Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, I. HA Rep. 17 Nr. 13a Fasz. 1, fol. 10r–14r (Ausf.).

Euerer fstl. Gn. schreiben des datum zu Custrin, Sontags nach Corporis Christj dieses jars [1541 Juni 19] heldet, hab ich Montags nach Johannis Baptiste negst vorschienen [1541 Juni 27] alhier zu Regenspurg untertheniglichen empfangen und desselben inhalts gelesen und alßbald Cunrath von der Schulennburg, auch Georgen von Dannenberg und also den baiden einem itzlichen in sonderhait di uberscheickten [sic!] brief, an sie lautende, selbst uberantwort. Was sie mir auch vor antwort darauf schrieftlichen zugestellet, werden euere fstl. Gn. hirbei liegende gnediglichen befinden. Hainrich Saltza ist nit mher alhier. Derhalb ubersende eueren fstl. Gn. ich denselben brief widerumb unerbrochen zu.

In diesem vorhabenden reichstag ist vorgelauffen, das man anfenglich etzliche theologen als nemlich H. Julium Pflugk, Dr. Ecken und Dr. Gropperum auf der papisten seiten, auf der protestirenden Dr. Bucerum, Philipum Melanchtonen und Pistorium, die von der religion, wie dieselbige zu vergleichung gebracht werden, reden solten, verordent. Solche unterrede haben sie in schrieften gestelt, ist etwas sehr vil, welchs di stende durch sonderliche voraydete schreiber haben abschreiben lassen. Und ist nun an dem, das sich di stende von allen teilen darauf auch unterreden sollen und besehen, ob sie zu vorgleichung kommen mochten. Und wiewol man hin und wider durch etzliche personen treue handlung mit den protestirenden derhalben gehabt, so ist doch meins wissens als der ich mich, sovil di religion anlangt, inhalts euerer fstl. Gn. bevelchs nicht gebrauchen laß, noch zur zeit nichts fruchtbars außgericht. Got gebe noch gnade.

Indes ist eingefallen, das di ungerische, auch di osterreichische potschaft vor ksl. Mt. und stenden des reichs, wie der Turck gewaltig uf Ofen zutziehen solle und derselben lender von ime bedranget, antzaigung mit angehafter bit, das sie mochten gerettet werden, bescheen [Nr. 171, Nr. 170]. Als hat di ksl. Mt., uf ein eylende, auch furder uf ein beharrende hilf zu gedencken, an die stende begeret. Montags nach Corporis Christj [1541 Juni 20] ist di röm. kgl. Mt. auch alhier ankommen und diese hirbei gelegte schrieft mit A betzeichnet vor ksl. Mt. und allen stenden aygener person lesen lassen [Nr. 181]. Darauf ist durch di stende beratschlagt worden, das sie eine eylende hilf laisten wollen, inmassen wie di schrieft mit B bezeichnet vormage [Nr. 182]. Und so dan irrung der session vorhanden, so seind di protestirende in einem sonderlichen rath gewest und haben di hilf noch so hoch als di andern churfursten, fursten, stende und derselben abwesenden botschaften mit allerlay anhengen und sonderlich, das sie vor allen dingen friede und gleichmessig recht haben und zuvorn wissen wollen, gewilliget, wie sie des in einer sonderlichen schrieft die ksl. und kgl. Mt., der di andern stende kain abschrieft haben, beantwort [Nr. 183]. Doch ist noch zur zeit nicht aygentlich geschlossen, wie dieselbe hilf ins werck bequemlich solle gebracht weden und wer di hauptleut sein sollen. Davon wirdet man noch reden mussen. Dieweil man domit umbgangen, ist di religionsach ferner in ruhe zu beratschlagen gestanden. Ich acht aber, man werde sie wider fur di handt nehmen und wenig darinne außrichten. Doch steet es bei Got.

Der session halber zwischen Mgf. Jorgen, Hg. Hainrichen zu Braunschweig und den gesandten Hg. Hainrichs und Hg. Johans Ernsten zu Sachssen etc., auch den bayerischen rethen ist vil irrung vorgefallen, haben sich auch mit worthen fast eingelassen, das also der ursach und auch der protestirenden halber, wie oben erwenth, die stende zu kainer volkomen session nye kommen seind, auch nicht vormutlich uf diesem reichstag kommen werden.

Nachdem aber Dinstags nach Trinitatis [1541 Juni 14] die röm. ksl. Mt. die Kff., Ff. und stende, auch derselben abwesenden botschaften ufs hauß in sachen, den Turcken belangende, und, das dijhenigen, so der augspurgischen confession anhengig, in einem sonderlichen gemach oder stuben, nicht der sachen, sonder der irrigen session halben sein solten, erfordern lassen, wie dan Pfgf. Fridrich anstat der ksl. Mt. in kayserlichen stull gesessen, der churfursten, außgeslossen Sachssen, potschaften, die andern fursten weltlich und gaistlich, auch der abwesenden reth und gemaine stende erschienen, do ich dan gesehen, das di fursten aigner person a vorhanden, auch kain religionsach sey und, wan di fursten aigner person–a alda, das di potschaften nach den fursten zu sitzen pflegen, hab ich des reichs marschalck, den von Papenheim, mir anstat euerer fstl. Gn. mein geburende session uf hiebevorn gethanen bevelch der ksl. Mt. zu geben, angesucht, als hat er mir di oberste stelle unter den fursten, so aygner person damals vorhanden gewest, als neben dem Hg. von Sophoy gegeben. Die andern potschaften seint alle unter mir gesessen. Als hat Pfgf. Fridrich des Turcken halben seinen bevelch anstat ksl. Mt. vorgetragen, welcher nach dem vortrag in bedencken genommen. So man dan der session halben kein sonderlichs protocol heldet, so bin ich aufgestanden, des reichs marschalck gebethen, ingedenck zu sein, das ich von ime aus bevelch ksl. Mt. in euerer fstl. Gn. geburende session gewest were, auch dieselbe besessen, darauf er geantwort, er wolt es nicht in vergessen stellen. So werden es di fursten und derselbigen botschaft, die domals vorhanden, gestehen mussen. Nachdem ich dan von eueren fstl. Gn. kainen bevelch, des reichs sachen mitzuberatschlagen oder ferner dobei zu sein, so bin ich auch weither zu den stenden nicht gegangen, auch von euerer fstl. Gn. wegen mich in kaine handlung oder sachen eingelassen und hab nhumals also meins unterthenigen vorhoffens euerer fstl. Gn. sachen, wie euere fstl. Gn. aus jungstem mein schreiben und itzo der session halben zu vornemen befinden, vormoge meiner mitgegebnen instruction gnugk gethan1. Do aber demselben noch nicht gnug bescheen were, wie ich dan nicht hoffens bin, mogen michs euere fstl. Gn. gnediglichen vorstendigen, sol an meinem unterthenigen vleiß nichtes erwinden, wie ich mich als der diener desselben zu thun schuldig erkenne. Datum Regenspurg Montags nach Visitationis Marie anno etc. 41.

[Zettel:] Hg. Hainrich von Braunschweig ist von etzlichen churfursten, fursten und derselben potschaften von wegen Hg. Wilhelms seiner fstl. Gn. brudern vor ksl. Mt. angetzogen worden [Nr. 264], deßgleichen das sich sein fstl. Gn. der session uber den marggraffen, so personlich vorhanden, zu sitzen underfahen [Nr. 239]. Und wiewol ich angelangt bin, das ich von wegen euerer fstl. Gn. uber hochgedachten Hg. Hainrichen von Braunschweigk der session halben solt klagen helfen, auch uf die erbaynigung angetzogen, so hab ichs doch nicht thun wollen, in bedencken, das ichs von eueren fstl. Gn. kainen befelch, auch wo Mgf. Georg was erhalten wirdet, wie dan kain zweiffel ist, das es euerer fstl. Gn. auch erhalten sey.

Zum dritten ist ksl. Mt. von wegen der mordtbrenner ein schreiben uberantworth, darinne di urgichten der, so gerichtet und derhalben gefenglichen einkommen, gestanden [Nr. 255].

Es ist auch von den Turcken kuntschaft einkommen, die werden euere fstl. Gn. an der berathschlagung der eylenden hilf schrieftlichen zu befinden haben.

Bitte, den Boten für die Strecke von Berlin aus zu entlohnen. Hat keinen eigenen Boten auftreiben können, der sich der ort lands hette verschicken lassen wollen.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
1
 Vgl. die Instruktion Mgf. Johanns von Küstrin für Dr. Konrad Metsch, Küstrin, 1541 März 8 [Nr. 51].