Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Geplante Erörterung der Differenzen zwischen den Hgg. Wilhelm und Ludwig von Bayern auf dem Reichstag in Frankfurt a. M.; [2.] Dessen notwendige Verschiebung auf den 1. Februar 1514 nach Augsburg; [3.] Aufforderung zum persönlichen Erscheinen und zur Beteiligung an den Schiedsverhandlungen im innerbayerischen Konflikt; [4.] Wunsch nach vorläufigem Verbleib der kursächsischen Gesandten in Frankfurt a. M.

Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10181/4, fol. 1a–2a, Kop. (p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: [Johann] Renner; Vermerke fol. 2b: Copie ksl. Mt. schrift; darunter: Meinem gn. H. Hg. Jorgen [von Sachsen] zu uberschicken).

[1.] /1a/ Hochgeborner, lb. oheim, Kf., rat und stathalter, als wir deiner lieb auf das schreiben [Schreiben liegt nicht vor], so du unsern reten Gf. Hoyern von Mansfelt und Hansen Renner am jungsten getan hast, durch denselben von Mansfelt antwurten haben lassen, dieweil es dir dismals nit gelegen sey, gein Werd [= Donauwörth] zu komen, das sich dein lieb gein Frankfort auf den reichstag gefugt het, so wollten wir allen vleis ankern domit, ob dy sachen zwischen unsern lb. vettern Hg. Wilhelm und Hg. Ludwigen von Bairn, gebrudern, dahin geschoben und daselbs vertragen werden mochten.

[2.] Nu wil uns bedunken, das villeicht nit all stende und sonderlich etlich Kff. und Ff., daselbshin gein Frankfort zu komen, geneygt sein. Und nachdem aber uns und dem hl. Reich an solichem reichstag merklichs und vil gelegen ist und wir besorgen, das an unser gegenwertigkait und persondlich beywesen auf demselben reichstag nichts entlichs noch fruchtbarlichs ausgericht wird, wie dan hivor zu etlichen /1b/malen auch bescheen ist, und sich dan unser sachen des venedigischen krigs halben und sonst in ander weg dermassen zutragen, das wir in aigner person gein Frankfort nit komen mogen, sondrn uns vil gelegner ist, denselben reichstag hie zu haltn, darzu wir dan verhoffen, das du und ander Kff., Ff. und stende auch geneigt sein werden, demnach welln wir den gemeltn reichstag von Frankfort herziehen und mit den stenden, sovil der ytzo daselbs zu Frankfort sein, und andern handeln lassen, auf den erstn tag Februarii [1514] hie bey uns zu erscheynen und in unsrn und des Reichs merklichen obligenden sachen und gescheften der notturft nach helfen zu handeln und zu raten.1

[3.] Und begern demnach an dein lieb mit besonderm vleis, du wellest dich als der obersten glieder ains des hl. Reichs darnach richten und auf den gemeltn ersten Februarii /2a/her zu uns persondlich fugen, uns mitsambt andern stenden in unsern und des Reichs sachen, wie obstet, der notturft nach helfen raten und handeln, und bleib nit aussen. So wollen wir alsdan mitsambt deiner lieb, auch unserm schwager [Hg. Ulrich] von Wirtenberg und unser lb. schwester [Ehg.in Kunigunde] zwischen den vorgemelten unsern vettern auch handeln, der zuversicht, das dy sachen zwischen ynen gutlich hingelegt und vertragen werden. Und dein lieb welle sich gutwillig und dermassen halten, als wir dir sonderlich getrauen. Daran erzaigt uns dein lieb sonder gefallen, gnediglich und fruntlich gegen derselbn zu erkennen. Geben in unser und des Reichs stat Augspurg am andern tag Decembris Ao. etc. XIII, unsers reichs des röm. ym 28. jar.

[4.] [Nachschrift:] Doch wellest nichtsdestmynder deine rete zu Frankfurt bleiben lassen und sie davon nit abfordern, dan wir noch allen vleis ankeren wollen, den reichstag daselbs anzufahen und den darnach herzuwenden.

Anmerkungen

1
 Die Neuansetzung des in Frankfurt a. M. nicht zustande gekommenen Reichstags zum 1. Februar 1514 in Augsburg wird nur in diesem Schreiben erwähnt, ein entsprechendes ksl. Ladungsschreiben an die Reichsstände liegt nicht vor.