Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 5, fol. 55r–61v (Ausf.); DV fol. 62v: Abschied der augspurgischen confession ainungsverwanten, zu Regensburg gemacht 1541.
B koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/06, Instruction auf den gegen Regensburg angesetzten Reichstag und andere [...], fol. 72r–78r (Kop.); AS fol. 72r: Der ainigungsvorwanten abschied zu Regenspurgk im jahr 1541.
C koll. Stuttgart HStA, A 262 Bü. 12, fol. 131r–140v (Kop.); AS fol. 131r: Abschiede der ainungverwandten stende etc. etlicher puncten halben zwuschen und auf dem reichstage zu Regenspurg aufgericht und beslossen etc.
Nachdem die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster herr, eine gemeine reichsversamlung anher gegen Regennspurg auf Trium regum, den sechsten Jhanuarii angestelt und dohin Kff., Ff. und stende des hl. röm. reichs erfordert und beschrieben, in meinung, die strittigen religion und andere notwendige puncten, wie solchs irer ksl. Mt. außschreiben mit sich bringt, fur handt zu nehmen, zu handeln und zu beratschlagen etc., do dan die churfurst, fursten, stend und stedt der christlichen ainungsverwanten zum tailh personnlich und etlich durch derselben gesanten rethe und potschaften erschiennen und dieselben eine zeit lang alhie gelegen, haben sich indes etzliche sachen zugetragen, die dieselben ainungsverwanten betroffen. Als ist fur gut angesehen, darinnen einen abschied zu machen, wie solchs hernach volgt.
Wirttenberg belangendt.
Erstlich hat Hg. Ulrich zu Wirttennberg in zeit solchs werenden reichstags an bemelte ainungsverwanten churfurst, fursten, stende und stedte, so gegenwertig, und der abwesenden rethe und potschaften geschrieben und inen angezeigt, welchergestalt seinen fstl. Gn. etzliche beschwerung von dem chammergericht in deme, daß seiner fstl. Gn. procuratorn Eberharten von Karpffen auferlegt, in Chrisstoffen von Vhenigen und Landenbergs purgationsachen den aid bei den hailigen zu schwern, welchs aber seine fstl. Gn. wider ire gewissen nicht thun konten, und derwegen gebeten, solche sach uff den faal, so seine fstl. Gn. bei den hailigen den aidt nicht laisten wolten, denselben beschwerung begegenten, solchs fur eine religionsach zu erkennen und antzunemen etc. Darauf dann dieselbig sach fur die handt genomen und die stende gemeiniglich dohin geschlossen, das bemelte ein religionsache und derwegen der hertzog, do seinen fstl. Gn. derselben halben beschwerung zugefugt, mit rath, hulf und beistandt vermuge der ainung und verfassung nicht zu verlassen were, wie solchs auch seinen fstl. Gn. zugeschrieben.
Goßlar belangend.
Es haben die stende dieser christenlichen ainung abermaln und uff diesem gegenwertigen reichstagk von den gesanten der stadt Goßlar erzelung irer beschwerung, was inen irer achtung nach wider recht, gebur und alle pillicheit von dem keyserlichen chammergericht aus dem abgunst und unwillen der religion und, das sie sich zu dieser verstentnus gethann, begegenet, doher sie dann in die beschwerlich, unpillich acht gesprochen und denunciirt weren, gehört, wie dan auch dieselben beschwerungen uff dem nechstgehaltenen tag zur Naumburg und auch davor uff etzlichen andern mer tegen eines teils mit leng dargethan und itzt von neuem in irer derhalb ubergebenen supplication ertzelt sein.
Dabei haben sie, die gesanten von Goßlar, mit weiterer beschwerung eingefurt, das sie nach entpfangenem rath, der inen von diesen stenden und sonderlich uff dem nehern tag zur Naumburg mitgeteilt, an die röm. ksl. Mt. umb erledigung ires obligens zu dem fleissigsten supplicirt und auch andere wege und mittel gebraucht, die von inen, den stenden, furzunehmen, fur gut angesehen worden weren. Und wiewol dadurch solcher nichtigena, unpillichen acht halben von der ksl. Mt. ein suspension erlangt und gegeben, so were doch derselben zuentgegen und wider nichtsdesterweniger gehandelt und seidther erfolgt und beschehen, daß inen die zufhur der prophiant gesperrt, die iren uff den straßen gehochmutigtb, geschlagen und erstochen und also solcher suspension durch Hg. Heinrichen nie parirt worden, mit undertheniger und freuntlicher bit, sie auß den vorgehorten ursachen und furnemlich, weil diß sachen unwidersprechlich in die verstentnus gehorte, mit rath, wurcklicher hulf und beistandt nit zu verlassen. Obwolh sich nun die gemeinen stende hirinnen nach aller erinnerung der handlung und, was derhalben bemelter von Goßlar halben idesmals einkomen, underredt, davon geratschlagt, so haben sie sich doch mit einmutigem schlus der sachen nit vergleichen mugen. Derhalben sich dan die 13 stymmen der verstendtnus nach ordnung und maß, in solcher einung ausgedruckt, zueinander verfugt, sich aller zuvor in dieser sachen ergangener abschied und handlung, auch der verlesenen goßlarischen supplication, röm. ksl. Mt. ubergeben [Nr. 249], erinnert und darauf auch die gemein uffgericht verstentnus und die notel der verfassung zur gegenwehr, furnemlich aber den artickel solcher ainung, umb die scheinsachen angestelt, fleissig besehen und nach erwegung des alles und ides mit seinen zugehorigen umbstenden haben der merer teilh und fast gemeiniglich dohin geschlossen:
Erstlich weil inen, denen von Goßlar, diese beschwerung uß dem haß, der inen von der religion willen und, daß sie sich zu dieser verstentnus gethann, begegenet, also das ire sachen an dem keyserlichen chammergericht zu der zeit, in deren sie weder der religion oder verstentnus zugethann gewesen, in besserm standt gestanden, und zum andern, weil auch das ervolgen wurde, do man Goßlar von diesem tailh hinziehen ließ, daß solchs nicht allein gemeiner verstentnus in andere wege zu grossen abbruch und beschwerden gelangen, sonder das sie auch vom worth Gottes und angenomener religion gantz gedrungen, welchs den stenden der christlichen verain vermug der verstentnus ires besten vleis und vermugens zu verhueten und furzukomen geburn will, sie auch desselben schuldig sein, das alsdan die statt Goßlar mit rath, hulf und beistant vermug der aynung und verfassung nit zu verlassen sein sollen, doch dergestalt, weil die christenlich ainung allein uff die defension und gegenwehr gestelt, c –daß sie auch anderer gestalt–c nit furgenomen werden soll. Zudeme, ob sich zutruge, das die von Goßlar der sachen halber, darumb sie in die acht gesprochen, zu solchem vertrag (den sie auch in alleweg inhalt der verstentnus suchen sollen) kommen mochten, den die stende fur billich achten wurden, daß sie, darin zu folgen, schuldig sein sollten.
Dennemark und Pomern.
Die irrung und gebrechen, die sich zwischen kgl. Wd. zu Dennenmarck und den Hgg. zu Pommern etzlicher gaistlicher guter halben erhalten, hat unser gnediger herr, Hg. Phillips zu Pommern, vor sich und von wegen seiner fstl. Gn. vettern, Hg. Barnims, an die stende gelangt und gebeten, dieselbigen auch fur ein religionsach zu halten und zu erkennen. Weil aber unsere gnedigst und gnedig herrn, der Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen etc., es bei den partheien dohin gearbeit, daß dieselben in solchen sachen einen stilstand gewilligt biß uff Martini [November 11] schirstkunftig und das ire kfl. und fstl. Gn. mitlerzeit ire rethe an die irrigen ort verordenen, die sich bevleissigen sollen, die irrungen gutlich zu vertragen und beizulegen, und uff den faalh, alß man sich doch in keinen weg versehen will, do solche irrungen nicht vertragen, hat seine fstl. Gn. gebetten, daß uff nechst der stende zusammenkunft ein ider von seinen herrn und obern in dieser sachen gnugsamen bevelh haben und mitbringen mocht, derselbigen halben erkenntnus zu thun, wie seiner [sic!] fstl. Gn. bericht der sachen in schriften den stenden alhie ubergeben und zustellen lassen1, die sie auch semptlich und sonderlich entpfangen und ire herrn und obern der ding zu berichten wissen werden. Es ist auch bedacht, daß hochgemelte unsere gnedigst und gnedige herrn, der Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen etc., zu forderlicher gelegenheit ire rethe solcher gebrechen halben statlich verordenen wolten, ob mit verleihung des almechtigen dieselbigen durch solche wege dester ehr zu vertrag mochten bracht werden, allerlei weiterung zu verhueten etc.
Nachdeme auch dem naumburgischen abschied nach der mortbrenner halben alhie bei der ksl. Mt. underthenigst ansuchung geschehen [Nr. 255] und aber Hg. Heinrich sich seiner besagten amptleut und dienner angenohmen und, sie zu entschuldigen, angemast [Nr. 256], ist ferner bei der ksl. Mt. darauf angehalten und umb einsehen dieses grausamen, erschrecklichen mortbrennes [sic!] halben auß keyserlichem ampt gebetten [Nr. 257], auch bei dem H. von Granvella und Dr. Naves angehalten, will man verhoffen, die ksl. Mt. werde geburlich einsehen haben. Wo aber solchs vertzogen, soll auf nechstem versamlungstag darvon ferner geratschlagt werden und wirdet indes ein ide oberkeit, bestes vleis wider solch mortbrennen versehung zu thun und inquisition furzuwenden, wissen.
Und nachdeme die landgrevischen reth und geschickten von einnehmung wegen des jungen Hg. Erichenn von Braunschwig alhie anhalten gethan, so haben sich die rethe, gesanten und potschaften vernehmen lassen, daß ired herrn und obern ir gemuet derhalben den beiden oberhauptleuten, nemlich dem Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessenn etc., uff den naumburgischen abschied zugeschrieben, darbei sie es noch beruhen lassen und werden sich ire kfl. und fstl. Gn. nach solchem irem zuschreiben wol zu halten wissen.
Landgrevische rechnung der kleinen anlage.
So ist auch uff diesem tag die rechnung der kleinen ordinari ahnlage, welche nechst zu Schmalkalden uff Johannis Baptiste anno 40 [1540 Juni 24] zu erlegen fur gut bedacht, allein von unsers gnedigen herrn, des landgraffen wegen alse des einen oberhauptman der christlichen verstentnus beschehen. Und erfindet sich also in solcher rechnung der klainen und jherlichen ordinari anlag, das gemeine stende seinen fstl. Gn. pro rest schuldig pleiben 672 fl. 10 alben. Dergleichen so ist auch von seiner fstl. Gn. wegen verrechnet, waß seinen fstl. Gn. uff den nechsten schmalkaldischen abschied von neuem uff die neuen rittmeister undt hauptleut von dieser stend wegen außzugeben schuldig, welche außgabe uff die neuen ritmeister und hauptleut anlauft an einer suma 1.270 fl.
Und wiewolh dieselben neu bestelten ritmeister und hauptleut von der beianlag, welche uff prima Junii des verschiennen 40. jhars zu erlegen zu Schmalkalden beschlossen und volgends jungstlich zur Naumburg widerumb stattliche erinnerung beschehen, das dieselb anlag neben andern alten anlagen unvertzogenlich und forderlich erlegt und betzallt werden solten, so findet man doch darinnen, daß dieselb erlegung statlich und volkommenlich inhalt der abschied nicht beschehen. Derhalben dan die rethe, potschaften und gesanten undertheniglich biten, weil sie vernehmen, daß die zeit vorhanden, in deren dieselben neuen hauptleut und rittmeister betzallung nehmen sollen, daß mein gnediger her landgraff mitlerzeit gemeinen stenden zu gutem solch vorgemelte suma gnediglich darlegen wolle, biß die vorgemelt anlag erlegt, alßdann werde irn fstl. Gn. und anderen davon widererlegung und betzallung beschehen, inhalt der abschied.
Dieweil aber die unvermeidlich notturft sein will, das man einmalh volkommenliche rechnung halt, und ider standt des, so er derhalben von dieser verstentnus wegen inhalt der abschied ußgeben, wider betzallt und also unwillen und nachteil verhuet bleib, so haben die geschickten reth und potschaften der ainungsverwanten dohin geschlagen [sic!], das ein ider standt sein gebur der beianlagen, welche ime in chraft des arnstettischen, nechsten schmalkaldischen und naumburgischen und des hie gemachten abschieds zu erlegen geburn, forderlich, unverzugenlich, auch an lenger uffhalten an die ort erlege und betzalle, dohin es dieselben abschied verordent und beschlossen haben. Und sollen also die stende und stett, zu welchen solcher usstandt der anlagen gelegt werden sollen, den bemelten ausstand gleich zu stund einfordern, einbringen und, ob inen darinnen der oberhauptleut forderung und hulf mangeln wurde, dieselben darumb antzusuchen, so werden ire kfl. und fstl. Gn. an irem vleis zuversichtiglich nichts erwinden lassen.
Und soll derhalben ein sonderer rechnungstag uff der zusammenkunft zu Speir, welche vermöge des regennspurgischen reichsabschieds den 14. Jhanuarii nechstkunftigs 42. jhars furgenohmen und dohin auch die ainungsverwanten ire rethe, geschickten und potschaften verordenen sollen, gehalten werden. Uff welchem tag zu Speir alle rechnung, so nach vermög vorgemelter abschied, nemlich zu Arnnstet, Schmalkalden und Naumburg zu thun sein, gehort und folgends darauf entlich geschlossen werden soll. Darumb sollen die stende dieser aynung zu solcher rechnung gefasst erscheinen und desselben hiemit erinnert sein, damit nicht abermaln uffzug und seumnus erfolge.
Nachdeme auch die ritmeister und hauptleut inhalt des naumburgischen abschieds uff ein jhar bestellt, so wurdet auch, die kleine ordinarii anlag widerumb zu erlegen, vonnotten sein. Darumb so soll solch ordinari klein anlag, welche uff nechstverschiennen Johannis Baptiste [Juni 24] hett sollen erlegt werden, der vorstehenden notturft halb von allen stenden, so solch noch nicht erlegt, nochmals zwischen hie und nechstkunftig Michaelis [September 29] nach vorigem gemeinen anschlag und, wie die bißher angelegt gewest, die sächssischenn bei dem Kf. zu Sachssen und die oberlendische stende bei dem Lgf. zu Hessen etc., ane wegerung und unverzuglich erlegt, davon dann auch nach außgang des jhars ordenliche und richtige rechnung beschehen und gethann soll werden.
Dieweil auch befunden, daß der ritmeister und hauptleut vill und dieselben uber die hievor verabschiedete antzalh ersteigert, f –also daß die ordinari anlag jhärlich umb ein statlichs uberlauft–f, dieweil sie aber noch uff ein jhar schon bestellt sein, so ist fur gut angesehen, daß die antzalh derselben ritmeister und hauptleut gemindert und daß die beide oberhauptleut, der Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessenn, hinfuro nach ußgang der bestellung in irer verwaltung nit mer dann namlich ein ider zehen rittmeister und 15 fueßknechthauptleut behalten und die andern nach ußgang irer bestallung irer dinst erlassen, es wurd dan nach gelegenheit der leuft durch die stende ein anders fur gut angesehen. Und wurt in irer kfl. und fstl. Gn. gelegenheit gestelt, die tauglichsten und besten under den itzigen ritmeistern und hauptleuten zu nehmen und zu erweln. Actum Regennspurg Montags Vincula Petri, den ersten Augusti anno domini 1541.
Nhamen der gesanten obgemelt:
Von wegen des Kf. zu Sachssen und Hg. Johannß Ernsten: Hans von Doltzk, ritter; Franciscus Burckhart, cantzler.
Von Hg. Heinrichs zu Sachssen: Melichior von Ossen, Dr.; Jorg von Schleinitz.
Von wegen Hg. Ernsten zu Braunschwig und Luneburg: Nicolaus Holstein, Dr.
Von wegen des Hg. zu Pommern: Glaus Putkamer, hauptman zu Stettin; Baltzar vom Wald, cantzler.
Von wegen Lgf. Phillipsenn zu Hessen: Alexander von der Thann, oberamptman; Johann Feig von Lichtenau, cantzler.
Von wegen Hg. Ulrichen zu Wirttennberg: Cristoff von Vhenigen; Claus von Grafeneck.
Straßburgk: Jacob Sturm, Bath von Duntzennheim.
Augspurg: Wolffganng Rolinger, burgermeistere; Simprecht Hoser; Conrat Helh, Dr.
Frannckfurt: Johan Glauburger, burgermeister; Jheronimus zum Lamb, Dr.
Costantz: Cunradt Zwick mit bevelch Lindau.
Ulm: Jorg Besserer; Martin Weigkman mit bevelh Reutlingen, Bibrach, Kempten und Ißni.
Eßlingen: Johann Machtolph, Lic.
Halh: Mathern Wurtzelman.
Halbrun: Jacob Ehehinger, Dr.
Brehmen: Dietrich Faßmar, burgermeister; Johann Hoffman.
Hamburg: Herman Roberg.
Braunschwig: Dietrich Breuß.
Zu urkunth haben wir Hanns von Doltzk, ritter; Jorg von Schleinitz, Nicolaus Holstein, Cristoff von Fenigen, Allexander von der Than, Clauß Botkamer und Jacob Sturm, Cunrat Heel, Dietrich Faßmar und Dietrich Breuß unsere petschaft hirunten aufgedruckt.