Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 75r–77r (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 77v: Uberschicken copien deß buchs von der religion und melden, warumb der landgraff die ainungs- und religionsverwandten fursten und stende uff das hauß hab erfordren lassen etc.
Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2269 , Sp. 401–403.
Als1 euere L., kfl. und fstl. Gn. wir jungst am datum Dornstag nach dem pfingstag [1541 Juni 9] [Nr. 726] geschrieben und copeien der ksl. Mt. relation der gepflogenen religionhandlung zugeschickt, mit vermeldung, eueren L., kfl. und fstl. Gn. forderlich copeien des buchs, in berurter religionhandlung furgelegt, hinnachzusenden, nun hetten wir uns versehen, es solte mit abschreibung berurts buchs und der andern artickel etwaß schleuniger dann beschehen vonstatten gangen sein. Wir werden aber bericht, das durch ungeschickligkeit des schreibers, welchen der Bf. von Maintz dartzu verordent, der dann sehr falsch und langsam gelesen haben soll, solchs verursacht, zudeme, daß wir vermercken, daß gleichwol sonsten damit auch nicht sehr geeilet und villeicht darumb einen solchen schreiber nidergesatzt, das der handel dester lenger vertzogen. Darumb man erst nechten spat mit solcher abschrift, die wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. hiemit ubersenden, gentzlich fertig worden. Und bitten freuntlich und undertheniglich, euere L., kfl. und fstl. Gn. wollen uns ir bedencken darauf desto forderlicher zufertigen, deß wir uns auch hochstes vleiß zu halten wissen wollen.
Eueren L., kfl. und fstl. Gn. wissen wir auch nicht zu bergen, daß der landgrave des verschiennen Sonnabents vor dato [1541 Juni 11] die ainungs- und religionsverwanten fursten und stende uff daß hauß erfordern lassen und inen ungeverlich volgende antzeig gethann: Das der Kf. zu Branndennburg und etzliche andere guthertzige gerne wolten, das die sachen der religion, sovil muglich, verglichen werden möchte, und derwegen seiner L. und fstl. Gn. etzliche artickel [Nr. 109], die zu vergleichung der hinderstelligen strittigen artickel dinstlich sein solten, zugestellet mit bit, solches an die andern ainungs- und religionsverwanten zu gelangen lassen, dergestalt, do inen dieselben gefellig, daß sie mit in die relation gebracht und zu dem buch und den andern artickeln abgeschrieben und den stenden ubergeben werden sollt [sic!] etc. Wiewol nun seine L. und fstl. Gn., solchs uff sich zu nehmen, allerlei bedencken gehapt, aber gleichwol uff vleissig anhalten berurts churfursten nicht wegern mugen, und thette demnach berurte artickel den stenden diß tails zu verlesen ubergeben und zustellen, darauf sie sich auch ires gemuts vernehmen lassen mochten, dann seine L. und fstl. Gn. bedechten, waß mit Got und gewissen zu thun und antzunehmen, daß solchs nit underlassen werden solte, wie auch herwiderumb, waß ane verletzung der ehre Gottes und warheit nicht geschehen mochte, in keinen wege zu willigen noch antzunehmen were etc. Alß haben wir sampt andern fursten, stenden und stedten der augspurgischen confession- und religionsverwanten nach statlicher beratschlagung und erwegung der sachen seiner L. und fstl. Gn. antwort gegeben [Nr. 113], wie euere L., kfl. und fstl. Gn. solchs hieneben vertzaichent sampt copeien der zugestelten artickel zu vermercken etc. Und seint demnach die theologen diß tails den volgenden Sontag Trinitatis [1541 Juni 12] zusamengefordert worden, von der sachen sich miteinander zu underreden, wie dann geschehen. Welche sich auch eintrechtiglich einer antwort entschlossen [Nr. 114], wie euere L., kfl. und fstl. Gn. aus beiligendem vertzaichnus zu befinden, und seint die theologen vast alle und sonderlich Mag. Phillipus zu einicher dergleichen handlung gantz nicht geneigt, gedencken sich auch weiter nicht einzulassen. So wollen wir uns euerer L., kfl. und fstl. Gn. bevelchs, wie sich die ding ferner zutragen möchten, auch freuntlich und underthenigst halten.
Verganges [sic!] Freitags [1541 Juni 10] ist von der röm. ksl. Mt. in beisein der churfursten und stende des reichs der ungerischenn und osterreichischen potschaften audientz gegeben worden und hat erstlich die ungerisch potschaft, Gf. Niclas von Crabaten, der do ist ein bischoff und munich parfusser ordens, den man de Frangipanibus nehnnet, ein latheinische oration gethann, darinnen die noth und fhar berurts konigreichs fast hoch angetzogen und umb rettung und hulf gebetten und ermhanet wirdet, auch etzliche schrift und zeittungen, das des turckischen keisers wascha mit grosser macht in 100.000 starckh aufsein und nicht weit von Esseck ein bruckh uber die Darb geschlagen haben sollen in meinung, in kurtz ferner auf Ofenn zu verrucken, daß auch ein sturm vor Ofen verlohrn und in 800 man darinnen umbkommen etc. In gleichnus hat H. Hanns Ungnad von der niderosterreichischenn erbland wegen werbung gethan und gleichergestalt umb hulf und rettung angesucht, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. solchs allenthalben auß beiverwarten copeien [Nr. 171, Nr. 170] auch zu vernehmen befinden werden. Es ist ihnen aber datzumalh allein die antwort gegeben, daß man die sach forderlich beratschlagen und sich die stende gegen inen darauf vernehmen lassen wolte. [...]. Datum Regennspurg, Dornnstag Corporis Cristj anno domini 1541.