Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Marburg StA, PA 589, fol. 35r–39v (Reinkonz.).

B  koll. Marburg StA, PA 587, fol. 53r–56r (Ausf., stark verderbt).

Uff unser nechste, undertänige vertrostung, euren fstl. Gn. von wegen des jungsten königklichen furbringens der turckenhilf halb gethon, schicken wir euren fstl. Gn. denselben furtrag [Nr. 181] hiemit in schriften zu und mit demselben auch die antwort [Nr. 183], wölliche wir und andere unsere zuverainigten röm. ksl. Mt. gegeben. Darauß eure fstl. Gn. zu vernemen, dass dieselb hulf nicht anderst bewilligt und wurcklich in das werck komen soll, es sey dann zuvor ein bestendiger friden und gleichmessig recht erlangt. Wie hoch auch dieselb berattschlagt hulf zu stellen und wöllichermassen es auch des obersten und anderer bevelichsleut halb, auch sonst allenthalben gestellt, das weißet söllich unser verzeichnus der antwurt clärlich aus.

Und wiewol wir nu inhalt unsers habenden bevelichs uff die anzall der 12.000 zu fuss und 2.000 zu roßs hart gedrungen und dieselb anzall gern erhalten hetten, so hat doch die andern all uß villen ursachen, sunderlich darumb, das wir dester mer fridt und gleichmeßig recht erhalten möchten, a wo nit, das dannocht kayser, könig und mannigklich unser vollig erpieten zu spurn haben möcht–a, der halb tail der nechsten geleisten turckenhilf, anno etc. 30 zu Augspurg berattschlagt und 32 zu Regenspurg beschlossen und darnach geleistet, fur besser angesehen, wöllicher halb tail der nechst geleisten hulf uff 15.000 zu fus und 3.000 pferdt anloffen wurdet1.

b Und nachdem die Kff., Ff. und stendt ir antwort söllicher turckenhulf auch verfaßt, haben sie zu uns geschickt und uns ir antwort verleßen lassen, mit beger, wir wollten uns mit innen vergleichen, inhalt beygelegter abschrift [Nr. 182], daruß eure fstl. Gn. zu vernemen, das sich der ander tail vill aines wenigern erpoten. Dagegen ist innen die obgemelt unser verfaßt antwurt auch vorlesen lassen worden und in ir bedencken auch gestellt, sich derselben mit uns zu verainigen. Sie haben uns aber widerumb anzeigen lassen, das sie sich mit uns nicht konten vergleichen, weren die hulf der irn nit gleich und sonst auch etliche andere puncten hette, und derhalben möchten [wir] unser antwort sonderlich geben, das wolten sie auch thun, wie dann beschehen und ain jeder sein gestellt maynung ksl. Mt. sonderlich ubergeben–b.

Und dieweil die ksl. Mt. verganger [sic!] tagen allen stenden ingemain hat anzaigen und vermelden lassen, dass sy irer Mt. mitel und weg wollten furschlagen, wölichermassen ein fridenc uffgericht werden sollt, so ist ain außschus zu beratschlagung desselben fur gut angesehen. Der wurdet unverzogenlich zuainander komen; und, wes do bedacht, sollen eure fstl. Gn. unverzogenlich vernemen.

Daneben hat heut die kgl. Mt. all stendt des reichs ervordern und inen etlich kuntschaften, die irer Mt. des Turcken halb einkomen, verlesen laßen, davon wir euren fstl. Gn. abschrift zusenden2.

Und wiewol wir geacht, der theologen relation zu horn, volgends in religionsachen furzufarn, so sein wir aber durch die handlung der turckenhilf halb daran verhindert worden. Dann seiderher unsers nechsten schreibens ist alhie handlung allain von wegen derselben sachen geweßt. Gestern, Dinstags, aber sein die theologen von unsers tails stenden furgevordert, in der relation und volgendts weiterd erhört. Die haben nu ir gutbeduncken in schriften verfast. Die andern sollen dasselb auch verzaichnen und ubergeben3. Sobaldt sollichs alles zuhauf kompt, wolten wir euren fstl. Gn. davon abschriften zusenden.

Was dann Hg. Hainrich von Bronschwig uff der Troten supplicacion röm. ksl. Mt. geantwurt [Nr. 262], des schicken wir euren fstl. Gn. auch copi. So schreipt man heut an bemelts Hg. Hainrichs verantwurtung der mordprend halb [Nr. 256], auch ksl. Mt. ubergeben, die wollen wir euren fstl. Gn. bey nechster post zukomen lassen, weil es jetzt nit beschehen mogen zu schicken.

Unser gnädiger herr, Mgf. Georg von Brandenburg, hat uns auch ain latinischen schrift zugestellt, weliche im auß Hungern zugeschickt, davon eure fstl. Gn. hieneben abschrift zu empfachen haben. Datum Regennspurg, Mittwochs, den 29. Juni anno etc. 41.

[Zettel:] Gnediger furst und herr. Es wissen sich eure fstl. Gn. gnedigklich zu erinnern, das die collnischen gesanten euren fstl. Gn., weil sie hie geweßt, ain schrift Kruckenbergs und Helmerßhausen halb ubergeben und zugestellt. Darnach haben sie uns ain andere anzeig gethon, inhalt beygelegter copi. Und daruff ist von uns antwurt verfaßt, auch vermog der abschrift hieneben, und unser underthänig bedencken, das eure fstl. Gn. dieselb gestellt antwurt dem amptman zu Helmershausen zuschicken und demselben bevelhen, das er nach altem herkomen handeln wöll, das er auch den stift Paderborn bey dem beleiben laß, das billich und herkomen seye, und das dannocht eurer fstl. Gn. das ir auch gehanthapt und erhalten und also beden teiln zur gepur gehandelt werde. Ich vernem noch nicht, das sie den kauf in sonderheit anfechten, darumb ist auch euren fstl. Gn. not und nutz, so vil bescheidelicher und leidlicher zu faren. Die colnischen rethe sein auch nachperliches herkomens halben wol zufriden, hoff wir wollen dieselb sach recht ausrichten. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
1
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an seine Räte in Regensburg, Kartause Eppenberg, 1541 Juni 30, Marburg StA, PA 587, fol. 43r–43v (Reinkonz.): Hat ihr Schreiben vom 25. Juni über Kg. Ferdinands Vortrag vor Kaiser und Ständen zur Türkenhilfe zur Kenntnis genommen. Und gefelt uns euer bedencken, das man sich mit unserm widerteil, den papisten, in gemeinen rath oder handlung nit einlasse. Es ist auch unser meinung, das ir euch unsers teils in gantz kein turckenhilf sambt den andern protestirenden und einungsverwanten stenden begebet oder drin bewilligt, wir haben dan zuvor einen bestendigen, gewissen friden und gleichmessigs recht am camergericht. Und im fall, do man uns, dises teils, des vorgewissigte, ob dan schon unser widerteil kein turckenhilf leisten wolte, so weren wir doch, dieselbig von unserm tail ze thun, urputig, welchs ir auch bei andern stenden fordern sollet. Drumb wollet in alle wege uff den friden und das recht euch, sovil muglich, bearbeiten. Doran beschicht unser zuverlessig meinung. Hat ihnen dies in Eile mitteilen wollen. In seinem nächsten Schreiben wird er ihnen weitere Anweisungen geben. Datum Carthaus Epp am Donnerstag nach Johannis Baptiste anno etc. 41. [Zettel:] Bittet, ihm folgenden, in ihrem Brief stehenden Satz, den er nicht versteht, zu erläutern: ‚Es soll wol euere fstl. Gn. meinen, man werd an etzlichen orten zu hart halten, da man wol unbedechtig zuvil nachgibt, nicht in meinung, der religion zu schaden, sonder andere sachen zu fordern‘.
b
–b Nachgetr.
c
 Danach gestr.: und gleichmessig recht.
2
 Vgl. Anm. 2 zu Nr. 181.
d
  Korr. aus: bedencken.
3
 Vgl. Sebastian Aitinger an Lgf. Philipp von Hessen, Regensburg. 1541 Juni 29, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 12, S. 117–118: Durchleuchtiger etc. Die artickel, wölche in der religion verglichen, auch die der churfürst zu Brandenburg jüngstlich E. f. g. übergeben, schick ich E. f. g., inmaßen sie derselben nehermals begert und die in schriften ervordert, hiemit zu. Und werden E. f. g. us dem buch, darus die colloquenten disputiert, und us einer kurzen verzeichnus hieneben, die ich E. f. g. hiemit zuschick, vernemen, was fur artickel verglichen, zum theil unainig bliben und zum theil übergangen sein. Und wiewol das lateinisch buch unlauter und E. f. g. einer reinern abschrift wol von nöten gewest, weil es aber gantz lang, so hab ich us dem, das ich nicht wissen kunt, wie furderlich E. f. g. das alles notturftig sein wurd, nicht verziehen wöllen. Do sich nun E. f. g. derselben abschrift nicht zu behelfen wißt, soll dero ein ganz rein und lauter exemplar furderlichst, so es sein mag, abgeschriben und überschickt werden. Dem Landgrafen ist alles genau berichtet worden. Die Berathung über die Türkenhülfe ist seit Ferdinand’s Ankunft mit allem Ernst getrieben und nichts Weiteres seit Philipp’s Abreise behandelt worden. Wir haben aber uf unserm theil dozwischen beschlossen, der colloquenten relation, derselben und aller theologen bedenken zu hören; aber us andern, namblich den obgemelten verhinderungen, der turkenhulf halb eingefallen, ist allererst gestern dieselb relation und verner der theologen bedenken gehört, wie dann das alles, und was sich seiderher des nehern schreiben zugetragen, in der reth und meinem schreiben hieneben zu vernemen. [...].