Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.).

Eingang seines Schreibens vom 30. Mai am 6. Juni. Haben sein Schreiben an den Kaiser am 7. Juni durch Johann Naves weitergeleitet. Sein Schreiben an den Kf. von Mainz wegen der Belehnung haben sie diesem persönlich zugestellt. Die Angelegenheit Ludwigs Wolf von Habsberg, Amtmann zu Badenweiler, haben sie Pfgf. Friedrich vorgebracht, aber in allen sachen noch zur zeit kein antwurt bekomen mogen. Haben auch von Hg. Wilhelm von Bayern in der reductionhandlung noch keine definitive Antwort erhalten können. Werden ihm die Antworten, sobald sie sie bekommen, umgehend zusenden. Umgehende Weiterleitung der Briefe an H. Johannen von Hoyos Salamanca und Christoffen Kefenfuler auf der Post.

Weiter, gnediger furst und herr, in des reichs handlungen ist seyther den 26. tag Aprilis untz uf den achten tag Junij jungst verschinen kein gemeine versamlung aller reichsstend und bottschaften gehalten worden, und mochte wol gesagt werden, das sich diser reichstag allererst uf obgemelten achtenden tag Junij angefangen hette, dann darvor alle sachen und handlung dermassen sich zugetragen, das mer zuversichtlich gewesen, on end zu scheiden dann etwas uszurichten.

Aber dweyl jetzundt der Turckh (davon vormals geschriben, wie er das jar mit dem Kg. zu Persien zu handlen und die christenheit seinethalb sorgenfrei stande) widerumb sich gewendet und uf die 100.000 starck uf das konigreich Hungern zuziehen soll und uß Hungern und Österreich geschriben, wie an dem sturm vor Ofen uber die 800 der unsern (Gott erbarms) verlorn, so ist es zeit zu berathschlagen, wie dem Turcken zu widerston sei etc.

Und hat demnach die ksl. Mt. in ir palation und herberg alle stend samentlich uff Mitwoch [1541 Juni 8] und Dornstag [1541 Juni 9] jungst verschinen erfordern und anbringen lassen erstlich, was die verordneten in der religionsachen uf ubergebne artickel sich miteinander, doch allein ir, der verordneten person, halb und sonst onvergriffenlich verglichen und nit verglichen hetten und solchs in schriften ir Mt. uberantwurt, welche schrift mitsampt den artickeln ir Mt. allen stenden abschreiben zu lassen bewilligt, mit beger, das alle stend vermog erst furhaltens sich hierin nit weniger dann ir Mt. als christenlich Kff., Ff. und stend erzeigen und beweisen und irer Mt. gutbeduncken in disem allem und nit allein uf die articul, deren sich die verordneten collocutores undereinander verglichen, sonder auch der andern halben, so noch unverglichen sein, mittheylen, was sy nach gelegenheit und notturft der sachen fur gut und rätlich ansehen und befinden werden, damit weyter unrath und nachteyl furkomen, auch wie und welchermassen weg furzunemen, damit die beschwerlichen mißbreuch, so allenthalben im geistlichen und weltlichen stand eingerissen, widerumb abgestelt und in ein christenlich reformation und besserung gebracht werden mogen etc.

Gleicherweiß ist ir Mt. begern, dieweyl es jetzundt die höchst und unvermeidenlich notturft erfordert, zu berathschlagen und furzunemen, wie dem Turcken mit eylender und beharrlicher hilf zu begegnen sei, damit die christenheit, bevorab teutsche nation, diß orts vor unwiderbringlichem schaden verhuet werde, desgleichen auch, was zu erhaltung fridens und rechtens, auch guter policey, ruw und einigkeit und in anderm obligen teutscher nation inhalt irer Mt. usschreibens und ersten proposition furzunemen sei etc.

Daneben haben die hungerischen durch ein grosse und ansehenliche bottschaft, darunder ein bischoff, der ein geborner Gf. von Frangipanibus, welcher ein gar schöne, zierliche latinische oration vor ksl. Mt. und allen stenden gethan [Nr. 171] und gantz heftig gebetten und ermanet, hilf und rettung zu thon, dieweyl es noch zeit, ehe dann das kunigkreich Hungern gar verlorn und dann kein hilf erschiessen oder helfen moge und die Teutschen zu spät (wie die Phriges) weyß werden, dann das sei gewisser dann gewiß, wa jetzundt Ofen verlorn und kein stattliche hilf und widerstand beschehe, werden die Hungern und andere anstossende konigkreich und lender mit dem Turcken, wie auch die Venediger und vil andere gethan haben, fridenstand, wiewol mit unstatten und allen unbillichisten conditionen und gedingen, annemen muessen, wiewol zu besorgen, das inen dieselben nit gedeyhen mogen, sonder das der grausam Turck, der sich nit settigen lasset, er habe dann die gantz welt under sein joch und dienstbarkeit gebracht, nit allein das hungerisch kunigkreich, sonder Österreich und gantz Teutschland verderben, außreyten und diejenigen, so jetzundt grosse herrn, zu schlechten dienstknechten (wa anderst die nit gar vertilget und jämerlichen mit säbeln zerhacket), ire weib und kinder schenden und in das ellend erbarmklich bringen werde.

Und gleich nach vollendung solcher oration hat bemelter bischove verlesen lassen, was ime jungst von seinen herrn und freunden uß Hungern geschriben, deren datum eins uf den ersten, das ander den vierdten diß monats, darinnen vermeldet, wie der Turck 100.000 starck sich Hungern nehere und treffenlich geschutz mitfuere, auch wie Offen ungewunnen und die unsern den sturm und vil leuth, namlich biß in die 800 daran verloren haben.

Gleichergestalt haben die österreichische land etlich graven und herrn bottschaftweyß an die ksl. Mt. und gemeine stend verordnet, welche gantz cleglich und erbarmklich in teutscher sprach uf ubergebne credentz und instruction furbracht [Nr. 170], in was jamer, noth, sorgen und angst sy sitzen muessen, wa inen auch nit geholfen, werden sy leider thon muessen, das inen zu höchster beschwernuß kome, und aber iren anstossern zu allen seyten gleichergestalt begegnen und dieselbigen keinen vortheyl haben werden dann allein ein kleine zeit fristung und, welche inen jetzundt den Turcken nit helfen wollen, uf frembdem boden vertreiben, sollent sich gewißlich und on allen föl versehen, das in iren eignen landen den Turcken gar bald zu einem beschwerlich und tirannischen herrn sehen und anbetten muessen etc. Haben auch gleich daruff grausamliche und erschrockenliche neue zeitung lassen verlesen, die uns aber nit mogen abzuschreiben werden.

Es ist von Prag auß geschriben, wie kurtz verschiner tag das konigklich schloß zu Prag an funf orten durch eingelegt feurwerckh angezindt und usgebrandt, dardurch auch ein theyl an der statt Prag schaden empfangen, dermassen, das die sag, wie das kunigkreich Behem ein unuberwindtlichen schaden gelitten an demjenigen, so von alten briefen, gold, silber, kleinotern und anderm, das von vil hundert jaren im schloß behalten gelegen, jetzundt uf einmal verdorben ist.

Beerdigung des Wormser Domdekans Reinhard von Rüppurr am 11. Juni im Domkreuzgang.

Euren fstl. Gn. hetten wir gern bessere neue mer und zeitung geschriben. So gibts die zeit nit anders, wiewol etlich groß fursten bi uns sich gar nichts anfechten noch irren lassen, singen, springen, jagen, spilen, banckethiern tags und nachts, sind lustig und frölich.[...]. Datum Regenspurg, Sambstag nach dem hl. Pfingstag, den 11. tag Junij anno etc. 41.

a Post scripta: Gnediger furst und herr, es hat der Lgf. von Hessen uff Dornstag zu obent jungst verschinen [1541 Juni 9] alle chur- und fursten geystlich und weltlich, so diser zeit zu Regenspurg, ausgescheyden Hg. Ludwigs von Baiern und Hg. Heynrichs von Braunschweig, zu gast gehapt und ist mit inen frolich gewesen etc. Und ein gemeyn sag ist, das bemelter landgraff uff Mittwoch schirst kunftig [1541 Juni 15] von hinnen werde verreyten. Es ist noch keyn friden zwischen Braunschweig und Hessen. Eslingen ist auch unvertragen; alle stend warten uff den beschlus dits reychstag, was der bringen wolle etc. Datum ut in literis–a.

Anmerkungen

a
–a V. a. Hd.