Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Straßburg AM, AA 496a, fol. 61r–64v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 64v: Die gesandten auß Regenspurg der religion und anderer reichshandlung halben etc. und auch sonder der turckenhilf halb. Proditum et lectum 28. Junij anno 41.

Regest mit Ausz.: Winckelmann, Pol. Corr. Straßb., Bd. III, Nr. 196, S. 189–190.

Wir haben euch Mitwoch, den ersten Junij verschinen, wellichermassen die sachen hie der zeit gestanden, geschriben [Nr. 701]. Nun hat sich gleich darnach der Kf. zu Brandenburg sambt dem Bf. von Lunden in die sach geschlagen und etlich artickel, so im gesprech nit verglichen, zu vergleichung oder, etwas neher zusammenzebringen, understanden, darauf mit dem landtgraven, wellicher Sachsen, Wurtemberg, Augspurg, Ulm und uns dazu gezogen, gehandelt. Die haben sich aber der sach one vorwissen der andern religionsverwandten stendt nit undernemen wöllen, sonder solichs am Pfingstabendt [1541 Juni 4] fur die stendt bracht. Die haben aber die handlung in ansehung, das sy von den verglichenen oder unverglichenen artickeln und, was also im gesprech gehandelt, noch kein wissens trugen, abgeschlagen. Aber unangesehen solichs abschlags hat nicht destoweniger sein kfl. Gn. bey dem landtgraven gesucht, auch etlich artickel, den gewalt der concilien, die orenbeicht, die einstellung oder behaltung des sacraments des altars, des babsts gewalt und oberkait belangen, wie die verglichen möchten werden, dem landtgraven ubergeben [Nr. 109]. Es haben aber die gelerten unsers theils die nit willigen wöllen. Also hat der H. von Granuella zuletst selbs angesucht bey dem landtgraven und ernstlich dahin gearbait, damit die obgenanten und ander artickel zu besserer vergleichung möchten bracht werden, zuvor und ehe die handlung der sechs verordneten gelerten den stenden des reichs zu baiden thailen eröffnet. Als es aber je nit hat mögen erlangt werden, hat die ksl. Mt. uf den Pfingstmitwoch [1541 Juni 8] zu drei uren nach essen alle stend in ir Mt. herberg beruffen und inen nach ainer kurzen vorrede, die Pfgf. Friderich gethan, schriftlich furleßen lassen, wie ir des copeien hiebei, mit A bezaicht, finden werden [Nr. 110]. Darauf die stendt sollichs furtrags und auch buchs, dorin die verglichene und unverglichene artickel begriffen sein sollen, abschriften und der sachen bedacht begert. Das ist inen also zugelassen worden.

Als aber morgens Donderstags [1541 Juni 9] alle stendt wider in ir ksl. Mt. herberg erschinen, die ungerische und österreichische bottschaften verhört worden, hat die ksl. Mt. den stenden furhalten lassen, das ir Mt. meynung nit sey, das alle stend das obgemelt buch abschreiben sollten, damit es noch zur zeyt etwas geheymer und nit allenthalben publiciert werde, sonder sey ir Mt. urbüttig, der buecher funf, namblich ains den churfursten, ains den gaistlichen, ains den weltlichen fursten, ains den protestierenden stenden und ains den erbarn frey- und reichsstetten zu ubergeben. Und wiewol die protestierenden churfursten und stendt sampt den stetten des erbietens zufriden gewesen, so haben doch die anderen stendt darauf gethrungen, das ir Mt. es gestriger zusag nach alle stendt abschreiben lassen wölt, derhalben es inen die protestierenden sambt den stetten auch also zu begern gefallen lassen. Darauf die ksl. Mt. bewilligt, das es alle stendt abschreiben mögen, doch das die schreyber in sondere pflicht genohmen, sollich schrift nyemandts dan iren herrn mitzuthailen und des von iren herrn alhie urkundt bringen. Also hat man sollich buch uf morgens Freytags [1541 Juni 10] abzuschreiben angefangen, und wie man zwen tag geschriben, hat man nachmaln kein schreiber mehr zulassen wollen, des herrn kein schriftlichen gewalt von iren herrn und obern, so sie uff dießen reichstag gesandt hetten, in die meintzisch cantzlei ubergeben. Dardurch nun gar nohe aller der stettpottschaften schreiber, wenig ußgenommen, die gewält gehebt haben, außgeschlossen worden. Als man sich aber dieser neuerung mit anzaig, das die stett iren rathspottschaften kein gewalt zu geben pflegten und nichtdestoweniger uf allen reichstägen zugelassen weren worden, bey dem Kf. von Meintz als dem ertzcantzler beclagt, seind sy nach verscheinung zweyer tagen wider zugelassen worden und ist also sollich buch uf Mitwoch, den 15. Junij, ußgeschriben worden. Was darauf verner wurt furgenommen werden, soll euch hernaher unverhalten bleiben.

Am Donderstag nach Pfingsten [1541 Juni 9] hat (wie vor gemelt) die ungerisch pottschaft, namblich der Bf. von Agram, ein barfussermunch1, Gf. Christof von Krabaten seligen bruder etc. sambt etlichen hungerischen herrn vor ksl. Mt. und allen stenden umb hilf wider den Turcken angeruffen [Nr. 171], mit verlesung etlicher zeytung, wie die Turcken starck uf Hungern ziehen und das des konigs volck ein sturm vor Ofen verlorn, dorin bey 800 personen umbkommen, gewundt und geschädiget worden, mit anzaig, wo man nit neu volck hinabschick, das dem Turcken nit mog widerstandt geschehen. Gleich uf dise werbung haben die gesandten der landt Österreich, Steyrmarck, Kernten, Crain, ob- und nidder Enntz sambt der furstlichen graveschaft Görtz auch ain klagliche, lange red durch H. Hans Ungnaden, freyherrn, thun [Nr. 170] und daneben ir instruction [Nr. 166] in schriften uberantworten lassen und also auch hilf begert.

Uf welche baide werbungen die stendt bedacht genomen, die sach zu beradtschlagen und inen alsdan mit antwort zu begegnen, und haben gemaine stend fur gut angesehen, dweyl diß ain sach, die die religion nit betreff, das man dieselb nach altem brauch bey den stenden beradtschlagen und sich nit sündern solle. Aber sollichs unangesehen seind uf Dinstag, den 14. Junij, die andern stendt zu 7 horen und die protestierenden zu 8 horen uf das hauß beschaiden worden. Ist Hg. Friderich, pfaltzgrave etc., bey jedem theil in sonderhait erschinen und angezeigt [Nr. 173], das dise sünderung allain der spennigen session halber und nit der meynung, die stend zu trennen, geschehe, und begert, die stendt wolten die turckenhilf beratschlagen und furdern in ansehung gegenwurtiger nodt. Hat darauf ain zedel uberantwort, den der kgl. Mt. comissarien der ksl. Mt. ubergeben, laut copeyen hiebey, mit B bezaicht2. Darauf haben sich unser religionsverwandten churfursten, fursten, stende und stettpottschaften ainer antwort endtschlossen, wie ir auß der copeyen C zu vernemen [Nr. 174]. Die hat man auch Hg. Friderichen zugestellt. So haben sich die andern stett, so nit unser religion, auch vast ainer gleichmässigen antwort [Nr. 175] endtschlossen. Wes sich aber die andern Kff., Ff. und stend darauf endtschliessen, ob sy auch mit den unsern von der hilf radtschlagen werden oder nit, mogen wir noch nit wissen.

Der kgl. Mt. kriegsvolck hat vor Ofen uf den andern tag Junij ain sturm gethan, aber nichts geschaft, sonder, wie irer Mt. leut schreiben, biß uf 300 personen verlorn, wiewol ander leut den schaden grösser schetzen, beharret aber noch der hoffnung, die statt zu erobern. Man ist irer Mt. ankunft uf der post den 21. dis monats hie gewißlich wertig.

Sonst haben wir die rechnungen der uncosten und zerungen, in gemainer verständtnuß sachen uffgangen, empfangen, wöllen diselben, so es zur rechnung kombt, also verrechnen. Dweil wir aber vernemmen, das die von Ulme, die zerung gohn Isennach und Arnstetten, dohin dan die kriegsräth auch beschriben gewesen, zu der andern zerung irs kriegsrath zu fordern, willens, so wollen uns die zerung, so uf baide obgenante tag gangen, uns auch zuschicken, im fal, so die ander angenohmen, dise auch verrechnet möchte werden.

Christof von Landenberg belangen, haben wir uns mit den pfaltzgrävischen räthen und Gf. Friderichen von Furstenberg ainer gemainen instruction, wie die zu Haydelberg angestellt worden, verglichen, aber noch bißhär nit vor ksl. Mt. furkhommen mögen. Sobalt wir etwas erlangen, soll euch unverhalten pleiben.

Unser gnediger herr landtgrave ist verganges Dinsdags [1541 Juni 14] mit erlaubnus der ksl. Mt. von hinnen wider anheymisch gezogen und seine räth, den cantzler, Alexander von der Than und Friderich Keydel, hie gelassen sambt etlichen theologen.

Das königlich schloß zu Prag sambt ainem antheil der statt, so unden am schloß gelegen, ist im anfang diß monats schädlich verbrandt durch eingelegt feur, wie man es achtet. So seindt dem Hg. von Pommern drey stett auch schädlich mit prandt verderbt worden, dergleichen dem Kf. von Sachsen ain stettlin und ain nambhaftig, gros dorf, weyl wir hie gelegen. [...]. Datum Regenspurg, Freytag, den 17. Junij anno etc. 413.

[Zettel:] Sovill wir gesterigs tags vernemen, so seind die andern fursten der meynung, das man der kgl. Mt. ein eylende hilf yetz leysten solte, namlich ein dritten teyl der hievor geleysten hilf, und domit sollichs am furderlichsten beschehe, soll man die in gelt erlegen und von stund ane ein lauf von knechten lossen angone und nichtdestweniger daneben von einer beharlichen hilf und einem bestendigen fridden alhie handlen und schliessen. Dweyl sy aber unser fursten nit dozu berufft, so ist der churfursten meynung, das man die sach mit gemeynem rhatt beschliessen soll; haben wir euch also in eyl nit verhalten wöllen. Wir haben auch dem Calvino wider anheymisch mit rhatt H. Martin Butzers erlaubt4.

Anmerkungen

1
 Franjo Frankopan.
2
 Vgl. Anm. 2 zum Vortrag Pfgf. Friedrichs [Nr. 173] vom 14. Juni 1541.
3
 Straßburg teilte Basel den Inhalt dieses Briefes am 10. Juli mit, vgl. die Dreizehn von Straßburg an Bgm. und Rat von Basel, Straßburg, 1541 Juli 10, Basel StA, Kirchenakten A 5, fol. 215r–217av (Ausf.).
4
 Vgl. Jakob Sturm an die Dreizehn von Straßburg, Regensburg, 1541 Juni 18, Straßburg AM, AA 496a, fol. 65r–66r (Ausf., eighd.): [...]. Hat mit Bucer darüber gesprochen, wie, falls der Bischof stirbt, mit dem Domkapitel verhandelt werden sollte laut beiliegender Schrift. Diese Schrift ist doruff gestölt, das man sy des kirchenrechtens, namlich, das kheiner kirchen ein bischoff on iren willen und vorwissen gegeben soll werden, ermanet, doch uff das freuntlichst und domit sy nit ursach nämen, die whall ausserthalb der statt zu thun, das man sy etwas vertrostet, sy an der wall nit zu verhindern, doch mit dem anhang, das sy einen wolten erwölen, der zu christlicher reformation und zu friden zwisten dem bistumb und der statt geneigt were, dan sonst wurden sy ursach geben, das ein statt verner, dan bißher beschehen, nach irem und der kirchen recht trachten musten. Neben dem möcht man mit sondern personen des capittels auch reden und sy erinnern, wo sy einen, der zenckisch oder in der statt fryheyten und alt herkhumen, wie hievor beschehen, zuvil grublen wolt, erwölen wurden, das es dem stift und allem wesen zu nachteyl reychen möcht. Es sollen ir drey, Braunschweyg, Isenburg und Eberstein, wie etlich meinen, im verdocht sein, als ob deren einer gewölt solt werden. Do wer meins bedunckens Eberstein als ein landtsman und, der der warheyt etwas verstand hat, vor den andern zu wunschen. Khundt man nun denselben vor andern furdern, were mins achten nit undinstlich. Regenspurg, 18. Junij. [PS:] Ich gedenck, dweyl alle ceremonien im munster abgethon, sy solten wol die whall nit in der statt, sonder ausserthalb halten wollen. Dofur weren sy zu bitten und mit allem vleiß bey inen anzuhalten, das sy es des orts bey dem alten brauch bleyben liessen, allerley einrede und mißverstand, so dorauß volgen mocht, zu verhuten. – Vgl. auch Bgm. und Rat von Straßburg an Jakob Sturm und Batt von Duntzenheim, Straßburg, 1541 Juli 6, Straßburg AM, AA 496a, unfol. (Ausf.): Eingang ihrer Schreiben vom 17. und 18. Juni. Und sovil dieselben die religionshandlung, auch die turckenhilf belangen, müssen wirs dem almächtigen zu seinem willen, die anzeschicken, haimstellen, und werden ir in demselben euch euerer gegebnen instruction, auch den abscheyden, so deßhalben hievor bey den stenden unserer verwandtnuß uffgricht und bschlossen, wissen zu halten. So haben wir euch hievor geschriben und bevolhen, sover deren von Goßlar sach fur ain religionsach von allen stenden angnommen und durch die stimmen erkanth wurdt, das es uns nit zuwider, dabey wirs nochmals pleiben lassen, das irs helfen fur ain religionsachen zu stimmen. Beiliegend ihre Gegendarstellung zur Supplikation Gf. Philipps von Hanau wegen des Zolls zu Willstätt. Aber der eingriff halben zu Vesthouen und Baldburn, da ist euch unverborgen, das der von Hanae bey dem kayserlichen camergricht umb declaration der urthail, die doch luth deß urthailbrieffs clar und unverdunckelt, angsucht, daruff wir die exception, das wir in sindicatu unentschaiden mit inen standen, das sie nunmehr in solcher sachen parten und inen selbs zu vorthail und nachthail sprechen oder declariern möchten etc., furgewendt. Anweisungen zur Überarbeitung der Supplikation in dieser Syndikatssache nach deren jüngstem Stand. Sollen sie dann Kaiser und Ständen übergeben. Im fall aber, das ir die algeraidt furpracht hetten, so wölln nit undterlassen und dise neue uns in der declaration unpillich begegneten beschwerdt und, wie sie uns unser unverhört und unbeschlossen, da wir dheinen procuratorem apud acta gehapt, unser uncitiert begegnet sey, der ksl. Mt. und den stenden mit gepurlichem eingang und erholung voriger beger furtzepringen, damit menigclich sehe, wie unpillich gegen uns gehandelt, auch, so uns nit geholfen werden solt, da wir doch der ksl. Mt. und den stenden unserm härkomen nach bessers vertreun und wir unser notturft nach dagegen furnemen mußten, menigclich wissen möcht, das wir zum selben zum höchsten genöttigt seyen. So euch dan die advocation und commission erkanth wurde, wölln uns das furderlich zuschryben, euch ferner der notturft nach mögen zu richten. Schicken beiliegend die Abrechnung der Zehrkosten für die Tage zu Eisenach und Arnstadt. Am 29. Juni ist der Bf. von Straßburg gestorben. Datum, den 6. Julij anno etc. 41.  – Vgl. außerdem Die Dreizehn von Straßburg an Jakob Sturm und Batt von Duntzenheim, Straßburg, 1541 Juli 6, Straßburg AM, AA 496a, fol. 80r–82v (Ausf.): Zu Westhofen etc. Verweis auf das Schreiben von Bgm. und Rat vom gleichen Tag. Schicken verschiedene Unterlagen zur hanauischen Sache. Deßgleichen schicken wir euch copias der freyhait deß appellierens halben und lassen uns gefallen, daß ir, H. Jacob, mit dem von Naues gehandelt und das ers nit allain uff die 600, sonder 1.000 fl. gepracht hette, dagegen mogen ir ime auch zusag thun, so vil 100 bis uber die anderthalb hundert fl., so wir vorhaben, biß das es die 1.000 fl. erraich, erlangen mög, das wir ime so vil 100 fl. zu verehr thun wölln, sover irs näher bey ime nit gehaben mögen. Nachdem ir auch wissen mögen, als weylandt Ks. Maximilian seliger gedächtnuß uns den härgeprachten brauch und libertet deß freyen zugs bestätigt und von neuem gegöndt hat und damals aber ain copey solcher bestätigung und concession gestelt gewesen, in deren den bitschischen und hanaischen freyhaiten außtruckenlich derogiert worden sein solt, aber durch damals Bf. zu Maintz, den von Henneberg, fur besser angesehen, das allen andern freyhaiten, so dawider weren, in genere derogiert wurde. Dernhalben er auch allain die generalderogation mit undterlassung der sondern in die bestätigung und concession gesetzt hette und doch dabey geschriben, so es nit gnug, das ers besser außpringen wolt, aber also bey derselben gmaynen derogation pliben ist und aber seithär die gelerten davon geredt, das weger were, das die sonder mit der gmainen derogation were einverleipt worden, so wolln, woh ir füglich können, bey dem von Granuilla oder dem von Naues ansuchen und so sie getrauten sollich declaration bey der ksl. Mt. mit gmainer und sonder[er] derogation uber den freyen zug, deßgleichen der zollsfreyhait im bistumb zu Straßburg und sonderlich zu Wildstet, Liechtenaw, Krawilsbaum, Kestehholtz, Oberkirch, Ulm, Rencheim, Zabern, Gugenh[eim] und an allen orten im bistumb möchten ir inen ain reyhliche [sic!] verehrung zu thun erpieten und, so etwas zu erheben sein wolt, uns das furderlichen zuschreyben, euch mögen copeyen, wie die außpracht und angestelt werden solten, zu uberschicken. Zehrkosten für die Tage zu Eisenach und Arnstadt. [...]. Suche nach einem Advokaten. Sollen Erkundigungen über Dr. Hieronymus Neithart einziehen. Verhandlungen mit Dr. Ludwig Gremp. Datum, den 6. Julij anno etc. 41.