Gn., die sollen fur ain prophansach und das darinnen nit solt erkennt werden.

Hessen vor Wirtenperg: Von wegen unsers gnedigen fursten und hern sagen Alexander von der Thann, oberamptman, und ich, der canzler, uff unsern empfangen bericht, den wir von seinen fstl. Gn. haben, in aller masen wie die sachssischen churfurstlichen sich haben vernemen lassen, und mogen, das diße sach, die gesprochen acht und ufgelegte restitution des closters zum Georgenberg in die beschirmung dißer verstentnus gehor inhalt des artickels in solcher verstentnus ver[leipt], und solt davor billich angnomen werden

Straßburg: In dißer sach, sovil die acht belangen, halten es seine hern dafur, das inen unrecht geschehe, [weil?] diße große, verderpliche, hohe straf der acht umb ir [verwirckung?] [...?] nit solt erkant sein worden, wo nit die ungunst der angenomen religion und verstentnus uf inen beruhet wer, oder zum wenigsten die beeden clagen und [... ...?] des h[erzogs] und Goßlars miteinander zum endt außgesprochen. Derhalben so acht er von wegen seiner hern, das die von Goßlars in dißer sachen vermog des artickels der scheinsachen von den verainigten stenden nit zu verlasen sein, doch dergestalt, dieweil dise vereinigung allein uf der defension und gegenwer [...], das sy auch anderer gestalt nit furgenomen werden sol. Zudem, ob sich zutruge, das die von Goßlar der zwaier sachen halb, damit sy in die acht gesprochen, zu solchem vertrag, g den sy auch in allweg inhalt der verstentnus suchen sollen–g, komen mochten, den die stendt fur billich achten, das sy darinen zu volgen schuldig sein solen. Und in der andern sach der [...?] [gefangen?] [...?] dem [closter?] zu St. Georgenberg betreffend, dieweil in derselben urtel die [ceremonien?] und anders mher außgetruckt, auch die von Goßlar dergleichen [ceremonien?] heutigs tags noch in irer stat haben und gestaten, so kann er von seiner hern wegen noch zur zeit dieselb restitution fur kaine religionsach erkennen, dann, obwol die von Goßlar uß furcht des uberzugs genugsam ursach gehapt, das [closter?] abzuprechen, so acht erh doch, das sy, dem propst des schadens halb zimbliche und biliche vergleichung zu thun, von rechts wegen sich nit sperren möchten.

Augspurg: In dem, das der stat Goßlar uf anhalten Hg. Hainrichs von Brunschwig an dem keyserlichen camergericht die acht uferlegt, darinen sy uber und wider recht beschwert und nit allain als ain glid und [commun?] des hl. reichs wider bemelte recht vom hl. reich h gedrungen und in frembde gewalt ergeben–h und [...?], sonder auch dißer religion widerwertigen handt und dessen zu besorgen von unser religion gedrungen, denen doch zuletzt und im selben fall wurde und mueß geholfen werden, dergleichen, was das closter und ufrichtung desselben laut der urtel, am camergericht ergangen, betrifft, auch das die papstlichen ceremonien am selben ort wider angestelt werden solten, so ist ursach sollicher beschwerdeni. Widerrechtlicher beschwerdt uß abgunst dißer stendt religion mer dan uß corrumption, feintschaft oder anderm nach gelegenheit etlicher hendel, so sich an bemeltem camergericht ain zeit her begeben, bei seinen hern zu vermueten. Und damit in oberzelten felhen und dem, was Goßlar wider recht, haß der religion und dißer stendt und, sie in das papstum wider zu tringen, begegnet sein soll und ist, darinen sollen sy vermog der verstentnus mit rat und hilf, doch uf maß der verfassung, nit verlasen werden.

Ulm: Das seine hern je und allweg dahin geacht, nachdem sy der von Goßlar sach gehort, und nemblich jezt uf das lezt in der ergangen achturtel, das inen dieselb wider recht und alle billichait und allain uß dem, uß has der religion und umb der religion, ervolgt sei, doher sy auch geacht, das des tails stende mit rat, hilf und beistand nit solen verlasen werden. Sie haben si[ch] auch in demselben ires gemuets uf dem tag zu [E?]ßlingen bei der andern stet botschaften vernemen lasen und uns derhalben bevelh geben, diser sachen halb neben und mit andern stym- oder aynungsverwanten stenden der von Goßlar halb uff weiter ir anbringen der handlung solen helfen schliesen [...?] oder mit den stymen, das sie sich in demselben, was also entschlosen, von gemeinen stenden nit sondern wölen. Und demnach und sie die handlung jezt abermalen eingenomen und gehort haben, so konden sy nit anders erkennen, dan das dise beschwerlich achturtel uß abgunst unser religion, der die von Goßlar auch sein, ervolgt sei, uß der ursach inhalt und vermog der verfassung von gemeinen stenden bilich nit solen verlasen werden, doch defensive und dergestalt und maß, wie vor herinnen darin gehört ist, als das man alle mitl und weg suchen, dadurch ain vertrag ervolgen mög.

Premen: Dieweil die stat Goßlar durch das camergericht in die kaißerliche acht gesprochen wider alle recht und billicheit und sy nit anderst erachten mogen, dann das soliche beschwernus inen uß has der religion begegnet sei, und nachdem vast ain ding ist, ob imands unser aynungsverwanten mit ofentlicher, tatlicher gewalt oder sonst under dem schein des rechtens beschweret werde, achten es seine hern dafur, das in disem falh die von Goßlar mit rat, hilf und beistandt nit zu verlasen sein.

Hamburg: Hat sein stym und votum in schrift dem sesischen canzler ubergeben1.

Magdeburg: j Hat sich uff dem tag zu der Newmburg vernemen lasen, das diße sachen in die verstentnus gehort und das sy k inhalt der aynung mit rat und hilf–k nit solt verlasen werden–j. Und dieweil Bronschwig und Magdeburg der stymmen halb noch unverglichen, so hat der gesant von Bronschwig angezeigt, das solchs magdeburgisch votum seiner hern und obern gemuet und mainung auch sei2.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
b
–b Nachgetr.
c
–c Nachgetr.
d
 Auf der voraufgehenden Seite zunächst: Dass sich die beide fursten, namlich Hg. Philips und Hg. Barnim ainer instruction verglichen, wie dann der von Goßlar sachen auch[darin?] gedacht, nemlich das ir sach fur aine lauther prophansachen zu halten, so mogen [seine?] gnedigen hern [seines versehens?] auch dabei bleiben lassen. Und achtet, das diße sachen durch die [heupter?] geschlossen werden mocht. Wiewol es.
e
 Danach gestr.: Dieweil er uß der handlung vermerck, das die sachen weitleuft und im grundt kein religion.
f
–f Nachgetr.
g
–g Nachgetr.
h
–h Nachgetr.
i
 Text bricht hier ab.
1
 Vgl. die Erklärung der Stadt Hamburg über die Anerkennung der Goslarer Angelegenheit als Religionssache, Regensburg, 1541 Juni 27, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 74r–75r (Kop.): Hamburg war ursprünglich nicht bereit, den Streit Goslars mit Hg. Heinrich von Braunschweig als Religionssache anzuerkennen, weil man seine Wurzel in weltlichen Streitigkeiten u. a. um die Bergwerke sah. Hamburg ist jetzt zu solcher Anerkennung bereit, weniger unter dem Eindruck des Argumentes, dass das Kammergericht seit dem Konfessionswechsel Goslars gegenüber der Stadt Goslar aus konfessionellen Gründen voreingenommen sei und sich in seiner Prozessführung davon leiten lasse, vielmehr vor allem deshalb, weil der Vollzug des Kammergerichtsurteils bedeuten müsse, dass Goslar die abgebrochenen Kirchen und Klöster der alten Kirche wieder restituiere und dort die Wiedereinführung des alten Kultes gestatte. Der Widerstand gegen den Vollzug des Kammergerichtsurteils ist deshalb als Religionssache anzuerkennen.
j
–j Zunächst gestr., dann dazu marg. Notiz: Sol steen.
k
–k Nachgetr.
2
 Vgl. die Stellungnahme der schmalkaldischen Verbündeten zum Konflikt Goslars mit Hg. Heinrich von Braunschweig, [Regensburg], o. Datum, Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 3 (Reinkonz., Fragm.): Es haben die stendt diser cristenlichen aynung abermaln und auf disem gegenwurtigen reichstag von den gesanten der statt Goßlar erzölung irer beschwerden, was innen irer achtung nach wider recht, gepur und alle billichait von dem kaiserlichen chamergericht auß dem abgunst und unwillen der religion und, das sie sich zu diser verstentnus gethon, begegnet, doher sie dann in die beschwerlichen, unbillichen acht gesprochen und denunciirt weren, gehort. Wie dann auch dieselben beschwerungen uff dem nechst gehaltnem tag zur Naumburg und auch davor uff etlichen andern mer tagen aines tails mit leng dargethon und jetzt von neuem in irer derhalb ubergebner suplication erzellt. Dabey haben sie, die gesanten von Goßlar, mit weiterer beschwerung eingefurt, das sie nach entpfangnem ratt, der innen von disen stenden und sonderlich uff dem nehern tag zur Naumburg mitgetailt, an die röm. ksl. Mt. umb erlödigung ires anligens zu dem fleißigsten supliciert und auch andere weg und mitel gepraucht, die von in, den stenden, furzunemen fur gut angesehen worden were. Und wiewol dadurch solcher nichtigen, unbillichen acht halb von der ksl. Mt. ain suspension erlangt und gegeben, so were doch derselben zuentgegen und wider nichzitdesterweniger gehandelt und seiderher ervolgt und beschehen, das innen die zufuer der proviandt gesperret, die irn uff den strassen gehochmuetigt, geschlagen und erstochen und also solcher suspension durch Hg. Hainrichen nit pariert worden, mit underthäniger und freuntlicher bit, sie aus den vorgehorten ursachen und furnemblich, weil die sachen unwidersprechlich in die verstentnus gehört, mit ratt, wurcklicher hulf und beystandt nit zu verlassen. Obwoll sich nu die gemainen stend hierinnen nach allerlay erinnerung der handlung und, was derhalben bemelter von Goßlar halb idesmahls einkomen, underredt, davon geratschlagt, so haben sie sich doch mit ainmuetigem schlus der sachen nit vergleichen mögen, derhalben sich dann die 13 stymmen der verstentnus nach ordnung und mas in söllicher aynung außgetruckt zuainander verfuegt, sich aller zuvor in dißer sachen ergangner abschidt und handlung, auch der verleßnen goßlarischen suplication, röm. ksl. Mt. ubergeben, erinnert und daruff auch die gemain uffgericht verstentnus und die notel der verfassung zur gegenwöre, furnemblich aber den.