Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 166r–169v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 166r: Die von Goßlar und annhemung der oberhauptmanschaft belangent, 1541.

Eingang ihrer Schreiben vom 4. Januar [Nr. 433, Nr. 434]. Und soviel belanget, das ir der bundtnus halben mit Frankreich mit den hessischen rethen zu reden komen, haben wir vormargkt, wes ir inen angezaigt und sie sich darauf haben vornhemen lassen. Das nu, wie wir nit anders vormerken, der landgrafe uns den unglimpf aufwelzen will, do die sache, Franckreich belangend, weiter und an keiser solt gelangen, darumb auch seine rethe in weigerung stehen, die anzaige den andern stenden mit zu thun helfen, so beschwert uns solchs nit wenigk, hetten uns auch des nit vorsehen, dan wir die zeddel in dem ausschreiben Franckreichs halben mit seinem vorwissen in dem sechssischen kreiß eingelegt. So hat er, dergleichen zeddel in dem auschreiben des oberlendischen kraißes einzulegen, uns zugeschrieben. Dieweil ir aber mit gedachten hessischen rethen dißmals zu entlicher vorgleichung nit habt komen mugen, sonder den vorlaß gemacht, mit inen hirvon weiter zu reden, so wollen wir uns vorsehen, solchs werde nuhmer bescheen sein ader nachmals furderlich bescheen. Darumb wollet uns, warbey es vorpleiben wirdet, auch berichten, aber hirinnen allen muglichen vleiß furwenden, wie ir des von uns bevelh habt und wir uns zu euch genediglich vorsehen.

Aber belangende die vorfolgung der christen in Franckreich haben wir die uberschickten copeien gelesen und euch, Dr. Brucken, in unserm sonderlichen schreiben hineben unser bedenken derhalben angezaigt, welichs ir die andern auch wol werdet zu berichten wissen.

So haben wir auch zu gefallen vernomen, das unser vedter Hg. Moriz zum landtgraven sol vorriten sein, und haben solichs hivor auch gehort, desgleichen, was der von Augsburgk gesandten, auch Malßburg berichtet, was Hg. Heinrich von Braunschweigk und der Bf. von Hildeßheim beiderseits zu Rohm sollen ausgericht haben1. Und do es gedachts bischoffen halben ain soliche meynung het, wie Malßburgk angezaigt, so stunde wol zu glauben, Hg. Heinrich wurde in vielen dingen milter werden.

Was aber die von Goßlar betrifft, ist uns vhast seltzam, das uber die statlichen anzaigungen und vorursachen ire sachen von allen stenden fur kaine religionsachen haben wollen gehalten werden. Weil ir aber, den wegk mit den stymen an die handt zu nhemen, bedacht, so ist kain zweivel, soliche der von Goßlar sache wirdet durch das mherer fur religionsachen und, inen vormuge der vorstendtnus und vorfassunge zu helfen, erkandt und geacht werden. Und wiewol wir uns, do es nit anderß sein will, die particularhulf auch nit misfallen lassen, wir besorgen aber, das domit wenig auszurichten und denen von Goßlar geholfen sein will, und werden sich doch dadurch gleichwol alle stende der von Goßlar acht teylbar machen und sich darein wirken, daraus dan entlich volgen, das die heupthulf wirdet mussen an die handt genomen werden. Weil dan solichs zu vormuthen, so soldte wol so guet und besser sein, man vorgliche sich itzo der heupthulf, wie dan letzlich nit wirdet konnen umbgangen werden, und begern, ir wollet, es darauf zu richten und zu furdern, muglichen vleiß furwenden. Was nu hirinnen ferrer erhalten und worbey es pleiben wirdet, das wollet uns weiter auch zu erkennen geben.

Als ir auch uf ainer zeddel erinnerunge gethan, uns der heuptmanschaft halben, darumb die stende vleissigk und underthenigk gebeten2, unsers entlichen gemuths vornhemen zu lassen, so weren wir, solichs zu thun, wol genaigt gewest, konnen auch wol achten, das gemainer aynung und stenden doran, zuvorderst itziger zeit, nit wenigk, sonder viel und groß doran gelegen. Dieweil aber diß ain wichtigk und groß dingk ist und wir itzo niemand von unsern rethen bey uns haben, mit denen wir uns darvon mochten zu undterreden haben, zudem, das die angezogen beschwerung als undter anderm mit hindterlegung der sechs einfachen ader drei gedoppelten monat nit erlediget, die stende sich auch mit dem einbringen, so gewilliget wirdet, ganz seumlich erzaigen, dartzu, das der von Goßlar halben, doran nit wenig gelegen sein will, noch kain entliche vorgleichung erfolget, desgleichen, das wir nit wissen mugen, wie man sich in unsern als der burggrefischen und des Bf. von Maissen sachen3, darinnen man an dem chamergericht biß uff die acht sol procedirt haben, halten wirdet, so haben wir uns unsers gemuths dißmals entlich, auch weiter volgender ursachen halben nit mugen vornhemen lassen, dan nachdem des landgraven gemuth der koniglichen bundtnus halben so weitleuftigk, aber gleichwol dohin vormargk, das er, ainen vorstant mit ksl. Mt. anzunhemen, bedacht, so wölt uns gar schwer sein, gleich ime in der oberheuptmanschaft hinfurder wie bißher zu stehen, dan er die dinge ane zweivel dohin richten wurde, was villeicht bey der aynunge ksl. Mt. halben und widerumb bey ksl. Mt. der aynung halben in furfallenden sachen erhalten wurde, das wolt er allein gethan haben, was aber nit zu erlangen, des wurde uns die schuldt wollen zugemessen und gegeben werden. Zudem stunde zu besorgen, was weiter gehaimbtes ader anders von den stenden gehandelt, das es ksl. Mt. von ime wurde unvorhalten pleiben. Dieweil ir dan hiraus unsere beschwerunge zu vorstehen und nuhmer vormerken wirdet, wohin der von Goßlar, auch die andern sachen entlich lauffen wollen, so ist unser genedigs begern, ir wollet uns hirinnen eur underthenigs bedenken vormelden, was wir hirinnen mugen zu thun und zu lassen haben. Alsdan wollen wir uns darauf unsers entlichen gemuths lassen vornhemen. [...]. Datum Torgau, Freitag nach Trium Regum anno domini 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Eingabe Bf. Valentins von Hildesheim an den Kaiser, mut. mut. an Kg. Ferdinand, Regensburg, [1541 Ende Februar/Anfang März] [Nr. 268] und die Stellungnahme Hg. Heinrichs von Braunschweig, Regensburg, [1541 vor März 25] [Nr. 269].
2
 Vgl. die kursächsischen Gesandten in Naumburg an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Naumburg, 1540 Dezember 29, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 178r–182v (Ausf.): Haben zur Eröffnung der Verhandlungen des Bundestages die Frage zur Diskussion gestellt, wie die oberhauptmanschaft dergestalt zu vorsehen, domit eur kfl. Gn. und der landgraff nu hinfort domit verschont blieben und dieselbig also, das es der eynung nutzlich und dinstlich, bestalt mocht werden. Darauf haben die anderen Gesandten durch Dr. Ossa den Dank ihrer Obrigkeiten für die Amtsführung der bisherigen Bundeshauptleute aussprechen und erklären lassen, dass ihnen ein Amtswechsel zum jetzigen Zeitpunkt Sorgen bereite und aus vielen Gründen ungelegen sei, dan beide eur kfl. und fstl. Gn. weren allen verwanten wol gesessen und in furfallenden sachen zu erlangen. So wolt auch nicht ain claine beschwerung dorauf stehen, das das erzeugt geschutz an andere ort zufurderst disser zeit vorruckt solt werden, doraus auch vill nachdenckens wolt entstehen etc. Dieweil dann itzt der gesprechshandel zu Wormbs vorhanden und der reichstag auch nu herbey were, das zu hoffen, der religionhandel wurde sich zu vorgleichen oder sonst zu gutem frieden schicken, so haben sie gebeten, das wir bei eurn kfl. und fstl. Gn. wolten mit vleis anhalten, in berurter hauptmanschaft bis zu endung des erstreckten vorstentnus zu vorharren etc. Nach Rücksprache mit den hessischen Gesandten haben sie auf die Beschwerungen durch die Oberhauptmannschaft, die Sorgen und Unkosten hingewiesen und trotz der gegen einen Amtswechsel vorgetragenen Einwände erklärt, diweil durch die gesprechs- und reichstagshandlung frid und ruhe solt zu vorhoffen sein, das die haubtmanschaft in mitler weil auch ane das leichtlich anderer halben solte zu vorsehen und zu bestellen sein. Wenn die anderen eine weitere Stellungnahme abgeben, wollten sie sich dazu äußern. Für den gegenteiligen Fall stellten sie klar, dass sie, in solche suchung zu bewilligen, keinen bevelh hetten. Sie erklärten sich aber bereit, die Bitte der anderen Gesandten bei ihren Herren nach Kräften zu unterstützen. Mit ihrem Vorschlag, in der Zwischenzeit bis zum Eintreffen der Antworten beider Oberhauptleute mit den Beratungen fortzufahren und mit der Sache der Stadt Braunschweig zu beginnen, erklärten sich die anderen Gesandten mit der Bitte um Unterstützung für ihr Votum und mit dem Hinweis einverstanden, zu Verhandlungen über einen Wechsel in der Oberhauptmannschaft nicht instruiert zu sein. Hätten gern gesehen, wenn die Gesandten Goslars auch anwesend wären, damit sie nach den Braunschweigern und danach die Gesandten Einbecks angehört werden könnten. Auch drängen die Gesandten Memmingens und Esslingens wegen der drohenden Acht. Wann dieselbig sachen aller und semptlich in ratschlahung genommen sollen werden, so wirdet an tag komen, wie man, sich der aynung gemes zu halten, gnaigt, doraus dann ferner zu schlissen sein will, ob die hauptmanschaft weitter anzunemen sei oder nicht. Wir lassen uns vorduncken, der landgraff sei mit den oberlendischen steten nicht so gar wol zufrieden, dann es sollen sich etzliche haben vornemen lassen, das sie von wegen der bewusten sachen hinfurder nichts mer wolten mit ime zu thun haben, dorumb sich auch seiner fstl. Gn. rethe unsers erachtens gerne weitleuftig vor der haubtmanschaft stellen wolten, wen sichs reymen wolt, zufurderst, dieweil der cantzler nicht bei inen ist. Hermann von der Malsburg hat verlangt, dass die aus der Oberhauptmannschaft resultierenden Beschwerungen erledigt werden müssten. Daraufhin haben sie daran erinnert, dass der Landgraf und der Kurfürst ihre Beschwerden bis auf die noch ausstehende Entrichtung der sechs einfachen Monate in Schmalkalden fallen gelassen haben und dass die Beschwerden ohnehin bei der Beratung der genannten Punkte zur Sprache gebracht würden. Darauf hat von der Malsburg geantwortet, es weren nach wol mer sachen. Dorauf er geselliglich gefragt worden, was das fur sachen weren. Hat er mit der antwurt getzuckt, ader [= aber] gewislich die bewuste sache gemaint. Durfen doch nach [= noch] nicht herfur. Und wie wir sie bisher vormerckt, konnen wir auch nicht anders dan ein klainmutickait spuren. Doch werden die hendel die erfarung weitter geben. [...]. Datum Naumburg, Mitwoch nach Innocentium puerorum anno 41.
3
 Zum Konflikt mit Ebf. Albrecht von Magdeburg um das Burggrafentum Magdeburg vgl. Steffen, Zur Politik, S. 24–29 und S. 45–46 und Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 508–536. Zum Konflikt um die Reichsstandschaft des Hochstifts Meißen seit 1539 und auf dem Regensburger Reichstag 1541 vgl. Lobeck, Das Hochstift Meißen, S. 131–148, S. 158–166 und S. 167–179.