Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Notwendigkeit eines Reichstags angesichts der gegenwärtigen Gefahren für das Reich; [2.] Ersuchen um Beteiligung ungeachtet des kurzfristigen Einberufungstermins; Ankündigung seiner eigenen Teilnahme.

München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 31a–32a, Orig. Pap. (p.r.p.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: [Zyprian von] Serntein; Präs.vermerk: Praesentatum 3a post judica Ao. etc. XVI [11.3.16]).

/31a/ Instruction, was der edel unser und des Reichs lb. getruwer Bernhart Gf. zu Eberstein, unser rate, by dem hochgebornen Ludwigen, Pfalzgf. by Rein und Hg. in Beyern, des hl. Reichs erzdruchses, unserm lb. schwager und Kf., von unsern wegen handeln und usrichten soll1

[1.] Anfenglichen soll er seiner lieb sagen unsern gn. und freundlichen willen und dem nach erzelen, das wir us merglichen, treffenlichen ursachen und obligen, so uns und dem hl. Reich, auch gemeiner teutschen nacion zusteen, einen reichstag uf sondag oculi in der vasten [24.2.16] in unser und des hl. Reichs stadt Augspurg zu halten, furgenomen und seiner lieb, auch andern unsern und des hl. Reichs Kff., Ff. und stenden durch unser brief [Nr.536] gründlichen angezeigt und verkündt, wie dan sein lieb des nun zumal on zweifel wol bericht ist. Und wiewol wir uns in betrachtung derselben ursachen und obligens, in dem obgemelten unserm usschreiben angezeigt /31b/, genzlichen versehen, sein lieb werde also uf solichen tag erscheinen und als ein gehorsamer Kf. und des hl. Reichs meisten gelider eins das best und nützigst handeln helfen, so schicken sich doch unser und des hl. Reichs widerwertigen dermassen, dazu erzeigen sich allendhalben in dem hl. Reich irrunge und emporunge, das unser und des hl. Reichs mergliche notturft erfordert, mit dapferm rate und eylends dareinzusehen. Darumb dan, solichen reichstag furderlich zu halten, sonderlichen not. Wir sein auch der genzlichen trostung und zuversicht, wan sein lieb, desgleichen die andern Kff., Ff. und stende also ankumen, als wir dan mit inen allen neben unserm ausschreiben ernstlich handeln lassen und uns zu irer zukunft endlichen versehen, das wir gar bald mit irem rate und hilf dermassen tapferlichen und ernstlichen radschlagen und handeln wollen, dadurch das hl. Reich und teutsche nacion vor allen widerwertigen befriedt,/32a/ auch die emporung darin gestillet und dermassen fried, eynigkeit und gute verstentnus gemacht werde, das alle anstosser ir aufsehen uf uns haben werden, zusambt dem, das sich durch gnade und schickung des Almechtigen vil sachen dergestalt zutragen, dadurch wir solichs alles mit der hilf Gottes fuglichen und wole tun mogen, wie wir dan seiner lieb zu seiner zukunft nach der lenge und eigentlichen berichten werden.

[2.] Und dweil aber der angesetzt tag kurz und seiner lieb nit wole moglichen ist, daruf zu erscheinen, soll der gemelt unser rate mit seiner lieb mit vleis und ernst handeln, das sein lieb onverhindert, ob derselb tag verschienen wer, sich darnach richte, das er von stund und onverzugenlichen in eigner person also anziehe und uf den reichstag kume und sich keinerley irren oder verhindern lasse, auch uf nymands andern weiger, als wir uns dan zu seiner lieb als zu eynem gehorsamen Kf. des hl. Reichs, zu dem wir sunder gn. vertrauen tragen,/32b/ aus den oberzelten ursachen und obligen genzlichen und ongezweifelt verlassen. Wir versehen uns auch endlichen, die andern unser und des hl. Reichs Kff., Ff. und stende werden auf unser ersuchen gleicherweyse uf das furderlichst auch ankumen. Desgleichen wollen wir unsern zug, so wir zu unserm kriegsvolk in Italien furgenomen haben, auch furdern und, sobalde dieselben stent gein Augspurg ankomen, uns ilends uf den reichstag in eigner persone fugen, damit dapferlichen und notturftiglichen gehandelt werden moge. Und der genant unser rate soll darinnen allen vleis und ernst ankern und, was ime begegent, uns furderlichen berichten. Daran tut er unser ernstliche meynunge. Geben zu Landegg am 20. tag Februarii Ao. etc. im 16., unsers reichs im 31. jar.2

Anmerkungen

1
 Gleichfalls am 20. Februar 1516 wurde in Landeck das Kredenzschreiben für Gf. Bernhard von Eberstein ausgefertigt, mit dem der Ks. Kf. Ludwig von der Pfalz ersuchte, seinem Gesandten Glauben zu schenken und sich in der von ihm vorgetragenen Angelegenheit gutwillig und gehorsam zu zeigen. München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 30, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.s.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: [Zyprian von] Serntein).
2
 Am 17. März 1516 (montags nach palmarum) schrieb Kf. Ludwig an Gf. Bernhard von Eberstein, er habe diesem nach seiner Werbung zugesagt, ihm seine Antwort durch eine eigene Gesandtschaft und auf schriftlichem Weg nachzuschicken. Demgemäß teile er mit, dass es ihm zwar derzeit merglicher unser obligenden notsachen halb sehr ungelegen komme, sein Ft. zu verlassen, er aber dennoch nach dem 23. März (ostern) auf den Reichstag kommen werde. München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 33a, Konz.