Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 8r–9v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 9v: Die gesandten schreiben von Regenspurg, lectum den 12. Aprilis 1541.

Ausz.: Pastor, Die kirchlichen Reunionsbestrebungen, Anhang Nr. II,1, S. 483.

Als euere fursichtige W. uns neben H. Justinian von Holtzhausen verordnet habe, angesatzten reychstag zu Regenspurg von euerer W. wegen zu besuchen und zu verdretten, und aber gemelter H. Justinian sogleych seyner obligenden gescheft halben nit verreyten moegen, so haben doch wir uns bestimpter rayß undernummen und sint den 26. tag gegenwertigs monats Martij alher geen Regenspurg von Gots gnaden gesundt ankhommen1. Und wiewoel wir uff anzaygung deß jungern burgermaisters H. Christophel Stalbergers, so jungst von euerer W. wegen zu Eßlingen gewesen, unß gentzlich versehen, die von Augspurg solten unß herberg alhie bestelt haben, dieweyl sie solchs zu thun uff sich genummen, so ist doch dasselbig von inen nit beschehen und, wie wirs achten, in vergeß gestelt worden2, also, wo H. Bath von Duntzenhaym, straspurgischer gesandter, so vor unser ankunft zehen wochen alhie gewesen, unß auß eygner bewegnus und sonderlicher freundtschaft nit herberg bestelt, so hetten wir alhie schwerlich underkhommen moegen.

Weythers wolten euerer fursichtigen W. wir nit verhalten, daß der Lgf. zu Hessen gleych den andern tag nach unser ankunft alhie ingeritten und gleych daruff des andern tags zu ksl. Mt. gefordert worden. Wir vernemen aber so viel, das ksl. Mt. under andern sachen personlich und etwas heftige rede mit dem landgraven gehapt sol haben Hg. Henrichs von Braunzweigs halben, das er dieselbig sach und widerwillen, so er, der landtgraff, wider Hg. Henrichen hett, irer ksl. Mt. haymstellen etc. Aber der landtgraff hat solchs nit thun wollen, sonder gepetten, daß ire Mt. die sach bayderseyts verhoeren und, welcher under inen unrecht erfunden, denselben straffen wolt etc., dan, was der landtgraff Hg. Henrichen in seynen schrieften beziehen, daß wolt er uff inen beweysen und warmachen. Daruff stet die sach itzt, soviel wir erfaren moegen.

Ksl. Mt. hat noch keyne gemayn reychshandlung furgenummen und stet zu besorgen, daß der widerwille, so sich zwischen beyden fursten obgemelt erhelt, werde viel irthumbs pringhen und zeyt verhindern, sonderlich der session halben ins reychs rhat.

Deß christlichen gesprechs halben wayß man noch nit, ob dasselbig alhie ain furgang haben werde oder nit, viel leut zweyfeln algeraydt daran. Doch wan der reychstag ain anfangk wirt gewynnen, wirt man balt mercken, wo die sachen hinauswollen. Die kgl. Mt. ist noch nit alhie. Man helt darfur, ire Mt. werde fur Ostern [1541 April 17] nit alhie ankhommen, also, wie zu forchten, das sich der reychstag lang verweylen wirdt. Gott schick alles zum besten.

Dinstag, den 29. Martij, zu morgen synt die aynungsverwandten stende, soviel der alhie gewesen, zum ersten mal zu rhat beyainander khommen, nemlich der Lgf. zu Hessen, F. Wolff von Anhalt und etliche rethe von wegen des Kf. zu Sachsen, Hg. Henrichs zu Sachsen rhett, des Hg. von Wirtenbergs rethe und dan etlicher stet gesandten, nemlich Straspurg, Augspurg, Ulm, Eßlingen, Schwebisch Hall, Halprun, Memmingen, Lindawe, welche zum thayl von andern oberlendischen stetten auch bevelch haben, und dan wir neben denselben gesandten. Und haben erstlich des Kf. zu Sachsen rhett etliche ursachen furpracht und erzelung gethan, warumb sein kfl. Gn. gegenwertigen reychstag in eygner person nit ersucht hab. So hat der landgraff dargegen personlich angezaygt etliche ursachen, dardurch er bewegt worden, diesen reychstag in eygner person zu besuchen etc. Aber der churfurstlichen rethe entschuldigung, ires herrn halben beschehen, haben der landgraff und die andern fur gnugsam geacht, doch darneben gepetten, wo es ye sein moecht, das sein kfl. Gn. nachmals alhie ankhommen und den reychstag personlich besuchen wolt etc. Dem landtgraffen, das sein fstl. Gn. der aynung und allen sachen zu guthem alher personlich sich verfuegt, ist von den rethen und botschaften underthenige dancksagung beschehen. Darnach sint etliche schrieften der zwoer stett Goslar und Braunzwigk, an den Kf. zu Sachsen und Lgf. zu Hessen ausgangen, darin sie sich beklagen und anzaygen, wes inen von Hg. Henrichen begegnet, verlesen worden. Dergleychen hat man auch erzelt, wes uber die kayserliche suspension den dreyen stetten Straspurg, Eßlingen und Lindawe am kayserlichen cammergericht begegnet und ist daruff nach beschener umbfrag ain außschus verordnet worden, dieselbigen beschwerungen zu berathschlagen, in ain schrieft zu verfassen, ksl. Mt. zu uberantworten und umb abschaffung zu pitten, wie wir hoeffen, daß solchs zum furderlichsten beschehen werde.

Deß gedoppelten monats halben, wie ich, Johan von Glauburg, von euerer fursichtigen W. bevelch entpfangen, hab ich mit H. Jacoben Sturmen derhalben rede gehapt und sonderlich gepetten, das er die sachen dohin furdern helfen wolt, damit solch gelt bey euerer W. biß zu der zeyt der noth pleyben moegt, uff gepurliche recognition, dem landtgraffen oder, wemhe es weyther gepuren moecht, derhalben zuzestellen etc. Aber dieweyl H. Jacob uff jungst gehaltnem tag zur Neunburg nit gewest und die handlung an ire selbst ime etwas entsuncken, hat er sich erbotten, den neumburgischen abschidt, so er beyhanden hett, auch wes weythers vonnoetten were, zu ersehen und besten vleyß darin furzunemen, damit solch gelt bey euerer W. pleyben moegt. Ich hab auch darneben H. Jacoben austrugklich vermelt die ursach, warumb ich so balt bey ime derhalben angesucht, nemlich dieweyl solch gelt uff Sontag Oculj nechst vergangen [1541 März 20] geen Ulm zu erlegen gepurt hett, das euere W. nit darfur von stenden der aynung geacht, als wolten sie dem beschlus, zur Neumburg beschehen, nit nachkhommen, sonder das sie sich noch versehen, daß den stenden der aynung nit solt zuwider seyn, das solch gelt bey euerer W. ligen plieb etc. Ich wil aber uber ain kurtze zeyt bey H. Jacoben derhalben wider anhalten und understeen, die sach uff ain end zu pringen, damit euere W. wissen moegen, waran sie seyen.

H. Justinian halben, den euere fursichtige W. auch uff den reychstag beneben unß verordnet und er aber itzt mit uns seyner obligenden gescheft halben nit verraysen moegen etc., ist unser pitt, euere W. wollen denselben gleych nach Ostern [1541 April 17] zu uns abfertigen, dan an diesem reychstag viel gelegen seyn will. Wo itzt alhie nicht ausgericht, ist zu besorgen, das nichts guths im reych [...?] und das ksl. Mt. die fursten und stende des reychs so [...?] nit wider zusammen werde pringhen. Yderman ligt schwerem kosten und ist alles, was man haben sol, fast theuer. Derhalben wollen euere W. uff weg bedacht sein, damit wir alhie mit mer gelts versehen werden, dan wir nit wissen kunden, wan der reychstag sein endtschaft erlangen werde. Euere W. werden diese meß bey den kaufleuthen des gelts halben wol weg wissen zu finden und, wo es sein kundt, weren uns batzen alhie zur zerung nutzer dan goltgulden oder kronen.

Ferners, so haben die gesandten der stat Straspurg uns ain gedruckten summarischen bericht uberantwurt, so inhelt, weß inen zweyer cartheusermunch halben zugestanden und am kayserlichen cammergericht begegnet, den euerer fursichtigen W. wir hiemit uberschicken. Und moegen euere W. daruff wol bedacht seyn und ain uffsehens haben, damit in euerer W. zwey kloester zun Carmeliten und Predigern auch nit fremde gest von munchen khommen und daselbst mit der zeyt auch ain unrath anstieften. Darneben uberschicken euerer fursichtigen W. wir auch verzaichnet, waß fur fursten personlich alhie ankhommen, dergleychen, waß sonst fur bottschaften und gesandten alhie seyn. [...]. Datum Regenspurg, den 30. tag Martij anno 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. Bgm. und Rat von Frankfurt an Dr. Hieronymus zum Lamb, Frankfurt, 1541 Februar 17, Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 4r–4v (Konz.): Nachricht von der Abreise des Kaisers von Speyer nach Regensburg. Da es ihnen gebührt, die unsern auch nit mit den letsten dahin zu schicken, soll er sich auf ihre Kosten spätestens in 8 Tagen nach Frankfurt begeben. So wöllen wir uns mitlerweil entschliessen, ob und zu welchen sachen wir euer person daselbst geprauchen möchten und euch zu euer ankunft derhalben bericht geben lassen. Wenn er etwas auch erstreckung oder furgangs des reichstags oder anders halben, das uns zu wissen not sein möcht, seit seinem jüngsten Schreiben an Johann von Glauburg erfahren hat, soll er dies Christoph Stalburg mitteilen, sich auf unsern bevelh, den wir ime hieneben zueschicken, des wissen zu halten. Datum, 17. Februarij anno 41; Bgm. und Rat von Frankfurt an Johann von Glauburg, Frankfurt, 1541 Februar 18, Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 5r–5v (Konz.): Nachdem sich die ksl. Mt., unser allergnedigster herr, von Speir gen Haidelberg erhaben, von dannen uf Hall und Wirtzburg verrugkt und nunmehr villeicht umb oder zu Nurnberg sein mog, derhalben nit allain des reichstags, sonder vil mehr des stettags halben vonnoten sein will, das wir als die den unsers tails mit ausgeschriben die unsern gen Regenspurg nit mit den letsten schigken, und wir aber daneben vernomen, das die mindisch und goßlarisch acht von ksl. Mt. suspendiert sein sollen, auch nit wissen, ob andere stett die iren gen Regenspurg abgefertigt oder in was zeit sy die dahin zu fertigen willens sein, so begern wir, ir wollet euch des bei der oberlendischen stett gesandten, so itzo zu Esslingen sein, erkundigen und, sover ir befindet, das die stett die iren gen Regenspurg allgeraidt abgefertigt hetten oder so kurtzlich abfertigen wurden, das ir erachten kondtet, unsere gesandten (wo sy biß auf euer widerkunft alhie verziehen solten) zu spat komen mochten, alßdann wollet euch, dieweil ir ondas uf der rayß seyt, mitlerweil dahin verfugen und uns daselbst enschuldigen, sonderlich bei den stetten enschuldigen und vertretten, biß die andern unsere verordenten daselbst mogen ankomen, die wir nach gelegenhait euers berichts (des wir uf diß unser schreiben von euch gewarten) aufs furderlichst hinachschigken wollen, auch denselben auf 6 oder 8 person ungeferlich bequeme herberg einnemen. Wo ir aber so vil befindet, des es noch so grosser eil nit bedorft, also das es biß zu euer widerkunft wol mocht verzug erleiden, so wollet doch nichtdestominder bei der stett Esslingen, Hallprunn, Hall oder dergleichen gesandten bitten, unsern gesandten bei inen, sover es sein mocht, herberg zu verfahren. Hiemit dem allmechtigen bevolhen. Datum in eil, 18. Februarii 1541; Johann von Glauburg an Bgm. und Rat von Frankfurt, Nürnberg, 1541 März 25, Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 7r–7v (Ausf.): Ist nach seiner Abfertigung durch den Rat zusammen mit Dr. Hieronymus zum Lamb gestern hier angekommen. Zwei Stunden vor ihnen ist auch der Lgf. von Hessen hier eingeritten, der morgen weiterreisen wird nach Regensburg. Deß reychstags halben hab ich nicht sonders gewisses erfaren mogen, wan der angeen soll. Ksl. Mt. ist zu Regenspurg und ist gewertig der fursten, wiewol man nit hoert, das sie noch zur zeit seer dohin eylen. Derhalben hat Dr. Hieronymus und mich fur guth angesechen, uff Regenspurg zu eylen, damit wir daselbst alle sachen glaublicher erfaren und euerer fursichtigen W. zuschreyben mogen, welchs wir dan in kurtz zu beschehen verhoeffen. Sie halten auch für notwendig, das euere fursichtige W. uns zum furderlichsten alle handlung, so sich zwischen den Mastrich [sic!] und den Frensen zugetragen, uberschickt hetten, sonderlich aber ksl. Mt. gepotsbrief in originali oder zum wenigsten ain glaubwurdige copey desselbigen, dan gewißlich uff itzigem reychstag daruff gehandelt wirdt werden, aber doch ungewiß, zu welcher zeyt solchs beschehen moegt. Darumb uff euerer fursichtigen W. verbesserung [nutz?] und guth were, solche acta und gantzen schrieftlichen bericht bey unsern handen zu haben, damit wir uns zu[vor?] nach gelegenhayt desto baß wissen moegten in die sach zu schicken etc. Wolt euerer fursichtigen W. ich im besten nit verhalten, dann, soviel das cammergericht belangt, hab euere fursichtige W. sich in dieser sachen wol furzusehen, damit daraus nit spott und schadt erlangt werden. Datum in eyl, Nurnberg, 25. Martij anno 41. Zum Fall Vrentz contra Maastricht vgl. die einschlägigen Akten RTA JR Bd. X,2, Nr. 157–160, S. 739–748, RTA JR Bd. XII,2, Nr. 272, S. 1143–1146 und RTA JR Bd. XV,4, Nr. 479–484, S. 2077–2095 sowie die Eingabe der Gesandten der Kgn. Maria, Statthalterin der Niederlande, an Kg. Ferdinand und die Reichsstände in Sachen Vrentzen Erben, Regensburg, o. Datum [Nr. 363].
2
 Christoph Stalburg an Bgm. und Rat zu Frankfurt, 1541 Februar 22, Frankfurt ISG, Reichssachen II Nr. 909, fol. 10r–11v (Ausf.): Ihr Schreiben vom 18. Februar hat er heute erhalten. Teilt daraufhin mit, das nit one, das der stettag, so uff Trium Regum vorgangen ausgeschriben ist gewesen, von etlichen stetten, als Strasburg, Augspurg, Ulm und etlichen anderen, ongeferlich vor 4 wuchen ersucht, dieweil aber bei diessen stetten, so alhie vorsamlet, geachtet wirdet, das aus mangel der anderen abwesenden stette gesanten nichts gehandelt sey worden, so acht man darfur, das noch bißher nichts angefangen sey, möcht aber nit schaden, das man desto zeitlicher zusammenkeme, domit vor anfang des reichstags die stette sich miteinander besprechen. Nu ist aber bey den hie versamleten stetten gar ungewiss gewesen, wo ksl. Mt. uff den heutigen tag sey, ausgenomen, das der gesant von Hall sein Mt. als gestern, den 21. tag Februarii, zu Regenspurg ankomen vormeint, so achten noch gehaptem rath der gesant von Strosburg und ich, kosten zu vermeiden von unnoten sein, das ich mich von hinnen gen Regenspurg vorfuegen solt, denn er ist neben anderen beauftragt, den Konflikt zwischen Hg. Ulrich von Württemberg und Esslingen beizulegen, wovon er Kopien mit A und B überschickt. Und, dieweil zu besorgen, das sich die sachen etwaß vorziehen mochten, ist zu erachten, daß die hievor uff den reichstag verordenten zeitlicher noch vorlesung diesses abscheits (welchen ich auch hiemit uberschick) ankomen mochten, dan der weg von hinnen aus gen Regenspurg (wie ich bericht) fast so weit als von Franckfurth gen Regenspurg ist.Gibt dies zu bedenken, dan ich je nit gern woldt, das etwas durch mich vorsaumbt soldt werden. Sofil bestallung der herberich belanget, hab ich mith dem gesanten von Augspurg geredt, welcher sich erpotten, bey seinen herren, oder, wo das nit sein mag, anderswo herberich uff 6 oder 8 pferde zu verfahen, wo anders zu bekomen muglich ist. [...]. Datum in der eyl, den 22. Februari anno 41. [PS:] Schickt im Auftrag der Gesandten der oberländischen Städte ein Schreiben an den Lgf. von Hessen, das sie diesem uff gemeiner stende costen zum furderlichsten zustellen sollen. Datum ut in litteris.