Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Speyer StadtA, 1 A Nr. 237, unfol. (Kop.).

B  koll. Metz AM, AA 7/55, unfol. (Kop.).

Haben sicher von ihren Reichstagsgesandten erfahren, dass neben Köln auch die Städte Metz, Worms und Speyer den Regensburger Reichsabschied nicht bewilligt haben, auch nicht siegeln wollten und sich deshalb bei Kg. Ferdinand öffentlich entschuldigt und uff irer kgl. Mt. gnedigsts zulassenin der Mainzer Kanzlei eine schriftliche Protestation [Nr. 952] eingereicht haben. Nun hat sich nach der Abreise der Gesandten der Städte Köln, Metz und Worms zugetragen, das etliche der erbarn frei- und reichßstett gesandten bottschaften, so nach sollichem noch zu Regenspurg gewesen, der stet abschide sonderlichen angehengkt, das der beschwerlichen neuerung wegen, so churfursten, fursten, prelaten und graven uff gemeltem regenspurgischem reichstag gegen den erbarn frei- und reichsstetten, auch wider derselben alt herkomen, recht und billichkeit vermeinter weiß gesucht, fürgenomen und, sy damit von iren geburenden sessionen und stymmen im hl. reich zu dringen, understanden etc., die erbarn frei- und reichsstedt widerumb zusamenbeschrieben und beratschlagt werden soll, wie sollichem schwerem, undreglichem, verderplichem last vernünftigklich zu begegnen, als euere ersame Ft. sollichs uß der hierin verwarten abschrift des puncten, in gemeltem stedtabschiede [Nr. 959] begriffen, clerlicher haben zu vernemen.

Dieweil nun uß sollichem der stedt abschids puncten verstanden würdt, das die handlung und protestation, so euere ersame Ft., auch der erbarn stedt Metz, Wurmbs und unsere gesanten dem angeregten reichsabschide mit nit-bewilligen in denselben bedachtlichen zuwidergehandelt etc., allen erbarn frey- und reichsstetten und sonderlich zu handthabung derenselben alten herkomen, gebrauch, recht, gerechtigkeit und reputation dienstlich und hoch erschiesslich sein mag und daraus numehr nit allein euerer ersamen Ft., der erbarn stett Metz, Wormbs und unsere, sonder aller erbarn frey- und reichstett sach worden, daran das uffrechtig besteen oder gantz verderben und zergeen derselben gelegen sein will, so haben wir sonderlich guetter, getreuer wolmaynung bedacht, versteen es auch nit besser, dann das uß oder von sollicher durch euere ersame Ft., auch der erbarn stett Metz, Wormbs und unser gesanten gethaner protestation durch widerwertige handlung nit zu weichen, sonder derselben vestigklichen angehangen sein will, es wolten dann euere ersame Ft., die erbarn stet Metz, Wurmbs und wir fürnemlichen darob zu spot, den myßgonnern zu mondt meren und mit der zeit alle erbare frei- und reichstett der churfursten, fursten, prelaten und graven (welchs Got ewigklich verhüetten welle) zu unwiderbringlichem verderben gevolgige und willfarige underthanen, darzu und sonderlichen etliche erbare frey- und reichstedt von iren freyheiten, gerechtigkeiten und habenden, erhaltenen vertregen widerumb beschwerlichen getrungen werden.

Wann aber der mehrangeregt des nechsten regenspurgischen reichstags abschide mit sich bringt, das nemlich von den stenden des reinischen kraiß etc. die eylende hilf wider den Türcken, uff gemeltem reichstag bewilligt, in zweyen monaten den nechsten zu Franckfurt und solchem nach die underhaltung des keyserlichen camergerichts in nechstkünftig Franckfurter vastenmeß erlegt werden, dartzu hie zwischen dem 14. tag Januarij nechstkünftig von wegen ringerung der beschwerdten stende und zu vergleichung derselben ein yeder standt uff seines kraißobersten beschreiben schicken, auch fur sich selbst den seinen, das sie sich in kriegshendeln wider die röm. ksl. Mt., unsern allergnedigsten herrn, und das hl. reich nit brauchen lassen, gepieten und darob mit der straff an leib und gut ernstlich halten sollen, und dann wir gar nit gemaint, auch achten, euere ersame Ft. und die erbarn stedt Metz und Wormbs gleichergestalt nit gemaint sein, gebürliche hilf wider den wuettenden feindt, den Türcken, uß behelf vorangeregter gethanen protestation gar abzuschlagen, sonder, sover das one derselben protestation nachtheil, auch stillschweigende bewilligung in mehrangeregten regenspurgischem abschid beschehen möcht, aus mitleiden und zu errettung des christlichen pluts gutwillig zu laisten, so geben euer ersamen Ft. wir gantz gutter, frundtlicher meynung zu bedencken, ob nit noth, auch nutz und gut sein solte, als wir dann für noth, nutz und gut achten und darumb gantz frundtlichs vleiß bitten, das euere ersame Ft. als die fürnembste stat undter denen, von welcher wegen oftgedachte protestation beschehen, wöllen in ansehen irer selbs und aller erbarn frey- und reichsstett ehere, nutz und wolfart die erbarn stet Metz, Wormbs und uns unverzuglichen und uffs lengst in nechstkünftig horbstmes geen Franckfurt oder an ein ander gelegen orth ires gefallens uff einen namhaften tag zusamzuschicken, beschreiben, daselbst gleichermassen, wie euerer ersamen Ft., deren erbarn stedt Metz, Wormbs und unsere gesandten hievor zugleich miteinander protestirt, auch zu beratschlagen, zu bedencken und zu vergleichen, welcher weg und gestalt die angeregt hilf wider den Turcken, auch volgends des keyserlichen camergerichts underhaltung zu erlegen, dartzue, wue der ringerung halben von dem obersten kraißfursten ein kraißtag ußgeschrieben, ob uff denselben zu schicken oder nit und weß sich derenhalben, so sich in kriegshendel wider die ksl. Mt. und das hl. reich begeben wolten oder begeben, zu halten, damit gethaner protestation zuwider von euerer ersamen Ft., den erbarn stetten Metz, Wurmbs und uns durch widerwertige oder ungleiche handlung stillschweigend nichts gehandelt, begeben noch bewilligt und doch, der ksl. oder kgl. Mt. ungnaden uffzuladen, mög vermitten werden. Wellen wir uff denselben tag die unsern willig und gern auch abfertigen und schickhen und in solchem, wes der sachen dinstlich und fugklich sein mag, an uns nichts erwinden lassen, euerer ersamen Ft., denen wir zu angenemen, gefelligen diensten willig berait, schriftlich antwurt bey disem unserm potten hieruff bittende1. Geben Donnerßtags nach Bartholomej anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Bgm. und Rat der Stadt Köln an Bgm. und Rat der Stadt Speyer, 1541 September 1, Speyer StadtA, 1 A Nr. 237, unfol. (Ausf.?): Haben ihr Schreiben, das sich mit der Protestation der Städte Köln, Speyer, Metz und Worms gegen den Regensburger Reichsabschied befasst, zur Kenntnis genommen. Sind an sich bereit, die Stadt Metz zu einer Konferenz während der Frankfurter Messe einzuladen. Da aber Metz weit entfernt und die Zeit kurz ist, ist zu befürchten, dass Metz die Konferenz nicht beschicken kann. Haben ihren jüngsten Bürgermeister, Hermann Sudermann, angewiesen, sich in Frankfurt mit den Gesandten Speyers und Worms zu besprechen. Das Ergebnis kann dann Metz mitgeteilt werden. Wenn ksl. Mandate an Köln, Speyer oder andere ergehen, mochten wir alsdan villeicht beyeinander schicken und die sachen gleichmessich furnemen, damit unser aller notturft biß uff den negsten stettag ruwelich pleiben mochten. [...]. Geschriben am ersten tag des monats Septembris anno etc. 41. Vgl. auch Friedrich Meurer an Bastian Neideck, 1541 September 25, Speyer StadtA, 1 A Nr. 237, unfol. (Konz.): Protestation der Städte Köln, Speyer, Metz und Worms gegen den Regensburger Abschied. Speyer hat Köln aufgefordert, zu Verhandlungen darüber einzuladen, wie es die vier Städte mit der Leistung der eilenden Türkenhilfe und anderen Bestimmungen des Reichsabschiedes halten sollen, damit man einerseits nicht im Widerspruch zur Protestation handelt und andererseits die Ungnade des Kaisers und des Königs vermeidet. Aus Zeitgründen hat Köln vorgeschlagen, Metz nicht zur Entsendung eines Vertreters aufzufordern, sondern nur die Gesandten der drei anderen Städte miteinander konferieren zu lassen, wie er aus der Kopie des Schreibens Kölns an Speyer ersehen kann. Speyer hat daraufhin den Altbürgermeister Konrad Lutz und ihn, Meurer, nach Worms abgefertigt. Beide haben dann mit dem Wormser Rat vereinbart, dass Vertreter von Worms und Speyer sich mit dem Kölner Gesandten Sudermann verständigen sollen, ob Metz zur Entsendung eines Vertreters aufgefordert werden soll oder ob das Ergebnis der Beratungen der drei anderen Städte Metz schriftlich mitgeteilt werden soll. Unabhängig davon sollen Metz Termin und Malstatt der Beratungen durch Köln unverzüglich mitgeteilt werden. Der Rat von Speyer schlägt, wenn auch Worms dafür gewonnen werden kann, vor, dass Neideck sich in Frankfurt zusammen mit Konrad Lutz an den weiteren Beratungen beteiligt. Lutz und er halten im Einverständnis mit Worms für gut, sich bei dem Frankfurter Rat zu erkundigen, ob Metz vorhabe, jetzt oder vor der geplanten Konferenz die Türkenhilfe zu erlegen. Falls dem so ist, soll Frankfurt diejenigen, die im Namen von Metz das Geld erlegen wollen, über die geplante Konferenz informieren. Datum Wormbs, Sontags nach [Matiam?] anno etc. 41. Vgl. auch die auf dem Städtetag zu Speyer vertretenen Reichsstädte an Karl V., Speyer, o. Datum [1541 November ca. 11], Köln HASt, Köln und das Reich 82, unfol. (Kop.) und den Abschied des Städtetages zu Speyer, Speyer, 1541 November 11, Frankfurt ISG, RTA 46, unfol. (Kop.).