Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 326r–331v (Ausf.).

Wir haben dein schreiben, zum teil uf ziefern gesatzt, am datum haltende Dornnstags nach Palmarum [1541 April 14] alhier zu Torgau empfangen [Nr. 570] und doraus erstlich vornommen, was der Granuhel, als er dich zu ime hat fordern lassen, mit dir geredt und dir fur antzaig gethann als undter anderm, das ksl. Mt. nochmals der naygung where und wolte nichts libers, dan das alle sachen zwuschen irer Mt. und derselbigen bruder Kg. Ferdinando und uns zu guter vorgleichung und vorstande mochten gerichtet werden etc., welche deine antzaige wir von dir zu gnedigem gefallen vormarckt. Und ist unser begeren, du wollest dich furderlich zu gedachtem Granuhel wider vorfugen und ime vormelden, das du uns solche antzaige, so er dir negst gethann, durch dein schreiben berichtet und zu erkennen gegeben und das wir dir darauf bevholen, ime darumb von unsernwegen vleissige dancksagung zu thun. So wheren wir auch der rede, die er in gleichnus mit dir und H. Hannsenn von Doltzig jungst zu Wormbs gehabt, deren wir von dir und ime bericht worden, noch gnediglichen eingedenck. Derhalben ime auch durch dich und die andern unsere rethe zu euer ankunft gegen Regennsburgk in gleichnus vleissige dancksagung where bescheen. Aber in sunderhait theten wir uns gegen ksl. Mt. berurter irer gnedigisten naigung gantz undterthenniglich bedancken. Wir wolten auch in undterthennikeit nichts libers sehen noch begeren, dan das wir an ksl. Mt. ainen gnedigisten kayßer und herrn mochten haben und mit irer Mt. als unserm herren und kayßer in rechtem, gruntlichem vortrauen und gutem vorstand stehen.

Dann wiewol wir uns sonder rum bishieher gerne alles undterthennigisten willens jegen irer Mt. gevlissen, so wusten wir doch wol, das unsere misgunstige und widdersacher uns alle handlungen bey irer Mt. alwegen zum ubelsten ausgelegt und sich undterstanden, ire Mt. zu ungnaden widder uns zu bewegen. Dorumb wir auch nit zweivel trugen, dieselben wolten, sovil an inen, nochmals am libsten, das wir bey irer Mt. zu ungnaden und misvorstand furan mochten haften, wie dir dan genanter Granuhel jungst auch angetzaigt hat. Ksl. Mt. solte auch, ob Gott wil, bey uns nit anders dan undterthennigen willen, treu und gehorsam altzeit befinden, do wir ainen solchen vorstand bey irer Mt. mochten haben, domit wir uns zu irer Mt. alles gnedigen und genaigten willens, auch geburliches schutzes und schirms in unsern billichen und gerechten sachen mochten zu vorsehen haben, doch in allewege unsere warhaftige, christenliche religion und, was dieselbe sache anlanget, zuvorbehalten, denen wir unser gewissen halben nit wusten zu weichen.

Sovil aber die kgl. Mt., ksl. Mt. bruder, unsern besundern liben herren und ohaimen, thet belangen, konten ksl. Mt. selbst gnedigist erachten, das dannacht unserm gnedigen, liben herren und vatern seligen, auch uns nit unbillich die negste whalhandlung beschwert hette, das genanter unser herr vater und des haußes zu Sachsen churgerechtikeit derselben zu nachteil, auch dem reich zu ainer kunftigen einfurung also hindangesetzt where worden. So hetten aber gleichwol baide ire Mtt. ernachmals so vil und den undterthennigen willen bey uns gespurt, das wir dannacht allewegen mher genaigt gewesen, dieselbe sache uf bequeme mittel und wege zu vertragen lassen, dan das wir sondern lust ader willen gehabt, mit iren Mtt. derhalben in misvorstand zu schweben, als das antzaigten und uns betzeugen theten die baide vortrege, zum Kadan und auch zu Wien ufgericht1, trugen auch nit zweivel, wo es ane vorhinderung unser misgunstigen gewest, ire ksl. Mt. wurden an volziehung derselben vortrege jegen uns nit mangel sein lassen. Dieweil aber dieselbigen vortrege uns bishier unvolstrackt blieben und also die berurte whalsache zwuschen kgl. Mt. bevoran und uns noch irrig schwebete, so konten wir bey uns nit bedencken, wie wir mit der kgl. Mt. wol mochten zu ainem solchen gueten vorstand komen, wir mochten dan bericht werden, was die ksl. Mt. gesinnet where, der artickel halben, die des reichs freyhait und des haußes zu Sachsenn gerechtikeit belangeten, doran sich baide vortrege vormals gestossen, zu thun und zu bewilligen. Und dieweil dan er, der Granuelh, dartzu wol konte gute furderung thun bey ksl. Mt., domit irer Mt. gemuet dorinnen erkundiget wurde, dann wo wir des ainen richtigen und claren vorstand erlangen mochten, das ksl. Mt. solche artickel gnedigist zu confirmiren genaigt wheren, so solte ksl. Mt. vormercken, das wir nit weniger gegen kgl. Mt. dann auch irer ksl. Mt. selbst zu allem dem, das zu ainem guten und ufrichtigen vorstand mochte dienen, uns gehorsamlichen und willig befinden lassen wolten etc. und seine, des Granuels, muhe und vleis, so er hierinnen thun wurde, in allem guten wolten erkennen. Du hettest auch von uns bevhelich, was er dir wurde zu antwurt geben, uns furder durch dein schreiben auch zu berichten, darauf wir uns ane zweivel weiter geburlichen wurden wissen zu vornemen lassen, und wheren, ime freuntlichen willen zu ertzaigen, genaigt. Was dir nun dorauf von ime fur beschaid gegeben, das wollest uns bey der post furderlich zu erkennen geben.

Zum andern haben wir auch vorstanden, was dir unser vedter und bruder, der landgraf, in gehaim angetzaigt, als du neben Rudolffen Schenckenn, von dem Granuel etzlicher sachen halben zu berichten, zu seiner L. gangen, als nemlich fur eins, wes sich Dr. Leonhartt Eck gegen seiner L. hette vornemen lassen etc. Nun kennen wir den mhan zu gueter notturft und auch seine hern, unsere vedtern von Bayernn. So waistu, was Hg. Wilhelm durch ainen seiner L. secretarien an uns vor der handlung zu Franckfurtt ließ gelangen und wie vortzuglich sich sein L. darnach ertzaigte. Dann obwol genanter Eck uns die schuld hat wollen zumessen, als das wir seinen herren ernachmals kainen tag zugeschriben, so haben wir aber seiner L. undter der handelung zu Franckfurtt tag und malstad benant, die sein L. aus geringer entschuldigung abegeschlagen. Halten es auch wol darfur, wan wir gleich nach der handlung zu Franckfurt seiner L. ainen andern tag und malstad zu erkennen gegeben, so wurde doch nichts doraus werden, sundern itzt der malstad, itzt aber des tags halben mangel gewest sein, dann, wo es seiner L. ernst gewest, wie sie dan mit ires secretarien werbung gegen uns den anfang gemacht, wurde sein L. nit undterlassen haben, solcher handlung und tagsetzung halben bey uns nach dem tage zu Franckfurd erinnerung zu thun. Und ist eben ein ding domit gewest wie itzt, dieweil man dotzumal auch vormerckte, das ksl. Mt. die franckfurdische friedeshandlung committirt, erbote man sich in gleichnus. Do aber Bayernn und sein anhang vormerckte, das sie villeicht die sachen dohin gericht hetten, das aus dem friden des orts nichts wurde werden, vorschobe man also die zusamenschickung der rethe. Dorumb wir auch jetzt wenig darauf zu setzen wissen und magst derhalben unserm vedtern und brudern, dem landgraven, antzaigen, das du uns hiervon geschriben und das wir dir dorauf antwurt gegeben, seiner L. solchs wie berurt antzutzaigen, aber sein L. freuntlich von unsernwegen zu bitten, wo sich zwuschen Hg. Wilhelmen selbst oder Dr. Ecken und seiner L. derhalben weiter handlung und rede zugetragen, das dich sein L. desselben wolten berichten, domit du es ferner uns mochtest unserm bevhel nach zu erkennen geben, und das wir dasselbe umb sein L. widderumb freuntlich wurden vordienen.

Was aber anlanget die fernere rede, deren sich unser vedter und bruder, der landgrave, gegen dir auch hat vornemen lassen, als des vorstands halben zwuschen ksl. Mt. und seiner L. und, das dorinnen noch nit geschlossen where, das auch dieselbe handlung wol vorbleiben konte, wo sein L. in irer bewusten sachen2 bey den stenden unsers teils mochte trost finden etc., so achten wir ane nott sein, dieweil sein L. dyr nit bevholen, ichtes derhalben an uns zu gelangen, das seiner L. dorauf von unsernwegen antwurt gegeben werde. Aber wo der Butzer weiter dießer sachen halben an dich kommen wurde, so mochtestu ime als fur dich selbst antzaigen, du hettest den sachen uf sein negstes anregen, das er bey dir gethan, auch nachgedacht. Nun kontestu nit achten, was dem landgraven an dießer stende trost berurter sachen halben gelegen, dan sein L. befunde und seghe, wo sein L. dieselbe sachen in gantzer gehaim hielten, das weder kayßer noch konige sich dorumb anneme noch annemen wurden. So konte auch deines erachtens der landgraf nit wol ursach haben, der sachen halben sich mit ksl. Mt. in sunderliche vorstentnus zu lassen, dan ksl. Mt. wurde sich doch ane zweivel ebensowenig als wir dießes teils derselben teilbar machen und sie dermassen approbiren, das die kinder, so sein L. in solcher digami ertzeugten, erbes- und lehensvehig solten sein, abwol ire Mt. solchen handel gnediglich, dieweil er in gehaim gehalten, auch wurde zu dissimuliren wissen.

Und do gleich sein L. mochte vorhoffen, derselben digami bey ksl. Mt. ain ratification zu erlangen, so were doch wol zu achten, das sie dem hauße zu Sachsenn an der vorbriften und durch kayßer und konige bestetigte erbvorbruderung nit konte der succession halben nachteilig sein, dieweil man darein nit gewilliget hette. Und wiewol auch genanter Butzer dir angetzaigt hette, das der landgraf die ersten zwene artickel mochte bewilligen und annemen, so dir negst gegen Wormbs uberschickt, doch das der dritte, die succession belangend, herausblibe, so hettestu sorge, uns wurde nit gerings nachdencken der gemelten baider ersten artickel halben machen das ausschreiben, welchs sein L. in des sathans nhamen hette ausgehen lassen3, dorinnen, dieße sachen zu vorfechten, undterstanden, do doch sein L. in irer letzern vorantwurtung gegen Hg. Hainrichenn von Braunschweig nur ain gemaine, ungewisse antwurt gegeben, wie sich sein L. hievor zu thun erboten.

Dan obwol dasselbe schreiben in des sathans namen gestelt, so hette es doch sein L. neben gemelter vorantwurtung ausgeschickt und where wol zu achten, do Hg. Hainrich von Braunschweig den punct wider den sathan widderumb wurde anregen und disputiren, das sein L. nit undterlassen wurde, sich dargegen undter berurtem nhamen widerumb ferner auch in disputation zu begeben, domit der handel also weit an tag bracht wurde werden, das dadurch das vorm jhar entstandene, ergerliche geruchte nit allain ins offen gefurt, sundern solch disputiren andern zu ainem exempel reitzen wurden. Und dorumb wurden wir es nun noch weniger dan hievor darfur achten werden, das der landgraf genaigt sey, dieselbe sache vormuge des ersten artickels in gantzer gehaim zu halten, dieweil sein L. nun anderweit sich so weit vor menniglichen ins offen begeben. Und was dir der Butzer hierauf antzaigen wirdet, das wollest uns mit vleis herwiderschreiben, dan wir konnen nit anderst erachten, der landgraf sthifte ine und sey nur die maynung, das man uns gerne in die vorweyßliche, ergerliche sachen mit list wolte furen, welchs man doch nun weniger dan hievor durch gotliche vorleyhung unsern halben enden soll, es vorbinde und vorainige sich der landgraf mit ksl. Mt., wie sein L. wolle und moge. Wir vorstehen auch wol, das es darfur gehalten will werden, wo man uns dohin fueret, das wir den dritten artickel, dye succession belangend, lissen fallen und bewilligten die ersten zwene und liessen sie in ain vorbriefung kommen, das es den vorstand solte haben, als hetten wir in solche digami dermassen gehelet, das wir auch die kinder der succession vhehig geacht hetten, dorumb man uns, wie berurt, nu weniger dan hievor dahin wirdet bringen. [...]. Datum Torgau, Sonnabents, den 23. Aprilis anno domini 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. dazu Anm. 10 zu Nr. 52.
2
 Anspielung auf die Bigamie Lgf. Philipps von Hessen.
3
 Gemeint ist wohl: Lening, Johannes: Expostulation vnd strafschrifft Satanae des Fürsten diser welt mit hertzog Heintzen von Braunschweig / seinem geschworen diener vnd lieben getrewen / daß er sich vnbillicher weise / in der person eins diebhenckers wider den Landtgrauen / nicht one mercklich nachtheil seins reichs / mit vngeschicktem liegen eingelassen habe. Getruckt in Vtopia. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 281–283.