Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Kop.); DV: Copi Wolffganngen Vogelmans, unsers stattschreibers, schreiben; DV v. a. Hd.: prod[itum] 4. Julij anno etc. 41.
B koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Ausf.).
Weß sich auf disem reichstag der strittigen religion und begerten eylenden turckenhilf, die zeit ich alhie gewest, aller thail halben in handlung zugetragen, haben euere Ft. vor 12 tagen und zum thailh gesterigen tags bey derhalb abgevertigten aignen botten ungetzweyvelt nunmehr vernommen. Sovil nun die bevolhnen andern particularsachen belangt, davon ich unmuß halb bey gesteriger bottschaft nichts hab schreiben mögen, und sonderlich den neuen mulbau und derhalb ausgangen mandat belangend, hab ich beim burgermaister von Pfullendorff euerer Ft. schreiben entpfangen und vernommen und mich darauf zum H. Obernburger gefuegt, ime das schreiben, derhalben an ine ausgangen, geantwort und dabey, weß euere Ft. darinnen fur ain mangl hetten, nemlich, so das wort der caution darinnen pleiben sollt, das dann die gegenthail dieselben caution so hoch antziehen wurden, das euerer Ft., dieselben zu erstatten, unmuglich oder je zum hochsten beschwerlich, mit bitt, dasselbe wort zu cancellirn und es bey dem darin gethanen erbietten pleiben zu lassen. Darauf er geantwort, wir hetten doch im Niderland also supplicirt, sagt ich, unser supplication stunde, das wir uns hievor gegenthaillen ainer caution de demoliendoa opere hetten angepotten, das ist, so diser bau imand zu schaden geraichen sollt, das wir dann denselben bau wie billich wider abthun wollten, der gegenthail hett aber sollichs nit annemen, sonder stracks mit der thatt dagegen handlen wöllen. Dweil nun meinen herren das mandat nicht nutzen möcht, wann dise caution dermassen, wie gesetzt, darinnen pleiben sollt, sonder meine herren den bau sowoll als jetzt underlassen mussten, so betthe ich wie gehort. Also sagt er, ich möchte selbs ain copey stellen oder die alte copey zimlichermassen endern, die wöllt er alßdann sehen und fertigen. Darauf ich die alte copi an ainem ort oder funfen zimlichen gebessert, die caution herausgestrichen und nit allain die edelleut und die von Trachtelfinngen, sonder auch das mandat uff ire zugewandten furschieber und anhenger gestellt, auch hietzwischen etliche mal bey ime angehalten, dasselb zu vertigen. Aber der gescheft sein so vill, das sich schier alle stend des langen, verdrieslichen aufziehens beclagten, aber ich laß mich teglichs anmanen nit verdriessen (wann ich nur anderer sachen halb weil gehaben möcht). Dann steet es lang an, so trag ich fursorg, die Gff. von Ötingen möchten deß und der grabenfreyhaitten halb in erfarung kommen, dann man gönnt den stetten, sovill man mag. Gf. Ludwig der alt spricht mir gnedig zu, clagt mir oft von unserm nachpern, Gf. Merttin, weß er seinen Gn. und euerer Ft. glaubens halb fur gunst trag. Sagt, er werd bey wenig tagen auch hie sein und mein nachpaur werden.
Zum andern hab ich Hanns Walltern von Hurnhaim sein brief geantwort und daneben zum fugclichsten der besiglung halben sollicitirt, mit antzaigen, das sollich anhalten von euerer Ft. allain darum geschehe, damit, wo der sigler ainer mittlerweil in kriegssachen oder andern hendlen verreiten oder sonst abgeen sollt, das dann die uffgerichten brief nit mangelhaftig wurden etc. Also sagte er, der aine, sein schwager Burckhart Hainrich etc., wer alhie, wurd aber uber 4 tag nit hie sein. So hett sich der von Fleckenstain jungst am Reinn durch ain fueß geschossen, derhalben er bißher kranck gelegen und noch. Sy hetten aber ime beed zugesagt, sy wollten siglen und sonderlich wurd der von Fleckenstain in etlich tagen selbs gen Nordling kommen und die brief siglen. Nachmaln mocht man die brief bey unserm geschwornen botten oder ainem söldner alher zu ime schicken (dann er wurd noch wol 14 tag alhie ligen), alsdann wollt er demselben seiner diener ainen zugeben und zu Hainrichen Burckhartten, marschalcken, furter abfertigen, also das euere Ft. daran nit mangel oder beschwerd haben sollten. Indeß sollten wir beim vogt von Lierhin daran sein, das er die register auch fertig machte, und fraget, wie sich unsere nachpern, die graffen, darin hielten. Also zaigt ich im an, weß sy euerer Ft. zum andern mall zugeschriben hetten. Des ertzurnt er sich und sagt, wann sy gleich böß wöllten sein, so wer euere Ft. dermassen versehen, das sy derselben weder der pfarr, auch ungelts noch anders halb zukomen konnten. Er hett auch alhie der sachen halb, das ungelt belangt, angehalten, darauf man ine entlich vertrost hett, nach dem reichstag den ausspruchb ze thun, hett kain sorg, das wir vill verliern wollten etc.
Zum dritten und nachdem ich in der Heiber sachen [Nr. 383] den gestellten bericht und dann supplicationem pro mandato penali gegen Fallck Juden [Nr. 364] dem pfaltzgrävischen cantzler in den reichsratt ubergeben, hab ich etliche mal in der cantzley beym H. Obernburger, ob dasselb mandat erkennt oder nit, nachfrag gehapt, aber derhalb nichts erfaren mögen, derhalben mich der H. Obernburger erstlich uff den Hauprechten1, Pfgf. Friderichs secretarien, selbs gewysen. Dieweil ich aber hievor vom alten H. Wörlin vernommen, das er villeicht nit ain gutter Nordlinger sein möcht und dartzu den Ainkhurn etwa selbs mit ime geen sehen, hab ich zuvor den pfaltzgrävischen cantzler und nachmaln den Dr. Nauis dernhalben angesucht, die beede aber mich uff den Hauprechten verwisen. Bin demnach zu ime gangen und dernhalb angesucht, der hat mir aus andern vilen hendeln erstlichen den bericht Caspar Heibers halb und dann die supplication sampt dem vidimus der freyhaitten etc. herfurgesucht. Sovil nun den gemelten bericht belangt, sagt er, die ksl. Mt. ließ es noch zur zeit darbey pleiben, biß weitter angesucht wurd, alßdann wurd man nichts weitters erkennen, sonder mir oder meiner herren gesanten dasselbe zuvor antzaigen und darauf weittern bericht thun lassen, darum ich ine auch von euerer Ft. wegen gantz freuntlich ersucht hab.
Aber die supplication gegen Fallck Juden betreffend, were erkennt worden, wie auf derselben supplication, die ich euerer Ft. dernhalben hiemit zuschick, vertzaichent zu vernemmen ist, nemlich, dweil die supplicanten antzaigten, das die sach gegen dem Juden in rechtvertigung komen etc., so mochten sie an sollichem rechten ire freyhaitten furpringen und sich derselbigen geprauchen, desselben bschaids ich aber nit wol zufriden gewest und ime gesagt, euere Ft. hette nit allain am kayserlichen hoffgericht ire freyhaitten furgewendt und den Heiber darauf abgevordert, sonder dieselb freyhaitten weren in des hofgerichts repositur und behaltnussen reponirt und hette der hoffgerichtsschreyber järlich etlich gelt davon, dieselben freyhaitten zu bewaren und in unsern sachen furzepringen, aber, desselben unangesehen, were euerer Ft. burger nit remittirt, sonder der Jud des orts wider die billichait furgefaren, inmassen dieselb supplication selbs mitbrechte, darum were vergebenlich, dieselben freyhaitten nachmaln am hoffgericht furtzepringen. Darauf sagt er, hetten wir dann die freyhaitten zuvor am hoffgericht furpracht und sy dieselben veracht, so möchte euere Ft. die von Rottweil umb den verwirckten peenfall derselben freyhaitten mit recht furnemmen. Also zaigt ich an, meinen herren were dergleichen hievor mer begegnet, davon sy etwo appellirt, etwo uff den verwirckten peenfal am cammergericht geclagt hetten (als in Bautzen und der alten convention sachen), euerer Ft. wollte aber in denselben sachen langsam und zun zeitten gar wenig geholfen werden.
Bin darauf zum H. Kesinger und Obernburger gangen und inen den handel angetzaigt, die dessen nit gefallen gehapt und der verordenten rhat unvleiß und vile der gescheft ursach geben und vermaint, das widerum und de novo zu supplicirn und daneben auch die alt supplication zu ubergeben sein sollt. Wiewol ich nun wol genaigt gewest wer, alßbald widerumb zu supplicirn und mit widerubergebung der alten supplication und freyhaitten antzutzaigen, das dieselben freyhaitten hievor am hofgericht furpracht, desselben orts auch reponirt weren und dartzu die sach zu Nordling, dahin sy dann in erster instantz gehörig, in recht anhengig und zu beschluß gefuert, inmassen die erst supplication mitbrechte, mit bitt, gegen gemelten Juden nochmaln mandata zu erkennen, das er die unsern in erster instantz bey ordenlichen rechten pleiben laß etc. Daneben were ich auch wol gesint gewest, eben in derselben supplication dergleichen mandaten an den hofrichter und urtelsprecher, deßgleichen ain neue confirmation uber dieselb freyhait, nemlich darin euere Ft. und die irn in erster instantz fur all außlendische gericht gefreit sein, zu bitten etc., dieweil ich aber an dem und anderm billich fur mich selbs und one euerer Ft. bevelch nichtzit handeln soll, so hab ich sollichs zuvor an euere Ft. hiemit gelangen lassen wöllen, derselben ferrern bevelchs hieruber gewartend. Euere Ft. wolle mir auch die alt supplication, so ich weitter darinnen handlen sollt, mit dem ferrern bericht wider zuschicken.
Zum vierten hab ich, zuvor und ehe mir euerer Ft. schreiben zukommen, etliche mal der grabenfreyhait halb beim Obernburger und nachmaln, als er es dem Kessinger bevoln, bei ime, Kessinger, angehalten, aber sy je lenger je mer difficultet und beschwerden darauf treiben wöllen, wiewol ich erstmals nit gewisst, waruff es geschehen, haben also die verbesserungen, so euerer Ft. halb darin beschehen, nit allain nit zulassen, sonder auch die freyhait, wie die hievor erkennt, nit geren geben wollen, mit allegierung allerlay beyspill, so sich in gleichen fellen begeben hetten, und gewöllt, so wir die verpesserung oder enderung darinnen haben, sollten wir von neuen supplicirn. Dagegen ich gesagt, weß sy fur beschwerden darauf haben kunten, so es uns doch hievor erkennt wer, so wer es doch der verenderung halb nur umb ain wort oder zway ze thon, da wenig angelegen. Sollten wir nun freyhaitten erlangen und gelt darfur geben, so wöllten wir dero billich auch geniessen, darum die beschwerlichen zway oder drey wörter darin ausgethon sollten werden, sonderlich, dieweil doch onedas zuletst ain clausul angehenckt wer, das es sonst ainem jeden an seinen rechten und freyhaitten unnachthailig sein sollt. Also hat der Kessinger frey gegen mir heraußgelassen die ursachen, warum er euerer Ft. bißher nit hab dinen wöllen, mit bitt, das ichs euerer Ft. mittlerweil antzaigen wöllt, gleichwol daneben vermeldet, er wöllt es ain gutt sach sein und niemand nicht entgelten lassen. Also hab ich ime angetzaigt, ich wisste nit anderst, dann das ime euere Ft. allen freuntlichen und gönstigen willen trueg, wurde es auch, so es die gelegenhait zutrueg, im werck beweisen, mit bitt, mich von euerer Ft. wegen bevoln zu haben. Wiewol er nun vill erbiettens getriben, so sein es doch, darfur ichs auch halt, nur hofwort.
Sonst hat er der ainkurnischen sachen halb vill mit mir geredt und antzaigt, aber nit sagen wöllen, was Ainkhurn fur brief erlangt hab. So hab ichs auch sonst nit erfarn kunden. Ich gedenck aber, euere Ft. werden dessen ehe dann ich gewar werden. Dagegen waiß sich alßdann euere Ft. mit nottwendiger protestation und instrumentierung wol zu halten. Gleichwol helt der hessisch cantzler so vil bey mir an, euere Ft. zu ersuchen, das man ime der ehern gonnen wöll, das er ein thedingsman darinnen sein mug, das ich ime euerer Ft. abschlegig antwort noch nit hab antzaigen durfen, sonder gedenck, zuvor euerer Ft. antwort uff das jungst mein schreiben auch zu erwarten. Bleibts dann bey euerer Ft. jetzt zugeschribnem bschaid, das laß ich billich auch guttlich geschehen.
Ainkhurn gibt mir alhie vil schulden und beclagt sich allenthalben, das er, wo ich nit wer, der sachen langst absein wollt. Troieet [sic!] myr hoch und vil, darum mir Gots gnad und guts uffsehens wol vonnötten etc. Ich gedenck aber, sovil die grabenfreyhait belangt, uff euerer Ft. gethonnen ferrern bericht und zugeschickte der alten freyhait copi dieselbe freyhait in guter form confirmirn zu lassen mit zimlicher, guter verbesserung c –und, sovil muglich, in sollicher gewarsammi, das es, es wollen dann die leut partheiisch sein, an die gegenthail nit gelangen soll–c, inmassen mir diß abendts vom H. Obernburger, der nunmehr weitter nit furuber kann, zimliche vertröstung geschehen ist. Gleichwol wollte man vil zu hof ausrichten, so wurd vonnötten sein, das man etlichen herren die hend salbet, wiewol unvonnötthen ist, das gelt außzustreuen, wie der Ainkhurn thutt, von dem jederman singt und sagt. Aber ich hab kuntschaft und gute erfarung, das die von Hall, die ir grabenfreyhait itzt auch haben confirmirn und wider der Gff. von Hohenloe widerfechten erneuen lassen, derwegen biß in 200 fl. an silbergschir und gelt verehern haben lassen uber das, so sy hievor im Niderland verschenckt haben. Also thun auch andere, die dero ort handlungen oder außzerichten haben. Das stel ich zu euerer Ft. bedencken.
Zum funften, sovil dann die mintzfreyhait anlangt, hab ich Dr. Nauin und den pfaltzgravischen cantzler derwegen angelangt, dero kainer will davon wissen haben. Vermainen, widerumb durch ain supplication antzehalten. Aber Obernburger rhatt, das ich Pfgf. Friderichen dernhalb selbs ansuchen soll. Wiewol ich nun dagegen angetzaigt, das der alt H. Hanns Wörlin und ich neulich angehalten, so will ich doch nit underlassen, Pfgf. Friderichen derhalb antzesuchen und, wo vonnotten, auch durch ain kurtze supplicatz zu sollicitirn, dann zu hof will es nun angemant sein, soll anderst ichts ausgericht werden, zudem, das Ainkhürn alle helt [= Orte] und päß dermassen verlegt, das schier niendert ist antzelenden.
Waß in reichssachen hietzwischen und meins jungsten schreibens gehandelt ist, haben euere Ft. ab beyligender vertzaichnus mit R zu vernemmen. Daruff bitt ich euerer Ft. ferrern bevelch, wie dabey gepetten. Will mich in dem allem euerer Ft. bevelchs, so mir der jedeßmals zu rechter zeit zukompt, halten und befleissen. [...]. Datum 4. Julij anno etc. 41.