Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Weisung, ksl. Befehle zum Schutz von Gesandtschaften des Schwäbischen Bundes zu erlangen; [2.] Auftrag, die Reichsstände auf weitere adelige Gewalttaten gegen Nürnberger Bürger hinzuweisen; [3.] Übersendung hierzu dienlicher Schriftstücke; [4.] Auftrag, eine für die wirksame Bekämpfung des Plackerunwesens unvorteilhafte Verfügung der Reichsstände zu verhindern; [5.] Unterrichtung Bf. Georgs von Bamberg über die Freilassung Georg von Wichsensteins; [6.] Nürnberger Aktionen gegen die Friedbrecher Hans Georg von Absberg und Hans Geyer.
Nürnberg, 8. Juli 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 69, fol. 3a-4b, Kop.
Regest: Reicke/Reimann, Pirckheimers Briefwechsel, Nr. 210, S. 162-164.
[1.] Lb. Birckhaimer, unser ratsfreund Caspar Nutzel hat dem hauptman Matheus Neithart geschriben mit bit, bey ksl. Mt. zu arbaiten umb erlangung etlicher mandata an die Ff., das die sollen schuldig sein, alle potschaften des punds mit iren leiben, haben und gütern sicher zu verglayten, der hoffnung, das solchs sollte erlangt werden. Ob nun Dr. Neithart derhalben mit dir reden wurd, darynnen wollest auch, sovil moglich, helfen und raten, das zu erlangen.1
[2.] Item so haben wir dir in jungster unser instruction [vgl. Nr. 1748 [1.]] bevolhen, die geschichten, wie sich die mit Hansen von Geisling und Fritzen von Lidwach begeben, vor den reichsstenden [gemäß] dem [ge]druckten ausschreyben, auch der schrift an den von Fuld [Abt Johann von Henneberg-Schleusingen], durch uns ausgangen [liegen nicht vor], zum besten zu verantworten. Das bevelhen wir dir, mit der petition laut solcher instruction noch zu tun und dabey insonders auch die unadenlichen, posen tat, so Hans Thoman von Absberg und seine helfer an dem jungen Anthoni Tetzel und [Anton] Hornung geübt, die sie auch anfangs in ir hende gefangen und nachmalen allererst uber lang Hansen von Geisling verkauft und ubergeben haben, uber das sy vor oder nach uns kain abklag nie zugeschickt, uns auch ir vordrung uf heutigen tag verporgen sey, alles in bester form, wie du als der geschickt und verstendig wol und gnugsamlich waist zu tun.2 Das alles wirdet dannocht der handlung, so der bambergisch secretari [Heinz Meyer] und die andern unsere verordente bey ksl. Mt. zu tun vorhaben, nit wider sein und unsers bedünkens uns zu grossem glimpf dienen, auch vil verdechtligkait ausreuten. Und wiewol wir vorgehabt laut der andern unser schrift hiebey, dir und den andern unsern verordenten uber etlich tag unser gutbedunken und maynung uf euer schreyben zuzufertigen, haben wir doch, solchs ytzo zu tun, fur gut angesehen. Datum ut in littera.
[3.] Lb. Birckhaimer, als wir dise brief verfertigt hetten, ist uns unser pot, der Spensetzer, mit einer schrift [liegt nicht vor] zukomen, aus denen wir deinen getreuen vleys, mühe und anzaigung dankparlich und zu gefallen spurn. Und ist nochmals unser meynung, das du laut hiereingelegter zettel Hansen von Geislings, auch Fritzen von Lidwachs und Hans Thomas von Abspergs handlung halben den furtrag und verantwortung zum besten tust. Daneben wollest uns auch alspald uf Gotzen von Berlichingen ausgangne schriften [Nr. 1013], davon du uns copei ubersendet hast, verantwurten aus der copey unser antwort und underrichtung, die wir den beden Hh. von Fuld [Abt Johann und Koadjutor Burggraf Hartmann von Kirchberg] uf dergleichen des von Berlichingen schrift getan und dir hievor copey davon zugesant haben [liegt nicht vor]. Und damit dir deshalb an allem bericht nichtzit mangel, senden wir dir auch hiebey abschrift von der verantwortung Johann Wengenmairs und Fritzen Beyhels, die in des von Berlichingen schreyben etwo hoch sind angetast, desgleichen Hans Kalberspergers ausschreyben und anzaigen seiner handlung [liegt nicht vor], dweyl derselb daryn auch an vil orten wirdet benent. Darein wollest dich also schicken, wie du als der verstendig mit schicklikeit, als wir nit zweifeln, zu tun waist und unser notturft will ervordern.
[4.] So zaigst du auch in deinem schreyben ain artikel an, der ytzo bey den reichsstenden gearbayt werd, nemlich, das kain verdachter zu fangknus angenomen werden sollt, der were dann zuvor solchs verdachts uberwunden etc. Des sein wir erschrocken aus ursachen, die du selbs neben solchem artikel bedacht und uns eroffnet hast. Darumb unser bevelh und meynung ist, du wollest mit hilf aller stettpotschaften zu abstellung desselben allen moglichen vleys furwenden, insonders, wo die ksl. Mt. gein Coln kome, mit irer Mt. selbs davon rede und handlung haben, mit anzaig, wo solchs furgang gewynnen sollt, were es der reichsordnung, auch dem artikel, so sein Mt. ytzo in die neuen erstreckten pundsainigung selbs hett verleiben lassen, ganz entgegen und wider und nit ain klaine hilf, damit die plackerey [= Wegelagerei] dester mer gehagt und gemert wurd.3
[5.] Von wegen Jorgen von Wichsenstains, derhalben unser gn. H. von Bamberg mit dir geredt hat, ist es also gestalt, das wir denselben der geschichten halben, an unsern kaufleuten geubt, als ain mitteter haben annemen lassen, aber dasselb stuck bey ime nit befunden, sonder widerumb auf ein urfehd ausgelassen. Darumb wir unserm gn. H. von Bamberg auch sein urgicht oder anzeigen diser tat halben nit zuschicken konnen. Magst du seinen Gn. auch entdecken.
[6.] Dabey geben wir dir zu erkennen, das gestern, mitwochs [7.7.12], etliche unser reuter bis in 18 aus unserm bevelh uf H. Hans Jorgen von Absperg und seine helfer und verwandten gehalten, des sy auch ansichtig worden. Dweyl er aber bey den 12 oder 13 guter, wolgeruster pferd bey sich gehabt, haben sy ime nach irem vorhaben nicht so wol, als sy verhofft, abbrechen mogen. Und dannocht hat es ine ge[g]luckt, das sy ainen edelman, Hans Geyer genant, bey Kreßheim behaust, der uns lang fur ainen reutersman angezaigt ist und das er haus, hof und diene[r] und darzu ainen knaben, nidergeworfen und gein Lichtenau gepracht. Die unsern sind auch zu stund stark geeylt, und wirdet noch stetigs ufgepoten, der maynung, sy aus Lichtenau nit zu lassen, hoffen aber, die sampt den gefangen mit Gots hilf wol anhaims zu bringen. Entdecken wir dir darumb, ob du des reden horen würdest, des wissen zu haben. Datum donerstag Kiliani 1512.