Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Wien HHStA, Hs. weiß 378, fol. 218r–219v (Ausf.).
Druck: Weisz, Schweizer Quellen, S. 96–98.
Als die kgl. Mt. am aftermontags vor Johannis Baptiste [1541 Juni 21] hieher kumen, bin ich von stund an von deintwegen zu Dr. Geng [= Georg] Giengern gangen, ine deinthalben angemant, darauf er mir zu antwurt geben, das er dir selbs schreiben und in demselbigen allen underricht thun well. Versich mich, dein diener werde dir sölch schreiben hiemit zubringen.
Des reichstags halb stecken wir in dem glauben bitz uber die oren, das wir schier selbs nit wissen, wa wir darin seyen. Was die sechs collocutores gemacht, ist ain groß buch worden und den stenden von ksl. Mt. zugestellt, mit begern, sich darüber zu bereden und fürter die ksl. Mt. irs gemüts und gutbedunckens weiter zu berichten. Also sitzt man und disputiert itzt ob dem selbigen buch, und sovil ich noch daran befind und verston, so ist gar nichtz guts daran. Die artickel, wie die gestellt, sind also captios und tunckel, das sy an vil orten auf baider partyen mainung mugen außgelegt und verstanden werden. Derhalben, wa die also bewilliget und angenommen, man ainer declaration darüb [sic!] bedurfen und mer mit der declaration dann mit der hauptsach ze schaffen haben wurd. Darum ich gedenck, der colloquenten arbait werde gar vergeblich sein und die sach von neuwem auf andere weg müsse angefangen werden. Gott well, das es wol gerauth und nit noch etzwa ain krieg daraus werde. Die sach ist auf dise stund irriger dann den ersten tag.
Daneben ist auch von ainer eylenden türgkhenhilf gerett worden, welche der ksl. und kgl. Mt. von unserm tail, den catholicis, schon bewilligt worden, aber die protestirenden sperren sich noch; wollen wol auch bewilligen, doch mit der condition, das sy ain bestendigen, gewissen friden haben, den sy also vermainend, das alles irs thuns und lassens frey, ungestrafft und also inen stillschweigendt vergunnen und erlaupt werde, uns andern gar zu zerreissen. Sy werden es aber, ob Gott wil, bey der ksl. Mt. nicht erlangen mügen. Sovil des globens halb.
In Hungern steet es nit wol. Wann die bewilligt eylendt hilf nit bald hinabkumpt, so besorg ich warlich, es werde ditz jars in Hungern ubel zugon, dann der Türck, wie alle kundtschaft laut, nun gar starck daher zeucht, gleichwol nit aigner person, aber durch zwen wassa, wol 80.000 starck.
Sust waiß ich dir diser zeit nichtz ze schriben dann deß abschidts; dir denselbigen mit ehestem zuzeschicken, will ich nit vergessen. Hiemit in altem vertruwen unverkert.
Datum in größter eyl zu Regenspurg, Montags, den 4. Julij anno 41.