Nr.396 Bekanntmachung Ks.Maximilians über die Einnahme von Thérouanne – [Im Heer vor Thérouanne, 25. August 1513]1

Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Sein Zusammenschluss mit Kg. Heinrich von England gegen Kg. Ludwig von Frankreich; ihr Treffen im Rahmen der Belagerung Thérouannes; [2.] Kampflose Einnahme der Stadt; [3.] Seine Bereitschaft zu weiterer Unterstützung Kg. Heinrichs gegen den frz. Kg.

Kop.: Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I, Nr. 274, fol. 7a–9a; Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 141 Nr. 20, o. Fol.; Nördlingen, StadtA, Missiven 1513/II, fol. 156a–157a; Augsburg, StadtA, Literaliensammlung, Personenselekte A-Z, Maximilian I., Teil II, fol. 74a–75b, 77a u. b; Berlin, GStAPrK, I. HA, Repos. 11, Nr. 10018, fol. 1a–3a.

[1.] /7a/ Als wir bey den stenden und potschaften des Reichs jüngst zu Wormbs kain handlung, rat noch hilf finden mugen, nachdem wir uns dann mit unserm lb. prueder, dem Kg. [Heinrich] von England, im grund dem hl. Reich zu handhab und guetem verpunden, haben wir uns eylends zu seiner lieb gefuegt, in maynung, im zu seinem furnemen wider den Kg. [Ludwig] zu Frankreich, der und seine vorfordern, als meniglich offenbar ist, lang zeit her nach der ksl. cron getracht und dem hl. Reich das sein abzudringen, wie auch die Venediger understanden und geübt haben, rat, hilf und beystand zu beweysen.2 Und sein also in pruederlichem willen in seiner lieb belegerung vor Toruan [= Thérouanne] zusamenkomen, ain zeit her ainander beygewont und vertraulich kundschaft mitainander gemacht, also das wir uns, uns und dem hl. Reich zu furdrung und eeren, vil guets von im getrösten.

[2.] Schildert im Folgenden detailliert die Bemühungen der frz. Truppen, das belagerte Thérouanne mit Proviant zu versorgen. Der Versuch konnte am 16. August durch ihn und den Kg. von England vereitelt werden, was die Bewohner veranlasste, ihnen die Stadt gegen Gewährung freien Abzugs kampflos zu übergeben.3

[3.] Nu hat uns unser lb. prueder, der Kg. [von England], angesuecht, seiner lieb zu sein furnemen mit unser person rat und hilf furter beyzuwonen. Das wir dann nit alain seiner lieb, sonder auch uns und dem hl. /9a/ Reich zu frucht und guetem wider unser oberzelt alt, beswärlich veind und durchächter, die Franzosen, auf ain zeit bewilligt haben, in hoffnung, mit seiner lieb macht, auch sonderlich den Aydgnossen, die uns und dem Reich, auch inen selbs zu nutz in merklicher anzal wider Frankreich im anzug sein, ob Got will, vil guets auszurichten, dann wiewol der Kg. von Frankreich mit grosser macht die zeit her nahend hie beykomen ist, so schickt er sich doch auf diese geschicht zurugk und zeucht mit seinem volk in die leger zu den grossen und vesten stetten.a

Anmerkungen

Ausstellungsort und -datum entstammen dem Begleitschreiben Ks. Maximilians, mit dem er die Bekanntmachung an verschiedene Ff. und Rstt. übersandte. Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt): Berlin, GStAPrK, I. HA, Repos. 11, Nr. 10018, fol. 4(an Kf. Joachim von Brandenburg); Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I, Nr. 274, fol. 5 (an Hg. Johann III. von Jülich-Kleve); Marburg, StA, Bestand 2 Nr. 110, o. Fol. (an das hessische Regiment); Augsburg, StadtA, Literaliensammlung, Personenselekte A-Z, Maximilian I., Teil II, fol. 76 (an Bm. und Rat von Augsburg); Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 141 Nr. 20, o. Fol. (an Bm. und Rat von Nürnberg); Nördlingen, StadtA, Missiven 1513/II, fol. 159 (an Bm. und Rat von Nördlingen; Präs.vermerk: Praesentatum vicesima quinta Septembris Ao. 1513); Straßburg, AM, AA 333, fol. 68 (an Meister und Rat von Straßburg). – In der Sitzung des Kölner Rates vom 20. September 1513 wurde das Begleitschreiben zusammen mit dem Ladungsmandat zum Wormser Reichstag (Nr. 394) verlesen. Huiskes, Beschlüsse, S. 142, Nr. 1175.

Nach der Vertreibung Kg. Ludwigs von Frankreich aus dem Hgt. Mailand sah Ks. Maximilian die Gelegenheit gekommen, einen entscheidenden Schlag gegen die Lande seines großen Kontrahenten zu führen. Er verbündete sich mit Kg. Heinrich von England, der im Juni mit seinem Heer in Calais landete und sich am Angriff auf Frankreich beteiligte. Am 16. August besiegten die vereinigten ksl. und engl. Truppen in der Schlacht bei Guinegate das frz. Heer. Vgl. Holenstein, Konfliktkulturen, S. 278.

Eine detaillierte Schilderung der Belagerung und Einnahme von Thérouanne bei Busch, Englands Kriege, S. 17–32.

Im Berliner Exemplar (Gegenzeichnung: G. Vogt) folgt noch folgender Passus: Als wir diese brief gefertigt, haben wir von unserm prueder, dem Kg. von Engelland, aus seinem Kgr. kundschaft gehabt, wie im die Schotten, die auch der Kg. von Frankreich mit merklichem gelt darzusteuert, wol zehentausent stark in das Kgt. gefallen sein, und ee sich die Englischen wider sy versamblt, im bey zehen märkten und dörfern verprennt haben. Denen Schotten sein aber die englischen hauptleut und kriegsfolk entgegen komen, sy in die flucht geslagen, das veld behalten und ain gross anzal erslagen und gefangen. Daruf den Schotten bis in ir land nachgedrückt und inen zway schlosser und wol zwanzig märkt und dörfer verprennt und mit ainem grossen raub sampt allem dem, so inen die Schotten vor im anzug genomen hetten, haymgezogen.