Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Wien HHStA, RK RA. i. g. 13c/Konv. 5, fol. 42r–52v (Ausf.).
B koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/06, Instruction auf den gegen Regensburg angesetzten und andere [...], fol. 54r–59r (Kop.); AS fol. 54r: Der protestierenden stende abschied zu Regenspurgk im jar 1541.
C koll. Stuttgart HStA, A 262 Bü. 12, fol. 121r–129r (Kop.); AS fol. 121r: Abschiede, durch der augspurgischen confession und religion verwandten stend räth und potschaften neben dem reichstag zu Regenspurg aufgericht und beslossen worden.
Ausz.: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 234 , S. 714–7161.
Die Kff., Ff. und stende der augspurgischen confession und religion, sovil derselben uff diesem gegenwertigen reichstag erschiennen, auch der abwesenden rethe, potschaften und gesanten wissen sich zu erinnern, uff was puncten dieser reichstag außgeschrieben und welchermassen in denselben furgangen, geratschlagt und gehandelt worden ist, furnemlich aber, warauf das gesprech und furgenomen handlung der colloquenten beruhet hat.
Und dieweil sie aber gotlob einer confession, bekanntnus und religion sein, so haben sie auch uß verliehenen Gottes gnaden einmutiglich dabei bestanden, sich in allen der religion halb gepflogen handlungen christenlich und freuntlich miteinander verglyechen und also fur einen man gestanden.
Und nachdeme sie aber mit grossem ernst und vleiß in beisein irer theologen und gelerten, auch nach eingenomenem bedencken derselben die relation des gesprechs und der colloquenten handlung, von diesem tailh verordent, vermarckt und sich uß den verglichenen artickeln so vil beschaiden mogen, auch von den gegenwertigen irn gelerten alhie des clerlich bericht, daß solch artickel sampt irer declaration der confession und apologia gemeß gestellt, so haben sie derhalben dieselben vermög irer sondern, ubergebenen declaration angenomen und bewilligt, wie dann dieselb ir ubergeben antwort und declaration ferner vermag und zu erkennen gibt. Und sein hirauf des auch itzt hiemit von neuem ainig und verglichen, bei solcher irer confession und apologia zu beleiben, zu besteen und sich davon keinswegs abwenden und bewegen zu lassen.
Sovil dan den alhie verfassten regennspurgischen abschied belangt und sonderlich die beschwerungen ob etzlichen puncten, in demselben begriffen, wurdet ein ider von den rethen, gesanten und potschaften, seinen herrn und obern zu referiern und antzutzeigen, wissen, was furschleg die ksl. Mt. zu entlichem beschlus des abschieds ubergeben und warinnen diß teils stende mengel und beschwerungen getragena, welchermassen auch sie der ksl. Mt. ir antwort und erclerung ubergeben, waß darauf der Kf. von Branndennburg zu erledigung solcher mengel und beschwerden zwischen der ksl. Mt. und diesen stenden furgenohmen und gehandelt. Dieweil sich aber zuletzt die ksl. Mt. in solcher dieser stende unvermeidlicher notturft declarirt und erclert, inhalt der verfassten declaration, so sie daruber under keyserlichem handtzaichen und insigel entpfangen, so haben die stende der augspurgischen confession und religion zu verhuetung trennung und absonderung under inen selbst und, damit sie auch einig, nicht fur di, so zu zerruttung fridens, einigkeit und wolfart im reich geneigt, beschuldigt wurden, auch uß andern mer ursachen und sonderlich, weil sie sich in habenden iren beschwerungen zimlichermassen geringert befunden, den bemelten abschied nicht anders dan uff beschehene der ksl. Mt. declaration angenomen und bewilligt, doch mit vorgehender protestation und sonderlich erhollung der protestation, welche vormaln des concilii und bapstlicher auctoritet halben furgewendt worden, uff dero sich dan die augspurgischen confessionverwanten getzogen, dieselben auch vor der ksl. und kgl. Mt., auch allen stenden des reichs repetirt und erhollet haben.
Sie haben auch den abschied mit den vorgemelten conditionen und allein in den puncten, darinnen inen von der ksl. Mt. furschleg und antzeig beschehen, gehortermassen angenohmen und sich der uberigen und andern artickeln, nemlich ringerung der anschleg, der muntz, der knecht und krigsvolck und der pollicei halben und anderer mer, davon sie vor der verlesung des abschieds kein wissen entpfangen, vernehmen lassen, daß sie dieselben an ire herrn und obern wolten gelangen lassen, die, sich auch aller undertheniger gebur zu erzeigen und zu halten, wissen werden.
Do nun einem oder mer stand der augspurgischen confession und religion in fellen, darauf solche declaration gestellet, beschwerung wurde begegenen, alß man sich dan desselben nit versehen will, so wirdet sich ein ider vermittelst mit dieser declaration wol zu beschyrmen und die dargegen furzuwenden wissen. Und damit man uff den falh glaubwirdige abschrift von solcher declaration furzulegen haben mugen, so ist fur gut angesehen, das etzliche copeien von dem original vidimirt und glaubwirdig gemacht und an gelegene ort gelegt und verordent werden sollen, damit man zu denselben, do es not sein wurde, komen und die gebrauchen moge.
Nachdeme auch der reichsabschied von einer zusamenkunft, welche zu Speir in kurtzem furgenomen werden soll, meldung thut, erachten die rethe, potschaften und gesanten, daß an beschickung und handlung desselben tags dieses teils stenden vill gelegen sein will, derhalben dann bedacht worden, daß derselbig tag, gein Speir bestimpt, statlich zu beschicken, sich auch mit den handlungen, dartzu gehorig, gefasst zu machen sei. Und alß under anderm von diesen zweien puncten, nemlich von der beharrlichen hulf, auch erhaltung eines bestendigen fridens und gleichmessigs rechtens zu handeln bevorsteet, so ist weiter fur gut bedacht, das dieses teils stende die beharrliche hulf in keinen wege zu bewilligen, es sei dann zuvor bestendiger friden und vorgemelt gleichmessig recht erlangt und erhalten. Ob man es aber durch den hieigen reichsabschied und handlung dohin versteen wolt, das dadurch derselb friden und gleichmessig recht itzt gegeben weren, so kann es doch aus dem dafur nicht geacht werden, weil sich dieser itzig fridstandt allein uff achtzehen monat und dargegen die beharrliche hulf b –uff drei jhar erstreckt und doch dieser stende notturft sein will, das gegen der beharlichen hulf–b zuvor ein bestendiger, satter, wherender frid erfolgen mog.
Dieweil auch dieser regennspurgisch abschied von visitation des chammergerichts maß und antzeig gibt, so ist erwogen, daß ein ider stand hiezwischen und des, wo solche visitation und reformation furgenohmen, bedacht seien, auch die seinen dartzu zu verordenen, dergleichen bei den andern churfursten, fursten, stenden, stedten der kraiß mit bestem vleiß fordern wolle, unverdechtige, taugenliche personnen an das chammergericht zu ordenen, wilche auch zur zeit der visitation dohin geschickt und presentirt werden sollen. Und zu forderung desselben achten die geschickten rethe, gesanten und potschaften notwendig sein, das sich die churfursten, fursten, stende und stedt der kraißverwanten selbst zueinander beschreiben, von dem allem underred pflegen und die sachen dohin fordern, uff das durch solche visitation das chamergericht mit unverdechtigen, tauglichen personnen besetzt und dardurch frid und gleichmessig recht erhalten werden mög.
Es wirt auch fur gut bedacht, das der Kf. zu Sachssen etc. und Lgf. zu Hessen, Hg. Ulrich zu Wirttennberg, Straßburg, Frannckfurt und Ulm etzliche ire gelerten, welche hirzu sonderlich taugenlich und zu gebrauchen weren, zu der zeit der visitation statlich verordenen, sie mit notturftigem bevelch abfertigen, inen auch das original der declaration mit uffgeben, welche geschickten darauf ir vleissig achtung und uffmercken haben sollen, damit dieselb visitation rechtschaffen und, wie dieser stende notturft sein wollt, furgenohmen werd. Do nun derselben geschickten rethe und potschaften etwas wurde begegenen, dieser stende gelegenheit und notturft zuentgegen, so haben sie solche declaration dargegen furzulegen und die sachen alßdann zu dem besten zu richten. In derselben geschickten und potschaften bevelh solt steen, etliche personnen, die dartzu auch zu gebrauchen sein möchten, zu erfordern, zu beschreiben und dieselben zu gebrauchen. Und soll auch Straßburg mit H. Ulrichen Vharenbulhern handeln, denselben von gemeiner stende wegen dohin zu vermugen und zu bringen. Und sollen in dem allen die geschickten uff die inquisition, sovil muglich, dringen und anhalten.
So bitten auch die stende der augspurgischen confession rethe und gesanten, das der Lgf. zu Hessen allen sachen zu gutem mit dem pfaltzgraf churfursten dohin vleissig handelte, damit er an stadt der itzigen verordenten person ein andere taugliche personn an das chammergericht presentir und ordne. Dergleichen bitten sie auch, das der Kf. zu Sachssen mit Gulch und Colln vleissig handeln wolle2.
So wirdet sich auch ein ider standt, in erlegung seiner gebur der hie bewilligten, eillenden hulf ane seumnus und vertzug berait und gefasst zu machen, wissen, damit diesen stenden kein fharselligkeit [sic!] zugemessen.
Des zu urkunth, so haben wir Hanns von Doltzk, ritter; Cristoff von Vhenigen; Alexander von der Thann; Jacob Sturm; Jheronimus Baumgarter und Dietrich Faßmar unser ringpetschir an dießen abschied gedruckt.
Actum Regennspurg Montags c –Vincula Petri, den ersten Augusti anno domini 1541–c.
Nahmen der gesanten obgemelt:
Von wegen des Kf. zu Sachsen und Hg. Hanns Ernsten, seiner kfl. Gn. bruder: F. Wolffganng zu Anhalt, ist zuvorn abgereist; Hanns von Doltzk, ritter; Franciscus Burckhart, cantzler; Bleickart Sindringer, d –ist zuvorn abgeraist–d; Melchior Kling Dr.
Von wegen Hg. Heinrichs zu Sachssen: H. Hanns Heinrich Gf. zu Schwartzburg; Melchior von Osen; Dr. Andres Pflug, amptman zu Freiburg; Jorg von Schleinitz.
Von wegen Hg. Ruprechts und Hg. Wolffgangs zu Bairn, Gff. zu Veldentz: Cristoff Landschad von Steinach; Ludwig von Esch.
Von wegen Mgf. Jorgen: Baltzar von Rechennberg, amptman zu Guntzhausen.
Von wegen Hg. Ernsten zu Braunschwig und Luneburg: Nicolaus Holstein Dr.
Von wegen Hg. Ulrichs zu Wirtenberg: Cristoff von Vhenigen; Claus von Grafeneck.
Von wegen Lgf. Phillipsen zu Hessen: Allexannder von der Thann, oberamptman; Johan Feig von Liechtenau, cantzler mit bevelh Gf. Cunrat von Deckelnburg.
Von wegen des Hg. von Pommern: Baltzar vom Wald, cantzler, und Claus Botkamer, hauptman zu Stettin.
Ff. zu Anhalt: Ist in aigener person do geweßen F. Joachim von wegen sein, seiner bruder und vetern.
Graven:
Ludwig der elter und Gf. Carl von Ottingen.
Gf. Albrechts von Mansfelt gesante N. Tatleben und Johan Braun.
[Städte:]
Straßburg: Jacob Sturm und Bath von Duntzenheim mit bevelh Genngenbach.
Augspurg: Wolffganng Rolinger, burgermeister; Zimbrecht Heiser; Conrat Hel Dr.
Nurmberg: Jheronimus Baumgarter; Sebalt Haller mit bevelh Weisennburg und Winßheim.
Franckfurt: Johan Glauburger; Dr. Jheronimus zum Lamb.
Costantz: Conrat Zwick mit bevelh Linda.
Ulm: Jorg Besserer und Martin Weickman mit bevelh Reutlingen, Bibrach, Kempten und Ißni.
Eßlingen: Johann Machtolphe.
Nordlingen: Wolff Graff, burgermeister; Wolffganng Vogelman.
Hall in Schwaben: Matern Wurtzelman.
Hailbrun: Dr. Jacob Ehehinger, hat denen von Ulm bevelh gegeben.
Dinckelspuhel: Michel Bauer.
Goßlar: Johan Hart; Bertolt Achtermahnn.
Northausenn: Michel Mayenberg.
Brehmen: Ditrich Faßmar; Johan Hoffman.
Hamburg: Maister Herman Roberf.
Braunschwigg: Dietrich Breuß.
Genngen: Johann Ruff, statschreiber.