Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Nördlingen StadtA, Missiven-Konzepte 1541, fol. 9r–12v (Kop.); AV v. a. Hd. fol. 12v: Copi Wolfgangen Vogelmans schreiben, den datum steet 7. Julij anno etc. 41.

B  koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Ausf.).

Hietzwischen und des schreibens, so ich euerer Ft. bey H. Balthassar Röhlin gethon, hat sich ferrer zugetragen, nachdem die andern stend alle von der alten religion die begerte eylende hilf one alle condition oder ausnemung gewilligt, dagegen aber die stend von der protestation anderst nit, dann das zuvor ain bestendiger frid und im cammergericht ain solliche reformation geschäch, wie furgeschlagen, willen geben wöllen, wie die jungst schrift [Nr. 190], mit Q bezaicht, ferrer mitbringt. Also ist bey etlichen fursten und stetten diser religion schier etwas ain reiukaufa [sic!] und widerwertigkait eingefallen, das sy hetten leiden mogen, weil die hilf so gering, das mans dann im namen Gottes bewilligt hett one vorbeding. Ist also hin und wider allerlay davon tractirt worden und sonderlich furkommen durch vertraute personen, das die ksl. und kgl. Mt. gesint sein sollten, von uns, den protestanten, ainiche hilf ferrer nit zu begern, weil man sich in so aim geringen widerwertig und ungehorsam ertzaigten, sonder uns also uff unserm gefasten trutz und also uff dem knopf sitzen zu lassen one ferrer vertrostung des fridens, sonder die hilf vom gehorsamen thail, der one condition frey bewilligt hett, antzenemmen, des sein gemaine stett, auch der marggraf und etlich ander stent bottschaften dis tails hart erschrocken.

Aber als dise stend nachmals uff Aftermontag, den 5. Julij, der religionsachen halb zu vergleichung der strittigen articul beyeinander sassen, hat der Kf. von Brandenburg, der ungetzweivelt beder thail gluck und wolfart gern sehen wölt, fur uns begert und, als man die theologen abschuf, angetzaigt, das er die zwayung, so sich der begerten turckenhilf zwischen der ksl. Mt. und uns zutrueg, nit gern gehört und sich derhalben so vil beworben, das ime die ksl. Mt. willen geben hett, datzwischen guttlich zu handlen, und ertzelet dabey die obligenden noth, die unsern brudern und schwestern in Hungern uff dem halse leg, und das man, wo es durch disen vertzug zu argem geratten sollt, alle schuld uff uns trechen wurd, mit bitt, das wir demnach nochmaln der ksl. Mt. erbieten dißmals annemmen und Gott, auch der ksl. Mt. stattlichen zusagen vertrauen wöllten oder aber mitel furschlagen, dardurch den sachen möchte in der eyl geholfen werden. Als aber diß begern nit verfahen wölt, schlug er diß mitel fur, das man diß thails die hilf willigen und alsbald laisten sollt, dagegen sollte die ksl. Mt. zusagen thun, das sy in 6 monaten den nechsten ainen sollichen friden und cammergerichtsreformation uffrichten, dero kain thail billichen beschwert sein sollt. Es sollte auch die ksl. Mt. mit ernst darob halten, das innerhalben derselben 6 monat kain tail den ander bevehden oder belestigen, auch mit dem cammergericht verfuegen, das alle proceß und die ausgangnen achten sollten suspendirt und angestellt sein, das hielt er fur ain mittel, dardurch der sachen sollte zu helfen sein.

Das namen dise thail zu bedencken an b und ward desselben tags, dieweil ksl. Mt. diß tags dem Hg. von Bommern die lehen verlich, dabey dann kgl. Mt. umb sein glaubens willen nit sein wollt, hierinnen ferrer nichts gehandelt. Aber, als uff Mittwoch darnach die sach in berathschlagung getzogen und–b, wiewol Mgf. Jorg, auch etliche furstenbottschaften und vil der geringen stett diß thails, darein zu bewilligen, vermainten, so haben es aber Sachssen, Hessen, Strassburg, Augspurg, Ulm, Costenntz, Franckfurt und etlich ire anhenger kainswegs eingeen wöllen, sonder furgeben, der rock wer inen neher dann der mantel, dise christen bey uns weren inen mehr verwant dann die in Ungern. Darum wölten sy vor den friden und das begert recht haben. Daraus jederman vernemen kunth, das inen so vil nit am friden als an abschaffung des cammergerichts gelegen wer, damit sy umb ire handlungen und das, so sy noch vorhaben zu handlen, nymand recht geben und nemen dörften.

Wiewol nun Mgf. Jörg durch aigen mund lenger dann ain stund datzwischen selbs redet und persuadirt, das man doch Gott und ksl. Mt. auch etwas vertrauen sollt, die uns allain allen friden geben kündten, und bedencken, das er uns so wunderlich uber den augspurgischen verainbarten abschid wider die gegenthail in frid erhalten hett etc., wiewol auch andere in der umbfrag warlich gantz trostlich und christlich allerlay furwendeten, das ain Thurcken hett bewegen sollen, c dabey ich auch von euerer Ft. wegen mein habenden bevelch und, weß euere Ft. hiertzu fur bewegnussen hette, meins besten verstands furwendet–c, so sein sy doch uff irn köpfen pliben, mit antzaige, das sy andern bevelch nit hetten. So es aber die andern begerten, wöllten sys haims gelangen lassen. Antwort marggraf, so lange vertzug kunte die sach nit leiden, dann daruber wirden wol 14 tag geen, indeß kunte der Thurck einprechen, das alsdann unsere oder ain mehrere hilf unerschiesslich sein wurd, und schlugen die stett zu bedencken fur, wann die ksl. Mt. von den stetten und stenden particulariter umb hilf ansuchen wurd, so kunten sye doch nit waigern, zudem so hetten Mgf. Jörg, auch Zwayenbrucken und Nurmberg hievor schon bewilligt und wurd also schier der halb thail hilf thun, wann schon die protestationverwanten gemainlich mitainander nit willigen wurden. Aber dise köpf waren unbeweglich, darum und, damit man dem Kf. von Branndenburg seine furschleg nit so stutz abschlug, ist fur gut angesehen durch Mgf. Jorgen, das man vom churfursten ferrer vernemen sollt, uff was weg und capitul ungeverlich der vertröst frid ungeverlich geschlossen werden sollt etc. Aber dieweil nit zu vermuten, das diser tail die marggrävischen furschleg willigen werd, so gedenck ich mich euerer Ft. gegebnen ferrern bevelchs zu halten und die eylende hilf, wo mehr stett d diser religion–d den willen geben, uff ksl. Mt. tröstlich zusagen im namen Gottes auch zu bewilligen, dabey auch uff jungste meine schreiben euerer Ft. ferrern bevelchs und schreibens gewertig sein.

Und alß man desselben Mitwochs also ob der sach saß, ist von ksl. Mt. wegen allen stenden zusamenzukommen angesagt und durch Mentz furbracht, damit man ain sach mit der andern handlen, berhatschlagen und zum abschid pringen möcht, wer ksl. Mt. gesunnen, das Kff., Ff. und stend auch die andern propositionarticul, so ksl. Mt. im ausschreiben angetzogen, furnemen sollten als den landfriden, camergerichtsunderhaltung, policey, gut muntz, monopolien etc., darauf sich alle stend underschidlichen mit kurtz underredt und alsbald den willen gaben.

Sonst haben die stend, so der religion oder protestation nit verwant sein, ir antwort uff die verglichen religionarticul der ksl. Mt. geben wie hieneben mit S zu vernemen [Nr. 125].

Wiewol auch bißher unser thail, so oft man anderer sachen halb muß gehaben mögen, ob denselben articuln gesessen, alle theologen uber all verglichen articul gehört, so hat man doch das negotium noch nit gar absolvirn mogen, sonder acht darfur, das noch heut darum wider zu rhat gemant sey. Was sich darunder zutregt, will euerer Ft. ich auch unverhalten lassen.

So ist auch die oration, so durch den hungerischen orator alhie vor meiner ankunft gehalten [Nr. 171], davon der alt H. Werlin euerer Ft. relation gethon, im thruckt [sic!] teutsch und lateinisch außgangen, wie mit T hiebey zu vernemen1. Das euerer Ft. ich in eyl abermals undertheniger, gehorsamer maynung nit wollen bergen. [...]. Datum 7. Julij anno etc. 41.

[Zettel:] Nachdem ich unmuß und teglichen rhatgeens halb alle sachen getzwifacht nit abschreiben kan, so wölle euere Ft. bevelhen, das mir von disem und den jungsten schreiben, so ich euere Ft. bey H. Balthassar Rhelin zugeschickt und von den dabey verschickten schriften durch die jungen in der cantzley abschriften gemacht und mit nechster bottschaft zugeschickt werden, damit man alhie alle acten und handlungen beyainander haben und sich ain gesanter in die sachen desto bas schicken mug.

Ob dann denen von Bopfingen und Alen die schriften, so von irm tail ubergeben und ich euerer Ft. auch uberschickt hab, zu communicirn seien, stell ich zu euerer Ft. bedencken. So sein auch dero von Gienngen gesanten noch nit wider ankomen, von derowegen der alt H. Werlin bevelch gehabt. Dero hab ich mich aber bißher nichts angenommen, wie ich dessen auch nit bevelch, hab euerer Ft. auch antzaigen wollen. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
 In B: reukauf.
b
–b In B marg. nachgetr.
c
–c In B marg. nachgetr.
d
–d In B marg. nachgetr.
1
 Dazu marg. Notiz: Dißes trucks ist kein abschrift, weil doniden den truck zu bekomen, gemacht.