Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Nr. 634 Bericht Peter Muselers an Bürgermeister und Rat der Stadt Straßburg

[1.] Verhandlungen über die Bevollmächtigung der Reichsgesandtschaft zum eidgenössischen Tag in Schaffhausen; [2.] Bitte Muselers um Weisungen für die RT-Verhandlungen; [3.] Sessionsstreit zwischen Metz und Straßburg.

Konstanz, 5. Mai 1507 (mitwüch noch des hl. crüz tag).

Straßburg, AV, AA 328, fol. 90–90’ (Or.).

[1.] Strengen, vesten, fürsitigen und wisen lb. Hh., üch sient zuvor myn willig dinst. Lb. Hh., uf zistag [4.5.] sint der stet botschaften zu der versamlüng beschickt worden und uns von inen fürgehalten, wie das kgl. Mt. beger, das die stend des Richs ein botschaft von inen mit volem gewalt zu den Eitgenossen schicken wöllen. Wan sy hoffen, die Eitgenossen werden züsagen, kgl. Mt. zu dinen; so das besche, das dan die Eitgnossen wüstent, wu sy den solt würden enpfahen. Nün weren die Ff. etwas mit dem gewalt geben beswert und begerten, der stet botschaften meinüng ouch zu verston. Wart inen von uns geanwürt, der stet botschaften weren wenig zügegen, deshalben sy nit kündent gewalt geben.

Uf solich wart den kgl. reten in unserm bysin ouch anwurt geben solicher gestalt mit dem anhang, das sy gern woltent botschaften verordnen und der Eitgenossen meinüng verston und donoch darunder handln, was des Richs nützs und er wer. Daruf die kgl. rete anwurten, das die sach keinen verzüg möcht liden, wan wu die Eitgenossen zü wirden sagen zü dinen, so solt inen von den stenden zügeseit werden, wu sy den solt enpfingen; wan wu das nit besche, möcht dem Rich grossen abbrüch bringen. Und begerten nochmols, die botschaften mit volen gewalt zü schicken. Do wart inen anwürt wie vor, darzü inen gesagt, die botschaften hetent nit von iren oberen befel, solichen gewalt zü geben. Dise anwürt sagten kgl. ret, an kgl. Mt. zü bringen, mit vil mer worten etc.

[2.] Daruf ist an üch, myn Hh., gar myn ernstlich bet, ir wolen entlichen befel harschicken, solang ich hie sin wurd, was ich mich halten sol. Dan fürwar mir dise handlüng und sachen vil zü swer sind.

[3.] Lb. Hh., der Dr.[Henri de Howisel] von Metzs dringt, vorzügen und -züston. Nün hab ich solichs nit wölen gestaten. Nün spricht er, der stat Metzs botschaft allen stetbotschaften obston und vorgon sol. Des hab ich nit wissen, wan ich sy vormals nit by Richs tagen gesehen hab. Do beger ich von üch, myn Hh., zü wissen, ob ich im solichs sol nochlossen oder nit etc. Got pfleg uch allzit in gesüntheit. [Datum, Unterzeichnung].

Nr. 635 Bericht Peter Muselers an Bürgermeister und Rat der Stadt Straßburg

[1.] Resolution Kg. Maximilians an die Reichsstände wegen Aufstellung eines Reichsheeres; [2.] Bildung eines reichsständischen Ausschusses zur Beratung über die Antwort; [3.] Eingang einer Weisung des Straßburger Rates an Museler.

Konstanz, 8. Mai 1507 (samstag noch des hl. crüz tag).

Straßburg, Av, AA 328, fol. 89–89’ (Or.).

[1.] Strengen, vesten, fürsichtigen und wisen lb. Hh, üch sient zuvor myn willig dinst. Lb. Hh., uf dünderstag noch crücem [6.5.] ist die versamlüng byeinander gewesen. Und ist der versamlüng von kgl. Mt. reten fürgehalten worden [Nr. 152], wie das kgl. Mt. hab lossen üßschriben, do das mandat [Nr. 5] zwen puncten üßwiß und ander gebrechen des Hl. Richs. Nün wer inen die zwen puncten vormols endeckt. So wer dis oüch der gebrechen eine, kgl. Mt. wer mit siner Gn. erblanden des hüs Osterichs und Bürgundie mit vil grossen gescheften [beladen], deshalben sin Gn. die notdurftig handelüng des Hl. Richs nit wol möcht üßwarten. Daruf wer kgl. Mt. beger an die stend des Hl. Richs, das sy woltent verordenen einen F., der in der handlung dem Hl. Rich mit rot und dot geschickt wer für einen houptman, und zwölf rete, die oüch mit rot und dot geschickt weren, ob ye die Eitgenossen mit lieb dem Hl. Rich nit wolten anhangen, das sye mit leid dozübracht würden. Und die stend soltent sich underreden, wie dieselben möchten underhalten werden mit einer Richs hilf oder einer jerlichen Richs stür und schatzünge der hertstet, domit man füsknecht bestelen möcht. Und das sich oüch ein yeder Richs verwanter by den sinen schüff sich zu rüsten, wu der getot1 not würt zü handln gegen den Eitgenossen oder Franzosen, das man gerist wer. Solichs wolt sin kgl. Mt. genzlich zu den stenden versehen.

[2.] Uf fritag [7.5.] hat die versamlung sich underet, ein usschütz zu verordenen, was kgl. Mt. man wol zü anwürt geben. Haruf ist myn bet, befel harzüschicken, das H. Lüdwig [Böcklin] oder ich uns wissen zü halten.

[3.] Lb. Hh., ich hab üwer schriben2 von Jorg Himl3 enpfangen und wil mich derselben halten. Was mir begenet, wil ich üch, myn Hh., verkünden. Got pfleg üwer alzit in eren und gesüntheit. [Datum, Unterzeichnung].

Nr. 636 Bericht Ludwig Böcklins und Peter Muselers an Ammeister und Rat der Stadt Straßburg

[1.] Ergebnislose Verhandlungen des RT über eine Einung mit den Eidgenossen; [2.] Vortrag des frz. Gesandten Gian Antonio Crivelli vor der Reichsversammlung am 18. Mai, Verlesung seiner Instruktion durch kgl. Räte am 20. Mai; [3.] Sessionsstreit zwischen Straßburg und Metz; [4.] Verzeichnis der Teilnehmer am Konstanzer RT; [5.] Verlegung des Schwäbischen Bundestages von Überlingen nach Konstanz.

Konstanz, 21. Mai 1507 (fritag post exaudi).

Straßburg, AV, AA 328, fol. 88–88’ (Or.).

[1.] Strengen, vesten, fürsitigen und wisen lb. Hh., uch sient züvor unser willige dinst. Lb. Hh., als die Eitgenossen uf samstag nach dem sündag vocem jocunditatis [15.5.] sint gen Costenz kümen, do ist dürch kgl. Mt. ret von irentwegen vor der versamlung gehandelt worden uf einünge, do zü disem mol nit beslossen ist etc.

[2.] Witer so ist des Kg. von Frankrichs botschaft uf zistag [18.5.] vor essen für die versamung kumen mit einer credenz [Nr. 153] und daruf sin werbüng in latin geton und doby gesagt, er hab oüch credenzen an Kff. und Ff., mit inen in sunders zu reden. Uf dat hat die versamung an in begert, sin werbung inen in geschrift zü geben. Donoch am dünderstag [20.5.] morgens ist von den kgl. reten des Kg. von Frankrichs instruction [Nr. 154] in welschs und dütsch der versamung fürgehalten, die unsers bedünks ist ganz spitz und smölich. Und noch essens von kgl. Mt. reten der versamlung gesagt, sy wöllen des Kg. von Frankrichs instrüction zü düschs in geschrift der versamung bringen und sin Mt. mit inen sich einer anwurt entsliessen.

[3.] Witer, lb. Hh., also haben wir uns für den von Metzs mit dem sitzs und ston obgebrücht noch uwerem befelh Solichs hat er [= Henri de Howisel] uf mitwuch [19.5.] vor der stet botschaften begert und gesagt, zu Rege[nsburg]1 und Würms2 sient die von Metzs obgesessen und vorgangen. Und spricht, er hab solichs sinen Hh. geschriben. Die haben im befolen, den obsitzs zü behalten; und so inen das nit von uns gedien würd, so wolt er an kgl. Mt. bringen und sin abscheid nemen. Solichs woltent wir üch unverkindt nit lossen. Und ob solichs besche und uns kgl. Mt. etwas deshalben für würd halten, do wölent uns verkünden, was wir soltent zu anwürt geben.

[4.] Wyr schicken uch oüch hie in geschrift, wer hie zü Kostenz sy uf dem Richs tag.3 Got pfleg uwer in eren und gesüntheit. [Datum].

[5.] Lb. Hh., als hat kgl. Mt. die ret des Bunds von Uberlingen gen Costens erfordert, zu kümen, do ich bin mit anderen uf zistag [nach] exaüdy [18.5.] kümen, und wart uf witeren bescheit. [Unterzeichnung].

Nr. 637 Bericht Ludwig Böcklins und Peter Muselers an Ammeister und Rat der Stadt Straßburg

[1.] Eingang einer Weisung bezüglich des Sessionstreits mit Metz; [2.RT-Verhandlungen über eine Anleihe bei den Handelsgesellschaften für den Romzug; [3.] Bildung eines Ausschusses zu Beratungen über die Romzughilfe; [4.] Bitte um Geld und Erlaubnis zur Heimreise; [5.] Verhandlungen des Schwäbischen Bundestages.

Konstanz, 2. Juni 1507 (unsers Heren Gottes obent).

Straßburg, AV, AA 328, fol. 82–82’ (Or.).

[1.] Strengen, vesten, fürsichtigen und wisen lb. Hh., üch züvor unsere willig dinst. Lb. Hh., wir haben uwer geschrift enpfangen, betreffen die von Metz.1 Derselben wöllen wir uns halten.

[2.] Und schicken üch in einem zedel [Nr. 163], so kgl. Mt. uf unsers Heren obent [2.6.] hat lossen anbringen. Ist siner Mt. zü anwürt [Nr. 164] worden, sin Mt. mög solichs by den koüflüten süchen und die koüflüt lyhen solich gelt bilich ein jor vergebens; und ob die kouflüt solichs beschweren wolt, so solt man inen ein zymlich interesse daruf slagen.

[3.] Ouch ist ein üsschütz geordnet, mit wievil folks man gen Rom ziehen wil.

[4.] Lb. Hh., wölent uns gelt schicken, wan wir nit me haben. Und wölent uns lossen zü üch kümen, wan wir kunden nit verston, etwas nutz hie zu schaffen, oder aber zu dem wenigsten unser einen.

[5.] Lb. Hh., des Bünds halben ist nit sunders gehandelt, wan uwer unser Hh. anwurt2 ist kgl. Mt. ubergeben etc. Got pfleg uwer in eren und gesüntheit. [Datum, Unterzeichnung].

Nr. 638 Peter Museler an Dr. Sebastian Brant

[1.] Schreiben Sebastian Brants; [2.] Bericht Muselers über die Seelenmesse für Kg. Philipp von Kastilien; [3.] Verhandlungen des Schwäbischen Bundes über eine Klage Kg. Maximilians gegen Straßburger Bürger; [4.] überhöhte Veranschlagung Straßburgs bei der Romzughilfe; [5.] erwartete Rückkehr Ludwig Böcklins nach Konstanz; [6.] Aufenthaltskosten.

Konstanz, 21. Juni 1507 (secunda post Viti et Modesti).

Straßburg, AV, AA 328, fol. 83–83’ (Or.).

[1.] /83/ Lb. H., ich hab in uwerem schriben1 uwer und der uweren wol tün verstanden, das ich gern vermerkt hab, und Got wöl es lang bewaren.

[2.] Und ich schick üch hie in geschrift kgl. Mt. suns begengniß, der gestalt ich sy gesehen hab, wiewol ichs ungeschikt in geschrift2 gestelt hab. Ist myn bet an üch, in ordelich geschrift zu stelen und es H. Hansen Bocken, oüch H. Ludwig Böcklin lassen heren, so es inen gelieben wil, und den [Johann] Grüniger etc. oder wen ir wollen.

[3.] Und ich hoff, kgl. Mt. werd an der lesten anwürt3 rubig werden, wiewol etlich frevelwort solent gangen sin, als man mir anzeigt.

[4.] Des anslags halben ist minen Hh. halben dem anslag nit glichmessig, als ir wol mögent in der süm versten.

[5.] Und ich wart, wan H. Ludwig Böckel küm, want XIIII dag sint vergangen, das er von Constans ist geriten.

[6.] Und müs nit mynder alle wüch 1 fl. von stuben und kamer geben on die zerung, die by sinem windürst etc. Got bewar üch und wer üch lieb ist. [Datum, Unterzeichnung].

Nr. 639 Peter Museler an Dr. Sebastian Brant

[1.] Aufzeichnung über die Seelenmesse für Kg. Philipp von Kastilien; [2.] Schreiben Muselers an Brant betr. „Octavius Augustus“; [3.] Erkenntlichkeit für den Boten.

[Konstanz], 24. Juni 1507 (Johannis).

Straßburg, AV, AA 328, fol. 84–84’ (Or.).

[1.] /84/ Lieber H., ich schick üch hieby in geschrift die Ff. und Hh., so by der begen[gni]ß gewesen sint, domit ir es in ein recht ordenüng mochtent stellen etc.

[2.] Ouch hab ich üch hievor geschriben, Octavicum [!] Augustum1 betreffen, aber ir haben mir deshalben nit lossen verston. Nün würt es yetzund meß, so möchten ir wol zolfry darinne arbeiten, so es anders gescheft halben sin möcht etc. Got pfleg uwer und wer üch lieb sy. [Datum, Unterzeichnung].

[3.] [PS] Lieber H., das böttel ist mir geflissen gewesen, uf mich zu warten. Mogent ir in umb zimlichs gegen mynen Hh. furdern. Ut in littera.

Nr. 640 Bericht Peter Muselers an Ammeister und Rat der Stadt Straßburg

[1.] Eingang von Weisungen; [2.] Übersendung eines Schreibens des Schwäbischen Bundes; [3.] Verhandlungen des RT und des Schwäbischen Bundestages.

[Konstanz], 24. Juni 1507 (St. Johannstag).

Straßburg, AV, AA 328, fol. 85–85’ (Or.).

[1.] Strengen, festen, fürsytigen und wissenlichen Hh., üch syent züvor myn wilig dinst. Lieben Hh., ich hab uwer, miner Hh., geschriften1 von Herman, uwerm diner, enpfangen und wil deren underston nochzükümen etc.

[2.] Lb. Hh., mir hat des Bunds schriber [Bartholomäus Sträler] geben ein brief an üch, myn Hh. betreffen, das ziehen gon Fridberg des Bunds halben [Nr. 405], und gebeten, üch, myn Hh., züzüschicken, den ich hieby schick. Hat oüch gebeten, den von Wissenbürg iren brief züzüschicken. Wol er besunder umb üch, min Hh., verdinen.

[3.] Und stont die sachen des Richs und ouch des Bünds halben, wie ich üch, myn Hh., nest geschriben hab.2 Got pfleg uwer in eren und gesüntheit. [Datum, Unterzeichnung].

Nr. 641 Peter Museler an Dr. Sebastian Brant

[1.] Klagen über die Weisung zur Verlängerung seines Aufenthaltes in Konstanz; [2.] Heimreise Ludwig Böcklins.

Konstanz, 1. Juli 1507 (quinta [post] Petri et Pauli).

Straßburg, AV, AA 328, fol. 80–80’ (Or.).

[1.] Lieber, als mir myn Hh. nest hant lossen schriben1, ich sol zü Kostens bliben bis uf witeren bescheit, nün hab ich uf den bescheit gewartet und ist mir, wie der bescheit zu wit wil werden. Wan ich kan noch kein rechten anfang versten, wie mocht ich das end mogen erkenen! Wan worlich mir die sachen nit züm basten gevalen. Got wöls wol und recht fügen, wan mir ist, es werd sin bedürfen.

[2.] Und ich schick Ludwigen [Böcklin] hinab. Und würden mir myn Hh. botschaft harwideruf tün, so möcht ich wol liden, das sy mit Ludwigen besche. Doch was myn Hh. wöllen etc. Got pfleg uwer und was üch lieb sy. [Datum, Unterzeichnung].

Anmerkungen

1
 = Tat (Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch I, Sp. 942).
2
 Liegt nicht vor.
3
 Vielleicht identisch mit dem im Konstanzer Steuerbuch von 1500 nachgewiesenen Jörg Himel (Rösler, Steuerbücher II, S. 96, Nr. 212).
1
 Vorlage verletzt.
2
 Sowohl in der Teilnehmerliste des Regensburger Christentages von 1471 (Wolff, RTA-ÄR XXII/2, Nr. 110, hier S. 547) als auch im Bericht Agostino Patrizis über diesen RT (ebd., Nr. 112, hier S. 691) ist Straßburg vor Metz aufgeführt. Ein Verzeichnis über die Sitzordnung der Reichsstädte, in dem Metz allerdings fehlt, führt Straßburg an zweiter Stelle hinter Köln auf (ebd., Nr. 111, hier S. 631). Der Reichsanschlag zur Eilenden Hilfe von 1495 (Angermeier, RTA-MR V/1, Nr. 361, hier S. 481) und die Aufzeichnung der Reichsstädtischen Registratur über den Wormser RT listen Straßburg ebenfalls vor Metz auf (ebd. 2, Nr. 1797, hier S. 1540).
3
 Liegt nicht vor. Vgl. jedoch Nr. 724.
1
 Liegt nicht vor. Es handelt sich zweifellos um die erbetene Weisung wegen der strittigen Session [Nr. 636, Pkt. 3].
2
 Vgl. die Instruktion Straßburgs [Nr. 276, Anm. 1].
1
 Liegt nicht vor.
2
 Liegt nicht vor. Vgl. Nrr. 710, 715 (E/F).
3
 S. Nr. 276, Anm. 1.
1
 Der Bezug ist unklar. Vermutlich handelt es sich um den Decknamen für eine Person. Ein Zusammenhang mit dem Werk Brants ist aufgrund von Wilhelmi (Bibliographie, S. 41–93, Verzeichnis der gedruckten Werke; Ders., Brant II, S. 7–182, Verzeichnis von Arbeiten Brants) nicht nachweisbar.
1
 Liegt nicht vor.
2
 Liegt nicht vor.
1
 Liegt nicht vor.