Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 98r–101v (Ausf.).
Euerer W. schreyben, deß datum den 19. Maij stet1, haben wir den 26. gemelts monats mit beygelegten schrieften entpfangen und erstlich, als euere W. darin vormelden, daß sie unsere brief, der data steen den 21. Aprilis [Nr. 586], den 4. [Nr. 615] und 9. Maij [Nr. 627], bekhommen haben, syndt wir unsers thayls woel zufrieden, zuversichtlich, es werden in kurtz unser jungst zwey schreyben, deren datum ist den 18. [Nr. 659] und dan den 25. Maij [Nr. 678], euerer W. auch behendigt werden etc. Aber uff itztgemelt euerer W. schreiben zu antworten, so wollen wir den uberschickten wetzlarischen gwalt, wie sichs gepurt, in der mentzischen cantzley anzaygen und uns desselbigen halten2.
Dergleychen auch so wollen wir euerer W. uns zugeschickt verantwortung uff des teutschen maysters Walthers von Cronberg beschehen verklagen und daruff erlangten kayserlichen bevelchsbrief, der ksl. Mt. vornembsten rethen als Pfgf. Friderichen oder dem H. Nafis, vicecantzler, uberantworten und erwarten, ob etwaß weythers daruff erfolgen wolle etc. Und ich, Johan von Glauburg, moecht woel itzt repetirn und nach der leng erzelen, waß ich oft gesagt hab, man solt solcher leut worten nit zuviel glauben, dan eß nit leut darnoch, wie ire wort lauthen, daß findt sich itzt und in andern sachen nur zuviel. Man sehe noch deß sandthoefs halben zu, das sie nit mer bauen dan der stat Franckfurt nutz sey etc. Und will euere W., daß solchs baus halben etwas bey ksl. Mt. auspracht werde, so wolle dasselbig euere W. uns furderlich berichten, dan die gescheft werden nun uber ain hauffen khommen.
Soviel aber euerer W. praedicanten schrieftlichs bedencken, uff die handlung inen uff unser beger furgehalten, belangen thutt, haben wir fast gern gehoert, daß sie dieselbig schrieft inen gefallen lassen und dohin verstanden, das dieselbig dem waren, lauthern verstandt deß hayligen evangelii von Jhesu Christo nit zugegen oder nachthaylig sey, dieweyl sie alle eher Gottes gnaden und Christi verdinst zuschreibt etc.3 Ferners aber und sonderlich bey euerer W. botten wolten euerer W. wir gern zuschreiben, waß weythers in den streytigen artickeln gehandelt und verglichen worden, so haben aber wir itzt nicht sonders erfaren moegen. Daß ist aber war, daß gesprech dießmaln, wie es furgenumen, seyn endtschaft erlangt und wie zu besorgen nit viel artickel verglichen worden, aber weß die sechs person sich verglichen und in gemeltem gesprech geredt und furpracht worden, dasselbig stellen sie itzt in ain schrieft, die sie irer Mt. uberantworten werden. Dargegen so seyn unsere drey theologen in ayner besondern arbeyt, ein schrieft zu stellen, darin sie irer Mt. nach der leng anzaygen und berichten wollen, auß waß ursachen sie sich mit den papistischen etlicher artickel halben nit haben vergleichen moegen, und hoffen, wo ksl. Mt. unserer sachen also bericht, ire Mt. werde daruff unserm thayl etwas genaygter werden, dan bißher beschehen. Wo wir solcher schrieft copiam bekhommen, sollen dieselben euerer W. bey nechster botschaft von unß zugeschickt werden etc. Und wirdt sonder zweyfel die nechst handlung seyn, sobalt ksl. Mt. solche schrieft ersehen, daß ire Mt. dieselben und, waß also im gesprech gehandelt, fur die reychsstende wurdt khommen lassen und wege zu gemaynem friden furschlagen. Sollicher handlung und, waß weythers furfallen wirdt, wollen wir, will Gott, erwarten und yederzeytt, so wir kunden, euerer W. darvon meldung thun.
Neben dem so wolten euerer W. wir nit verhalten, nachdem kunth und offenbar ist, wie beschwerlich, verdechtig und partheyisch das cammergericht (inmassen es itzt mit personen besetzt und gehalten wirdt) ist den aynungsverwandten und protestirenden stenden, daß unsere stende der aynung und derselben rhet und bottschaften, so alhie seyn, ain besondern außschus verordnet haben, allerlay beschwerung, so die stende wider das camergericht und desselben personen haben, beyainander zu pringhen und in ain schrieft zu verfassen, dergestalt, wo noch der religionsachen alhie von wegen des cammergerichts was furgenumen, alsdan solche mengel und beschwerung ksl. Mt. und den gemaynen stenden deß reychs anzuzaygen. Und ist auch daruff nit ain mal, sonder oft im sitzenden rhat der aynungsverwandten stende bevolhen worden, welche stende oder gesandten von iren herrn oder obern sonderlich beschwerung hetten wider daß cammergericht, so inen begegnet, eß were in religion- oder prophansachen, dieselben solten sie dem verordneten ausschus zustellen etc. Derhalben, gunstige herren, dieweyl ich, Johan von Glauburg, wayß, daß euerer W. in religion- und andern sachen etlich jaer her nit viel gleychs am cammergericht widerfaren, und noch woel ingedenck bin, das euere W. uff gehaltnem tag zu Franckfurt auch etlich beschwerung, sonderlich in religionsachen ubergeben, wie on zweyfel euere W. im sack oder laden, darin die religionsachen ligen, finden werden etc., so pitten wir, unß auch zum furderlichsten dieselb vorzaychnuß und, waß sonst euere W. weyther beschwerung wider das cammergericht hett (eß were, in waß sachen es wolle), zu uberschicken etc.
Und damit euere W. auch neue zeytung vom cammergericht haben moegen, wie es zum frieden genaygt, so wollen euerer W. wir nit bergen, als in sachen der fiscalischen purgation, von wegen Cristophel Vennigers und dan deß Landenbergers herrurendt, wider den Hg. zu Wirtenbergk so weyt am camergericht gehandelt worden, also daß hochgemelter hertzog seyn anwalt, ain vom adel, verschiner tagen an das camergericht abgefertigt, uff die purgationartickel vermittelst aydts zu antworten, und ime, dem anwalt, aber in furhaltung deß aydts under andern worten solche wort vorgeredt worden: ‚als mir Gott helf und alle hayligen‘. Hat der gemelt edelmann die wort ‚als mir Gott helf‘ nachgesagt, aber do es an die heiligen khommen, hat er die finger gezuckt und stilgeschwigen. Und wie daruff der neue fiscal furpracht, als das er der ordnung nit gelebt und den aydt nit volkommlich gethan hett etc., hat der edelman furgewendet, daß er solchen aydt, wie der ime furgehalten, mit guther gewissen nit thun moegt, auch so were es seyner instruction und gwalt zuwider. Aber die beysitzer uff anhalten berurts fiscals haben kurtzlich daruff ain beyurthel gefelt des inhalts, das sie den aydt, wie der vom furstlichen anwalt beschehen, nit angenummen wolten haben, sonder das er nachmals, wie der brauch were und in der ordnung stunde, den aydt thun solt, wo nit, solt uff weyther anhalten deß fiscals geschehen, waß recht seyn wurde etc. Aber vielgemelter edelman hat solchem urthel nit geleben wollen und daruff verritten, derhalb Hg. Ulrich (dieweyl er sich besorgt, daß die beysitzer des cammergerichts, so on das den protestirenden stenden uffsetzig, moechten weythers durch ire urthelsprechen ain ungluck anrichten) hat diese gantze handlung den stenden der aynung alher zugeschrieben, daruff die stende und derselben rhet und bottschaften diese handlung beratschlagen und an ksl. Mt. wollen gelangen lassen, daß ire Mt. solche beschwerung bey dem cammergericht wolle abschaffen, und weythers gnedigst verfuegen, damit dasselbig an dem aydt, wie der beschehen, sich benugen laß [Nr. 246].
Und ist warlich zu verwundern, dieweyl ksl. Mt. itzt in irer Mt. rayß uff Regenspurg in den protestirenden reychsstetten als Schwebisch Hall und Nurmberg die huldung von burgern yder statt im aydt nit anders genummen oder begert dan mit den worten‚ als uns Gott helf und die heiligen zu sollicher zeugnus und hilf, als daß Gottes zeugnus und hilf gnugsam were, nit hat anhencken wollen. Daß solch gesellen am cammergericht uber ksl. Mt. herschen und kluger zu seyn sich beduncken lassen, vermaynendt, durch ire ordnung oder furgehaltene aydt von diesen stenden ain bekantnus der augspurgischen confession zuwider zu erlangen, welche doch alhie uff gegenwertigem reichstag ksl. Mt. selbst, der bapst und desselben mutter, der legat Contarenus und darzu alle bischoff nit werden erlangen oder zu wegen pringen moegen.
Weythers aber und, damit euere W. deß auch wissens haben moegen, so hat ungeferlich vor acht tagen der landtgraff mit schicken zweyer seyner fstl. Gn. rhett in unser herberg uns ersuchen und anzaygen lassen, wie der Kf. zu Brandenburg gewilt were, beneben seyner fstl. Gn. und anderer fursten die ksl. Mt. undertheniglich durch ain supplication von des Hg. zu Preussen wegen zu ersuchen etc., mit gnedigem gesynnen und begern, das wir von euerer W. wegen in uberantwurtung berurter supplication beneben iren chur- und fstl. Gn. wolten bey der ksl. Mt. erscheynen etc. Wir haben aber daruff bemelten rheten antwurt gegeben, dieweyl wir solcher sachen halben von euerer W. khayn bevelch hetten und auch nit vernemen, waß angezogner supplication inhalt seyn wurde, so wisten wir uns daruff richtiger antwort nit zu entschliessen, mit dinstlicher pitt, diese unsere antwort bey seyn fstl. Gn., dem landtgraven, zum besten und fuglichsten zu vermelden etc. Wo wir aber der supplication bericht, wolten wir uns unserm habenden bevelch nach weyther vernemen lassen. Aber daruff sint gleychergestalt der stett Straspurg, Augspurg, Nurmberg, Ulm und Nordlingen gesandten auch ersucht worden. Straspurg hat uns beynahe gleychmessig antwort geben, aber die andern haben es in ain bedencken gezogen und unß folgents neben den von Straspurg zu inen erfordert und angezaygt, wes inen vorgehalten worden. Als sie aber vernummen, was die von Straspurg und wir fur antwort gegeben, haben sie inen die auch gefallen lassen und gleychergestalt den rheten antwort geben, aber der landtgraff hat der nit ersetiget seyn wollen und daruff copiam angezogner supplication [Nr. 316], dieselbig zu ersehen, zustellen lassen etc. Dieweyl aber genanter stet gesandten darin vernummen, das in solcher supplication vornemlich begert wurdet, das die acht, darin der Hg. zu Preussen uff anhalten der teutschen herrn erclert were, durch ksl. Mt. und die stende des reychs uffgehaben wurde etc., so haben sie sich und wir mit inen nit weythers ainlassen wollen und inen deßhalben zu verschonen gepetten, dieweyl sie derhalben von iren herrn und obern khayn bevelch hetten etc.4 Wo aber solche handlung an gemayne reychsstende und derselben gesandten, so sie in reychsrhat gepracht, gelangen wurde, weren sie guther zuversicht, daß der erbarn frey und reychsstet gesandten derhalben an inen nichts wurden erwinden lassen etc.
Neuer zeytung wissen euerer W. wir sonders nit zu schreiben, dan das die gemayn und stette sage ist, das die röm. kgl. Mt. hat die stat Offen in Ungern mit zimlichem kriegsfolck belegern lassen, ob ire Mt. die erobern werde, ist noch ungewiß, dan eß wirdt dargegen gesagt, daß etlich turckisch wascha zu Kriegisch Weyssenburg und andere mit 70.000 oder 80.000 man uff Ungern und Offen zu eylen. So hat kurtz verschiner zeyt kgl. Mt. in iren ostreychischen erblanden etlich landtteg gehalten, also daß ire Mt. ire zwen son bey ire und mit iglicher handt ain gehapt und die landtschaft gepetten, ire Mt. in dieser hochsten und letzsten noth mit hilf und steuer nit zu verloessen und, ob sie es seyner person halben nit thun, das sie doch daß jung blutt herin ansehen wolten, also das irer Mt. die landt, den zehenden man auszuschicken und, wo weythers vonnoetten, auch den funften, bewilliget haben. So feret teglichs zimlich viel kriegsvolck die Donawe hinab, das man sich derhalben versicht, daß ir Mt. ain groeß folck in Ungern beyainander wirdt pringen. Gott wolle diese und alle sachen zum besten schicken5. Datum Regenspurg, den 28. deß monats Maij anno 1541.