Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, Staatenabt. Brandenburgica 1b, fol. 173r–176v (Kop.).

B  koll., Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 775), unfol. (Kop.); AV fol. 2v: Supplication und underricht an ksl. Mt. uff ir anzeig, das seine Mt. den Hg. in Preussen uff den reichstag vergleittet, warumb des polnischen orators bith billich nicht sol statgegeben werden, Regensburg, 19. Julij 1541.

C  Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 775), unfol. (lat. Fassung, Kop.). 

D  koll. Wien DOZA, Abt. Preußen 410/2, fol. 215r–218r (Kop.).

Als euer röm. ksl. Mt. kurtzlich nach meiner ankhunft zu diesem reichstag mich allergnedigst hat lassen durch ire verordenten verstendigen, auß was bewegenden ursachen dieselbig Mgf. Albrechten, der sich nent Hg. zu Preussen, alheer habe vergleitet1, was auch die kgl. Wd. zu Poln vernichtung halben der acht, so ich hievor euer ksl. Mt. uff dem gehalten reichstag zu Augspurg nach rath Kff., Ff. und stende mitgetheylts gebotsbriefs, darvon euer ksl. Mt. hiebei ein abtruck, mit A bezeichent, befindet, und, ob gedachter Mgf. Albrecht dem nit gehorsam were, gethaner weisung an ir keyserlich camergericht mit urtheyl und recht erlangta, als mich angelangt, die kgl. Wd. nachvolgends durch iren orator hat lassen werben und euer ksl. Mt. ich in aller underthenigkeyt gebeten, hierinnen ichts mir und meinem orden an seinen rechten beschwerlichs noch verletzlichs, mein unerhort, nit zu handeln und zu thun, wie mich dann dieselbig auß loblichem, keyserlichem, gerechtem gemueth vertröst, sonder in dem allem nach rath Kff., Ff. und stenden des hl. reichs zu volnfaren, das ich mich dann damals zum hochsten bedanckt und noch.

Und nun, allergnedigster herr keyser, sollichs an die gedachten Kff., Ff. und stende mit begertem irem rath jetzt erwachsen2 und dann die vermelt der kgl. Wd. zu Poln schrift und dero orators werbung sich darauf erstreckt, wie die hievor euer ksl. Mt. geschrieben und vleissig gebeten, die obgemelt erkhantnus der acht in bedacht, das solchs der plutsverwandt- und freundtschaft, darmit euer Mt. von alter und lang heer ime zugethan und je mehr und mehr mit villerley banden der vetterschaft und verwantnussen zusamengeknupft, gebunden und bestettigt worden, nit gemess were, denjhenen, so in irer pflicht, auch euer Mt. gar nit zuwider, deßgleichen ime mit naher freundtschaft verwandt, in die acht erkhennt und erclert sollt werden, uffzuheben und abzuthun, und dann euer Mt. geantwort, das dero in diesen sachen anders dann uff einem gemeinen reichstag ichts zu handeln und zu verschaffen geburn, und deßhalben es dahin gewiesen und, das euer ksl. Mt. gedachter kgl. Wd. bitte zu gemuth fuehren und, das das decret obgemelter acht, so nit durch bequeme richter gegeben, abgethan und vernichtet wurde, verschaffen wollt, mit weiterer anregung, das euer ksl. Mt. und dero camergericht ine, gedachten Mgf. Albrechten, als iren lehenmann und der sich in ir pflicht und konigreich ergeben, in welcher auch seine vorfarn hochmeister, zuvor und ehe sich etlich widerspennig und ungehorsam erzeygt, allweg gewesen sein sollen, kein jurisdiction noch gerichtszwang gebure, und deßhalben derselben euer ksl. Mt. und irs camergerichts vermessenheytb ein wenig befrembdens truge, und angehefter traue, c wo man–c, wider gedachten Mgf. Albrechten als sein lehenman und schwesterkhind etwas furzunemen, understeen wurde, das leichtiglich zu bedencken, das ime gebure wolte, ine nit zu verlassen.

Entgegen gib euer ksl. Mt. ich in aller underthenigkeyt zu erkhennen und wil mich meins geringen verstandts beduncken, dieweil die kgl. Wd. zu Poln sich wie vorberurt gegen euer ksl. Mt. plutsverwantnus, freundtschaft und ander gutwilligkeyt berumbt, uff das nun dieselbig furbaßhin unverletzt were blieben, das ir kgl. Wd. nach eygenschaft der sache vil besser hett gezimpt, sich des abgefallen hochmeisters geuebten myßhandlung (wie dann dieselbig euer ksl. Mt. hievor nach lengs zu mehrmalen ist furbracht und darumb hie mit der kurtz angezeygt) zu entschlagen, dann alter, cristlicher religion, auch euer ksl. Mt. und dem hl. reich und hohem und niderm adel teutscher nation zuwider, abbruch und nachteyl sein, und der land Preussen mit iren zu- und eingehordten, als under der monarchey des hl. röm. reichs gelegen und ein furstenthumb desselben allwegen und je gewest und noch, auch von euer ksl. Mt. vorfarn und derselben darfur geacht, erkhennt und gehalten worden ist, als euer ksl. Mt. ab beyligenden copeyen, mit B und C bemalet, und darzu auß etlichen hievor ergangen reichsabschieden allergnedigst zu vernemen, beschehener, vermeinter weiß zu underziehen und ddarumb, sollicher geferbten anmassung unerwegen, euer ksl. Mt. zu handthabung irs und des reichs, auch mein und meins ordens und des adels teutscher nation rechten das obangeregt mandat außgeen zu lassen und, dieweil Mgf. Albrechten und meins ordens landtschaft in Preussen dem ungehorsam bewiesen und nit nachkhomen, das euer Mt. camergericht darauf, als recht ist, billich volnfarn und bemelten abgefallen hochmeister sampt der landtschaft in die acht gesprochen und erkhennt.

Dann, allergnedigster herr, sovil die furgegeben, angeregt unbequembkeyt des richters und nichtigkeyt der acht und auch die lehenschaft und pflicht, in welcher auch sein vorfarn hochmeister gestanden sein sollen, betrifft, hat euer ksl. Mt. sich allergnedigst zu erinnern, wie dergleichen bitt uff jungst gehaltem euer ksl. Mt. reichstag alhie durch derzeit polnischen orator an dieselben auch gelangt, und das ich mein underricht entgegen furbracht, wie dann euer ksl. Mt. ich darvon abschrift, mit D vermerckt, hiebei ubergib und die jetzt alßdann und zu ableynung vermeinter, unbillichen bit und ungegrundten ursachen hiemit thue repetirn und furbringen, euer ksl. Mt. in aller underthenigkeyt wider wie damals bittendt, des will ich mich in bedacht alles obeingefurten und darzu sonderlich des allergnedigsten schreibens, so euer ksl. Mt. weilundt meinem vorfarn auß Seuiliene im 26. jar gethan, und irer keyserlichen cassation angeregter, vermeinter lehenschaft, verpflichtung und nichtiger, unrechtmessiger ergebung laut beyverwardten copey und abtruck, mit E und F bemerckt, und zudem ir keyserlichen selbst, durch mein herrn Hg. Friderichen Pfgf. etc. außgesagten vertrostung, das euer ksl. Mt. solliche sach ir eygen und selbs sach sein lassen wollt, und euer ksl. Mt. und des hl. reichs ordnungen und abschid allergnedigst versehen, sie werden es nochmals, inmassen es obernants jungsts reichstags alhie auch geschehen ist, angeregter polnischer bitt unangesehen, nit allein darbei bleiben lassen, sonder sich verrer allergnedigst erzeygen, als mein supplication hierinnen, euer ksl. Mt. hievor alhie ubergeben, dero zu uberfluß auch copey hieneben, mit G bezeichent, befinden, mit meinem angehengten erbieten mitbringt. [...]. Datum Regenspurg am 19. Julij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. das ksl. Geleit für Hg. Albrecht von Preußen, 1541 März 4, Wien HHStA, Staatenabt. Brandenburgica 1b, fol. 162r–163v (Konz.), vgl. Anm. 1 zu Nr. 308.
a
 In D danach: geschrieben und.
2
 Nach den Angaben Christophs von Kreytzen hatte der Kaiser etwa 14 Tage vor seiner Abreise, also etwa Mitte Juli den Reichsständen die Unterlagen zur preußischen Frage zustellen lassen und sie zur Stellungnahme aufgefordert. Der ständische Ausschuss übergab dann die einschlägigen Akten an Cronberg mit der Aufforderung zur Stellungnahme, die wohl mit dem unten unter II wiedergegebenen Text vorliegt. Vgl. den Bericht Christophs von Kreytzen über seine letzten Aktivitäten in Regensburg und nach Ende des Reichstags, o. Ort, o. Datum [1541 nach Juli 28] [Nr. 327].
b
 In D danach: nit.
c
–c Ergänzt nach B.
d
 In D danch: daß.
e
 In B: Cicilien.