Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Goslar StadtA, Bestand B, Paket 870 RS Nr. 520, unfol. (Ausf.).
Euer jungst schreiben aus Regenspurgk, des datum stehet Mithwochen nach Cantate [1541 Mai 18] [Nr. 660], haben wir empfangen und alles inhalts woll vormergkt. Godt almechtiger wolle sein gotliche gnade darzu gnediglichen verleihen, das alle sachen richtig und woll mugen geendigt und ausgefurdt werden, inmassen sie sich zum augenschein woll angelassen haben. Und irstlichen wollen wir euch nicht bergen, das uns von eynem guthen freunde und in guthem vortrauwen eingelechte zcettelle, mith A vorzceichnet, bey eiliger potschaft ist zugestalt worden, darauß zu befinden, das Hg. Heinrich von Braunsweigk, der keyserlichen suspension nachzusetzen, gar nicht bedacht sey, dan wie es auß derselbigen zu vermercken, hat der Kard. von Meintz (der es mith den Brunswyker heldt und uns zum hochsten entkegen ist) auf unsers widderteils anhalten unter andern, ßo der cardinal ahn den coadiutorn und stadthaltern beither stiften Magdeburgk und Halberstadt gheschrieben, diesse angezceigte zcetelen, deren wir euch hiemith abscrift zu hanthen schicken, mith eingelegt und wirdt der coadiutor demselbigen alßo folge thun, die leuthe in baithen stiften vorwarnen lassen, damith die leuthe und zufure abgescheuet und die landtstrassen widderumb gestopft und versperret werden mugen.
Wie gehorsamlich sich nuhn der von Brunswigk kegen die ksl. Mt. erzceigt und seinem erbiethen, mith handtgebender treue gethan, nachkumpt und auch der keyserlichen suspension und gepothenem fridenstandt gelebt ader nachzugeleben gedengkt, ist aus diessem nicht unleichtlichen zu befynden, desen allen wir uns nicht gnugsam vorwundern konnen. Er mug eigentlichen eynen grossen trost und anhang wissen ader aber sunst wie ein desperat ader eyn vorrugter in seinen synnen und witze sich beduncken lassen, er sey mehr als der keyser selbst und gedencke irer Mt. nicht zu pariren, achte die auch geringe darzu, das er irer Mt. pariren solle, welchs wir Gothe befelen und das ende erwarten und ansehen mussen. Wir hoffen, solchs solle uns zu gedeige und allem guthen, ime aber zu vorterb und untergangk gereichen. Und ist eurm schreiben nach leichtlich zu vormercken, auf wes anstiftung ahm jungsten zu Regenspurgk die acht angeslagen sey worden, welchs je eine grosse vormessenheit ist und die ksl. Mt. dem kegenteil auß demselbigen dester baß zu kennen hett. Und wo solchs Hg. Heinrichen, item, dem chamergericht, darzu auch dem Bf. von Meintz, welcher mith der erlichen that des mordtprennens auch nicht weinig beschraiget ist, zuguthe außgehen solt, wer nicht guth. Es ist aber zu hoffen, Goth almechtiger werde solchs enderen.
Mahn sagt alhie, das die keyserliche acht ahn vihlen orthen widderumb solle angeslagen seyn alhie uff die nahe. Wir wollen drauf außschicken und, wo solchs befunden, wollen wir darselbst die keyserliche suspension alspaldt lassen dabey anschlahn, und in summa will zum hochsten noth sein, das ir diesse sache mith dem allerirsten ahn den Lgf. zu Hessen, unsern gnedigen fursten und hern, und auch an den H. von Weitenegk, den keyserlichen commisarien, zudeme ahn des churfursten geschickte legation und rethe itzo zu Regenspurgk gelangen lasset, euch dessen zcum hochsten beclaget und irer fstl. Gn., Gn. und G. gnedigen und gunstigen rath drauf nehmet, damith uns solche zum besten und dem muthwilligen, trotzigen kegenteil zusampt seinem anhange zu nachteil kommen muge, dan solt die ksl. Mt., unser allergnedigster her, dermassen und ßo frevenlichen von dem etc. vorachtet werden, so mosten wir mith hulfe und rathe unser hern und freunde darkegen trachten, hoffen auch, wir werden in solchem falle von inen unvorlassen sein. Mahn kondt uns auch desselben nicht vordencken. Wir haben auch fur, das wir solchen frevel und muthwillen, der uns itzo gepothen wirdt, alßbaldt an den Kf. zu Sachssen, unßern gnedigsten churfursten und hern, auch wollen gelangen lassen und seiner kfl. Gn. gnedigsten rath undertheniglichen drauf pflegen.
Was ir des burgers halben von Passaw Hansen Borgk belangende und auch der universitet halben zu Ingelstadt geschrieben hapt, dessen sollet ir hirbey in besundern zceteln beanthwortet werden, damith die puncten hirinne nicht zu befinden.
Wir hoffen, der keyserliche commissarius sey nuhnmer angekommen und haben seinen bericht der ksl. Mt. gethan, alßo das ir nuhn alle tage des bescheidts und andtwordt zu gewarten hapt. Godt almechtiger wolle sein gotliche gnade darzu vorleihen uns zum besten. Amen. Wir haben allen muglichen fleis in derselbigen handlungen furgewanth und bey uns gar nichten erwinden lassen, wie ir auß unserm schreiben und, was wir darneben geschickt haben, welchs nuhnmer zu Regensburgk auch angekommen ist, befunden hapt und sollet dessen, ab Goth will, in euer ankunft, welche Got almechtiger gnediglichen vorfugen welle, woll ferner berichtet werden, dan es will sich alles nicht schreiben lassen noch der federn zu vertrauwen sein.
Und ist guth, das ir hochernantem unserm gnedigen fursten und hern, dem Lgf. zu Hessen, die ankunft und erscheinen des keyserlichen commissari vormeldet haben. Ir werdet dran sein, das ir alle dingk mith wissenschaft und rathe seiner fstl. Gn. vorhandelet und seinen fstl. Gn. als deme, ßo es mith allen gnaden und gantz getreulichen mith uns meynet, nichten vorhaltet.
Der muntz halben und was derselbigen vorlust thut belangen, haben wir euch zuvor unser meynung zu erkennen geben, dan abwoll grosser schade darmith ist und wir solchs woll gentz gerne geendert segen, so wissen wir es doch zu itziger zceit nicht pessern, dan wir wissen alhie zu keinen andern muntze zu kommen. Mussen darmith leiden. Goth almechtiger wolle sunst sein gotlich gnad vorleigen uns zum besten.
Mith der sweren zcerung mussen wir allenthalben auch leiden und darbey thun wie andere stende, wiewoll dieselbigen solchen schaden bas als wir ertregen konnen. Dennoch konnen wir nicht drumb hyn. Weil ir aber vormeinet, das sich der reichstagk dermassen in die lenge vorzciehen mocht, und ir die pferde, auf vileichte welche der meiste kosten geht, nicht zu verkauffen wisset, konnen wir nicht bessers bedencken, dan das die pferde bey den pothen nach der handt hergeschickt, und were gut, solchs were furlangest gescheen. Wollet ir auch eins oder zwey behalten, solchs stehet zu euem gefallen. Dem krancken pferde werdet ir nach dem besten woll rathen lassen, ßo ime zu rathen sein will. Es ist aber mith dem außpressenden worm gar mißlich und ein unfletig dingk. Es wirdt sich woll außweisen.
Das der lanthgraff, unser gnediger furst und her, bey der ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, in grossem ansehen und guther achtung ist, solchs vormergken wir gerne und ist uns zum hochsten lieb. Soll uns, ab Goth will, allenthalben zum besten kommen und zuvorderst, dweil der von Braunsweigk bei menniglichen vorhasset und seiner grossen tugent halben ungenehme geworden ist. Aber dennoch vormercken wir, das er sich an die grosse fette biscoffe hanget, mith denselbigen bancketirdt und fast sehr triumpheret, hath auch dem Bf. von Meintz, unsern freundt, denen von Saltzburgk, item, denen von Bambergk und den Hg. von Peiern, Hg. Wilhelm, zu gaste gehapt neulicher zceit. Er hath eigentlich noch einen trotz hinther ime. Mussens gescheen lassen. Man sagt, die biscoffe sollen sich mith ime ßo fast vorpflichtiget haben, das sie swerlichen vonainander zu brengen sein werden. Etliche bischoffe und ander mehr schullen etzliche knechte in der stille vorsamlen lassen, alß solten sie kegen den Turcken, und sollen doch auf die religionstende, wen sie ire furteil und gelegenheit ersehen konten, ir gemuthe gerichtet haben. Wen es alßo were, solt je zu Regensburgk auch kaume vorborgen sein. Wehn ir kontet zu grunde erkunden, auß was ursachen der romisch koningk auf den reichstag nicht kommet, solchs wer woll nicht unguth. Man redet seltzame dingk drab, welche nicht alle zu schreiben.
Wir vornehmen es gantz gerne, das von den stenden unser christlichen einung und auch den freihn reichsstetten ßo fleissigen und emsiglichen ahn die ksl. Mt. unsernhalben ist supplicirt und auch umb niddersetzung etlicher unparteilicher commissarien zu verhor der sachen gebeten und angehalten worden. Wir hoffen, es solle inen und euch allenthalben nach beschenem bericht des keyserlichen commissarien, welcher nhun angekommen ist, ein guther und trostlicher bescheidt von der ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, allergnedigst begegnen. Wir hetten woll erleiden konnen, das das factum, ßo wir euch itzo zuschrieben haben, zeilicher und fur dem bescheit, dessen ir ein zceit lang gewertig gewest, hette mugen zugestelt werden, damith die ksl. Mt. durch solchen bericht dester stercker und mehr widder unsern widdersacher hette mugen bewogen werden. Solchs hath aber nicht sein konnen. Wir haben allerirsten am Freitag [1541 Mai 27] zu nacht vor dato diesses prieffes solche zceitung uberkommen und, wie drauß zu befinden, haben die van Halberstadt solch schreiben desselbigen tages allerirsten auch zu hanthen kregen. Wie deme allen, ir werdet mith rath und hilf unserer hern und gunner solchen puncten, der nicht gering ist und dem kegenteil einen grossen stoß pringen soll (dafur wir es achten wollen) woll wissen zu geprauchen, unvorhindert, das er nach dem bericht, ßo der her commissarius gethan, ankomme. Solchs muß den von Halberstadt, ßoviele muglich, zuguthe gehalten werden.
Wir haben abschrift der supplication, ßo die stende unserer cristlichen religion von uns gethan [Nr. 248], alleine entpfangen, aber nicht deren, ßo die reichsstedt gethan haben. Wo aber dieselbigen auß diessem grunde auch supplicirt haben, ßo ists gnug dran, ab wir die gleich nicht baithe uberkommen haben.
Wir wollen es auch dafur achten, das die stende der religion die annehmunge unßer sachen fur religionsachen aufschieben werden, bißsolange der keyserliche bescheidt gegeben sey. So sie dan befinden, das ir guthen bescheidt kriget ader nicht, darnach werden sie sich kegen euch auch ercleren und ab- ader zusagen.
Wir hetten uns dennoch nicht vorsehen, das die von Nurmbergk sich ßo swer zu dem gutigen wergk der nothwendigen suchung der steur hetten machen sollen. Wir mussen gedult drynnen tragen wie in andern sachen.
Und vornehmen es auch gerne, das unßer gnediger her von Hildenßheim euch guthe, gnedige und trostliche zusage gethan hath, zweifeln dran nicht, seine fstl. Gn. werde an seiner person nichten erwynden lassen.
Wir sein es erschrocken, das die disputatores von jennem teyle ßo ubel in die sachen schicken und ßo unreimliche dingk furslahn auf den vorgenommen punct. Wir wollen es allenthalben Gothe befelen, der kan es baldt endern. Er wirdt es auch thun, dan es ist seine sache, hoffen nicht, das sich der handel zursc[h]lahen solle, wer auch nicht guth.
Szoviele Bastian, den Swynsnyder, antrifft, konnen wir euch auf dasselbige noch zur zceit keinen bescheidt geben, dan wir haben noch itzo keinen grundtlichen bescheit der gethanen bekentnisse halben des gefangenen, unther hochsternantem Kf. zu Sachssen, unserm gnedigsten hern, enthalten, der neulich ist peinlichen vorhordt worden, uberkommen. Wir haben aber unßern bothen derhalben ahn seine kfl. Gn. fur etlichen tagen abgefertigt gehapt. Was der fur zeitung pringet, nach demselbigen haben wir uns kegen unßerm gefangen mit der scharfen frage auch zu halten. Und soll sein bekenthnusse und, was sich sunst disfals zutragen wirdt, auch unverhalten pleiben. Wir wollen uns auch dessen, wie begerdt wirdt, als nemlich mith der straffe nicht zu eilen etc., alßo halten.
Das ir euch mith hilfe und rathe des landtgraffen, unsers gnedigen fursten und hern, Dr. Bleykardum Sindtringer im falle der noth zu geprauchen, uberkomen und angenommen hapt, solchs ist uns lieb, dan als wir berichtet worden, sein wir mith demselbigen manne woll versorgt, ßoferne er sich des handels woll informirt und berichtet, wie er dan woll thun kan. Was ir mit rathe ime vorheischet und nicht umbgehn konnet, wollen wir schon, das ir desselbigen geweret und benemen wirdet. Wir hetten aber gemeint, Dr. Sybertus werde solchs außgerichtet haben, weil er sich zuvor zu demselbigen (wie auß seinen scriften zu vornehmen) erpoten hat, welchs lauthet auf schriftliche und muntliche antragen.
Mit der vorehrunge kegen den H. Nauees und auch den H. Obernburger wollen wir in bedencken nehmen und euch fernern bescheidt drauf zuschreiben. Wollet uns nichtendesterweiniger mith diessem boten euer bedencken, was ir meynet, das man eynem idern von den vorehren mocht, auch anzceigen. Szo wollen wir solchs auch beratslagen. Es gehet je viehl gelts druff, wie ir schreibt. Godt wolle uns hilfen, das wir alle dingk woll und ahne schimpf mugen ausfuren. Amen. [...]. Gescr[even] unther unßer stadt secret ahm Sontag Exaudj anno etc. 41.