Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Auftrag des Ks. an seine Kommissare und die Reichsstände auf dem Wormser Reichstag zur Weiterberatung des Erfurter Streitfalls; deren Verweis auf ihre geringe Anzahl; [2.] Klage über mangelnde Fortschritte bei den Verhandlungen; Zustimmung EB Uriels zu einem Ausgleichsversuch der EBB Richard von Trier und Philipp von Köln sowie Bf. Lorenz’ von Würzburg; [3.] EB Uriel und Kf. Friedrich von Sachsen unterbreiteter ksl. Vermittlungsvorschlag; [4.] Vermittlungsinitiative der Würzburger Räte Peter von Aufseß und Sigmund von Thüngen; Stellungnahme Kf. Friedrichs dazu; [5.] Antwort EB Uriels; Forderung nach Einbindung der Erfurter; [6.] Ergänzende Vorschläge Peters von Aufseß; [7.] Verweis EB Uriels auf die geringe Aussicht auf Durchsetzung der Kurmainzer Position beim Ks.; [8.] Seine Bereitschaft zur Verständigung mit Kf. Friedrich von Sachsen; Ersuchen an das Domkapitel, sich dieser Haltung anzuschließen.

Würzburg, StA, Mainzer Domkapitelprotokolle 4, fol. 138a–140a, Orig. Pap.

Inhaltsangabe: Faulde, Uriel von Gemmingen, S. 73–75.

/138a/ Die Martis penultima Augusti Ao. XIII hat Thoman Rud, hofmeister, von wegen meins gnst. H. [EB Uriel von Mainz] meinen gn. Hh. des capitels anbringen getan laut hernachvolgender instruction.

Instruction, wes der hofmeister an das tumbcapitel zu Meinz bringen sol von wegen meins gnst. H.

[1.] Erstlich ist inen zu entdecken, sie wissen, wie die erfurdischen irrungen und sachen uf dem reichstag, letzst zu Colln gehalten, uf den reichstag, jüngst zu Wormbs gehalten, geschoben seyn. Daselbsthin auch ksl. Mt. iren reten gen Worms, desgleichen den stenden des Reichs ire commissarien zugefertigt, mit ernstlicher begere, rechts in sachen, wie am letzsten verlassen were, zu verhelfen. Des auch die ksl. rete mitsambt den stenden des Reichs willig gewest weren, in massen sie sich uf anrufen meins gnst. H. allzeit erboten haben. Aber dabei angezeigt, das sie nit in also dapferer zale beieinander weren, das sie ichtz darin procediren oder handeln möchten, mit erbieten, sobald sie dapferer und in merer anzal zusamenkomen, in sachen sich willig zu erzeigen etc.

[2.] /138b/ Als aber die stend und botschaften, sovil der zu Worms gewest, ein gut zeit vergebenlich zu Worms gelegen und von ksl. reten ufgehalten worden, haben sie sich zuletzst der bemelter irrung zwischen Menz und [Kf. Friedrich von] Sachsen hoch beswert, vermeinend, das sie dadurch dester lenger mit zerung und verseumnus des iren ufgehalten werden. Des sich mein gnst. H. entschuldigt, das solichs seiner Gn. schuld nit wer, wann sein Gn. begert nichtz denn rechts und mocht recht vor inen, wie sie alda weren, und aller unparteyschen erberkeit leyden und nichtz liebers etc. Darus zuletzst geslossen, das Johann von Eltz sich bei meinem gnst. H. hab in getreuer meynung horen lassen, ob sein Gn. leiden möchte, das sein H. [EB Richard] von Trier bei [EB Philipp von] Colln und andern in disen sachen arbeiten und handeln sollt, ob den sachen bei Sachsen weg funden werden möchte etc., wollt er solichs an seinen H. bringen. Das mein gnst. H. ime bewilligt. Daruf er sich von Worms anheim zu seinem H. gefügt und di sachen anbracht. Demnach sich Trier zu meinen Hh. von Colln und [Bf. Lorenz von] Würzburg, als die hievor im sommer zu Ems im bad beyeinanderlagen [vgl. Nr.249 [7.]], gein Ems verfügt und dieser sach halb mit inen beiden fleissig und treulich gehandelt und die bewegt, das sie sich beid mit eigner hand Hg. Fridrichen zu schreiben underfangen, als sie auch getan.

[3.] Hab sich kurz darnach begeben, das ksl. Mt. selbs gein Worms uf den reichstag komen und sich hören lassen hab, das sein Mt. diese irrung straks gericht und nit lenger anhangend haben woll, auch daruf meinem gnst. H. etlich mittel furgeslagen. Daruf sein Gn. wider antwort geben und erbieten getan hab, wie us der schrift der copei [liegt nicht vor] hiebei zu vernemen. Kurz darnach hab sich ksl. Mt. von Worms gein Frankfurt gefügt. Daselbsthin zu seiner Mt. Hg. Fridrich von Sachsen, Kf., komen. Daselbst der Ks. mit Hg. Fridrichen von disen irrungen auch gehandelt, aber die furgeslagen mittel ganz geendert und ein ander ban meinem gnst. H. von Frankfurt bey seiner Mt. /139a/ hofmeister, dem [Wilhelm] von Rapeltstein, gein Worms zubringen lassen. Solicher verendrung des ksl. gemüts villeicht VIm fl., die der Hg. dem Ks., als man sagt, geschenkt haben soll, ursach gewest sein mogen etc. Mein gnst. H. hat dieselben furgeslagen mittel besichtigt und ermessen, auch wider daruf antwort geben, wie us der abschrift hiebei [liegt nicht vor] zu vernemen. Welich antwort der ksl. hofmeister von meinem gnst. H. angenomen, in willen, soliche ksl. Mt. furedlich [recte: furderlich] zuzusenden.

[4.] Nu sey kurzvergangner tege H. Peter von Ufsaß von meins H. von Würzburgs wegen zu meinem gnst. H. allher gein Aschaffenburg komen und alda nach der leng erzelt, was treuen fleiß Trier bei beiden Hh. Colln und Würzburg zu Ems angekert gehabt, also das dardurch beid ytzgemeldte Hh. bewegt worden, dem Hg., wie obsteet zu schreiben, das er inen willig, in sachen zu handlen, die hinlegen zu lassen. Demnach Würzburg H. Sigmunden von Tüngen darzu zum Hg. geschickt und mit ime von hinlegung der sachen fleißlich handlen lassen hab. Daruf sich der Hg. hab vernemen lassen, das er der sachen auch geren us vil ursachen gericht und vertragen sein wollt und wo die weg bei meinem gnst. H. funden werden möchten, das sein Gn. den neuen eyd, sovil meinen gnst. H. betreff, als fur sich selbs und nit uf Sachsen beger oder gesynnen oder uf yemands anders beteidigung abstellte, mit den besten fügen es geschehen möchte, und dann die burger us Erfurt wider zu künftiger abnutzung irer güter in Erfurt gelassen wurden, doch das sie nit in der stat zu wonen gelassen werden sollten bis uf die verhore, die Colln, Wirzburg und [Hg. Ulrich von] Wirtenberg hernach tun sollten. So wollt er, der Hg., sich von sein, seiner bruder [Hg. Johann] und vetern [Hgg. Georg und Heinrich] wegen alles des weisen lassen, das ine die drei Ff. heissen dorften etc.

Item es sollt auch von der vergangen abnutzung der burger us Erfurt nichtz gehandelt oder begert werden, sonder allein inen die künftig nutzung volgen bis uf verhore, wie obsteet.

[5.] /139b/ Daruf hab sich mein gnst. H. gegen H. Petern von Ufsaß mit der kurz vernemen lassen, sein Gn. verstee und sehe selbs, wie sich die sachen mit dem rechten, auch bei dem Ks. schiken und halten, hab darumb allerlei bedenken und bewegen in sachen. Und damit sein Gn. und sein stift dieser beswerung abkomen und seins stifts und der seinen merklichen schaden und unrat, so teglich us den sachen fallen, furkomen und verhüten mög, so were sein Gn. wol geneigt, in des Hg. furgeslagen meynung sich etwas zu bewilligen. Aber das sein Gn. das endlich hinder den von Erfurt tun sollt, mög Würzburg selbs abnemen, das solichs nit tunlich sey. Daruf H. Peter gesagt, sein H. halts selbs dafür, das mein gn. H. nichtz one die von Erfurt in disen sachen handeln mög, und darumb furgeslagen, das mein gnst. H. die seinen dieser handlung halb hinin gein Erfurt schiken soll, mit denen von Erfurt davon zu handeln. Er sehe auch der sachen für furderlich und gut an, das Würzburg mitschik, damit dester fruchtbarlicher mit denen von Erfurt gehandelt werden mög. Das mein gnst. H. auch bewilligt hab.

[6.] Und hab sich H. Peter weiter vernemen lassen, das Würzburg deshalb sich bei dem Hg. weiter erkond und alsdann meinem gnst. H. zuschreiben woll, das sein Gn. die seinen sicher schiken mög etc. Doch hat H. Peter dabei angezeigt, das seins H. rat sey, das Menz der verpflichtigten rete kein gein Erfurt schik. Und so und wann man der von Erfurt bewilligung in solicher handlung, wie obsteet, funden hab, so wollen Colln, Würzburg und Wirtenberg in sachen einen tag gein Frankfurt oder Fulda furnemen, die sachen dieser irrung allenthalben und entlich abzureden und zu besliessen, doch so lesst sich Würzburg horen, das er den tag lieber zu Frankfurt haben woll.

[7.] Solichs alles hab mein gnst. H. dem capitel zu volkomlicher bericht aller sach nit wollen uneroffent lassen, das sie die auch bedenken und us inen verordnen,/140a/ die mit meins gnst. H. reten uf Würzburgs ferrer schreiben gein Erfurt reiten, oberurter maß zu handeln.

Auch sol der hofmeister unserm capitel sagen, das wir in disen sachen hoh betrachten, das wir mit dem angefertigten rechten nirgent komen mogen, wann wir sehen des Ks. geschiklicheit und unbestendigkeit und das nichtz bei ime zu erfolgen sey. So betrachten wir auch, das unser stift den neuen eyd zu Erfurt nyemer gehabt und das demnach die von Erfurt uns solichs neuen eyds halb nit mer verbunden oder verpflicht sein wann sie vor solichem neuen eyd gewest, in ansehung der verschreibung, so wir mit verwilligung unsers capitels dargegen gegeben haben.

Zum dritten so bewegen wir auch gelegenheit unsers stifts am höchsten, dieweil wir die sachen im rechten nirgent bringen mögen, so müssen wir besorgen, das die uber nacht zu einem grossern krieg erwachsen möchte. Wie aber der krieg unserm stift gelegen, sey one not anzuzeigen, sonder dem capitel zuvorderst wissent.

[8.] So haben wir auch hievor uns mit unserm capitel entslossen, wo die sachen in vertrag komen möchten, das wir den neuen eyd nachlassen wollten, doch unschedlich dem eyd, in EB Bertholds vertrag1 beteidingt. Darumb so tragen wir für uns in den zweyen mitteln, vom Hg., wie obsteet, furgeslagen, kein beswerung, weren die unsers teils anzunemen willig. Das darumb die Hh. des capitels solichs auch betrachten und sich mit meinem gnst. H. vergleichen wollen, damit die sach gericht und ferner unrat und verderben vermiten wird.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist der als Concordata Bertholdi bekanntgewordene Vertrag EB Bertholds von Henneberg mit Erfurt vom 3. April 1497. Darin wurden die ebfl. und die städtische Gerichtsbarkeit gegeneinander abgegrenzt, die Besteuerung der ebfl. Beamten durch den Rat geregelt sowie der Einritt des EB und die Bestätigung der städtischen Privilegien vereinbart. Vgl. Willicks, Konflikte, S. 233f.