Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Auftrag, eventuellen Bestrebungen der Hgg. Wilhelm und Ludwig von Bayern gegen die die ksl. Begnadung Regensburgs mit Zoll, Getreidemaß und Standgeld entgegenzutreten; [2.] Unannehmbarkeit des vom Innsbrucker Regiment unterbreiteten Vermittlungsvorschlags im Konflikt zwischen der Rst. Regensburg und dem dortigen Klerus; Bitte an den Ks., an seinem früheren Vorschlag festzuhalten; [3.] Ersuchen an den Ks. um wohlwollende Behandlung ihrer Appellation gegen die Entscheidung des Innsbrucker Regiments in Sachen Regensburger Judenschaft; [4.] Auftrag zur Kontaktaufnahme mit Dr. Heinrich Rostock in dieser Sache; [5.] Klarstellung zu den Differenzen um das Regensburger Schottenkloster St. Jakob; [6.] Erfolgter Verzicht des Ks. auf die Hilfe Regensburgs gegen Franz von Sickingen; [7.] Verweis auf die Befreiung Regensburgs von allen Reichshilfen.

München, HStA, Gemeiners Nachlass 34, o. Fol., Konz.

Erwähnung: Nickel, Widerstand durch Recht, S. 220f.

Instruction, was wir, camrer und rate der stat Regensburg, unserm schulthaissen Hansen Smaller, von unser und gemainer stat wegen zu handlen, bevolhen haben, volgt hernach

Erstlich soll er uf ksl. Mt. yetz furgenomen reichstag zu Mainz erscheinen und daselbst handlen inhalt und vermöge des gwalts, so wir ime unter gemainer unser stat secret insigl zugestelt haben.

A

[1.] Item, ob sich begeben, das unsere gn. Hh., die Ff. [Wilhelm und Ludwig] von Bayrn, bey ksl. Mt. der begnadung halb des zolls, traidmaß und standgelts, // damit ir Mt. uns und gemaine stat gnediglich fursehen etc., zu abbringung desselben ichtzit handlen und an ine gelangen würde, so soll bemelter unser schulthaiss ksl. Mt. mit undertänigem vleiß anruefen und bitten, in ansehung gemainer stat armuet uns bei berürter begnadung genediglich bleiben zu lassen und handzuhaben.

[2.] Item die sachen gmaine gaistlikait betreffend [vgl. Abschnitt VI.2.4], sover unser schulthaiss möchte erfarn, das di acta dieser handlung also von dem regiment zu // Ynnsprugg ksl. Mt. zugeschickt worden wären, alsdann ksl. Mt. in undertanigkait zu berichten, das irer Mt. regiment zu Ynnsprugg furgeschlagne mitl uns und gemainer armen stat in bedacht dero armuet und unvermögen kainswegs anzunemen seyen, ain massen wir dann irer Mt. regiment auch zugeschriben haben,–a mit undertanigistem, höchstem, betlichem anruefen, ir Mt. wolle uns und di armen stat bey irer Mt. ehe furgeschlagne mitlen, die doch gemainer gaistlikait gestalt der sachen ganz leidenlich und träglich seyen, genediglich bleiben lassen, uns dabey mit ernst schützen // und handhaben. bWo aber das regiment solhe acta ksl. Mt. noch nit zugesant het, soll unser schulthais ir Mt. mit untertenigem vleis bitten, benantem regiment schreiben ze lassen, damit sy solhe acta irer Mt. inhalt irer Mt. an sy vor ausgangen comission furderlich zuschicken–b, dann uns und der armen stat sey daran merklicher nachtail und ganzes verderben gelegen.1

[3.] Item sofer bemelter unser schulthaiss in sachen di judischhait betreffent [vgl. Abschnitt VI.2.5] an dem ksl. hof angelangt würd, so soll er anzaigen, das uns von ksl. Mt. regiment zu Ynnsprugg die weisung, so uns ir Mt. zugelassen, also, so wir beweisen würden, das sich die judischhait der sachen uf H. Thoman Fuchsen, ritter, haubtman etc., zu gütlicher handlung // bewilligt, das alsdann bemelt regiment di sachen fur bedachten H. Thoman Fuchsen remitiern sollten, abgeschlagen worden sey. Das wir alsdann von bemeltem regiment fur ksl. Mt., unsern allergnst. H., und dero ksl. Mt. loblich camergericht appelliert haben, undertanigister hoffnung, ksl. Mt. werde uns als gehorsame undertan des hl. Reichs in gn. bedenken gemainer unser stat freyhait, das wir auch vor niemand dann vor irer Mt. als unserm ainigen H. cund dero camergericht–c zu recht stehen sollen, gnediglich bleiben lassen und dabei mit genaden schützen und schiermen, dwie ir dann solhs bey den gelerten zu Worms in ret erfindet.

[4.] Item es soll auch unser schulthaiss yetzo zu Wormbs Dr. Heinrichen Rostock der judischait halb bericht tun, wie vom regiment an ksl. Mt. und an das cammergericht appellirt worden, wie dann die copei der apelacion nach lengs ausweist, und derhalb citacion und inhibicion am camergericht erlangen.–d

[5.] // Item wo unser schulthaiss des gotzhaus halb zu St. Jacob2 zu red gesetzt würd, soll er in sachen underricht geben, nemlich, das wir ksl. Mt. schreiben [liegt nicht vor] und bevelh, jüngst ausgangen, in undertänigkait gehorsam geleben wollen, wiewol wir von unserm gn. H. [Bf. Johann] von Regensburg mit demselben e, allain, das wir den abt [Johannes Thomson] und prior, wo di oder yemant von iren wegen herekemen und solh gotshaus ein[n]emen wollten, fenklich annemen und unserm gn. H. von Regensburg uberantworten sollen,–e noch nit ersuecht worden sind, das wir auch davor benanten unsern gn. H. von Regensburg zu possession berürts gotzhaus haben komen lassen wollen, allain mit der vorbehaltung, fzu ksl. Mt. declaracion und fernern beschaid gestelt,–f ob hinfuran // zu erhaltung gemainer unser stat lang hergebrachten weltlichen schutz und obrikait der ende ain unser bürger, wie vorhere beschehen, sein sollte oder nit. Das hab aber nit angenomen wellen werden etc.

Item wo gesagt würd, wir hetten den angezaigten abt, damit er von hin komen, geschoben, zu dem soll benanter unser schulthaiss antwort geben, das ksl. Mt. bevelh an uns nit gewest sey, denselben abt handzuhaben g, sonder auszuschaffen–g. Wol sey nit an, unser gn. H. von Regensburg hab an uns begert, wir sollen den abt darzu halten, // das er seinen Gn. von seiner verwaltung des gotzhaus rechnung tue. Das hab uns, dweil der abt ain gaistlich person und briester gewest, nit geziemen wollen etc.

Item wo angezaigt würd, wie dann ksl. Mt. angeben worden ist, als sollte der abt und prior vil aus dem gotz[h]aus entwendt, ein truhle[i]n ufgebro[c]hen und etlich gelt, der abtassin [Agnes] von Obermünster zugehorig, entpfrembdt und mit inen hinwekgefürt haben, an dem sey ir Mt. nit wol beriht worden, wiewol nit an, das der abt zu bezalung seiner gleubiger alhie etlichen bayrisch wein // und nit uber 4 schaff waiz, das doch ain klains zu achten sey, verkauft hab etc. Und was derhalb weiter an unsern schulthaissen gelangen würd, soll er uns verantworten, wie er mit warhait zu tun wol waiß, wie wir dann jüngst in unser warhaftigen verantwortung ksl. Mt. etc., auch H. brobst [Bernhard] von Wal[d]kirch hund H. Gorig von Emershoven–h der sachen nach lengs mit anzaigung, das die gepeu dits gotzhaus ganz zu abfall komen, daran nichtzit gepessert, allain die rent, zins und ander ufheben // des gotzhaus colligiert und eingebracht werden, das auch die orgel aus dem gotzhaus on alle not durch di gaistlichen verkauft worden sey, bericht getan haben.

B

[6.] Wo aber von wegen des anschlags und hilf, so uns jüngst wider den [Franz] von Sickingen uferlegt worden ist, was zu red [= geredet] oder begert würde, so soll unser schulthaiss bei ksl. Mt. oder irer Mt. hofräten anzaigen, das ir ksl. Mt. uns solher ufgelegter hilf in craft der freihaiten, so ir Mt. uns // hievor zugestelt, genediglich erlassen hab laut ksl. Mt. briefes [liegt nicht vor], von deme wir ime ain geleichlautende copei beyhendigen lassen haben etc.

[7.] Item wo uf yetzgehaltem reichstage, ainiche fernere hilf oder anschleg uf uns und gemaine stat zu legen, gemelt oder furgenomen werden wolt, so soll bemelter unser schulthaiss anzaigen, das solhes in kainem weg in unserm und gemainer unser stat vermöge sey, das wir auch in ansehung solher unser und gemainer stat armuet und unvermögen und in gn. bedenken // vor erzaigter unser gehorsam von ksl. Mt. etc. uf X jar lang aller steur, anschleg und hilf, so ye zu zeiten von den stenden des Reichs irer Mt. und dem Reich bewilligt und geraicht werden, gnediglich gefreit habe [recte: sind] etc., laut der copei, so wir unserm schulthaissen von demselben ksl. freibrive zuhanden gestelt haben etc.

Des zu urkunde haben wir bemeltem unserm schulthaissen diese instruction, mit gemeiner unser stat fur getrucktem secret insigel besigelt, geben am montag nach St. Veits, des hl. mertrers, tag.

Anmerkungen

a
–a Am Rand hinzugefügt.
b
–b Am Rand hinzugefügt.
1
 Zu den Verhandlungen vor dem Innsbrucker Regiment über die strittige Besteuerung des Regensburger Klerus durch die Rst. vgl. T. Beck, Kaiser und Reichsstadt, S. 111–118.
c
–c Am Rand hinzugefügt.
d
–d Am Rand hinzugefügt.
2
 Zu den seit 1514 andauernden Auseinandersetzungen um das Regensburger Schottenkloster St. Jakob und dessen Abt Johannes Thomson vgl. ausführlich Gruber, Schottenkloster St. Jakob, bes. S. 133–138.
e
–e Am Rand hinzugefügt.
f
–f Am Rand hinzugefügt.
g
–g Am Rand hinzugefügt.
h
–h Am Rand hinzugefügt.