Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1, fol. 149r–150v (Ausf., teilw. chiffr.).

Als euere L. und kfl. Gn. unß in einer sondern instruction bevelh gegeben 〈der sachen halben den Kg. zu Franckreich belangent〉1, solchen bevelh haben wier freuntlich und untertenigst volge gethan und erstlich die ding inhalts euerer L. und kfl. Gn. gemelter instruction 〈an den landgrafen gelanget〉. Was nun seine L. und fstl. Gn. sich allenthalben solcher sachen halben und sunsten vornemen lassen, das finden euere L. und kfl. Gn. auß inligender copeien zu vornemen. Dieweil es dan dieße gelegenheit 〈mit dem landgrafen hat, so haben wir mit niemands ferrer bißher dan mit H. Jacob Sturm von solchen sochen [sic!] geredt und, wiewol seine obern, auch villeicht Ulm zu dieser handlunge〉 nicht ungeneigt sein sollen, so wil es doch der andern halben fast darauf stehen 〈wie der landgraff〉 angezeigt und itzt noch mehr, wan vormerckt wirdet, das seine L. und fstl. Gn. die sachen 〈itzt so ganz abschlegt〉. Darumb haben wier bedacht, 〈dem Moreleto2〉 ein fugliche und gelimpfliche anzeige zu thuen lassen und 〈inen mit glimpf, doch an [= ohne] ainiche vertrostunge〉, biß auf euerer L. und kfl. Gn. 〈widerschrieft und antwort fuglich aufzuhalten〉 dan wir werden bericht, das 〈er sich diß vorzugs etwas beschwere〉. Darumb bitten wier freuntlich und untertheniglich, euere L. und kfl. Gn. wolten unß ires gemuths, weß wier unß ferner in dießer sachen halten oder vornemen lassen sollen, freuntlich und gnediglich vorstendigen, dem auch alßo freuntlichs und unterthenigs vleiß volge geschehen solle. [...].

Datum zu Regenspurg, Sontags Judica, den 3. tag Marcij [sic!] anno domini 1541.

[Beilage:] Sächsische Niederschrift über die mit dem Lgf. von Hessen geführten Verhandlungen wegen eines Bündnisses der Protestanten mit Frankreich, Regensburg, o. Datum [1541 März 30]

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1, fol. 121r–125r (Reinschr., teilw. chiffr., von Burchard eighd.?)3.

Den 30. tag Marcij ist die werbung der 〈frantzosischen sachen halben〉 auf den naumburgischen abschidt 〈an den landgrafen〉, darauf hath sich 〈sein fstl. Gn. 〉 vernemen lassen, sie wusten sich nicht zu erinnern, das ire 〈rethe〉 bevelh gehabt, von dießen sachen zur Naumburg zu handeln oder dohin zu vorabschiden, das alhir darvon ferner solte gehandelt werden.

Es hette aber 〈sein Gn. 〉 meines gnedigsten hern bedencken, auch des 〈Moreleti schrieft〉 [Nr. 467] sambt seiner kfl. Gn. antwort [Nr. 483] vornommen, welcher 〈Morelet seinen fstl. Gn. 〉 fast gleicher gestalt und meinung wie dem Kf. zu Sachßen, unserm gnedigsten hern, doch mit weniger vorenderung auch geschrieben [Nr. 466], dorauf ime antwort [Nr. 476] gegeben, wie ehr wuste. Nun were es wol war, das seine fstl. Gn. selbst vor ezlicher zeit iren kfl. Gn. 〈solicher frundlichen vorstendtnus halben, mit Franckreich aufzurichten〉 geschrieben, aber seine kfl. Gn. weren dozumal darzu nicht geneigt geweßen, wie sich seine kfl. Gn. sonder zweifel wol wurde zu erinnern haben, darumb es auch alßo vorblieben, das seine fstl. Gn. sider des darauf nicht sonders gedacht. Das aber itziger zeit 〈alhie in diesem vorstehendem reichstage von diesen sachen solt gehandelt werden mit dem Morelet〉, des truge seine fstl. Gn. allerlei bedencken, wuste auch solchs nicht zu rathen noch sich darein zu lassen. Dan es were gleichwol die sage geweßen, das 〈der Kg. zu Frankreich dem keiser〉, do ehr mit seiner 〈ksl. Mt. vortragen〉, allerlei antzeige gethan 〈der geheimbten〉 handlung, so mit ime gepflogen etc. Darumb auch zu besorgen, es mochte itzt vil weniger 〈vorschwigen ader heimlich pleiben〉.

Es sei aber solches alßo oder nicht, so bedecht seine fstl. Gn., das der stendt vil weren und, do mit inen alhir ichtes solte geret und gehandelt werden, were zu besorgen, 〈es mochte nit heimlich pleiben〉. Zudem wurde es gewißlich bei den stenden nicht zu erheben sein, dan Augspurg, Ulm und die andern oberlendischen stete wurden darzu nicht zu vermogen sein one 〈Straßburg〉, die villeicht darzu nicht ungeneigt. Wirtemberg habe es gentzlich abgeschlagen. Pomern wurde sich schwerlich vormogen lassen, desgleichen 〈Hg. Heinrich zu Sachssen, Mgf. Hans und die sechssischen stedte ane villeicht Goßlar und Braunsweig, di ires anligends und noit halben sich einlassen mochten〉, darumb seine fstl. Gn. nicht gedencken konthen, das etwas derhalben 〈bei den stenden〉 alhie zu handeln, das zu erheben. So were es auch nicht zu thun, das man 〈den konigk vorgebens vertrosten ader aufhalten solte〉. Dan es mochte solches 〈bey ime〉 mer unwillen dan nutzes bringen und schaffen. Do auch die 〈sachen solten lautbar gemacht〉 werden, so wurde es 〈bei der ksl. Mt. zu großer ungnad ursach geben〉. Derwegen sei es izt alhie nicht vorzunemen, sonder bedencke, das mit den sachen in ruhe gestanden, 〈biß man sehe〉, wie man 〈zu vorgleichunge ader friden komen moge〉, dan weil auch seine fstl. Gn. nicht wuste, was 〈der konigk〉 widerumb in 〈sachen〉 thuen wolte, und dieße ding alßo gantz auf eim ungewissen stunden und 〈der konigk〉 dieselbigen zu seinem vorteil richtete, den seine fstl. Gn. wusten, wie es zuvorn mit ime gegangen, auch was sich 〈mit Langeo in Bawrij〉 zugetragen, auch das 〈der konigk〉 sonder zweifel widerumb 〈ein gegenhulf [v]on den stenden wirdet fordern und haben wollen〉. So were seine fstl. Gn. auß den und andern ursachen nicht gemeint, 〈sich in ichtes itzt alhie einzulassen〉.

Aber gleichwol bedencke seine fstl. Gn., 〈das der konig mit guten, freundlichen worten in gutem willen zu erhalten〉 etc. mit vormeldung, 〈das man sich gegen seiner kgl. Wd. itzt nit mochte vornemen lassen in vorstehendem reichstage〉. Dan do man hernacher villeicht bedacht sein wirdet, das man sich 〈mit dem konige inlassen woldte〉, werde uberig zeit genug vorhanden sein, dieweil die 〈condition mit dem keiser Meilondt〉 und anders halben so schwer sein, das nicht zu vormuthen, das dieselbigen sachen zu entlicher und bestendiger vorgleichung bracht werden mogen. So sei auch nicht zu glauben, 〈das der keiser seinen son des konigs tochter vorheiraten lassen werde, dan es sol ein schwacher jhunger her sein und were dem keiser〉 und den seinen trefflicher nachteil dorauß zu gewarthen. Darumb werde 〈nach zeit gnugk sein zu solchen handlungen. So hab auch der konigk, do man zum nehern malh〉 ein stadtliche botschaft zu ime geschickt gehabt, 〈schimpfliche antwort〉 gegeben und dieselbe 〈legation〉 auch zu seinem 〈vorteil〉 gebraucht. Derhalben auch nochmals zu vormuthen, das 〈gemelter konigk〉 itzt gleichergestalt die sachen zu 〈seinem vorteil richten wollen〉. Es werde auch gesagt, das ehr 〈dem bebstlichen teil〉 vertrostung gebe, domit ehr guthen willen bei inen erhalte, und widerumb dießen 〈teil auch〉, darauß, wo dem alßo, were leichtlich abzunemen, wie die ding gemeint wurden. Darumb schliesse seine fstl. Gn. dohin, das 〈itziger zeit soliche handelung undterlassen und das dem konige ain fugliche, glimpfliche antwort gegeben wurde etc., biß man sehe, wo es mit den sachen alhie hinaus wolte〉. Die antwort, so seine fstl. Gn. 〈dem Moreleto gegeben〉, sei der meinung, das sich seine fstl. Gn. 〈nicht gedenke, itziger zeit mit kgl. Wd. in handlung einzulassen, hat ime auch abgeschlagen〉, zu seinen fstl. Gn. zu kommen etc. Were erbottig, copeien zu geben etc., die des inhalts wie gemelt weren.

Hierauf ist seinen fstl. Gn. angezaigt, das die gethane erinnerung bei seinen fstl. Gn. durch unßern gnedigsten hern hochgemelt auf 〈den naumburgischen abeschiedt〉 bevolhen, des seine fstl. Gn. sonder zweifel guth wissens hette. Und dieweil seiner fstl. Gn. gemuth vormerckt worden, so solte solches unßerm gnedigsten hern alßo, wie man auch des bevelh hette, vormeldet und angezeigt werden.

Als hath seine fstl. Gn. weitter gesagt, das sie des wol zufrieden, dan seine fstl. Gn., wiewol sie noch zur zeit 〈unvorpflicht, were ir nit gelegen, sich itzt in solche handelung einzulossen〉. Do aber seiner fstl. Gn. umb Pfingsten zu Eisnach ein 〈trostlicher antwort widerforen were4, hetten sie sich mit Franckreich, Gulich und andern in bundtnus zu begeben leichtlich bewegen lassen〉. Aber dieweil seine fstl. Gn. 〈so wenigk trost in seinen sachen vormargkt, hetten sye auch auf wege mussen gedenken, doch, wie gemelt, weren sein fstl. Gn. noch unvorpflicht〉. Dan seine fstl. Gn. wolten unßerm gnedigsten hern, dem Kf. zu Sachßen, auch andern fursten und stenden des reichs, dormit sie in besondern und gemeinen buntnussen stunden, dieselbige stet und vhest halten. Des solten sich seine kfl. Gn., auch andere zu seinen fstl. Gn. gewißlich und ungezweifelt versehen. So wolten sich auch seine fstl. Gn. der religionsachen halben alßo halten und erzeigen, das sie mit Gottes hulf nimmermehr dasjenige, das wider Got und gewissen were, billichen oder einreumen, sonder bei der warheit und gotlichem worth bleiben und vorharren wolten. Was aber sonsten seine fstl. Gn., domit christliche ainickeit gemacht, auch friden und ruhe in deutscher nacion erhalten werden mochte, fordern konten, doran wolten es seine fstl. Gn. an keinem vleiß erwinden lassen etc.

Anmerkungen

1
 Die in spitze Klammern gesetzten Passagen sind in der Vorlage chiffriert, ebd. fol. 150r dechiffriert.
2
 Gesandter des französischen Königs.
3
 Die chiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt. Die Dechiffrierungen finden sich ebd. fol. 124r–125r.
4
 Anspielung auf die Verhandlungen in Eisenach im Juli 1540 über die Bigamie des Landgrafen, vgl. dazu Lenz, Briefwechsel, Bd. I, Beilage II, S. 333–344 und die dort publizierten Akten aus dem Frühjahr, Sommer und Herbst 1540, Nr. 13–34, S. 360–391.