Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 383r–383v + 388r–388v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 388v: Das der artickel in der handlung vom sacrament deß leibs und bluts Christi deutzsch und lateinisch sey ubergeben worden etc. und den gulischen rethen der ratschlag in der gellerischen sachen etc., item, wie Dr. Fries sich deß gesprochenen urteils halben etc. hab entschuldiget.

Druck: Corp. Reform. IV, Nr. 2215 , Sp. 260–261.

Eur L., kfl. und fstl. Gn. schreiben, am datum Torgau, Freitag nach Quasimodogenitj [1541 April 29] haltende [Nr. 608], haben wir neben den uberschickten ratschlegen und anderm entpfangen. Und erstlich die religionhandlung belangend, haben wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. gestern vor datum [Nr. 618] neben ubersendung des artickels der justification, a welcher durch die verordenten personnen gestelt und biß uff bewilligung der stende uff beiden tailen verglichen, sumarie bericht und antzaige gethann, daraus euere L., kfl. und fstl. Gn. zu vermercken, das die stende und theologen diß tails, wie wir nicht anders befinden mogen, bei der warheit zu verharren, geneigt. Nun ist man heut dato in der handlung vortgeschritten, ein artickel von dem sacrament des leibs und bluts unsers herrn gestelt und von jhenem tailh ubergeben worden, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. beiligend deutsch und lateinisch befinden werden. Und seint die theologen diß tails nicht bedacht, denselben anzunemen oder ichtes der confession und cristlichen lahr, so in den kirchen diß tails bißanher durch Gottes gnade gepredigt und gelert worden, zuentgegen einzureumen. Dann wie clerlich zu vermercken, so geet alle des andern tails practicken und vornehmen dohin, damit sie die privatmessen, auch umbtragen und in den sacramentheußlein anbettung des sacraments erhalten und becreftigen mochten, welchs mit Got und gewissen nicht will zu willigen sein. So soll auch dieser artickel furnemlich von dem bepstlichen legato, dem Kard. Contareno, herfliessen, mit welchem daß ander teilh teglich vilh beratschlagung hat. Und dieweil dieses tails theologen mitnichten, solche artickel antzunemen, gedencken, so ist zu vermueten, die handlung mochte sich daran zerstossen. Wie es nun verbleibt, soll eueren L., kfl. und fstl. Gn. zu ider zeit unverhalten werden–a.

Den uberschickte ratschlag in der gellerischenn sachen ist neben entschuldigung Dr. Melchior Klingenn aussenpleiben den gulchischen rethen durch unß, den cantzler und Dr. Bleickharten, uberantwort und daneben Dr. Friesen die antzeige des gesprochen urteils halben geschehen. Waß nun darauf zu antwort gegeben, daß thun eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir hieneben vertzeichent uberschicken1. Datum Regennspurg, Freitag nach Misericordia domini anno etc. 41.

Anmerkungen

a
–a Angestr.
1
 Vgl. die Aufzeichnung zur Konferenz zwischen Franz Burchard, Dr. Bleikhard Sindringer und den Gesandten Jülichs in Regensburg, [Regensburg], o. Datum, Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 384r–387v (Kop.): Den gulchischenn rethen ist durch uns, Franciscum Burkhardum, cantzler, und Bleickhartenn Sindringer Dr., der ubersante ratschlag zugestellet worden und darbei Dr. Melchior Klingenn halben seins nicht-ankommens entschuldigung furgewendet, mit weiter antzaige, sobald der angesatzte tag zu Grime sich geendet, daß unser gnedigster herr berurten doctor furderlich anher, inen den gulchischenn rethen beistendig und retig zu sein, verfertigen wurde. Welchs alles die gulchischenn rethe zu underthenigstem danckh angenomen mit erbiettung, solchs an iren gnedigen herrn gelangen zu lassen, stellet in keinen zweivel, seine fstl. Gn. wurden es freuntlich versteen und hinwider in alle weg verdiennen. So hette es auch Dr. Melchiors halben nit so grosse eylh, dann ire sachen stunde noch bei ksl. Mt. in rhue, do inen auch ires herrn halben sachen furfiellen, darinnen sie raths bedurftig, wolten sie sich versehen, wir wurden, inen den mitzutailn, unbeschwert sein. Dargegen ist von uns ein gleichmessig erbietten geschehen und daneben geselliger meinung angetzeigt worden, daß Dr. Melchior Kling itziger zeit nit zu stette kommen, daß hette Dr. Frieß verursacht, dann er hette wider unsere gnedigste und gnedige herrn ein urtheil stellen helfen, welchs kurtz verruckter zeit eroffent, und must darauf Montag nach Cantate[1541 Mai 16] schirstkunftig weiter verfharn werden. Und dieweil Dr. Melchior hievor zu solchen hendeln gebraucht, so hetten unsere gnedigst und gnedig herrn sein nicht wolh entrathen können. Darumb so wurden sie, die geschickten, des vertzugs auch kein beschwerung haben. Bericht über das Gespräch mit Dr. Frieß über dessen Rolle im Vorfeld eines Urteils der Kölner Juristenfakultät.