Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] Anno 1539–1547, fol. 185/2r–190r (Ausf.).
B koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/05, Reichstagshandlung zu Regensburg 1541, fol. 59r–63v (Konz.); fol. 63v Inhaltsangabe von späterer Hd.
Empfang ihres Schreibens vom 8. Juli [Nr. 844]. Hätte früher darauf geantwortet, wu uns etzliche vorgefallennea sachen dieser zceit daran nit vorhindertb und die vidimirung dehr brief ehe hette geschehen mugen.
Sovil nun das buch, welchs die ksl. Mt. den sechs colloquenten undergeben, belangt, seindt wyr berichtet, das es mehr gewesen dan uns durch euch uberschickt. Und zcweiffeln nicht, yhr werdet es nunmehr allenthalbenc haben anderweit abschreiben lassend. Do yhr uns auch ditzs vordeutzschten buchs abschrift zuschicken konthet, gereicht uns zu gefallen. Szo wollet yhr uns bey nechster bothschaft vormelden, wie sichs mithlerzceit in der berathschlagung solchs buchs zugetragen, wuran es haftet ader wie es vorplieben.
Der hulf halben wiedder den Turcken hapt yhr aus unserm vorigen schreiben [Nr. 785] unser gemuth vornommen, und befrembt uns nit wenigk, das man sich darumb wil annehmen, wie wyr e –uns gegen ksl. ader auch der kgl. Mt. mit der hulf wiedder den Turcken ertzeigen, szo doch menniglich pillich solt bedencken, das der–e gantzen deutzschen nation besser und mehr zu rathen sey in Hunngarn wiedder den Turcken zu krigen dann in deutzschen landen, dieweil es doch nicht feilen wurde, do er Hunngarn in seynne gewalt brechte, er wurde sich umb die deutzschen lande auch annehmen. Szo wollen wyr auch zu Got hoffen, sein gothlich gnadt werde es also schicken, das nichtsdestewenniger ein friede in deutzschen landen gemacht werde.
Welchergestalt aber enthlich beschlossen wirdet, ab die hulfen mit gelde ader mit leuthen sal geschehen, das wollet uns zum forderlichsten berichten und, do sie mit gelde solt geschehen, wie hoch sich ungeferlich unsere antzal erstrecken wurde, auch wo solch gelt solt erlegt werden. Szo werdet yhr neben andern auch darauf dencken, wo der zcugk hinder sich ginge, damit solch gelt nicht in andere wege gebraucht wurde. Darumb hilthen wir es darfur, wo wyr unsern anteil geldes gegen Nurnnbergk vorordent, das es zue jeder zceit den bephelhabern von eynnem manat zum andern zukommen konthe. Auf den fal wollet mit den geschickten des raths von Nurnnberg reden und euch erkunden, ab wyr solchs bey dem rath zu erhalden. f –Wyr seindt auch geneigt, sopalt uns euer schreiben zukommet, das gelt hinauszuvorordennen. Und ab es je die eile und noth erforderte, so konthet yhr underdes eines manats vorlegung bey denen von Nurnberg in unserm nahmen erhalthen ader solchs bey euerm vorleger aufnehmen–f.
Der von Goßlar halben haben wyr euch hievor auf euer schreiben beanthwort und, nachdem euer itziges schreiben ferrer meldet, das die stende bekennen, das die hauptsach an yr selbst prophan und das aus ungunst, die der religion halben am chammergericht wiedder sie gefast, das unrecht wiedder sie ervolgt, befunden, wie das das vorstendtnus g –diese wort in sich–g hat: ‚ader so eine andere sache gegen eynnem aus uns zu einem schein vorgewandt, das aber wyr die andern, die solcher zceit nicht angriffen, ermessen mochten, das es vornemlich umb dieses Gottes worts willen beschehe‘ etc. Wo nun die goßlarische sachen an ynen selbst also gelegen, das auch ein ander, h –der religion nicht vorwandt–h, darumb pillich mochte vorteilet werden und man solt sich der religion halben yhrer annehmen, alleine aus dem vordacht, als geschehe die vorteilung nicht der hauptsache, sunder der religion halben, szo muste untzweifelich volgen, das ein jeder der religion vorwanther kein urteil an dem chammergerichte i –wiedder sich in allen sachen ane underscheit leiden dorfte–i, weil ehr sich allewegen mit dem argument des affects wiedder die religion zu behelfen. Es were auch ebensovil, das in effectu keiner der vorstendtnus vorwanther des chammergerichts urteil, die wiedder yhnen ergingen, leiden dorfte. j –Und wurde bey menniglich ein solch ansehen haben, als wolthen die religionsvorwanthen keynen richter leiden und also tacite das chammergericht recusiren–j. Szo woldet auch yhr, Dr. Ossa, zu unsers vettern, des Kf. zu Sachsen, k –rathe Hansen von Pack ader in seynnem abwesen zu eynnem andern–k gehen und euch befragen, welchen artickel in der vorstendtnus ader der vorfassung man dohin vorstehen sol, das die dreitzehen stimmen sollen zu erkennen haben, welchs religionsachen sein ader nit. Dan sovil wyr der vorstendtnus und vorfassung erinnert, sal solchs ausdrucklich l –und in specie–l darinnen nicht zu befinden sein, darumb villeicht ein gemeynner artickel dohin wil vorstanden werden. Wo nun die andern alle es darfur hilthen, das die dreizcehen stimmen solthen zu erkennen haben, mochtet yhr euers teils sagen, wo die vorstendtnus und vorfassung mithbrechten, das die dreitzehen stimmen solthen zu erkennen haben, szo musten wyr es auch dohin stellen. Wyr hetten aber fur unser person aus obangetzeigten und andern ursachen nicht finden kunnen, das ditzs fur eine religionsach zu erkennen. Wurdet yhr aber befinden, das etzliche der stende der stimmen halben auch bedencken hetten m –ader der stende bothschaften nicht alle vorhanden–m, und yhr konnthet, das solchs ausdrucklich in der vorstendtnus ader vorfassung begriffen, nicht erinnert werden, szo wolthet darauf beharren, das in gemeynnem rathe gehandelt und beschlossen werde, ab ditzs fur eine religionsach antzunehmen sei ader nicht. Auf den fal ist unser maynung hievor und itzo zu der nothdurft vorstanden.
Hirneben schicken wyr euch eine abschrift, wie wyr enthschlossen, neben unseren vettern der Bff. zu Meissen und Mersenburgk halben an die ksl. Mt. zu schreiben1. Wo nun solche schrift, von unsern vettern und uns vorsigelt, unserer vettern rethen zuekumpt, szo wollet sie neben yhnen der ksl. Mt. anthworten und euch im handel vor den commissarien darnach richten. Do euch auch weither bericht vonnothen, mochtet yhr uns zum forderlichsten lassen wissen, dan sal es daran nit mangeln. Wo aber unsers vettern rethen die schrift alleine von yhren L. und nicht von uns vorsigelt zukheme, n –szo ubersenden wyr euch auf den falh unsere voranthwortung und derselbigen abschrift hieneben, die werdet yhr wissen der ksl. Mt. zu anthworten und euch im handel darnach zu richten–n.
Ihr hapt auch hirneben die vidimirten abschriften unserer lehenbrieffe, auch der bestettigung unserer privilegien. Darumb wollet daran sein, das unsere lehenbrief den vorigen nach voltzogen und unsere privilegia auch also bestettigt werden. Was die taxa vorhin gewesen, findet yhr aus invorwarther zcettelo. Und ab nun wol die ksl. Mt. uns die lehen gnedigk gethann, p –musset doch–p yhr, Dr. Ossa, der bischove, auch der von Goßlar sach halben noch ein zceit lang vortzihen. q –Und wo dieselben zu ende kommen, seindt wyr geneigt, euch gnedigk zu erleuben und des reichstags durch Andresen Pflug und Georgen von Schleynnitzs abwarten zu lassen, es fielen dann andere sachen fur, welcher halben wyr euer nicht entrathen konthen–q.
Das convolut der briefe, szo Wolseckers halben an die kgl. Mt. mit hinausgenommen, mugt yhr eroffennen, euch gelegenheit der sachen daraus erlernen und dan unserm vorigen bephelich nach die sachen an kgl. Mt. gelangen lassen. Dieweil auch itzo die leufte schwinde und mannicherlei practica vorhanden, szo wollet euch an [= ohne] die theologen in religionsachen uber die auspurgische confession ane unser vorwissen in kein handelung einlassen, welchs wyr euch gnediger maynung nit wolthen vorhalthen. Datum Dreßden, manntags nach Alexij im 41.