Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 235r–238v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 238v: Des landgraf antwort der braunschweigischen hulf; item, die schrieft, so an keiser gestelt; item, di besuchung des reichstags belangende und zeigt ursachen an meins gnedigen hern halben, 1540, Weidenhain.
B Marburg StA, PA 2592, fol. 292r–296r (Reinkonz.).
Schreiben des Kurfürsten vom 12. Dezember [Nr. 424]. Und haben euer L. vormaln unser verantwortunge und bewegunge gehört, aus wellichem soliche verenderunge der 200 pferde ervolgt, und nemblich, das wir den furgang oder stilstand der stadt Braunschwig in iren willen gestelt, also wo es inen kain beschwerunge gewest, sie es auch unverletzt ires nachteils und fugens imer erleiden könten, das sie alsdan dem jegenwertigen gesprech, kunfigen reichstag und den tröstlichen worten, die in dem ausschreiben baider täge dermassen angetzogen seyn, als das auch alles das, so zu zerruttunge teutscher nation solt fordern, hinweggenommen, frid und aynigkeit gemacht werden solt, zuwarten wolten. Solich unser bedencken ist nu nicht us unser bewegunge ainig hergeflossen, sonder haben uns die oberlendischen stedte zu demselben ursach geben, welliche uns nach angezaigtem falh und vermercktem furnhemen, des wir inen angetzaigter 200 pferde halb eröffnet, der jegenwertigkeit ksl. Mt., irer Mt. vorhabenden wergk und obbestimpter vertrostunge erinnert und hoch ermanet, das wir zur zerstörunge solchs kaiserlichen vorhabens, auch zu krieg, uffruhr kain ursach geben wolten. Nachdem wir nun die oberlender von stedten also affectionirt befunden, seyn wir dester mehr zu unserm, dem vorgehorten gutbeduncken gefuret und bewegt worden, welches wir dannocht so geringe und schlecht an die von Braunschweig geschrieben, das wir nit geacht hetten, das sie dadurch bewegt worden seyn solten.
Als aber die von Braunschwig unser bedencken, wellichs gleichwol in der bewilligunge und abschlag zu irer chur gestanden, vermerckt und daneben auch verstanden, das Hg. Henrich mit seynen landtsassen, lehenleuten und andern zu roß und fueß in rustunge gestanden, doraus sie sich zu besorgen gehabt, das entweder die 200 pferde onangrieffen, auch on schimpf, spott und schaden in die stadt Braunschwig nit komen wurden oder, do sie schon aller beschwerden frey sicher anlangten, das sie Hg. Henrichen damit nichzit abbrechen und doraus nichzit anders dan eyn grosser cost und hohere usgabe, dann die Nickel von Myngkwitz in ablassunge seyner reutter [...?] uffgangen, auch die stende zu unwillen und wenigerm lust zu dapferer und ernstlicher hulf villeicht bewegt worden seyn möchten etc., haben die von Braunschwig in betrachtunge solches alles und dan auch, das ain gemeyne zusamenkunft der stende vorhanden, vorangeregte abschaffunge a –on unser ferner vorwiessen–a gethan und uns geschrieben, das sie solchs Nickel von Mingkwitzen zuentpotten, dohero wir dann fur unnötig geacht, eueren L. davon bericht zu thun, dieweil wir gedencken konten, Nickel wurde es eueren L. ungetzweiffelt nicht vorhalten. So haben wir auch nit geacht, das Myngkwitz in annehmung der reutter so schnell solt gewest seyn, sonder das sich allererst er und Wilhelm von Schachten mitainander vergleichen, nach notturft bereden und volgentsb zu dem wergk greiffen sollten. Us dem allem nun euere L. zu vermercken, das uns mitnichten die schult sollicher verenderunge zugemessen werden mag. Aber wie dem allem, so beruhe der hauptpunct dieser sachen uff dem kunftigen tag [zu] Naumburg, als sich dan euere L. mit uns dohin auch verglichen. Und dieweil sie mit irer jegenveranthwortunge wider Hg. Henrichen von Braunschwig schon vertig und uns derohalben ain abdruck zugesandt, so versehen wir uns, sye sollen dieselben usgeen lassen und dieselb ksl. Mt. mit nebenschrieften zuschicken und verfertigen.
Goßlar belangendt und das euere L. in dem zufrieden, das die räthe, gesandten und pottschaften zu Wormbs an die stat Goßlar geschrieben, sollichs ist uns auch nit zuwider gewest, sondern haben es bis auf weyther handlunge und beratschlagunge fur gut geacht.
Und als euere L. ursachen einfurn, warumb das schreiben an die benachperten fursten und stende unverfenglich und unfruchtpar, lassen wir wol gescheen, das es verpleibe, hetten aber dannocht dafur, wo mit ernst und vleis angehalten, sie solten sich nichtzit wider das bewegen lassen, das gemeyner stadt Goßlar unverschult zu geverden und beschwerden raichen mugen, und halten es aber mit eueren L. dafur, wo der stadt Goßlar sach fur religionisch erkandt und angenomen, das solliche schreiben an die genachperten mit mehrern fruchten usgehen möchten. Und will also dieser punct auch sein mas und anstandt zu dem kunftigen tag gegen Naumburg haben und nemen.
Soviel aber die kayserliche schrieft [Nr. 416], von eueren L. verfast und darinnen Goßlar under anderm auch angetzogen, betrieft, seyn euere L. nehermals verstendigt, warumben wir den stilstandt sollicher schrieft bis zu der vorstehenden zusamenkunft fur besser geacht, dann das sie also in euerer L. und unserm namen, weil es andere unsere zuverwandten als woll als euere L. und uns belangt, solt hinweggeen. Sollicher meynunge seyn wir auch noch. Dweil es aber euere L. also fur besser ansicht, so soll es uns auch nit misfallen und sonderlich so viel dester mehr, dieweil solliche schrieft im punct der prenner halb geendert und dem kaiser itzt zur zeit von der ganzen handlunge keyn ganzer, volkhomner und entlicher bericht beschicht, nit, das unser meynunge seye, den kaiser sollicher volkommentlicher handlunge nicht zu berichten, sondern nachdem, wie euere L. zu bedencken haben, wichtigs und gros doran gelegen seyn will, das man dan davon berattenlich und mit geromptem staten rede und handle, auch sollichen bewerlichen grundt fuere und an die handt neme, doran menniglich das war und bestendig spuren und sehen muge, wellichs also mit guter gelegenheit, weil alle stende darauf gefast und abgefertigt ankhomen solten, uff itzigem tage zur Nawenburgk bescheen kont.
Was dan besuchunge des reichstags belangt, haben wir euerer L. gemuet wol verstanden und uns bedunckt nicht klein beschwerlich seyn auszupleiben. Und will doch das personlich erscheinen in noch treffenlichern beschwerden walten [sic!], so ist es auch war, wie des euere L. wol erwegen, das uns das auspleiben one vorgeende entschuldigung zu ainer ungehorsam und verachtunge gedeutet, auch wol mit geschwindigkeiten umbgangen werden konte, uns unserer pflicht halber geverlich antzutziehen und das man uns darnach als des reichs ungehorsamen ächtigen möchtc. Geben derohalbend eueren L. des zufalh, das uns eben die vorgehorten beschwerden begegen möchten, als sie dan auch, wie man des in den historien, sonderlich von den sachssischen geschichten liset, des euere L. besser wiessen dan wir, dem lowen e –ader Henrichen dem jungern–e begegent, wellicher von dem kaiser auch gefordert, als er aber ungehorsam erschiene, wurden ime eben auch diese beschwerden widerfaren, davon euere L. geschrieben. So ist uns auch in gutem vertrauen durch eynen treffenlichen man in gehaim angetzeigt, f –das davon geredt, auch rathschlege daruber begrieffen seyn–f, das man gegen uns uf diesem teil auch die wege muß furnemen, nemblich uns bey unsern pflichten zu erfordern. Do wir dan ußplieben und ungehorsam erschienen, alsdan so hett man uns darumben antzusehen und zu ächten etc., also das uns us den vorigen und diesen ursachen wollgefalht, das eyn entschuldigunge vorgange. Dieselb entschuldigunge were aber viel ansehenlicher, besser und furstendiger, wo die in namen unser gemeyner aynungsverwandten beschee, dan das euere L. und wir den unglimpf ainig tragen und es allein uber uns geen solt, neben dem, das sie auch uber euerer L. und unser ausgangen schrieften dester weniger neygunge hienach auf dem tage zu der Nawenburgk haben möchten, von diesen dingen, was durch schickunge ader schrieft bey dem kaiser weyther austzurichten seyn solt, zu ratschlagen, so von eueren L. und uns schon so weith geschrietten were1.
Nichtzetdesterweniger aber so wollen wir an unsere rath gein Wormbs schreiben und euerer L. schrieft an ire räth mit baiden kaiserlichen schrieften auch mit uffgeben und inen neben euerer L. räthen ernstlich bevelhen, das sie die kayserliche schrieft furderlich zurecht schicken, umb anthwort anhalten lassen und uns further derselben berichten.
Das aber euere L. von uns die ursachen erfordern, warumb [sie] vor andern unvergleitet uf dem reichstag nicht erscheinen solten etc., achten wir euere L. so gering verstendig nicht, das sie dieselben ursachen bey ir selbst nicht lengst funden habe, dieweil sie doch erstlich wiessen, wie sie der walhsachen halb gegen dem romischen konig stehen. Zum andern, das euerer L. schwager, der Hg. zu Gulch, in dem hochsten unwillen gegen dem kaiser ist und das die ksl. Mt. dafur halt, das Gulch seinen grosten und furnembesten trost bey eueren L. suche. Zum drietten, das dem kaiser auch unverborgen, das euere L. irn geschickten neben Gulch bey dem Kg. von Franckreich gehabt, und zum vierdten, das uns von glaubhaften orten angelangt, das etliche leuthe, zu denen sie [sic!] sich euere L. deß nit versehen, in practick gestanden, gegen euere L. auch auf die wege zu furdern, wie die dem vorgemelten lowen g –ader Henrichen dem jungern–g begegent und wie durch dasselb die chur von eueren L. und an andere heuser gepracht werden muge. Sollichs seyn solliche ursachen, us denen euere L. vor andern vergleitung und sicherheit bedarf. Und sollichs wolle von [uns] euere L. freuntlich versteen, wie uns doran nit zweiffelt, dan wir es nehermals und itzt kainer andern gestalt dan treuer meynunge ermanungsweiß eingefuhret haben. [...]. Datum Fridwalt, den 17. Decembris anno etc. 40.