Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine bisherige Zuversicht, die gegen ihn erhobenen ksl. Anschuldigungen entkräften zu können; [2.] Bedauern über das Scheitern dieser Bemühungen; [3.] Seine fortbestehende Bereitschaft, sich auf ksl. Wunsch gegen die Vorwürfe zu rechtfertigen.

Kop.: München, HStA, KÄA 1835, fol. 136a u. b, 139a; Ebd., fol. 158b–159b (Beilage zu Nr.843); Zürich, StA, A 195.1, Nr. 67.

Inhaltsangabe: Steinhofer, Ehre, S. 415–417.

[1.] /136a/ Allergnst. H., als ich aus den artikeln [Nr.757 [5.] – [9.]], den stenden des hl. Richs jüngst zu Menz wider mich furgetragen, lauter vernomen und befunden, das ich derhalben durch mein mißgönnder ufsetzlich (wiewol unbestendiglich) by euer ksl. Mt. in grossen verdacht gefürt und sunst an mer orten ausgegossen worden, das dann (als euer ksl. Mt. aus hoher vernunft wol erachten mag) ich meiner eren und merklichen notdurft halben nit sollen noch könnden verantwurt[en] lassen und also by euer ksl. Mt. als minem rechten H. in solichem verdacht und sunst andern vilerley beswerlichen und unlydenlichen geferlichaiten stehen, wie die augenscheinlich und nach gemeinem geschray und geruch mir teglich verwaren. Demnach und also [bin ich] getrungen worden, mich derselben by euer ksl. Mt. und anderswo meiner unschuld nach zu entschuldigen [vgl. Nr.823], als ich dann geton, undertenigster hoffnung, euer ksl. Mt. wurde darob gn. gefallen haben und daruf mir obgedacht geverlichait aus ksl. und angeborner tugent und milte gnediglich abwenden, als ich auch noch in aller undertenigkeit hoff zu geschehen, so euer ksl. Mt. grund der sachen erlernen wird.

[2.] Aber uf solichs haben die gesanten meiner landschaft von euer ksl. Mt. einen truck [Nr.829] empfangen, der mir uberantwurt worden. Dorin ich befind, daz euer ksl. Mt. mein obgemelt notdurftig /136b/ verantwurtung anders, dann mein will, gemüt oder meynung gestanden, angenomen und sich darab etwas bewegen lassen hat. Das mir layd und ganz swer und bezeig es mit Gott und der warhait, daz ich mich meins verstands, so wyt sich der immer strecken möge, zum höchsten geflissen, in und durch gemelt mein verantwurtung euer ksl. Mt. gnad und huld von meiner unschuld wegen zu erlangen und weder willen, maynung und gedanken gehapt, euer ksl. Mt. in ainichen weg damit zu verachten, verklainen, schmehen oder in unlust zu bewegen, wolte auch noch gern sch[e]uhen, fliehen und myden alles das, so euer ksl. Mt. solte unlust geberen, sovil mir immer möglich.

[3.] Und bitt daruf euer ksl. Mt. in aller undertenigkait demütigest, euer ksl. Mt. will mir bemelt mein notdurftig verantwurtung zu kainen ungnaden, sonder gnediglich versteen und sich darab nit entschicken, dann ich in rechter warhait euer ksl. Mt. darin nit schuld gegeben noch die gemeint, gedenkens auch nit zu tun, sonder will mich demnoch uf bemelten truck gegen und wider euer ksl. Mt. in kain verantwurtung oder disputation begeben. Wo aber euer ksl. Mt. nit wider ist und euer ksl. Mt. es lyden, will und kan ich mich aller artikel halb von ainem zum andern dermaß mit grund verantwurten, daz ich meiner unschuld und rechter /139a/ menschlichen vernunft nach in kainen zwyfel setz, sonder gewißlich hoff, euer ksl. Mt. werd daran gn. gefallen und genügen und ich by euer ksl. Mt. wider und mer dann vor je ain gn. Ks. und H. haben. Doran mich auch weder zorn, haß noch macht aller miner widerwertigen, wer die immer syen, nit irren soll, und weyß wissentlich, daz dieselben meine widerwertigen, so mich bisher dermaß in euer ksl. Mt. eingebildet haben, vor euer ksl. Mt. schamrot und schandlich besteen werden. Das euer ksl. Mt. als mein allergnst. und rechter H. geruch gnediglich von mir anzunemen, ist mein undertenigst, demütigst bitt, mit undertenigster, demütigster erbietung, solichs alles vermögens lybs und guts zu verdienen. Datum Kirchen montags nach assumptionis Marie Ao. etc. XVII.