Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, Ostpreuß. Fol. 79, pag. 671–678 (Kop.); ÜS pag. 671: An Christoffel von Kreytzen, den 28. Decembris im eingangk des 1541; AV pag. 676: Princeps audivit legere praesentibus hofmeyster, burggraff, Khunheim und cantzlern.
B Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA Konz. H (Kasten 1267), unfol. (Konz.).
Nimmt an, dass er in den bewusten hendeln nunmehr gute Antwort erhalten hat 1. Hatte deshalb auch bereits seine baldige Rückkehr erwartet. Kann ihm aber nicht verhehlen, dass auf die Anfrage seines Kanzlers Johann von Kreytzen, des Bruders des Adressaten, beim Kg. von Polen geantwortet wurde, das kgl. Mt. auf den reichstagk schigken odder schreiben wolth, gleichsfals solten wir auch thun, aus welchem wir, seine kgl. Mt. umb allerley bedenckens willen, die der mistrauen federn nicht uber landt zu bevelhen, auch angesehen, das man jheweyllen mit brieffen wenigk ausricht, botschaft abtzufertigen und nicht zu schreiben, widderumb ins hochste zu vermanen und zu bitten, wie du allenthalben alhie verwarth zu vernhemen, verursacht. Dan diese schigkung khan unsers erachtens dortzu guth sein, bey röm. ksl. Mt. nicht alleint um abthuung der acht antzuhalten, sonder were auch dartzu nutzlich, ob ymants bey irer Mt., reichsstenden und steten (wie vermutlich gescheen kan und ein ider sein theil, bevorab dieser zeit, versuchen wirdt) widder Preussen practiciren, krieg erwecken ader anders zu unguttem vornhemen wolten, das der polnische konnigliche gesandte solchs durch das hohe ansehen, lieb und freuntschaft, domit beide ksl. und kgl. Mtt. aneinander verwanth, ablegen, aufhalten und zurucketreiben konte, neben dem, dieweil wir uns gegen kgl. Mt. hochgenant auch zu schigken odder zu schreiben erpotten und an dieser sachen acht und schedlichen practicen halben irer Mt., uns, auch beiderseyts landen und leutten nurth vil gelegen, sein wir bewogen, in anmerckung des handels wichtigkeyt dich dohin auf den reichstagk zu verordenen. Zur sicheren Berichterstattung über seine bisherige Verrichtung schickt er ihm Andreas Brand, dem er ohne Gefahr seinen schriftlichen Bericht anvertrauen kann, es were dan also gar hohes odder geheimes, das der federn auch bey solchem gewiesen botten mitnichten zu vertrauen, magst du dasselbig, sovern es die tzeith leiden wolth, bey dir behalten.
Soll sich dann zu Kf. Joachim von Brandenburg begeben, der zweifellos auf dem Reichstag sein wird und den er laut beiliegendem Schreiben gebeten hat, das dich sein L., solang der reichstagk weret und der hendel notturft erforderth, vor derselben diener umb allerlei bedenckens willen gleich, als werest du ein zeyt langk mit unserm erlaubnus von uns abgeschieden, auf- und annhemen wolt, der freuntlichen, unabschlegigen zuvorsicht, seine L. werden sich des uns zu vetterlichem gefallen nicht beschweren. Derselben seiner L. wollest oben angetzeigte bewegnus und, wie eingelegt memorial mitprengt, vertrauen, antzaigen und nichts verhalten, desgleichen ferner mit seiner L. auf den reichstagk raysen oder dich dohin, wan seine L. algereith doselbst were, verfuegen, dich vor seiner L. diener und hofgesindt dargeben und halten. Soll mit dem Rat des Kurfürsten, auch Eustachius von Schliebens und Heino Doberitz’, wenn sie anwesend sind, handeln und den Kurfürsten bitten, mit Unterstützung Sachsens, der Mgff. Georg und Albrecht von Brandenburg, Hessens, Lüneburgs und Anhalts und anderer Verwandten sich dafür einzusetzen, damit die Acht ganz oder auf eine gewisse Zeit aufgehoben wird und er wieder die Gnade des Kaisers und des Königs und Frieden erlangt. Und wiewol du dich fur churfurstlich ausgeben must, so schigken wir dir doch hierneben auf ein vorsorge etzliche credentz an unsere herren, ohemen, bruder, schweger und freundt2, die du in aller geheimb mit rathe unsers lieben vettern, des Kf. zu Brandenburgks etc., in vorfallenden hendeln, als es sich idertzeyt nach gelegenheit im anfangk, mittel odder, wie es sich solchs am bequembsten schigken will, brauchen und dorauf in namen Gotts vortstellen magst. Wenn der Kf. von Brandenburg nicht persönlich auf dem Reichstag anwesend sein sollte, soll er sich mit dem gleichen Anliegen an den Kf. von Sachsen wenden, diesen um Unterstützung bitten und sich als dessen Diener ausgeben. In Abwesenheit des Kf. von Sachsen soll er Mgf. Georg von Brandenburg oder den Lgf. von Hessen in gleicher Sache ansprechen 3. Wenn keiner der genannten Fürsten auf dem Reichstag sein sollte, soll er den Kf. von Brandenburg bitten, seine Gesandten, besonders Eustachius von Schlieben oder Heino Doberitz anzuweisen, mit ihm zu kooperieren 4. Woe aber leuth von seiner L., die sich unserer sachen villeichts nicht vleyssig, als wir uns doch zu keinem versehen, annemen mochten, abgefertigt, so wollest bey dem Kf. zu Sachssenn etc. dasselbig wie bey Brandenburgk suchen und den hendeln also viel muglich nachsetzen, auf das durch verleihung gotlicher gnaden ethwas dannocht ausgericht möcht werden etc.
Nimmt an, dass das ihm mitgegebene Zehrgeld nicht ausreicht. Für den Fall, dass ihm ein längerer Aufenthalt auf dem Reichstag angebracht erscheint, hat er den Nürnberger Bürger Leo Schürstab gebeten, ihm auf entsprechendes Ansuchen das nötige Geld zu leihen 5.
Datum Konnigsperck ut supra6.
[Zettel:] Nachrichten über den Konflikt Landenbergs mit der Stadt Rottweil und über Bemühungen des Papstes um Wiedererlangung der vom Kaiser eroberten Städte. Soll Erkundigungen darüber einziehen.
[Beilage:] Memorial für Christoph von Kreytzen, [Königsberg, 1540 Dezember 28]
A Berlin GStAPK, XX, StA Königsberg, Ostpreuß. Fol. 79, pag. 678–682 (Kop.); ÜS pag. 678: Memorial.
B koll. Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 774), unfol. (Kop.); ÜS: Memorial; DV: Memorial Cristoffenn von Creytzenn mitgeben, die acht zum theil belangende; DV v. a. Hd.: Dys ist [...?] zugeschiket.
C koll. Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA Konz. H (Kasten 1267), unfol. (Konz.).
Dieweil aus fstl. Dt. schreiben vermerckt, das ein polnische bothschaft auf dem reichstage zuo Regenspurgk sein solle, wo dieselb ankheme adder aldo where, guth acht darauf zu geben, wie embsig und mit was vleis die preussische sachen von wegen der acht und sonst durch und bey weme getriben, und, sovil moglich, zu erkundigen, wher dieselben guth und ubel meinth. Wo es dann ein person darnach, mit der man in vertrauen und kuntschaft komen mocht, where ane schaden, solchs mit geburender maß, wie dan der gesandte wol zu thun wurd wissen, umb allerley erkundigung ader furdernus der hendel willen zu suchen.
Fur das ander, mit allem vleis umb abthuung der acht neben dem polnischen gesandten durch die hohen churfurstlichen und andern personen, im credentz nambhaftig gemacht, gantz oder auf etzlich jhar zu furdern lassen und daneben zu suchen, ob fstl. Dt. zue Preussen widderumb in röm. ksl. und kgl. Mt. gnad und gunst, als vil moglich, gebracht werden mocht, dieweil sein fstl. Dt. verhoflich idertzeit ksl. Mt. also stadtlich wie ein geporner furst des reichs als seiner fstl. Dt. widderwertige nutzlich dienen khann, auch in allem zimblichen gerne thun wirdt.
Zum dritten, wo jhe, die acht abzuthun, nicht erlangt konth werden ader (welchs Gott mit gnaden verleihe) erhalten und dannocht doneben die misgonner geschwinde practiken prauchen wurden zu suchen, ab man einen zugk wider Denmargken adder Preussen erregen konth, mit allem vleis auf solchs bey allen fstl. Dtt., herren und freunden, auch verwandten achtung zu haben und, wo des ethwas erfharen, vormittelst gotlicher und kfl. Dt. zu Brandenburgk, auch anderer herren und freunde hulf die schedlichen practicken abzuwenden und zu sturtzen und, so es auch zum zuegen gereichen solth, nicht allein bein [sic!] den chur- und fursten, sonder auch den verwandten stetten vleys vortzuwenden, ob man peß adder zuzuge durch vertraute personen von heuptleutten adder andern, so auch gleich ethwas von gelds daruff zu wenden, zu wheren. Und im falh, wo jhe durch die misgonstige also viel erlangt, des man gegen Denmargk odder Preussen ethwas thetlichs vornemen solt odder wolth, allen vleis antzukeren, solchs zu erfaren, und alsdan ufs allereilenst eigener person odder sonst, wie dan der gesandte des in rathe bey kfl. Dt. und andern herren und freunde finden wirth, kgl. Mt. zu Denmargken und fstl. Dt. zu Preussen zu wissen thun7.
Item, dieweil von kgl. Mt. zu Denmargken fstl. Dt. zu Preussen etc. geschrieben, das dieselben mit irer sachen zwischen dem pfaltzgraffen und andern auf den reichstag erfordert, do dan ungetzweyffelth dieselb schigken wirdt, wo das beschehen, vleys zu haben, mit denselben, whan ehr, der gesandte, sie vorhin nicht kenth, in kuntschaft und vertrauen, sovern es gerathen, zu komen und, so varmerckt, das es leuth, die es zu vertrauen und freuntschaft annhemen wolten, sich mit inen als eines herren diener von den hendeln beiderseits zu bereden, damit idertzeyt einer dem andern rethlich sein konth.
Nachdem auch der gesandte wust, wie Clingenbeckh mit fstl. Dt. zu Preussen stunde, nu wher sein fstl. Dt. durch ein vertraute person beigekommen, wie das bemelter Clingenpeckh keyserisch geworden und, wo dem also, zveiffelsohn an dem orth sein werde, so wolt der gesandte mit allem vleis guth aufsehen und acht uff inen geben und im fhalh, whan ehr dan aldo und sich undterstehen wurdt, fstl. Dt. zu verunglimpfen, das er solchs, wie er dan wol zu thun wurdt wissen, ins vleyssigiste mit rath des churfursten und anderer, die er auch alles grundts zu berichten, ableinen odder durch andere ableinen wolt lassen, wie das im rathe gefunden. Dan alles des, wes fstl. Dt. ime, Clingenpeckhen, vorpflicht und zugesagt (sofern ehr sich widderumb gegen seine fstl. Dt. mit der gepur und deme, wie es fstl. Dt. mit ime verlassen, ertzeigen wirdt[)], ist dieselb seine fstl. Dt. zu halten urbuttig und zu mherer ableynung und bericht, so schigkt man dem gesandten auf ein fursorge ein copia seiner bestallung, nichtsminder ein abschrift, wie inen sein fstl. Gn. zu Rangnith von sich kommen het lassen. Hieneben mag der gesandte vleyssig achtung durch sich und seine vertraute darauf geben, ob Dr. Matthias Heldt etc. auf dem reichstagk, das alsdan Eustachius von Schlieben ader andere des Kf. zu Brandenburck adder Sachssens rethe (welche mit Dr. Helden in kuntschaft) umb mherers vertrauen bey inen kommen koenten und weitlauffig erfaren, wie er fstl. Dt. zu Preussen etc. sachen meinet; dobey zu versuchen, ob er dahin zu bewegen, das er fstl. Dt. sachen treulichen und gutwillig fordern wolth und, so alsdan vermerckt, das er sich bewegen lassen wolt, obgleich ein vorheischung adder vorwhenung eines ehrlichen geschencks geschehe, solth auch an dem gar kein mangel sein, sofern nurth [sic!] vermerckt, das ethwas fruchtbars ausgericht koenth werden8.
Und wes uber dis der gesandte bey kfl. Dt. zu Brandenburgk, Sachssen und allen verwandten in rathe finden, das fstl. Dt. zum besten verhandelt mocht werden, stelt man in seine treuheyt, auch, so ethwas furtreglichsa auf dem reichstagk zwischen ksl. Mt., den evangelischen stenden und andern vorliffe und der gesante sich duncken liesse, das es fstl. Dt. zu wissen vonnotten und gueth, in dem kein bothenlohn sparen, sonder seinerb fstl. Dt. bey eynem gewiesen bothen an [= ohne] alles seumen zu erkennen geben9.