Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Mangelhafte Leistung der auf dem Konstanzer RT bewilligten Romzughilfe durch die Reichsstände; [2.] Scheitern der Verhandlungen mit den Eidgenossen über die Stellung von Söldnern für den Romzug, Aufrüstung Frankreichs und Venedigs; [3.] Absicht Kg. Maximilians zum Romzug, geringe Erfolgsaussichten; [4.] fehlende Unterstützung durch den Papst, Scheinangebot der Gegner zur Durchführung eines friedlichen Krönungszuges; [5.] Absicht Kg. Maximilians zum Angriff auf Frankreich und Venedig; [6.] Annahme des Titels eines erwählten römischen Kaisers; [7.] Anweisung zum künftigen Gebrauch dieses Titels; [8.] Vorbehalt der Kaiserkrönung durch den Papst; [9.] Ankündigung von Verhandlungen mit dem Papst; [10.] Bitte um Verlängerung der Konstanzer Romzughilfe um zwei weitere Monate.

Bozen, 8. Februar 1508.

I. (Or. Druck mit Zierinitiale, Adresse und Anrede freigelassen, handschriftlicher Anhang und Ausfertigungsvermerke fehlen): Innsbruck, TLA, Inkunabeln, Nr. 26 (stark beschädigtes Siegel) = Textvorlage A.

II. (Or. Druck mit Zierinitiale, Adresse und Anrede handschriftlich inseriert, handschriftlicher Anhang, Vermm. prps./amdcp., Gegenz. Serntein): Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden Akten, A 181, Nr. 8, unfol. (m. S., präs. 29.3.1508) = B. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IVa, Nr. 13, unfol. (Adressat: Gf. Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken) = C. Straßburg, AV, AA 328, fol. 45 = D. Hannover, HStA, Celle Br. 15, Nr. 46, unfol. (Adressat: Hg. Heinrich d. M. von Braunschweig-Lüneburg, Präsentatverm.: Feria quarta post letare [5.4.]) = E. Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10670/1, fol. 118–118’ (m. S., Adressat: Hh. von Brandenstein-Ranis) = F.Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. Lit. 28, unfol.Esslingen, StdA, F 280, unfol. Frankfurt, ISG, Kaiserschreiben 1382. Marburg, StA, Best. 81, A/205/3, Stück-Nr. 42. Memmingen, StdA, A 1/2, unfol. (m. S.). Metz, AM, AA 3/51. Mühlhausen, StdA, Abt. G, Fach 1, Nr. 2, fol. 8–8’ (m. S.). München, HStA, KÄA 3137, fol. 98–98’ (Adressat: Sigmund von Fraunberg zu Haag). Nordhausen, StdA, 1 D, Nr. 21 (m. S.). Paris, BNF, Collection de Lorraine 192, Stück-Nr. 42 (Adressat: Hh. von Blâmont). Würzburg, StA, Histor. Saal VII, 30/451, fol. 2–2’ (m. S., Adressat: Bf. Lorenz von Würzburg).1

III. (ital. Druck): Innsbruck, TLA, Inkunabeln, Nr. 27.

IV. (Abschriften): Zürich, StA, B VIII 272, Stück-Nr. 42. Metz, AM, AA 3/48 (frz. Übersetzung).

Druck: Datt, De pace publica, S. 568–570 (Adressat: Esslingen); Müller, Reichstagsstaat, S. 736–745 (Adressat: Esslingen); Wiesflecker-Friedhuber, Quellen, Nr. 47, S. 165–170 (Adressat: Frankfurt); Göbler, Chronica, pag. XI’-XIII’; Schmauss, Corpus, Nr. XII, S. 64–66 (Auszug); Zeumer, Quellensammlung, Nr. 178, S. 307 (Auszug); Hofmann, Quellen, Nr. 3, S. 32f. (Auszug).

Regest: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 934, S. 744f. (Adressat: Frankfurt).

[1.] [Intitulatio, Inscriptio]. Wiewol wir auff nechstgehaltem Reichstag zuͦ Costenntz mit dir vnd anndern Churfursten, Fürsten vnd Stenden des hailigen Reichs vnsers Romtzugs zuͦ erlangen die Kaiserlich Chron enntschlossen sein, Vnns auch durch dieselben Stennde ain tapfere hilff an kriegsvolck vnd barem gelt auff ainen bestimpten Termin, Nemlich sant Gallen tag [16.10.] nächstuerschinen, zu schicken vnd zu erlegen gwißlich vertroͤst vnd zuͦgesagt worden. Darauff wir vns dann ungetzweyvelt versehen vnd verlassen, Bißhere mit swärem vnserm Costen gewart vnd all vnser Sachen darnach gestelt vnd gericht, dartzuͦ vnnser Erbliche Land zuͦ treffenlicher hilff bewegt, Deßgleichen auch vnser pundtzgnossen ermandt vnd vnser selbs kriegsvolck vnd dienstleüt, So wir das gantz jar herumb zuͦ soͤlchen vnsern furnemen enthalten, vberal erledigt vnd in rüstigung vnd antzug gebracht Vnd auff das alles mercklichen Costen gelegt haben, Alles der ungetzweyvelten hoffnung, Es solt doch an soͤlicher vnser vnd des Reichs Churfursten, Fürsten vnd Stende bewilligten vnd zuͦgesagten hilff der lewt vnd geltz dem ainhelligen, Loblichen beschluss vnd abschid nach auff die bestimpt zeit gar nit mangel, abgang noch verhindrung gewest sein. So ist doch, als nu nit allain sant Gallen tag, Sonder seidher ain langer zeit verschin biß auff heütigen tag von solicher des Reichs hilff, wie wir die vberfal finden vnd anschlahen, noch ain geringe antzal zuͦ Ross vnd fuess, daß noch wol mit hunderten zuͦ zelen sein2, Dero, als du waist, dem abschid nach zwelftausent, vnd an gelt Erst von dreissig- biß in viertzigtausend guldin, des hundert vnd zwaintzigtausend guldin sein soͤllen, ankumen vnd erlegt, das vns bißhere von vnnsern furnemen enthalten vnd gewendt, in mercklichen vncosten gefürt, Der gestalt, das wir das Bar gelt, vns bißhere vom Reich geuallen, vnd dartzuͦ annder vnser zusteend Chamerguͦt, So wir mit mercklichem schaden auffpracht, vertzern und verwarten. Auch ain schoͤne, guͦte vnd gelegne zeit versaumen, dartzuͦ das volck, das dannocht ankumen, verligen, Jr gelt vnd zeit umb sunst vnd on frucht verschwenden mussen, das zu erbarmen ist; vnd vns vnd dem Reich zuͦsampt solcher versaumbnus vnd schaden vor frembden Baͤbstlichen vnd vil Künigen vnd Communen Botschafften des mererntails der Cristenhait, So stätigs bey vns an vnserm hoff sein vnd des wissen haben, zuͦ uerachtung vnd schmach raichet, Auch vnsern vnd des Reichs widerwertigen vnd missgünnern sterckung gepiert. Wärn in guͦter zuͦuersicht vnd hoffnung gewest, wo sich die Stende des Reichs mit Jren hilffen von allen vorergangen Reichstagen nye fürderlich ertzaigt, Sy hetten doch von disem tag zuͦ Costentz in ansehung vnser vnd des hailigen Reichs obligen Sorgfeltigkait vnd beswärden, So vns allen so treffenlich als vor nye vor augen sein, mit Ernst, tapfferkait vnd gehorsam dartzuͦ getan. Das alles aber unbedacht, vnermessen, vnd vns also die zuͦgesagt hilff des mererntails vorgehalten vnd vertzogen wirdet.3 

[2.] Vnd vber solch vorertzelt versaumbnus vnd hinderung vnnserer furnemen ain vrsach ist, das wir bißhere mit der Aidgnosschafft, darauff die Summa bar geltz verordent worden, nichts fruchtbars, enntlichs noch gwiss handeln noch tractiern mügen haben. Vnd darauß zu besorgen, Sich auch gentzlich darnach zu richten ist, das vns die selb Aidgnosschafft, die wir mit solchem barem gelt bey guͦter zeit wol vberkumen Vnd vns vnd dem Reiche zuͦ beystande vnd hilff behalten haben moͤchten, abfallen, Sich an die Frantzosen, die durch mercklich gelt on vnderlaß mit Jnen wider vns vnd das hailig Reich practiciern, schlahen. Damit alles, das wir bißhere auff guͦten wan auff sy gelegt, schier gar verlorn ist, zuͦsambt dem, das in solcher zeit vnd vertzug die Venediger den Frantzosen wider vns vnd des Reichs fürnemen mit gantzer macht zuͦ uerhelffen vnd beyzuͦsteen auch entschlossen. Darauff nu in merklich, gwaltig empörung vnd rüstung komen sein, Das vnsern vnd des Reichs fürnemen aber zuͦ groͤsser beswaͤrd, verhinderung vnd nachtail raichet vnd mit zeitiger hilff vnd zuͦthuͦn des Reichs wol fürkumen werden mügen hett. Nu aber, so gleichwol des Reichs hilff volkomen vnd gar ankompt vnd geraichet wirdet, mag die nymer zuͦ souil fürdrung vnd nutz erschiessen als im ersten, wie vns die bewilligt vnd zuͦgesagt ist, Jn ansehung obberuͤrter versaumnus der zeit vnd bißhere aufgeloffner Costen, zerung vnd darlegen, Auch rüstung vnd warnung vnser widerwertigen, des alles wir vns vor manigklich billich mercklich befremden, beklagen vnd beswärn.

[3.] Doch nichtzdestminder, damit auff den abschid zuͦ Costentz an vns kain mangel erschein, So sein wir entschlossen vnd begirig, alles, das ainem Loblichen Roͤmischen Künig von Eeren zuͦgehoͤrt, zu thuͦn, vnnser leib vnd guͦt darzuͦstrecken. Vnd fügen dir zuͦ uernemen, das wir an heüt mit des Reichs kriegsfolck, Souil es ankumen ist, mitsampt vnsern dienstleüten, doch am maisten auff hoffnung der gnad vnd Sig des allmechtigen angetzogen sein, des willens, zuͦ vndersteen vnd allen vleiss vnd vermügen anzukern, vnser vnd des Reichs abschid vnd fürnemen zuͦ Costentz, so weyt müglich ist, außzurichten. Woͤllen vns aber hiemit entschuldigt haben, ob vns die sachen zu swaͤr sein vnd vnser fürnemen nit von statt geen moͤchten, Daraus dem hailigen Reiche aincherlay nachtail, das vns doch laid waͤre, begegnen würde, das solichs vnser klainen macht, Auch mangel vnd vertzug des Reichs hilff vnd nit vns zügemessen werde. Dann wir nun ain zeit her durch vnser kundtschafter erlernt haben, das die Frantzosen ausserhalb Jrer besetzungen Sybentausend vnd die Venediger zwelfftausend zu ross vnd fuͦss starck. So sein Jre Paͤss von vortail vesst vnd die prafandt in Jren Lannden vnnsernthalben gantz schmal, das wir besorgen, Jre paͤss vnd vnser Prafandt werden vns hoͤrter dann Jr macht kriegen vnd hindterstellig machen, Vnd deßhalben vnser fürnemen, vber den phadt [= Po] zu tziehen, mißlich sein, Jn ansehung, das sich die Frantzosen vnd Venediger also mit macht vnd sterck darwider setzen vnd vndersten, vns, so wir durch Jre Paͤss vnd Land ziehen, in Jrem vortail zuͦ bestreitten. Dagegen doch wir an vnserm volck zuͦ phaͤrden vnd fuͦss, vnd sonderlich zu phaͤrden, vil zu swach, als du dann, wie wir zuͦ solchen mercklichen fürnemen vnd gegen ainer solchen macht geschickt, von vnnsern lieben Ohamen, Fürsten vnd andern haubtleüten, die bey vns sein, hernachmals gründtlicher bericht werden mügt.

[4.] So haben wir auff heütigen tag von vnserm hailigen vater, dem Babst, den doch die sachen auch mercklich beruͤrn, kain hilff, weder haimblich noch offenlich, Versehen vns auch, das er vns sorgen halben vor den Frantzosen vnd Venedigern kaine bewisen noch tuͦn werden tüt, Wiewol vns sein hailigkait stätigs mit guͦten zuͦempieten auffhelt. Deßhalben ain zweyfel darauff steet, Ob wir in Rat finnden werden Souil vnserer theüren Oheimen, Fürsten, Grauen, Ritter, Adel vnd gmain dienstleüt teütscher nacion, die vileicht Jr leib vnd guͦt so ainig bey uns nit gern verlieren werden, geswigen vnser selbs person in sollich wagknus zu stellen, Da so wenig hoffnung wär, den Sig vnd Streytt zu erobern, Vnd doch dem hailigen Reich vnd Teütscher nacion gantz verderben, Erstoͤrung vnd truͤbsal darauff stuͤnde, das vns von got noch der welt nit auffgelegt ist noch gepürt. Wiewol vnser veind fürgeben, Wa wir mit ainer klainen macht durchziehen, das sy vns dess gestatten wolten.4 Aber wer wolt vnns das Raten oder sich daran verlassen? vnd ist dem selben kains wegs zuͦ getrauwen, Sonder, als menigklich ermessen mag, nit anders zuͦ uersteen, dann das vns vnd den vnsern kain glaitt gehalten, Wir all gefangen vnd darauß volgen, daz das Roͤmisch Kaiserthuͦmb, Auch gantz Jtalien mitsambt Teütschen Landen vnder der Frantzosen gwalt vnd gehorsam gedrungen würden.

[5.] Doch vnangesehen des alles sein wir entschlossen zuͦ vndersteen, Baider vnnser widerpartheyen, die Frantzosen vnd Venediger, mit taͤglichem krieg anzugreiffen vnd zu uͤben, auff das, ob wir sy vonainander trennen, Jnen dardurch starck gnuͦg werden Vnd also zuͦ vnserm Romtzug durchtziehen moͤchten. Dabey vnser goͤtliche gerechtigkait vnd seiner gnaden barmhertzigkait beuor zuͦ nemen, Vns ain klains ungetailts nit erschrecken zu lassen Vnd zuͦ erlangung vnser Kaiserlichen Cron wider sy fürzunemen vnd außzurichten, zu schetzen, mer dann vns muglich ist.

[6.] Dieweil das aber auß vil obertzelten vrsachen mißlich vnd sorgfaltig ist, So achten wir in vns, wo wir gleich die Chroͤnung vom Bapst vnser klainen macht vnd grossen widerstands halben, dergleichen doch kainem Roͤmischen Künig nye begegnet ist, ditzmals nit erlangen moͤchten, wie dann vnsern vorfordern Roͤmischen Künigen vor vil jaren offt beschehen ist, die die Kaiserlich Cron zuͦ Rom auch nit empfangen haben, das darum wir vnd die loblichen Teütschen dess Römischen Kaiserthuͦmbs nit beraubt sein soͤllen, Sonder woͤllen vns yetzo unangesehen desselben auff fürsorg, wie es vns gee, des Tittels ains Erwelten Roͤmischen kaisers angenomen haben, Der hoffnung, auch des fürsatz, ob ymmer müglich sein will, die Croͤnung zuͦ empfahen. Wa vns aber das selb durch vnser veind mit gwalt vnd dem swert gewendt vnd fürkumen würde, Woͤllen wir doch darfür haben vnd versten, als wir auch in treffenlichem Rat zimlich vnd billich sein erfunden, auff vnser gegründt gerechtigkait, So wir als gesalbter Roͤmischer Künig zuͦ diser Cron haben, Auch in ansehung vnsers mercklichen, untzalbern Costen, bißher darauff gelegt, zuͦsampt darstrecken vnser selbs person leib, guͦts vnd vermügens, dergleichen wir yetzo vnd künfftigklich, alßlang vns got vnnser leben vnd vermügen verleicht, zu thuͦn begierig vnd willig sein, den Tittel des Kaiserthuͦmbs gnuͦgsamlich erlangt zu haben. Darauff wir vns auch von yetz an vnd hinfür also schreiben vnd nennen werden.

[7.] Das haben wir diner lieb für das erst vnuerkündt nit lassen woͤllen, mit ernst begerend, du woͤllest vns hinfüro altzeit schreiben der gestalt N. Erwelten Roͤmischen kaiser, zuͦ allen tzeiten merer des Reichs, in Germanien, Auch zuͦ Hungern, Dalmacien, Croacien etc. Künigen, Ertzhertzogen zuͦ Osterreich etc., mit den andern vnsern Titeln, dero wir vns bißher gebraucht haben. Aber in reden vnd mit mund wellest vns nennen gestracks Roͤmischen Kaiser etc., Wie vns dann auff heütigen tag all Latinisch vnd welsch getzüng Kaiser schreiben vnd nennen. Alles nit allain vmb vnser Eren willen, Sonder mer zü bestetung vnd behaltung des Roͤmischen kaisertumbs, vns allen vnd Teütscher nacion zu Eeren; des woͤllen wir vns zuͦ dir versehen.

[8.] Das wir vnns aber selbs nit frey nennen Roͤmischen Kaiser, Sonder erwelten, das thuͦn wir darum, das vnnser hailiger vater Babst vnd der Stuͦl zuͦ Rom nit darfür haben, als ob wir Jnen die Roͤmisch kaiserlich Chroͤnung entziehen, Sonder wo wir mit vnser klainen gegenwürtigen macht vber vnsern vleiß vnd darstrecken vnsers leibs vnd guͦts yetzo nit moͤchten Vnd vns die Chroͤnung mit gwalt vnd dem Swert entzogen würde, das der almechtig verhuͤt, das wir dannocht die Baͤbstlich Croͤnung durch annemen des bestimbten vnnsers Tittels nit veracht noch vns der vertzigen haben, Sonder mit der zeit, so vns der almechtig das glück, die macht vnd gelegenhait villeicht baß dann yetzo verleicht, nochmals darnach stellen woͤllen.

[9.] Mitler zeit verhoffen wir, vns auch mit der Babstlichen hailigkait der massen zuͦ uerainen vnd zuͦ bereden, damit vns die in ansehung vnd bedacht, das sy vnd der hailig Stuͦl zuͦ Rom so mercklich Eer vnd nutz von Teütscher nacion Järlich haben vnd geniessen, hundertmal mer dann wir als Roͤmischer kaiser, zuͦ solicher Croͤnung hilff, Rat vnd steür thuͦ; dann wie sich die leuͦff gegenwürtigklich von allen enden ertzaigen, So wirdet in künftig zeit kainem Roͤmischen künig hart müglich sein, on dergleichen hilff vnd zuͦthuͦn aines Babsts die kaiserlich Cron zu empfahen.

[10.] Damit wir aber dannocht vnser fürnemen des Reichs halben nit so bloss vnd wagklich tuͦn, aDieweil dann mit deiner vnd anderer gehorsamen vnd gegenwürtigen hilff bißhere vertzug vnd abwesens halben anderer Stennd vns vnd dem Reich nicht fruchtbars außgericht werden mügen hat, damit nu dein hilff vnd gehorsam vns vnd dem Reich dannocht zuͦ etwas frucht vnd fürdrung vnd dir, auch den deinen zuͦ Eeren erschiess vnd gedeyhe, So begern wir zum andern an dich mit ernst vnd sonderm vleiß, Du wöllest über die bestimbt zeit zuͦ Costentz mit vns vnd dem Reich ain wenig weyter mitleyden tragen vnd vns dein gebürlich antzal vber die selb zeit noch zwen monat halten, Wie wir dich dann in aim andern vnserm schreyben [Nr. 831] hieuor auch angesuͦcht. Vnd vns das kains wegs abschlahen noch dich des Costen daurn lassen, Als wir vns zuͦ dir vnd andern, an die wir deßgleichen auch begert haben, vnnser vnd des hailigen Reichs nutz, notturfft vnd wolfart nach gentzlich versehen. Daran thuͦst du vns sonder guͦt wolgeuallen, das wir in allen gnaden gegen dir erkennen vnd zuͦ guͦt nit vergessen wöllen.

Geben in vnser Stat Bulsan, Am achten tag des monats Februarij Nach Christi geburt Fünfftzehenhundert vnd im achten, Vnser Reich, des Römischen im zwayvndzwaintzigisten Vnd des Hungrischen im achtzehenden Jaren.

[Handschriftlicher Zusatz: bSeid wir disen brief fertigen haben lassen, hat uns die babstlich Hlt. ainen brief zugeschickt, inhaltend, nachdem wir seiner Hlt. durch unser treffenlich oratores verkundet, daz wir yetzo zu Trient den ksl. titel angenomen haben, das sein Hlt. des ain gut gefallen gehabt. Und hat uns darauf in dem oberurten brief den ksl. titel gegeben und wirdet das kunftiglichen auch tun .]

Anmerkungen

1
 Beschreibung eines weiteren Exemplars und Faksimiledruck bei Rosenthal, Einblattdrucke, Nr. 90.
2
 Der Frankfurter Ratsherr Johann Frosch gab die Gesamtstärke des reichsständischen Kontingents sicherlich überhöht mit 4000 Fußsoldaten und 600 Reitern an (Bericht an Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt, Or. Pergine (Berson), 26.2.1508; ISG Frankfurt, Reichssachen II, Nr. 199, Stück-Nr. 42).
3
 Die Absätze wurden vom Bearbeiter eingefügt.
4
 Am 21.1. hatte Gerolamo Landriano in Venedig noch einmal die Absicht Kg. Maximilians bekundet, auf seinem Italienzug Mailand zurückzuerobern und die Kaiserkrone zu erlangen und zu diesem Zweck durch das Territorium Venedigs zu ziehen, mit dessen Erlaubnis oder gewaltsam. Die Signorie erinnerte erneut an ihren Vorschlag zu einem unbewaffneten Romzug, den man in jeder Weise habe unterstützen wollen (Venedig an seinen Gesandten in Frankreich, ital. Kop., 22.1.1508; StA Venedig, Senato, Deliberazioni (Secreta) 1507–1509 (reg. 41), fol. 73’-74’). Auch gegenüber dem kgl. Gesandten Luca de Renaldis forderte Venedig einen friedlichen Romzug und bot die Begleitung Kg. Maximilians durch den Dogen Leonardo Loredan an. Diese Offerte nahm die Signorie wegen des Alters und schlechten Gesundheitszustands Loredans indessen wieder zurück, als Francesco de Renaldis ihn nach Trient bescheiden wollte. Man bekräftigte aber noch einmal, für einen friedlichen Zug jede Garantie geben zu wollen, und bot die Begleitung des Kg. durch Angehörige der vornehmsten Geschlechter an (Venedig an seinen Gesandten in Frankreich, ital. Kop., 28.1.1508; ebd., fol. 76’-77. Antwort Venedigs an Francesco de Renaldis, ital. Kop. 31.1.1508; fol. 76’-77).
a
–a Dieweil ... wöllen] In C abweichend (an säumige Stände): Vnd vns doch, was vns zuͦgesagt ist, gehalten werd, So begern wir zum andern vnd ermanen Eüch als ain glid des Reichs bey den pflichten vnd Ayden, damit du vns vnd dem Reiche verwandt bist, auffs hoͤchst mit Ernst gebietend vnd woͤllen, das du dein gebürend antzal zuͦ ross vnd fuͦss, doch die fuͦßknecht auch zu phaͤrden angeschlagen, von stund an und im fuͦßstapffen, wo das hieuor nit beschehen wär, den nechsten eylends zuͦ vns vertigest vnd schickest, Auch das bar gelt, Souil dir deines tails angeschlagen ist, gen Franckfurt oder Augspurg hinder Burgermaister vnd Rat daselbst gwißlich erlegest. Vnd für das du seid sant Gallen tag [16.10.1507] bißhere mit deiner hilff außbliben vnd ungehorsam erschinen bist, So wöllest doch zuͦ ergetzlichait der selben zeit versaumbnus vnd vnnser vnd des Reichs auffgeloffner scheden in deinem anschlag der leüt höher vnd mer mitleiden tragen, Als vil zwen monatlang Costen auff dem anschlag laufft, Vnd für dasselb zuͦsambt deinem vorigen anslag auch geraisig halten oder doch zum wenigsten für das alles gelt schicken. Vnd damit vmb kainer sach willen lenger vertziehen Noch vngehorsam erscheinen, damit du, ob dem Reich icht verwarloßt oder verabsaumbt würde, nit vrsacher geacht vnd beschuldigt, Wir auch nit bewegt werden, gegen dir als ainem vngehorsamen vnnser vnd des hailgen Reichs mit penen vnd straffen fürzunemen. Daran thuͦst du zuͦsambt schuldiger pflicht vnd der billichait vnnser ernstliche mainung vnd guͦt geuallen. – B wie A. D, F entsprechend C (2. Person Plural statt Singular und daraus folgende Abweichungen in der Grammatik), E wie C.
b
–b Seid ... tun] Ergänzung gemäß B, C. – Wahrscheinlich ist mit dem erwähnten päpstlichen Schreiben das Breve vom 12.2. (Kop.; StA Würzburg, Histor. Saal VII, 30/451, fol. 4–5’. Druck: Pastor, Geschichte III/2, S. 1131f., Anhang Nr. 121) gemeint. Stelzer (Maximilian, S. 197) zieht – wohl zu Unrecht – die Möglichkeit eines früheren päpstlichen Schreibens in Betracht, womit die Frage offenbliebe, ob Kg. Maximilian den Papst bereits von der beabsichtigten oder erst von der erfolgten Kaiserproklamation in Kenntnis gesetzt hatte. Vgl. Heil, Kaiserdeklaration, S. 284 Anm. 68.