Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 24r–25v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 25v: Der churfurst befhielt den rethen zu Wormbs, uff die landgreffischen gesandten der artickel, so der religion halben durch den landgreffischen cantzler und den Butzer, auch etzliche Hg. Gorgens reth und den Witzel zu Leipzig gemacht, achtung zu haben etc.

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2, Nr. 249 , S. 766–767.

Ir werdet ane tzweifel nunmeher unsere schreiben bekomen haben, darinnen wir euch erinnert, uf unsers vettern und brudern des lantgraven rethen handellungen zu Wormbs gut achtung zu haben, und sonderlich, do der von Manderschiedt dohin komen wurde1, uf das die gesprechshandellungn in unser christenlichen religion nit aus der einmalh durch die ksl. Mt. zugelassenen, richtigen bhan in ein saumig [sic!] zu des gegenteils glimpf und vorteilh, wie dan hievor mit dergleichen handellungen bescheen, gefurth werden2. Nun wollen wir euch nit unangetzaigt lassen, das unser vetter und bruder, der lantgraf, uf ein schreiben, so wir an sein L. unlangst lauts inliegender copei gethan, uns jetzt wider geschrieben, wie ir aus den inliegenden, ausgetzogenen worten werdet befinden, daraus wir so vil vorstehen, das sein L. villeicht solcher concordien und artickeln der relligion halben gneigt, so durch seiner L. cantzler und den Butzer, auch etzlichen hertzog-jorgischen rethen und den Witzelh zu Leiptzigk gemacht3, welche uns nihe gefallen haben, dan gemelter Butzer und cantzler haben es dafur halden wollen, als solten dieselben ire gestelte artickelh unser und anderer unser mitverwandten confession und appollogien nit ungemeß sein, das wir aber dafur nit halden konnen, sondern das solche artickelh und einreumungen nur ursach sein wurden, die sachen baldt wider in die vorige mißbreuche und irthumb zue fueren. Damit aber ir, auch Mag. Philippus und die andern uf gnanter hessischen geschickten handellung dest baß in deme muget achtung haben, so uberschicken wir euch hierbey derselben artickelh copey. Und zu diesem unserm schreiben bewegt uns nit wenig, das sich der Butzer eben zu den hessischen rethen und theologen hadt einteilen lassen. Begern derhalben, ir wollet sampt den andern mit sonderlichem vleis, wie wir uns zu euch vorsehen, uf die ding achtung haben, domit man, wie sich vor Got geburen will, bestendigk und unwanckelbar befunden werde. Dan wiewol whar, das die worth dem synne dienen, und derhalben mochte furgegeben werden, als wolte man die concordia allain der worth halben zurrynnen lassen, do doch villeicht ire neue worth eben den verstandt brengen solten, den unsere confession hette, so konnen wir doch wol achten, wan solche clare, bestendige und gewisse worth solten geandert werden, das es allain, weil kein ander ursach vorhanden, darumb bescheen wurde, uf das man die artickelh dadurch hernachmals uf ein andere meynung ziehen und deuten möchte4. [...]. Datum zu Weidenhain, den zehenden Decembris anno domini 1540.

Anmerkungen

1
 Vgl. Gf. Dietrich von Manderscheid an Lgf. Philipp von Hessen, o. Ort, 1540 Oktober 29, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2, Nr. 279, S. 836–837.
2
 Vgl. Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1540 November 18, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 1, fol. 158r–161r (Ausf.): Eingang des Schreibens des Kurfürsten vom 16. November 1540, der Schreiben der kursächsischen Gesandten in Worms und des hessischen Landgrafen. Und erstlich kan ich auch nit erachten, das den rheten und theologen uff berurt ire schreiben sundere andtwort zu geben noth. Dan eher die andtwort hinkompt, wirdet on zweifel ire weyther schreiben ankomen. Dan das sy die erste furwendung ader protestacion uffs glimpflichst thuen, auch repetiren die vorige [appellation], protestacion und andere ergangene handellungen ist sere gueth, dan zu anfangk wart die confession mit dergleichen furbehaltung auch ubergeben. Szo ist auch trostlich, das die andern rhete und potschaften der stende dysses teils auch dermassen abgefertiget, bey der confession und apologien zu pleiben und dieselb zu defendiren. Der almechtige vorleyhe gnad, das man durch beyhendel die leuth nit irre mache. Dan dieweil der von Mandersch[eidt] auch jegen Wormbs kommen wirdet, wie er dem landgrafen schreibt, und Feyge, der hessige canceller, sol auch noch dohin kommen, szo wirdet swerlich vorpleiben, es werden[seyne?] beyhendelchen getrieben werden und sunderlich, ßo Mentz und seyne gesanten praesidiren sollen. Dan der mocht mit seyner betriegerey auch [die] auserwelten Gothes vorfuren. Und wan euere kfl. Gn. den rheten zum nerhern mall schreiben werden, wil meins erachtens nit ungueth sein, inen des von Manderscheidts schreiben anzeig zu thuen, uff das sy zu des hessischen cancelers ankunft guethe acht doruff geben und fugliche erforschung wollen haben, was die leuthe tr[eiben] und handelen werden. Wurden sy mit dem Granwyl handelen uff [guethe punct?] eins euserlichen fri[dens], wie der strasburgische doctor seynen hern vom kayserlichen hoff geschrieben, das mocht nit unguet sein, wo der Granvel darzu gneigt ader [einig] befhel vom kayser het, wiewol ich [noch?] keynen trost dorin zu haben weys, dan die leuthe werden den frieden dohin richten wollen, das eins bey dem andern solt pleiben und das ewangelium eingetzeunth werden, es stunden dan dem kayser und konig solche hendel fur, das es die noth tringen wolt, in summa menschlicher weyse ist es nit zu gedencken. [...]. Datum Wittenberg Dornstag, den 8. nach Martinj anno etc. 40. [Zettel:] Später vom Kurfürsten wörtlich übernommener Vorschlag für die Beantwortung des hessischen Landgrafen wegen des Schreibens Manderscheids [vgl. Anm. 2 zu Nr. 417]. Es mocht auch nit ungueth sein, das euere kfl. Gn. den rheten zu Wormbs schrieben, wo man doselbst die sachen uff eynen euserlichen frieden wolt zur handellung richten und wege darzu angeben, die das ansehen hetten, das die relligion dodurch unverletzt plieb, das sy sich [...?], eueren kfl. Gn. bey der post dovon antzeig zu thun, ungezweifelt, man werde uff dyssem teil darzu zum hochsten gneigt sein. Und das man der von Goslar beswerung, auch euerer kfl. Gn. selbst und [deren] andern disses teils stende, wie der landtgraff bedocht, mit antzeige. Aber der landtgraff schreibt von gemeynem oder privatem frieden, wie das gemeint, kan ich in unthertenigkeyt nit vorstehen. Es lest sich schir ansehen, als wolte seine fstl. Gn. einen particularfrieden annhemen, do man doch hievor alle die kunftigen [gern] mit in den friden tzihen wollen, wyewol nit zu gedencken, wie es zu erhalten.
3
 Zum Leipziger Kolloquium im Januar 1539 vgl. Henze, Barbara: Aus Liebe zur Kirche Reform. Die Bemühungen Georg Witzels (1501–1573) um die Kircheneinheit, Münster 1995 (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte Bd. 133), S. 152–198 und Greschat, Martin Bucer, S. 177–179.
4
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich, Zapfenburg, 1540 November 28, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 167r–172v (Ausf.) [Nr. 417].