Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 129r–136v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 135v: Unser gnedigst und gnedigen herrn geben antwort uff die 22. und 23. post. Einkommen zu Regennspurgk, Dornnstag nach Petrj und Paulj, den 30. Junij 1541.

Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2282 , Sp. 435–436.

Wir haben drei eur L. und euer schreiben nachainander entpfangen, derer ains auf Dornstag Corporis Cristi [1541 Juni 16] [Nr. 752], das ander Montags [1541 Juni 20] [Nr. 762] und das dritte Sonnabents dornach [1541 Juni 18] zu Regensburg gegeben, und dieselben alles inhalts sambt den dorbei uberschickten copeien, was derselben teutzsch gewest, gelesen. Und haben das a buch, so ksl. Mt. im gesprech hat furlegen lassen, alsbald gegen Wittennberg geschickt und Dr. Martino und Pommerano zustellen lassen, mit gnediger beger, das sie es furderlich wolten lesen und ire bedencken und maynung uns herwider vorzaichent zuschicken. Und wiewol sie uns haben antzaigen lassen, das sie das buch lesen und uns ir gemut derhalben zu erkennen geben wolten, dieweil wir aber des Martini gelegenhait wissen, das er mit mühe nicht zu ubereilen, so haben wir, dis unser schreiben an euere L. und euch zu thun, gleichwol nicht vorzihen wollen–a. Und schirst uns gemelter baider doctorn bedencken einkömpt, wollen wir eur L. und euch dasselbig furderlich auf der post hinachschicken. So sehen uns auch die hendel vast dorfur an, das man der religion halben nicht sonders mer eilen nach anhalten werde, dieweil man dieses tails nach ksl. Mt. und des gegenparts maynung nicht will vorfolgen. Und lassen in seinem wert, das der Kf. zu b Branndenburg dem landgraven die artickel, so zu vorgleichung der hinderstelligen dinen solten, zugestelt [Nr. 109]. Das sie aber imant anders dan Butzer gemacht, konnen wir nicht woll achten nach gleuben. Aber uns gefelt gantz woll die antwurt, so Philippus und die theologi dieses tails dem landgraven dorauf gegeben–b[Nr. 114]. Wurde auch ksl. Mt. auf antwurt der artickel halben des abegeschriebenen buchs dringen, so werden sich euere L. und ir mit den andern religionsvorwanten woll ainer unvorweislichen c entschuldigung zu vorgleichen wissen. Dann die sachen seint die treflichsten und wichtigsten. So ist etwas lang vorzogen worden, ehe man das buch umbzuschreiben gegeben. Auch konnen ksl. Mt. woll erachten, das die ding in deren theologen zu Regennsburg bedencken allain nicht stehen, sondern das die stende dieses tails anderer irer furnembsten theologen gemut dorinnen auch vornemen musten, auf das dasjhenige, so baiderseits gewilligt wurde, durch allerseits theologen also einhellig gepredigt, gelart und gehalden wurde–c.

So haben wir auch zum tail gelesen und uns berichten lassen, was die ungerische undt osterreichische potschaften gegen ksl. Mt., auch Kff., Ff. und stenden des Turcken halben fur anbringen und werbung gethann, auch welchergestalt ir derhalben in der churfursten rath erfordert, was euch aldo furgehalten und sich zugetragen, auch wie ir euch widder herausgewirckt, welchs wir gantz gerne vornommen und sunderlich, das die fursten und reichsstete des andern tails alle unsere confessionvorwanten von irer beratschlahung gelassen und dieselben durch ire particularhandlung ausgeschlossen, und vorhoffen, es soll nicht allain unser confession, sondern auch der aynung zu gutem kommen. Und ob sich woll euere L. und ir ains bedenckens und antwurt bemelter turckenhulf halben mit den andern curfursten und der abwesenden rethen vorainigt [Nr. 177], dovon uns dan euere L. und ir auch copei uberschickt, so vormercken wir doch auch nicht anders doraus, dann sie in der substantz vorigen euerer L., eur und der andern stende dieses tails antwurt, so man zuvor Pfgf. Friderichen gegeben, nicht ungemes ist. So haben wir auch gerne vorstanden, das euere L. und ir dorbei offentlich bedingt, das ir disfals kain turckenhulf zu bewilligen wustet, man were dann zuvor ains rechtgeschaffenen, bestendigen, gemainen friedens versichert. Dorauf werden auch euere L. und ir zu vorharren und die andern confessionvorwanten in der ainmal bewilligten bann zu erhalten wissen und sunderlich die einungsvorwanten von wegen der braunschwigischen, schmalckaldischenn und negsten naumburgischenn abschieden, welche von unser aller wegen bewilligt, angenommen und besigelt sein worden, das wir beiainander bleiben und kain turckenhulf willigen sollen, man hab dan ainen solchen frieden, wie berurt, und gleichmessig gericht undt recht, ann [= ohne] welchs der gemelt fride nicht beharlich sein kann, dann obgleich die andern Kff., Ff. und stende fur sich selbs wurden hinfaren und die turckenhulf ane uns dises tails schliessen und thun und ire gegebene antwurt dohin deuten wollen, so las man sie doch hinfaren, dann sie haben des frieden und rechten halben wenig nachtails, wann gleich kaine weittere handlung derwegen beschehe, wurden auch durch ainen frieden so vil nicht erhalten, als sie beraitan haben, dieweil sie den negsten nurmbergischen und regensburgischen frieden und stillstand bei der ksl. Mt. und dem camergericht in ain solche deutung bracht, zudeme, das sie das camergericht mit iren leuten allain besetzen, das es inen zu eitelm vortail ist, wo sie dorbei bleiben solten, welchs sie auch ane zweivelh woll bedencken. Derhalben regen sie ane zweivelh so löslich und unpfentlich umb den frieden in iren antwurten der turckenhulf an.

Und dieweil dann ksl. Mt. selbst die turckenhulf particulariter durch Pfgf. Fridrich hat suchen lassen und domit unsers, dieses tails, d particular antwurt–d vorursacht und dan die fursten und stende jenes tails sich auch ainer particular antwurt, wie oben berurt, vorainigt, so wolle eur L. und ir jhe doran sein, das man in der bahn bleibe, auf das der friede und das gleichmessig recht dester statlicher muge erdrungen werden, dann sonsten möchten irer etzliche durch die semptliche handlung widerumb ainer andern maynung werden. Und wiewol wir uns solchs abfals zufurderst denen, so der aynung vorwant sein, von wegen hievor bewilligter und vorsigelter abschiede nicht vorsehen wollen, solt aber uber alle mugliche und e fugliche erinnerung ain trennung furfallen–e, wie dan die stete Augsburg und Ulm der hantirung halben in solchem hievor vor sich selbs gerne nachgehengt, so wollen doch euere L. und ir an kainem muglichen vleis erwinden lassen, das zum wenigsten wir, die fursten unser aynung, und, wer mer dorzu gnaigt, in solchem beiainander bleiben und kain turckenhulf bewilligen, man hab dan zuvor ainen bestendigen frieden und gleichmessig recht erhalten.

So kan auch das gewissen uns dieses tails nach gelegenhait des itzigen turckenzugs, wann wir gleich, wiewoll es ane unser schult were, kain hulf dismals teten, wenig beschweren, dann wie uns von frembden örten angezaigt wirdet, so hetten die hohen haupter dieses krigs in Ungarn, auch des Turckenn antzugs woll können uberhoben sein, wan man die vortrege gegen Kg. Johannsen gehalten und, demselben zuwidder wider seinen sonn und erben als ainen getauften cristen krig anzufahen, underlassen hett. Wo auch dasselbig beschehen were, so het von wegen des erben und jungen konigs der schutz bei dem Turckenn nicht durfen gesucht werden. Und were wol als gut, kgl. Mt. hette die berurte vortrege gehalten und lies Kg. Johansen erben ainen Kg. zu Ungarnn sein und dem Turcken den vorschriebenen tribut geben, dann das man mit diesem krig umb unersetlicher begirden willen, weit zu herschen, den Turcken auf Ungarn undt teutzsche nation raitzet. Es wirdet auch, wie zu besorgen, doraus entlich ervolgen, das er sich zuletzt der cronn zu Ungarn selbs underfahen wirdet, dorinnen zu regiren, das aber Got gnediglich vorhuten wolle. So wolt gleichwoll uns, den teutzschen Kff., Ff. und stenden, vast ain unmuglicher und untreglicher last sein, das wir uns und unsere erben und nachkommen zu ainer beharlichen hulf gegen Unngarn solten vorpflichten, auf das kgl. Mt. allewege wider den Turcken bei der cronn zu Hungarnn möcht gehandhapt werden. Und dieweil in der churfursten bedencken im beschlus ain solcher anhang gemacht, nemlich, wo dieser krig in Unngarn sich zwuschen den christlichen potentaten erhube und die sachen könnten durch gutliche underhandlung vorglichen werden, das man dan und in dem falh zu ksl. Mt. wolte gestalt haben, mit was mas solche underhandlung furgenommen werden möcht, so vormercken wir, das dannoch etzliche andere auch vorstehen, wie es umb diesen ungerischen krig gelegen und das er die zwene konige als cristen und mit dem Turcken furnemlich betreffe, und gedencken, der marggrave curfurst werde solchen anhang vorursacht haben als der schwager Kg. Johansenn erben.

So hat man uns auch in vorgangner fasten geschrieben, das sich etzliche turckische waschen, so in vorgangnem winter in Ungarn ankomen, understanden hetten, etzlich volck, das sich an kgl. Mt. gehalten, wegzufuren lassen. Aber die witwe solt es dem Turckenn haben zu erkennen geben lassen. Dorauf were vorschafft worden, das man das volck het herwiderschicken müssen, das wir es wol dorfur halten, aus Unngarn werde itzo das volck auch nicht gefurt worden. Und nachdeme der Kf. zu Brandenburg von den obgemelten vortregen, die zwuschen baiden konigen aufgericht seint worden, wol wais, dann sein L. hat uns durch Eustachius von Schliebenn vor dreien jaren zur Schweinitz davon bericht thun lassen, zudeme, das Kg. Johanns durch H. Casparn Wintzern seiner L., uns und ane zweivel andern mer churfursten und fursten nuhmer ain jhar vorgangen von derselben vortregen gelegenhait auch allerlay hat antzaigen lassen, so sehen wir nicht fur ungut an, du, Hans Pack hettest etwo gegen Eustachio von Schliebenn gefelliglich hirvon und als fur dich geret, dann sunderlich wirdestu wol ain bequemickait dorzu haben können, wo die hohen haupter die obberurten gutliche handlungen nicht werden leiden wollen, dorfur wir es dann gewislich halten.

Wo aber ksl. Mt. ainen gemainen und bestendigen frieden, auch ain gleichmessig recht wurde aufzurichten gnaigt sein und dann der landgrave etzliche punct und artickel, worauf solcher fride zu handeln und ain gleichmessig recht f aufzurichten sein solt, in vorzaichnus hat bringen–f und ksl. Mt. zustellen lassen, des inhalts, wie euere g L. hirneben ain copei–g befinden1, so hetten wir solcher artickel halben kain sonders bedencken, wiewol wir es vast unmuglich achten, das sie der kaiser bei dem andern tail vormuge zu erheben oder auch fur sich selbs dorzu gnaigt sein werden. Wie uns aber auch ain fride auf andere wege annemlich und ersprislich sein wolt, können wir bei uns auch nicht woll bedencken, dorumb werden euere L. und ir die berurten punct mit den andern einungsvorwanten weitter zu bewegen und derselben gemut dorinnen auch zu horen wissen. Das man sich aber dorumb, wann gleich ain annemlicher fride erlangt wurde, in ayn beharliche hulf solte vorpflichten, wie dann der churfursten bedencken schir dohin vortröstlich lautet, können wir aus obvormelter ursachen nicht fur ratsam erachten oder, das es Kff., Ff. und stenden thunlich sein wolle. Konnen auch nicht ermessen, was in der churfursten rath dorzu fur bewegende ursachen gewest, solche beschwerliche hulf were dann von Maintz fur gut angesehen worden, der ksl. und kgl. Mt. mit solcher antzaig wolte hofiren, andere in den last stecken und dornach selbst nichts dorzu thun, sonder sich dovon losbitten, wie hievor mer beschen ist etc. Und das solchs von Maintz mus herrüren, dorzu bewegt uns nicht wenig euerer L. und eur schreiben Corporis Cristi, dorinnen ir antzaigt, das der churfursten gesanten den merer tailh ire beratschlagung auf ain eilende hulf gericht, und lautet doch berurte vorzaichnus der churfursten antwurt itzt mer auf die beharliche hulf.

Sovil belangt, das eur etzlichen zu vorhutung des schweren unkostens, von Regensburg abzuraisen, erlaubt möcht werden etc., so zweiveln wir nit, euerer L., deme von Anhalt, werden nuhmer unser negst schreiben deshalben zukommen sein, in gleichnus, was wir der theologen und Dr. Pleickharttenn halben uns haben vornemen lassen2. So soll Dr. Kling sich itzt alhir erheben und sein rais von hinnen nach Regensburg nemen. Und wiewoll wir bedencken können, das eur dreier als H. Hannsenn von Doltzks, Hannsen Packs und cantzlers gelegenhait villeicht auch woll sein wolt, das euch erlaubt wurde, so konnt ir doch selbst bedencken, dieweil ir von allen gemainen, auch gehaimpten sachen wissens hapt, das die notturft erfordern wil, euch der hendel des orts abzuwarten lassen, doran ir uns auch zu gefallen erzaigt. Und dieweil wir dann nicht erachten können, das nuhmer nütze oder not sein wolle, uns personlich gegen Regensburg zu vorfugen, und auf die herberg ain grosser unkost gehet, so vor uns bestalt und eingenommen, so wollet mitainander bedencken, ob ir andern, so zu Regensburg vortzihen sollen, h euch in H. Hannsen von Doltzks herberge zusammengetan und unserm wirt die herberge aufgesagt hettet. Doch wollet uns euer bedencken vor dem aufsagen schreiben und unsers weitern–h beschaits und gemuts dorauf erwarten3. Und haben euerer L. freuntlicher may nung und euch andern dis alles nicht bergen wollen. Datum Torgau, Sontags nach Johannis Baptiste anno etc. 41.

[1. Zettel:] i Nachdem wir auch aus eur L. und eurm schreiben verstanden, das Kg. Ferdinandus numeher gegen Regenspurg wirdet komen sein, so wollen eur L. und ir euch unser instruction, so wir euch des tittels und anderß halben, die vormeinte walh belanget, mitgegeben, halten, daran thut ir uns auch zu freuntlichem und gnedigem gefallen. Datum ut supra–i.

[2. Zettel:] j Sollen Dr. Melchior Kling, der auf dem Weg nach Regensburg ist, beauftragen, sich anstatt Dr. Bleikhards der Anliegen der Städte Braunschweig und Goslar anzunehmen und mit den Gesandten des Hg. von Jülich in der geldrischen Frage zu kooperieren. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Angestr.
b
–b Teils. unterstr., teils angestr.
c
–c Teils unterstr., teils angestr.
d
–d Unterstr.
e
–e Unterstr.
f
–f Unterstr.
g
–g Unterstr.
1
 Vgl. den Entwurf für einen dauerhaften Religionsfrieden Nr. 138.
2
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an die sächsischen Reichstagsgesandten, Torgau, 1541 Juni 21 [Nr. 767].
h
–h Unterstr.
3
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen [und Hg. Johann Ernst von Sachsen] an die sächsischen Reichstagsgesandten in Regensburg, 1541 Torgau Juni 27, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 180r–183v (Ausf.): [...]. Datum Torgau, Montags nach Johannis Baptiste anno domini 1541. [Zettel:] Dieweil auch euere L., F. Wolff, die theologen und Dr. Bleickhart von Regensßburgk nuhmer abreißen werden, so wollet ir andern eure pferde und ain jeder di seinen bis uff zwey ader drey, die er bey sich aldo behalten muge, mit hereingehen lassen, auch die personen, so man beide in der kuchen, keller und sunsten nach euerer L. und der andern abreißen nit mher wirdet bedurftigk sein, mit hereinschicken sampt iren pferden, do sie derselben haben, damit unnotturftiger und vorgeblicher unchost apgeschniten werde. Datum ut supra. – Vgl. auch Hans von Ponickau an Hans von Dolzig, Torgau, 1541 Juni 27, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 168r–171v (Ausf., eighd.): Dolzigs Schreiben vom 20. Juni. Hat darüber dem Kurfürsten berichtet. [...]. Ich hoffe, ir werdet uns einen satten friden erlangen, aber in der religionsache vormute ich mich gar keiner vorgleichunge, dan Got und teufel zusamenzureymen und in ein regiment zu pringen, ist nit moglich. Dieweil auch der sturm fur Ofenn vorloren und die turckischen waschen zusamenrucken, sollte es warlich das roßlein lauffende machen, domit wir friden erlangten. Und ist wol zu erbarmen, das alwege solche geisheln vorhanden sein und komen mussen, sol anders, Gots wort zu predigen, zugelassen und derowegen fride gepflantzt werden. Das sich unsere bischoffe so weydlich tumeln zu Regensperck mit practiciren und anderm, das wider unsern hern ist, ist schwer gnugk, inhen solchs nachtzuhengen. Hoffe aber, Got sol sie irem vordinst nach mit der tzeit reichlich belonhen, das sie lieber werden wollen, sie hetten es underlassen und weren doheyme plieben. [...]. Mit Dr. Melchior Kling soll ihnen bald Geld geschickt werden. In eyl auß Torgaw, Sontags nach Johannis Babtistae, das ist der 27. des monats Juno im 41.
i
–i V. 4. Hd.
j
 Der ganze Zettel v. 5. Hd.