Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Nr. 584 Bericht Georg Eisenreichs und Johannes’ von Emershofen an Hg. Albrecht IV. von Bayern

[1.] Ankunft Kg. Maximilians in Konstanz; Frage der persönlichen Teilnahme Hg. Albrechts am RT; [2.] Streit um das niederbayerische Erbe: Kritik Pfgf. Friedrichs am Taxationsverfahren, Unterpfand, Hilfsbeschluß des Schwäbischen Bundes für Hg. Albrecht; Frage der persönlichen Teilnahme Hg. Albrechts am RT; [3.] Unterbringung des Hg. in Konstanz; [4.] Streit um das niederbayerische Erbe: Unterstützungszusagen Ebf. Ernsts von Magdeburg und Bf. Lorenz’ von Würzburg.

Konstanz, 1. Mai 1507 (samstag Philippi und Jacobi umb di acht ur vormittag).

München, HStA, KÄA 1238, fol. 286–286’, 288–288’ (Or.).

[1.] Der röm. Kg. ist am 27. April (erchtag nach dem sontag jubilate) in Konstanz eingetroffen. Was dieser am Tag darauf und bislang mit Kff. und Ff. verhandelt hat und warum sie ihre Entschuldigung bezüglich seines Ausbleibens nicht dem Kg. vorgebracht haben, wird er, Hg. Albrecht, von Kaspar von Winzer erfahren, der mit einer kgl. Instruktion1 auf dem Weg zu ihm ist. Kff. und Ff. fragen bei ihnen unablässig wegen seines Erscheinens auf dem RT nach und zeigen sich verwundert, daß er daran nicht teilnehmen wird.

[2.] Denn Pfgf. Friedrich erzeigt sich gegenüber dem Kg. und allen Kff. und Ff. so bereitwillig und entgegenkommend, daß diese veranlaßt werden, seinen Angeboten und seinen Rechtfertigungen Glauben zu schenken. Der Pfgf. beklagt sich auch sehr über den Bf. von Trient als Obmann. Er beschönigt seine Verhandlungen und die seiner Räte in Augsburg und stellt den Streit der Entscheidung von Kg., Kff. und Ff. anheim. Die unaufhörliche Agitation des Pfgf. bei den Reichsständen bringt ihn, Hg. Albrecht, in Mißkredit. Ihre Erklärungsversuche verfangen dagegen nicht.

Es gilt zu vermeiden, daß der Kg. das Unterpfand sequestriert und – was das Ziel der Gegenpartei ist – die vom Schwäbischen Bund zugesagte Hilfe blockiert – was ihm, Hg. Albrecht, Ungnade und großen Nachteil einbrächte. Entsprechende Hinweise erhalten sie täglich von Kff. und Ff.; im gleichen Sinne äußerte sich Serntein in einem Gespräch, der aber auch sagte: Di kgl. Mt. hab nicht allain von den obligenden sachen des Hl. Reichs, sonder auch von e. Gn. selbs sachen, und die e. Gn. kindern furan groß zugutkomen werden, ze handlen. Serntein bot auch an, ihm darüber durch Kaspar von Winzer zu schreiben. Sie empfehlen deshalb, sich auf die von Winzer zu überbringende kgl. Instruktion hin unverzüglich zum röm. Kg. nach Konstanz zu begeben. Und so das e. ftl. Gn. ye furderlich teten, ye mer danks und eer wurde e. ftl. Gn. erlangen. Und wolt alsdan e. ftl. Gn. laut kgl. Mt. hochem erpieten di pillikait ye nit volgen ader zusten, alsdan so mocht sich e. ftl. Gn. bei allen Kff. und Ff. etc. auch entschuldigen und e. Gn. notturft furbringen. Es mochte auch e. ftl. Gn. mit etlichen e. Gn. verwanten Ff. einen merern verstand und statlicher hilf erlangen, auch etlich bewegen auf kgl. Mt. ungeschickt furnemen, auf kunftigs wider e. ftl. Gn. nit ze handlen, dardurch e. ftl. Gn. kain hilf furan von kgl. Mt. abgestreckt mocht werden. Oder aber e. Gn. wurde alle sach entlich und nach e. Gn. notturft bei kgl. Mt. selbs erlangen, das dan alles erlicher, statlicher und fruchtparlicher durch e. ftl. Gn. aigen person dan e. Gn. rete geschechen mag. Er weiß dies besser zu bedenken, doch sahen sie sich veranlaßt, dies in aller Eile zu schreiben, da sich der Kg. auf die [erste] Werbung Kaspars von Winzer und seine Entschuldigung darauf [Nr. 80] so rauch und ungeschickt gehaben und wol zwen tag darauf verhart.

[3.] Für den Fall, daß er nach Konstanz kommen will, bitten sie um rechtzeitige Mitteilung, da die Salzburger Räte den Salmannsweiler Hof in Beschlag genommen haben. Die Angebote Friedrich Beyers (Payren) und des Abtes von Salem (Salmersweil) haben keinen Bestand, wie sie angesichts ihrer unkomfortablen Unterbringung im „Weißen Kreuz“ feststellen mußten. Es wäre auch gut, das Hofgesinde samt den Pferden in Überlingen zurückzulassen, da die Preise dort günstiger sind als in Konstanz, und nur mit einigen Räten über den Bodensee zu setzen. Ebenso sollte Paul von Liechtenstein rechtzeitig aufgefordert werden, zum Kg. zu reisen.

[4.] [PS Hd. Plieningen:] Der Ebf. von Magdeburg und der Bf. von Würzburg haben erklärt, daß sie nichts unterlassen wollten, damit er glimpflich aus der Sache2 komme.

Nr. 585 Bericht Georg Eisenreichs und Johannes’ von Emershofen an Hg. Albrecht IV. von Bayern

Nachdem sie Wolfgang Goldgruber ihren Brief vom Vortag [Nr. 584] zur Überbringung übergeben hatten, erhielten sie am gleichen Nachmittag in Anwesenheit Kaspars von Winzer eine Audienz beim Kg. Der Kg. befahl ihnen nach einer längeren Unterredung, ihn zu bitten, der jetzt eilends zu ihm abzufertigenden gemeinsamen Gesandtschaft von Kg., Kff. und Ff. zu willfahren und unverzüglich nach Konstanz zu kommen. Dies erwartet der Kg. ungeachtet aller bislang vorgebrachten Gründe. Noch vor der oben angekündigten Gesandtschaft wird der Kg. Winzer mit einem eigenhändigen Brief zu ihm schicken. Dieser wird ihn auch über die bisherigen Verhandlungen informieren.

Sie halten es nach wir vor für geraten, nicht die Gesandtschaft von Kg., Kff. und Ff. abzuwarten, sondern sich unverzüglich auf den Weg zu machen. Aufgrund der von Kg., Kff. und Ff. sowie von befreundeten Ständen gemachten Zusagen erwarten sie ein gutes Verhandlungsergebnis [im niederbayerischen Erbfolgestreit]. Zudem erwirbt er sich den Dank von Kg., Kff. und Ff.

Konstanz, 2. Mai 1507 (sontag cantate oder nach Philippi und Jacobi umb di VIIII. ur vormittage).

München, HStA, KÄA 1238, fol. 290–290’ (Or.; Kaspar von Winzer zur Überbringung an Hg. Albrecht mitgegeben).

Nr. 586 Weisung Hg. Albrechts IV. von Bayern an Dr. Dietrich von Plieningen

Der röm. Kg. hat Kaspar von Winzer erneut zu ihm gesandt, ihn durch ein eigenhändiges Schreiben nachdrücklich zum Erscheinen in Konstanz aufgefordert und eine baldige gemeinsame Gesandtschaft von Kg. und Ständen angekündigt. Winzer hat ihn, Plieningen, bereits darüber informiert. Aus den ihm bekannten Gründen ist es ihm derzeit ganz ungelegen, sein Fm. zu verlassen, zumal er nicht weiß, wie lange er ausbleiben müßte, insbesondere aber auch mit Hinblick auf das vom Schwäbischen Bund und ihm, Plieningen, beim Kg. Verhandelte und vielleicht Erreichte. Befiehlt ihm, unverzüglich über den Stand der Verhandlungen zu berichten, damit er weiß, wie er sich der angekündigten Gesandtschaft gegenüber stellen soll.

München, 7. Mai 1507 (freitag vor vocem jocunditatis); präs. Überlingen, 9. Mai.

München, HStA, KÄA 1238, fol. 292 (Konz.).

Nr. 587 Bericht Dr. Dietrichs von Plieningen an Hg. Albrecht IV. von Bayern

[1.] Frage der persönlichen Teilnahme Hg. Albrechts am RT; [2.] Verzögerung des Schwäbischen Bundestages in Überlingen; vorübergehende Abreise Kg. Maximilians sowie Hg. Ulrichs von Württemberg aus Konstanz; [3.] Streit um das niederbayerische Erbe: Unterredungen Plieningens mit Ebf. Ernst von Magdeburg, Kf. Jakob von Mainz, Bf. Lorenz von Würzburg und Bf. Heinrich von Augsburg; [4.] Streit um das niederbayerische Erbe: Frage der persönlichen Teilnahme Hg. Albrechts am RT.

Überlingen, 10. Mai 1507 (montag nach vocem jocunditatis); präs. München, 12. Mai.

München, HStA, KÄA 3136, fol. 270–273’ (eh. Or., Postverm.: Zu aygner ftl. hande.).

[1.] Bestätigt für den Vortag (sontag vocem jocunditatis) den Empfang eines hgl. Schreibens [Nr. 586] und referiert dessen Inhalt. Er konnte nicht feststellen, daß der Kg. die in Konstanz versammelten Stände ersucht hat, ihn durch Gesandte zum persönlichen Erscheinen auf dem RT aufzufordern. Es hieß, der Kg. wolle Hans Kaspar von Laubenberg deshalb zu ihm abfertigen; die Instruktion sei allerdings bislang nicht erstellt worden, und vielleicht werde dies auch unterbleiben. Doch wurden die Schwäbischen Bundesstände heute morgen bei Eisenreich und ihm selbst vorstellig, was ihrem gemeinsamen Bericht [Nr. 588, Pkt. 8] zu entnehmen ist.

[2.] Die Bundesstände haben nach der Abreise Hg. Albrechts aus Augsburg beschlossen, am 9. Mai (sontag vocem jocunditatis) in Überlingen zusammenzukommen. Etliche Teilnehmer sind allerdings erst heute morgen hier eingetroffen, Hg. Ulrich von Württemberg wird ebenfalls für heute erwartet. Deshalb hat der Bund in den Angelegenheiten Hg. Albrechts bislang nicht mit dem Kg. verhandelt.

Er selbst traf am 3. Mai (montag nach dem sontag cantate) um zwei Uhr nachmittags per Schiff in Konstanz ein. Und ist kgl. Mt. in derselben stund meiner zukunft in maynung, etlich puchsen abzuschiessen, in die Maynau mit etlichen Kff. und Ff. gefarn. Und do sye die buchsen abgeschossen, urplupflingen1 von den Kff. und Ff. urlaub genomen, in irer Mt. schiffung gen Unterzell zu Undersee gefarn, morgens fru gen Rotweyl, die stat einzunemen, geritten mit ganz wenig folks. Hg. Ulrich von Württemberg ist einige Tage zuvor nach Stuttgart geritten, um dann am Bundestag teilzunehmen, wo er also erwartet wird. Da sie Weisung haben, gemeinsam mit den Bundesständen beim Kg. vorstellig zu werden, dieser aber nicht da ist und die Bundesstände erst gestern spät abends eingetroffen sind oder noch heute eintreffen werden, konnten er und die übrigen hgl. Räte bislang nichts unternehmen.

Georg von Emershofen hat ihnen mitgeteilt, daß der Kg. gestern von Rottweil aufgebrochen und nach Tuttlingen geritten sei. Der Kg. habe die Bundesstände nach Mühlheim (Mulhan) beschieden, das von Tuttlingen eine halbe Meile und von Überlingen drei Meilen entfernt liege. Ein Reiter benötige für die Strecke acht Stunden. Was die Bundesstände zu tun gedenken, steht in seinem und Eisenreichs Bericht. Er konnte aus dem angezeigten Grund noch nicht mit Hg. Ulrich von Württemberg selbst sprechen, aber der Propst von Backnang [Dr. Peter Jakobi] rät zum persönlichen Erscheinen auf dem RT.

[3.] Da die Gegenseite gegenüber den Ständen schamlos die Wahrheit nach ihrem Gutdünken beugt, begab er sich zum Ebf. von Magdeburg, um diesem ausführlich den wahren Sachverhalt darzustellen. Der Ebf. erklärte daraufhin, daß er Hg. Albrecht angesichts der Vielzahl der bisher geschlossenen Verträge nicht dazu raten könne, sich in eine weitere begrenzte Regelung einzulassen; er wünschte aber, der Hg. würde ungeachtet dessen, was er und seine Landstände entschieden hätten, nach Konstanz kommen. Dies würde ihm gegenüber den Ständen und dem Kg. im Sinne eines abschließenden Vertrags über den Streit zweifellos von Nutzen sein. Er und andere Ff. wollten das Ihre dazu tun, daß dem Hg. zu seinem Recht verholfen werde. Er wisse, daß der Kg. sehr erzürnt darüber sei, daß der Hg. nicht selbst kommen wolle. Es könne gut sein, daß der Kg. in seiner Abwesenheit zu Mitteln greifen werde, die man sonst verhindern könne. Die Gegenseite versäume in dieser Hinsicht nichts. Er, Plieningen, solle dies als Ratschlag des Ebf. schreiben. Dann yetzt ursachen vorhanden, dadurch kgl. Mt. zu furderung rechts und fridens gedrungen mochte werden. So könne auch Hg. Albrecht durch einen verbindlichen Vertrag zu seinem Recht kommen.

Er bat auch den Ebf. von Mainz, nach Überlingen zu kommen. Dieser riet ebenfalls zum persönlichen Erscheinen Hg. Albrechts in Konstanz, wo er und andere Stände die Angelegenheit zu einem Abschluß bringen wollten. Und wo kgl. Mt. ine des Reychs hendels halben von Costenz wolt lassen abreiten, erpot sich sein Gn., willig sein, zu bliben. 

Ebenso bemühte er sich, dem Bf. von Würzburg den wahren Sachverhalt darzulegen, und bat ihn, anderslautenden Darstellungen keinen Glauben zu schenken. Dieser zeigte sich freundlich und erklärte, daß das Scheitern seiner Vermittlungsverhandlungen in München und Landshut auf die Haltung der Gegenpartei zurückzuführen gewesen sei.2 Er hoffe deshalb, Hg. Albrecht werde persönlich nach Konstanz kommen, wo man den Konflikt zweifellos in für den Hg. akzeptabler Weise werde beilegen können. Falls Pfgf. Friedrich abermals nicht kompromißbereit sein sollte, so wäre dies zum Schaden seiner Mündel [Ottheinrich und Philipp]. Da der Kg. so hartnäckig auf dem Erscheinen Hg. Albrechts insistiere, rate er, dieser Forderung nachzukommen. Sämtliche Stände, auch er, der Bf., selbst, würden zur Beilegung des Streits beitragen – und dies vor Eintritt in andere Verhandlungen. Trotz seiner Erkrankung würde er gerne 100 Meilen Weges auf sich nehmen, um die Sache zu einem Ende zu bringen. Aus der Darstellung des Sachverhaltes könne er entnehmen, daß von seiten Hg. Albrechts nichts unterlassen worden sei. Die Gegenpartei müsse einlenken oder die Konsequenzen tragen; sie könne dabei weder auf ihn selbst noch auf andere Stände bauen.

Auch der Bf. von Augsburg rät ihm, zu kommen.

[4.] Auch wenn Wasserburg militärisch gewonnen würde, so blieben doch noch viele Punkte ungeklärt. Konrad von Schellenberg, der beim Kg. war, teilte ihm mit, daß dieser auf dem persönlichen Erscheinen Hg. Albrechts auf dem RT beharre; andernfalls habe er große Ungnade zu gewärtigen. Im gleichen Sinne äußerten sich viele andere wohlgesinnte Personen, so auch Georg von Emershofen. Der Kg. habe diesem und anderen gegenüber wortreich lamentiert, daß Hg. Albrecht keinen anderen Freund habe als ihn, daß dieser ihm jedoch nicht vertraue und mit seiner Haltung seine Geringschätzung des Kg. und der Reichsangelegenheiten bekunde. Die Gegenseite gründe alle ihre Erwartungen auf das Ausbleiben Hg. Albrechts.

In Anbetracht dessen glaubt er nicht an einen Erfolg der Verhandlungen, die sie und die Bundesstände mit dem Kg. führen sollen. Dieser wird weiterhin auf seinem persönlichen Erscheinen beharren. Auch steht zu befürchten, daß die Gegenpartei im Falle seines Ausbleibens eine für ihn nachteilige Entscheidung des Kg. erreichen wird. Seiner Meinung nach kann durch die Einnahme des Unterpfands der Streit nicht beendet werden. Auf Dauer wären die negativen Folgen wohl größer. Auch gilt es zu bedenken, ob man das hartnäckige Drängen des Kg. und so bedeutender Reichs- und Bundesstände ignorieren kann. So hat er zwischen zwei Übeln zu wählen. Doch könnte man problemlos Gründe für seine vorzeitige Abreise finden, falls der RT sich in die Länge ziehen sollte. Sollte wider Erwarten keine annehmbare Verhandlungslösung zu erreichen sein, kann man das Unterpfand mit Hilfe des Schwäbischen Bundes immer noch innerhalb von sechs Wochen einnehmen.

Bittet, seine flüchtige Handschrift zu entschuldigen. Der Bundesbote hat gedrängt. Für ihre weitere Berichterstattung behalten sie den hgl. Boten Asmus [Lotte] bei sich.

Nr. 588 Bericht Georg Eisenreichs an Hg. Albrecht IV. von Bayern

[1.] Frage des Erscheinens Hg. Albrechts auf dem RT; [2.RT-Verhandlungen: Vorwürfe Kg. Maximilians gegen Frankreich, Vorschläge zur Trennung der Eidgenossen von ihrem französischen Verbündeten, zur Restituierung Reichsitaliens und zur Überarbeitung der Goldenen Bulle; [3.] Abreise Kg. Maximilians nach Rottweil am 3. Mai; [4.] Vortrag kgl. Räte an die Reichsstände am 6. Mai: Finanzierung einer Reichstruppe, Ernennung eines Reichshauptmannes und beigeordneter Kriegsräte; Antwort der Reichsstände; Vortrag Kg. Maximilians an die Reichsversammlung; [5.] Bildung eines ständischen Ausschusses über die Romzughilfe; [6.] Abordnung von Gesandten der Reichsstände zum eidgenössischen Tag in Schaffhausen und Erstellung einer Instruktion zur Vorlage an Kg. Maximilian; [7.] Einladung an die bayerischen Gesandten zum Schwäbischen Bundestag nach Überlingen, Beratungen über eine Verlegung des Bundestages; [8.] Wunsch der Schwäbischen Bundesstände nach Erscheinen Hg. Albrechts auf dem Bundestag.

Überlingen, 10. Mai 1507 (montag nach dem sontag vocem jocunditatis, umb ain ore nachmittag); präs. München, 12. Mai.

München, HStA, KÄA 3136, fol. 275–276’, 274 (Or.).

[1.] /275/ Der Kg. eröffnete ihm, Eisenreich, und Johannes von Emershofen während einer Audienz, daß die Kff. und Ff. gemeinsam mit dem kgl. Gesandten ihn, Hg. Albrecht, zur Teilnahme am RT auffordern würden. Er konnte indessen nicht feststellen, wer von den Ständen mit der Teilnahme an der Gesandtschaft beauftragt wurde; der Kg. wird Hans Kaspar von Laubenberg dazu abordnen. Die Sache ist aber noch zweifelhaft, und es kann sein, daß die Gesandtschaft – wie anderes auch – nicht zustandekommt.

[2.] Weiter, gn. H., so zaig ich e. ftl. Gn. eylends und summarie hiemit an, was zu Costnitz auf dem reichstag von kgl. Mt. begert und von den stenden gehandlet ist biß auf dato ditz briefs: Erstlich an mitichen nach Philippi und Jacobi [5.5.]1  hat kgl. Mt. an di stend des Reichs begert, irer Mt. ze raten, wie dem Kg. von Frankreich, der sich dan die ksl. cron zu erobern understee, wie auch di Schweizer dem Kg. von Frankreich abzestrecken und die widerumb zu dem Hl. Reich ze bringen oder den widerstand ze tun sei, wie auch Italia zu dem Hl. Reich widerumb zu bringen sei. So hab auch sein Mt. di Gulden Bull, die dan lang verlorn und widerumb, doch an schriften und schnüren ein tail verletzt, under und in andern seiner Mt. einer schatztruchen gefunden. Sei sein Mt. dieselben bullen widerumb zu verneuen, irrig artikel zu erkleren, auch sunst nach rat ze pessern ganz willig.

Auf soliche kgl. Mt. begeren haben sich di Kff. und Ff. etc. underredt und kgl. Mt. geantwurt, ir Mt. haben disen sachen statlicher und hocher nachgedacht dan sy, angesechen das solich sach irer Mt. hoch und groß, auch mer dan sy den nachgedacht und betracht. Und wollen ir Mt. gutbedunken vernemen und darnach das pest /275’/ helfen raten.

Auf dise antwurt hat sich kgl. Mt. erpoten, in disputacions weis und guter mainung mit den stenden des Reichs darvon ze handlen. Das dan also zum tail durch ir Mt. beschechen, und wol zwo stund vil handlung und geschicht erzelt [Nr. 150], wie auch ir Mt. von wegen des Reichs irer Mt. land und leut versetzt und verdorben sei, mit grossem erpieten, das furan auch ze tun. Darauf dan die Kff. und Ff. sich weiter bedacht.

[3.] In dem ist kgl. Mt. an montag nach dem sontag cantate [3.5.] widerumb gein Rotweil gezogen und diselben stat mit der alten pflicht widerumb zu dem Reich pracht. Dan diselb stat Rotweil hat sich etliche jar zu den Schweizern verpunden und diselben jar auß sind und nymmer in der Schweizer verpundnus sein wollen. So haben di Schweizer verwilligt, das sy sich anderstwo mogen beherren etc.

[4.] In dem hat kgl. Mt. dem Bf. von Trient und Gf. Eytelfridrich von Zorn ein schriftliche instruction [Nr. 152], den stenden des Reichs zu Costenz furzehalten, zugeschickt, die dan under anderm inhelt, das kgl. Mt. anschlag und gutbedunken sei, wer tausent fl. gelts hab, der solle ein gerüst pferd halten, wer VC fl. gelts hab, der sol ein halb gerust pferd halten, und darnach nach eines yeden vermogen, auch anzelegen, wievil hertstet ein geraisig pferd halten sollen in dem ganzen Reich durchauß bei geistlichen und weltlichen. Darzu sollen sy erwelen zwelf geschickt ret und einen haubtman, der ein F. sein solle, die albeg bei kgl. Mt. ir wonung haben sollen. Und was di raten und furnemen, das soll verzogen und einbracht werden.

[5.] Auf dits kgl. Mt. begeren haben die stend des Reichs under inen einen ausschuß gemacht. Und versich mich ganz nit, das die darein verwilligen werden.

[6.] Darzu so hat kgl. Mt. clar und offenbar gesagt, ir Mt. wissen di Schweizer dem Kg. von Frankreich wol abzestrecken yetz /276/ auf dem tag zu Schafhausen, darauf dan di stend des Reichs mitsambt kgl. Mt. potschaft yetz auf den sontag cantate [2.5.] verornet haben. Doch so haben darvor die stend des Reichs ein instruction [Nr. 216] begriffen, wie und in was gestalt auf all vorgeschechen handlung mit den Schweizern ze handlen sei, und der kgl. Mt. zugeschickt. Und auf solichs ist von kgl. Mt. den Kff. und Ff. noch kain antwurt zukomen, wiewol soliche potschaft am sontag vocem jocunditatis [9.5.] zu Schaffhausen gewesen solt sein, darunder Hans von Emershover auch ein verordneter gewesen ist.

[7.] Der Kg. hat Gf. Eitelfriedrich von Zollern (Zorn) in Abwesenheit Niklas von Firmians schriftlich angewiesen, die bayerischen Räte zum 9. Mai (sontag vocem jocunditatis) zu den übrigen Bundesständen nach Überlingen zu bescheiden. Dort würden die Bundesstände erfahren, wo sie sich mit dem Kg. treffen könnten. Plieningen und er, Eisenreich, kamen am Samstag [8.5.] in Überlingen an. Am Montag [10.5.] forderte Georg von Emershofen gemäß kgl. Instruktion die Stände dazu auf, wegen wichtiger Angelegenheiten zum Kg. in das eine Tagesreise von Überlingen entfernte Mühlheim zu kommen. Die Stände verwiesen in ihrer Antwort an Emershofen auf die geringe Zahl der Anwesenden, und daß man stündlich weitere Teilnehmer am Bundestag erwarte. Nach deren Ankunft werde man sich zu dem Anliegen des Kg. äußern. Er geht indessen davon aus, daß das Ansinnen des Kg. zurückgewiesen wird. Der Bund hat auf den in Augsburg vorgebrachten Wunsch des Kg. hin diesen Tag nach Überlingen anberaumt und nicht anderswohin. Die Bundesversammlung wird den Kg. voraussichtlich auffordern, nach Überlingen zu kommen oder den Bundestag nach Konstanz zu verlegen. Auch wenn der Kg. dies ablehnt, ist es keineswegs die Absicht der Bundesstände, seinem Wunsch zu willfahren. Dan es ist zu besorgen, das sich kgl. Mt. vleissen werde, nit allain ein zertrennung oder unainikait bei den stenden des Reichs, sonder auch bei den stenden des Punds aufzerichten, als dan irer Mt. ungeschickt furnemen wol anzaiget etc. Er berichtet über dies alles mit Wissen seines Mitgesandten Dietrich von Plieningen.

[8.] [PS Plieningens und Eisenreichs] Die Bundesversammlung, darunter etliche Stände, die in Konstanz waren, hat ihnen am heutigen 10. Mai (montag nach dem sontag vocem jocunditatis) mit grosser protestacion und hochem erpieten eröffnet, daß sie ein persönliches Erscheinen Hg. Albrechts in Überlingen oder Konstanz für gut hielten, wie der Hg. dies auch ihrem Schreiben [Nr. 87] entnehmen könne. Die Bündner haben sie gebeten, sich in diesem Sinne beim Hg. zu verwenden. In Anbetracht der von ihnen bei Kg. Maximilian, Kff., Ff. und anderen wahrgenommenen Haltung sowie der Zusage der Bundesstände, daß sie die Anwesenheit des Hg. nicht wünschten, um die zugesagte Bundeshilfe zu verzögern, sondern in dessen eigenem Interesse, wollten sie ihm dies mitteilen.

Nr. 589 Hg. Albrecht IV. von Bayern an Georg Eisenreich und Dr. Dietrich von Plieningen

Bestätigt die Zustellung ihrer Berichte [vom 10.5.; Nrr. 587f.] durch den Bundesboten am Vortag. Er hat sich auf die Empfehlung der Bundesstände und anderer Ff. hin sowie auf ihren Rat trotz seines schlechten Gesundheitszustands und wichtiger Geschäfte entschlossen, unverzüglich aufzubrechen, um bis zum 27. Mai (pfinztag nach dem hl. pfingsttag) in Überlingen einzutreffen. Er wird dies auch den Bundesständen mitteilen [Nr. 88], damit die Versammlung bis zu seinem Eintreffen zusammenbleibt. Sie sollen seine Ankunft auch dem kgl. Kanzler Serntein und Johann Renner gemäß ihrer Vereinbarung mit Kaspar von Winzer ankündigen.1

[Zwei Vermerke am Seitenende:] Anmietung einer Herberge in Überlingen. – Mit dem Hg. über eine Herberge in Konstanz zu sprechen.

München, 13. Mai 1507 (hl. auffart tag).

München, HStA, KÄA 3136, fol. 280 (Konz.).

Nr. 590 Bericht Dr. Dietrichs von Plieningen an Hg. Albrecht IV. von Bayern

[1.] Supplikation Pfgf. Friedrichs zum niederbayerischen Erbfolgestreit, Anhörung der bayerischen Gesandten durch die Schwäbische Bundesversammlung in Konstanz, Meinungsverschiedenheit zwischen Kg. Maximilian und dem Schwäbischen Bund über die zugesagte Bundeshilfe für Bayern; [2.] Ankündigung der baldigen Ankunft Hg. Albrechts; [3.] Verlegung des Bundestages von Überlingen nach Konstanz, Beschaffung einer Unterkunft für Hg. Albrecht; [4.] Ankündigung einer Unterredung Plieningens mit Kg. Maximilian über die Bundeshilfe und die Intrigen der Gegenpartei; [5.] Verhandlungen mit eidgenössischen Gesandten in Konstanz über eine Beteiligung der Eidgenossen am Romzug; Einnahme Genuas durch Kg. Ludwig von Frankreich; [6.] Verzeichnis der für die Verhandlungen über den niederbayerischen Erbfolgestreit benötigten Unterlagen.

Konstanz, 16. Mai 1507 (sontag exaudi).

München, HStA, KÄA 1239, fol. 262–263’ (Or.).

[1.] Pfgf. Friedrich übergab den versammelten Reichsständen am vergangenen Freitag [14.5.], während Eisenreich und er in Überlingen waren und Johannes von Emershofen im Auftrag der Reichsstände schon am Sonntag davor [9.5.] nach Schaffhausen geritten war, eine Supplikation [Nr. 390], die er dem Bericht mit der Bitte um Rücksendung beilegt. Die Bundesgenossen haben ihn in der Nacht schriftlich herbeschieden, da nach allgemeinem Dafürhalten eine Reaktion von bayerischer Seite erforderlich ist. Er traf am Samstag [15.5.] um 10 Uhr vormittags in Konstanz ein und gelangte gemeinsam mit den übrigen hgl. Räten zu dem Entschluß, sich um eine Audienz vor der Bundesversammlung zu bemühen. Sie wurden am Nachmittag in Abwesenheit der Gegenpartei angehört und haben den für die Bundesstände einschlägigen Teil ihrer Instruktion [Nr. 82] vorgetragen. Er hat auch das bayerische Verhalten bei der Taxation dargelegt. Seinem Dafürhalten nach ist die Bundesversammlung über ihre Rechtfertigung ebenso erfreut wie er, Hg. Albrecht, dies wäre. Pfgf. Friedrich erschien heute wieder vor der Bundesversammlung und bat um Gelegenheit zu einer Gegendarstellung. Dies wurde ihm aber nicht bewilligt. Unterdessen hat ihn, Plieningen, ein Schreiben Eisenreichs aus Überlingen über ein kgl. Verbot an die Bundesstände zur Leistung der bewilligten Hilfe [Nr. 391] informiert. Darüber und über die folgenden Verhandlungen wird Eisenreich selbst berichten. [Ebf. Jakob von] Mainz, [Hg. Ulrich von] Württemberg und [Bf. Heinrich von] Augsburg haben in offener Versammlung erklärt, daß sie ihre Verpflichtungen erfüllen müßten, falls der Kg. das Unterpfand nicht zurückgebe. Im gleichen Sinne äußerten sich auch die Gesandten der Bundesstädte.

[2.] In der gleichen Stunde erhielt er das Schreiben mit der Ankündigung seines Kommens [Nr.  589]. Er hat Mainz, Württemberg, Augsburg und andere befreundete Stände informiert, die sich über die Nachricht hocherfreut zeigten. Die einzige Hoffnung der Gegenseite bestand in einer möglichen Ungnade des Kg. gegen ihn wegen seines Ausbleibens, denn die Sachlage ist eindeutig. Noch in der gleichen Stunde machte er auch dem Kg. Mitteilung, daß der Hg. ihm zu Ehren trotz gesundheitlicher Probleme und wichtiger Geschäfte gemäß der Verabredung mit Kaspar von Winzer am 27. Mai (pfintztag nach dem hl. pfingstag) in Überlingen eintreffen werde. Der Kg. zeigte sich sehr erfreut und äußerte, er wolle dies seinem Schwager danken. Er, Plieningen, sollte dennoch an ihn schreiben, daß es noch besser wäre, wenn er einen bis vier Tage früher käme. Sagt er wol dreymal, solts ernstlichen schreiben: Ey, wie tut mein schwager so recht. Er seinerseits warnte davor, den Einflüsterungen der Gegenseite Glauben zu schenken. Hg. Albrecht habe verläßliche Informationen, wie diese bislang versucht habe, die Taxationsverhandlungen zu verhindern und den Hg. zu übervorteilen. Der Kg. erwiderte, es werde alles gut gehen, wenn der Hg. erst bei ihm sei.

Bittet ihn also, sich zu beeilen, da allgemein der Wunsch besteht, vom [Bundes-]Tag abzureisen. Die Stände scheren sich auch nicht um das kgl. Mandat [Nr. 391]. Falls die Ausgleichsverhandlungen wider Erwarten scheitern sollten, wird der Bund die zugesagte Hilfe leisten. Wünscht dem Hg. eine gute Reise. Einige Ff. und kgl. Räte waren ganz oubenturlich. Dies wird sich nach seiner Ankunft ändern.

[3.] Unter den Bundesständen herrscht Einigkeit, den Tag von Überlingen nach Konstanz zu verlegen, wo die Reichsstände versammelt sind. Man kann dann desto rascher verhandeln und entscheiden. Nun sind yetzt zu Costenz die graben vol wassers, so der schnee im burge zergeet, also pesser luft worden. Falls er, Hg. Albrecht, im Salmannsweiler Hof unterkommen will, ist es nötig, die Herberge rechtzeitig zu bestellen. Die Pferde sollten in Überlingen zurückbleiben. Bittet um Mitteilung seiner diesbezüglichen Absichten.

[4.] Er hat auf den Rat der Bundesgenossen hin nicht mit dem Kg. verhandelt, solange unklar war, ob er, Hg. Albrecht, kommen wird. Er erwartet nach dem kgl. Mandat jedoch, daß die Bundesstände eine Audienz erhalten. Dort soll dem Kg. noch vor seiner Ankunft deutlich gemacht werden, daß die Bundeshilfe bei einem Scheitern der Verhandlungen nicht verhindert werden kann, auch doneben das gefarlich wesen des widertails kgl. Mt. auch einpilden. Er kann dann nach seiner Ankunft dest belder zu den mitteln greyfen.

[5.] Item die Aydgenossen sind mit grossen haufen hye, erpietend sich hoch gegen kgl. Mt. Got wöll, das es wol gerat. Die stend sollen darin handeln und gelt geben; geet hort vonstatt. Janua ist verlorn und in des Kg. von Frankreychs gwalt kommen. Die schlacht, so die Francosen solten verlorn haben, ist nicht. [Schlußfloskel, Datum, Unterzeichnung].

[6.] [PS] Augustin Koellner sollte bezüglich des beiliegenden Verzeichnisses1 nichts verabsäumen, damit man bei Bedarf auf die Unterlagen zurückgreifen kann. Der hgl. Rentschreiber Zeller2 wird sie zu finden wissen.

Nr. 591 Bericht Georg Eisenreichs an Hg. Albrecht IV. von Bayern

[1.] Ankündigung der baldigen Ankunft Hg. Albrechts in Überlingen; Beschaffung einer Unterkunft; geplante Verlegung des Bundestages von Überlingen nach Konstanz; Übersendung von Unterlagen an Plieningen für Verhandlungen mit den Reichsständen in Konstanz; Übersendung einer kgl. Instruktion für Gesandte zum Schwäbischen Bundestag in Überlingen an Hg. Albrecht; [2.] Übersendung einer Instruktion der Reichsstände für Gesandte zum eidgenössischen Tag in Schaffhausen; Ankunft Kg. Maximilians und der eidgenössischen Gesandten in Konstanz; Verhandlungen Kg. Maximilians mit den eidgenössischen Gesandten; [3.] Verhandlungen des Schwäbischen Bundestages in Überlingen: Widerstand gegen ein kgl. Mandat zur Unterbindung der Hg. Albrecht zugesagten Bundeshilfe, Instruktion für Bundesgesandte zu Kg. Maximilian; [4.] Ladung Kg. Maximilians an Hg. Ulrich von Württemberg; freundliches Erbieten Hg. Ulrichs gegenüber den bayerischen Gesandten in Überlingen.

Überlingen, 17. Mai 1507 (montag nach dem sontag exaudi).

München, HStA, KÄA 3136, fol. 266–267’ (Or., Postverm.: In seiner ftl. Gn. [hand].).

[1.] /266/ Durchleichtiger, hochgeporner F., gn. H., e. ftl. Gn. sind mein gehorsam, willig und allzeit undertenig dienst berait. Gn. H., e. ftl. Gn. postpot, Strauß genant, ist am sontag exaudi [16.5.] gen Uberling umb di XI. or zu mittag in gemaine versamlung mit e. Gn. brieven [Nr. 88] komen. Und haben di stend e. ftl. Gn. schreiben und zukunft ein sonders, hochs, undertenigs gefallen und groß erfreut etc. Und hab darauf mit einem rat und burgermaister [der Stadt Überlingen] der herberg halber gehandlet. Die sind willig, e. ftl. Gn. und e. Gn. hofgesind damit zu versechen. So wil ich e. Gn. zukunft zu Uberling auf e. Gn. angesetzten tag nemlich warten und verziechen, wiewol kgl. Mt. des willen ist, di stend des Punds gen Costnitz ze fordern. Und ob das geschech, so sind di pundischen doch willig, auf denselben tag zu e. Gn. gen Uberling zu komen. Ich hab auch von stund an H. Dietrich Pleninger e. Gn. brief, auch das kgl. mandat [Nr. 391] den stenden des Punds und ander handlung mitsambt meinem gutgedunken1 gen Costnitz zugeschickt. Versich mich, er und Hans von Emershoven werden e. ftl. Gn. notturft bei kgl. Mt., auch andern stenden des Reichs nit underlassen, als das e. Gn. weiter in yetzigem irem schreiben irer yebung vernemen.2 Gn. H., ich schick e. ftl. Gn. hiemit ein copei der kgl. Mt. instruction [Nr. 273], so Schenck Cristoff, H. Jorg von Emershoven und Dr. Topler an di stend des Punds getan haben, auch was sy kgl. Mt. auf diselben artikel schriftlich geantwurt [Nr. 274]. Was und wie sy auch in e. ftl. Gn. sachen di stend des Punds gehalten haben, das wirt e. Gn. darin auch vernemen.

[2.] Weiter, gn. H., so schick ich e. ftl. Gn. ein copei kgl. Mt. instruction [Nr. 216], was di stend des Hl. Reichs yetz zu Costnitz mit den Schweizern zu Schaffhausen handlen sollen, fur gut angesechen und kgl. Mt. auch gefellig ist gewesen. Und was also diselb potschaft bei den Schweizern außgericht haben, werden e. Gn. darnach wol vernemen, dan ich derselben abschid diser zeit nit gehabt hab. Und am sambstag vor dem sontag exaudi [15.5.] zu nachtz umb di neun or ist kgl. Mt. gen Costnitz, auch di Schweizer, so von gemainer Aidgenoss[enschaf]t zu Schaffhausen gewesen sind, mit LXX pferden gen Costnitz komen. Und ist gute hofnung, /266’/ di Schweizer werden dem Kg. von Frankreich mit der hilf abgestreckt und kgl. Mt. fortan gehorsam sein. Und auf dato des briefs so wirt kgl. Mt. mit in zu Costnitz weiter handlen. Ob das bestendig sein wurd, das stet zum gluck etc.

[3.] Gn. H., als ich am sontag exaudi [16.5.] gar frue gen Uberling widerumb komen und in der versamlung umb di XII. or gewesen pin, da ist den stenden des Punds ein kgl. mandat [Nr. 391] laut diser copei zugeschickt und in meinem beiwesen offenlich verlesen worden und denselben tag nichtz darauf gehandlet, sonder e. Gn. und ander sachen außgericht. Und erfind sovil, das sich di stend des Punds solichs mandat nit bekomern wollen lassen. Und haben darauf von allen stenden mitsambt den haubtleuten zu kgl. Mt. gen Costnitz laut Pleningers instruction [Nr. 82] und dem jungsten abschid zu Augspurg3 gleich und gemeß in e. Gn. sachen, auch Wernberg und Weingarten antreffend4, mit kgl. Mt. ernstlich und entlich ze handlen, als dan auf den nechsten mitwochen [19.5.] gleublich geschechen, abgefertigt und bevolchen. Dan an dato des briefs so wirt ein instruction schriftlich gebrift und an erchtag [18.5.] di potschaft gen Costnitz abgefertigt. Und laß sich e. ftl. Gn. dits mandat nit bekomern oder hoch beschweren, dan e. Gn. wird von den stenden des Punds durch das oder andre mandat nit verlassen. Darzu pin ich guter hoffnung auf all handlung, so wir all trey [Plieningen, Eisenreich und Emershofen] laut e. Gn. instruction vor den Kff., Ff. und andern stenden etc. gehandelt und e. Gn. sachen mit vleiß wol anzaigt haben, als dan e. ftl. Gn. her Dietrich Pleninger ungezweifelt bericht, das werde e. ftl. Gn. mitsambt e. Gn. zukunft wol erspriessen. Dits kgl. mandats datum stet am funfzechend tag des monats Maii, und ist warlich kgl. Mt. an demselben tag am sambstag zu nachtz umb di /267/ neun or erst zu Costnitz eingeriten. Aber [Niklas] Ziegler hat solichs wider e. Gn. gefurdert. Und Dr. Topler hat sich merken lassen zu Uberling mit den worten, als mir diselben zugesagt haben, es werde den pundischen wol ein knopf darfur getan, damit si e. Gn. nit helfen werden. Ob er dies e. Gn. zu gut oder zu gewerung5 getan hab, das wais ich nit. Aber also ist es mir gesagt worden.

[4.] Mein gn. H. Ulrich von Wirtenberg ist durch kgl. Mt. mermals erfordert, aber sein Gn. hat seiner Gn. hofmaister6 zu seiner Mt. geschickt. Und ist sein Gn. widerumb gen Costnitz kumen und hat sich sein Gn. gegen uns zu Uberling e. Gn. zugut fast hoch erpoten etc.7 

Datum eylend zu Uberling an montag nach dem sontag exaudi umb ain or nachmittag Ao. etc. septimo. E. ftl. Gn. gehorsamer caplan G. Eysenreich.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
2
 Gemeint ist der Streit mit Pfgf. Friedrich um die Durchführung des Kölner Spruches von 1505 zur Aufteilung des Landshuter Erbes.
1
 = urplötzlich (Schmeller, Bayerisches Wörterbuch I/1, Sp. 460).
2
 Spielt auf die von Bf. Lorenz von Würzburg und anderen kgl. Kommissaren von Januar bis März 1505 geführten Vermittlungsverhandlungen zwischen Hg. Albrecht von Bayern und Pfgf. Friedrich an. Vgl. dazu Heil, RTA-MR VIII/1, S. 91–95.
1
 Datierungsfehler. Die im folgenden wiedergegebene Erklärung [Nr. 149] wurde am 1.5. vorgetragen. Ausgehend von diesem Datum ist auch der Bericht Eisenreichs mit Hinblick auf den folgenden Pkt. 3 stimmig.
1
 Serntein und Renner hatten Hg. Albrecht davon abgeraten, die Kaspar von Winzer mitgegebene hgl. Instruktion [Nr. 80] an den Kg. zu übergeben oder entsprechend vorzugehen. Sie erwarteten, daß im Falle seines Fernbleibens nichts verhandelt oder beschlossen würde. Der Hg. solle deshalb unverzüglich zum Kg. nach Konstanz reisen. Sie hofften, daß infolge seiner persönlichen Anwesenheit die Angelegenheit zu einem Ende gebracht werden könne. Sie hätten Winzer etliche, ihrer Ansicht nach annehmbare Vorschläge gemacht, mittels derer der Streit beigelegt werden könne, ohne daß es einer weiteren Taxation oder anderer Verhandlungen bedürfe. Winzer werde dem Hg. diese Vorschläge auseinandersetzen (Or. Konstanz, 2.5.1507; HStA München, KÄA 1238, fol. 291–291’).
1
 Darin listete Plieningen die vom hgl. Sekretär Augustin Koellner mitzubringenden Unterlagen auf: die lateinischen und deutschen Gutachten für die Taxationsverhandlungen in Augsburg, die Verhandlungsakten der sechs Taxatoren bezüglich der Ämter Neuburg, Reichertshofen und Höchstädt, eine Abschrift des Kölner Spruches [vom 30.7.1505], die Unterlagen über die Schiedsverhandlungen des Schwäbischen Bundes [im Juni 1506], die Weisungen Kg. Maximilians an den Obmann und die übrigen Taxatoren, eine Abschrift der Salzburger Deklaration Kg. Maximilians [vom 9.12.1506; Nr. 82, Anm. 13] und die von den kgl. Kommissaren Johann Truchseß von Waldburg und Bernhard von Scherffenberg zusammengestellte Dokumentation der Verzögerungspolitik Pfgf. Friedrichs (HStA München, KÄA 3136, fol. 266½).
2
 Es handelt sich um Konrad Zeller, ab 1508 hgl. Rentmeister im Oberland (Hesse, Amtsträger, S. 773, Nr. 6280; Lieberich, Landherren, S. 136; Lanzinner, Fürst, S. 419).
1
 Liegt nicht vor.
2
 Gemeint ist wahrscheinlich der Bericht Plieningens vom 16.5. [Nr. 590].
3
 Verweist auf den Beschluß des Schwäbischen Bundes vom 6.1. [Nachweis s. Nr. 82, Anm. 14] bzw. 18.4.1507 [Nr. 81].
4
 Vgl. Nr. 277 [Pkt. 6 und App. b].
5
 = Gewinn, Vorteil, Erfüllung (eines Wunsches) (Anderson/Goebel/Reichmann, Frühneuhochdeutsches Wörterbuch VI, Sp. 1943).
6
 Gemeint ist der Haushofmeister Philipp von Nippenburg [Nr. 715, Pkt. 14].
7
 Laut entsprechenden Schreiben Hg. Wilhelms von Bayern an Hg. Ulrich und Kf. Ludwig von der Pfalz vom 7.11.1510 sprach Kg. Maximilian während des Konstanzer RT außerdem mit dem bayerischen Rat Johann von der Leiter über die geplanten Heiraten zwischen Ulrich und Prinzessin Sabine sowie Pfgf. Ludwig und Prinzessin Sibille: „Damit dann die haymfertigung beder vnnser vorgenannten swesster mit ainem rit vnd zug beschehen möchten, hat die keyserlich maiestat auf negst gehaltem tag zu Costentz abermals aus aigner bewegnuß mit dem edlen vnnserm vormunder, rat und lieben getruen Johannsen von der Laitter [...] dauon red gehallten“ (Marth, Politik, S. 186).