Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Angebot Papst Leos zur Vermittlung zwischen Kg. Sigismund von Polen und Deutschordenshochmeister Albrecht von Brandenburg; mangelnde Verständigungsbereitschaft des Kg.; [2.] Bitte um die Unterstützung des Ks. sowie der Kgg. Ferdinand von Spanien und Heinrich von England.

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF Nr. 35, fol. 396b–397b, Kop.

/396b/ Instruction und bevel an ksl. Mt., H. Georgen von Polentzky, licentiaten, mitgegeben, am tage Nikolai abgefertigt

Nach geburlicher, underteniger zuentpitung und uberantwortung der credenz ist volgend meynung an ksl. Mt. zu tragen:

[1.] Allergnst. H., es hat der Allerhlst. Vater und H., H. Leo etc., sunder zweifel aus gotlicher eingebung und veterlicher, gn. betrachtung, zwischen der loblichen cron Polan und dem ritterlichen teutzschen orden eynikeit und fride zu nutz und aufwachsen der hl. cristenheit zu mehren und zu befestigen, durch seyner Hlkt. eigen boten und brevia den durchlauchtigen etc. H. Sygmond, Kg. zu Polan etc., und meynen gnst. H. [Hochmeister Albrecht von Brandenburg], der langwerigen irrungen, die sich zwischen irer irleuchtigkeit und seinen ftl. Gn. unentscheiden erhalten, vor seyne Hlkt. und das hl. concilium1 zu verhore und entlichem sunlichem ader rechtlichem erkentnus und entschid zu komen, erfordert. Welichem vorbeschid meyn gn. H. aus cristlicher pflicht und sunderlich auf zuentpiten eur ksl. Mt., seiner ftl. Gn. in kurzverschynen tagen durch den wirdigen etc. H. Georgen von Eltz etc. der handel halben eingebracht, gehorsamlich volge zu tun und seyn botschaft kegen Roma auf eur ksl. Mt. vorder gfallen zu verfertigen und bevel zu geben, genzlich willens [wäre], wo sein ftl. Gn. aus manchfeldiger anzeigung und gewisser kuntschaft laut dieser copey seyner kgl. irleuchtigkeit schrift [liegt nicht vor], seinen ftl. Gn. ubersant, nicht befunde, das kgl. irleuchtigkeit und die cron Polan in solichen bevel und erkentnus Babstlicher Hlkt. und des concilions gar nicht helligen wolde. Und so sein ftl. Gn. durch seiner ftl. Gn. geschickten zu Roma festiglich und wie die nottorft erfordert sich in den sachen wider seine kgl. irleuchtigkeit und die cron bearbeiten werden, das sein ftl. Gn. nit anders dan fedelich [= durch Fehde] vernemen und uberfall der cron gwarten muß,/397a/ derhalben sein ftl. Gn. seyner Gn. und seiner Gn. orden von noten befunden, eyn botschaft zu euer ksl. Mt. zu fertigen, euer ksl. Mt. von wegen seiner ftl. Gn. und des ritterlichen ordens in aller undertenikeit umb rat, hulf und beistand in der sachen zu bekomern und anzurufen.

[2.] Und mich derwegen zu euer ksl. Mt. gesandt mit bevel, euer ksl. Mt. mit dinstlichem fleis von wegen seinen ftl. Gn. und orden zu bitten, wo euer ksl. Mt. gefallen würd, das sein ftl. Gn. und orden unangesehen kgl. irleuchtigkeit zu Polan aussenbleiben von Roma angezeigter babstlicher furdrung nach handlen und seyner Hlkt. und des hl. concilions erkentnis gewarten sollten, das euer ksl. Mt. aus angeborner gewonlicher gutikeit und gnade sein ftl. Gn. und seiner ftl. Gn. orden in gn. schutzs wie alzeit haben und halten wollen und bey Babstlicher Hlkt. und dem hl. concilio dergestalt mit gn. vorbet und vorschriften fordern, domit sein ftl. Gn. sampt dem ritterlichen orden aus bedrenglikeit und last der cron Polan gemeyner cristenheit zu gute, auch zu erhaltung eur ksl. Mt., des hl. Reichs und ganzer teutzscher nacion gerechtigkeit, eygentumb und stiftung kommen moge und sunderlich, das euer ksl. Mt. iren geschickten und procuratoribus ernsten bevel tun wollen, sich dieser hendel als euer ksl. Mt. und des hl. Reichs eigen sache anzunemen und mit vleis bis zu fruchtbarer entschaft zu bearbeiten und zu furdern neben den geschickten der meister von teutzschen [und] walischen landen [Johann Adelmann von Adelmannsfelden] und Leiflanden [Wolter von Plettenberg], weliche alle sampt seinen ftl. Gn. durch H. Georgen von Eltz als seiner ftl. Gn. geschickten botschaft gnugsam underricht tun wollen lassen. Dorzu, das euer ksl. Mt., dergleichen fordrung und beistand seinen ftl. Gn. und dem orden mitzuteylen, von den etc. Kgg. [Ferdinand] zu Hispanien und [Heinrich von] Engelant gnediglich erlangen wolle, angesehen, das soliche furdrung gedachter Kgg. auf euer ksl. Mt. ansuchen und beger seinen ftl. Gn. und orden bey Babstlicher Hlkt. und dem hl. concilio vertreglich und ungezweifelt nutzlich seyn wird, wie dann sein ftl. Gn. itzunt merglichen befunden haben. Dan den tag, als mich sein ftl. Gn. zu euer ksl. Mt. gefertiget, seint sein ftl. Gn. inhalts dieser copeyen zwei babstliche brevia [liegen nicht vor], eyns an kgl. irleuchtigkeit zu Polan, welichs sein ftl. Gn. seiner irleuchtigkeit inhalts dieser instruction zugsant, das ander an sein ftl. Gn. behendet worden. Als[o] aus welichem /397b/ sein ftl. Gn. vermerken, was gn. fordrung und vorbett eur ksl. Mt. aus besunderer güte seinen ftl. Gn. und seiner ftl. Gn. orden bey Babstlicher Hlkt. mitgeteylt und wie hoch dieselbige bey seyner Hlkt. geacht und sein ftl. Gn. und orden zu trostlichem nutz und erlangung solicher brevia ersprossen. Das sich sein ftl. Gn. in ewikeit kegen euer ksl. Mt. in dinstlicher demut und undertenikeit aufs fleissigste tun bedanken.

Und ist seiner ftl. Gn. undertenige, demutig bete, das euer ksl. Mt. seinen ftl. Gn. und orden, wo kgl. irleuchtigkeit an keynem sunlichen oder rechtlichem erkentnus Babstlicher Hlkt., wie angezeigt, oder euer ksl. Mt. gesetiget oder gnugig sein wollte und etwas feyntlichs mit der tat wider seinen ftl. Gn. und die land Preussen suchen und vornemen, dorzu sein ftl. Gn. seiner irleuchtigkeit keyn ursache geben wollen, mit trostlicher schutzs, hülf und beistand, wie sein ftl. Gn. ganz ungezweifelt, nicht vorlassen und sunderlich, wo sein ftl. Gn., entlichen verterb seiner ftl. Gn., orden, land und leute zu verkomen und, wie angezeigt, verlustigen krieg und vedelich vornemen abzuwenden, gedrungen würd, kgl. irleuchtigkeit bevel verfolgung zu tun und, ehr die sache zu entlichem erkentnis Babstlicher Hlkt. und des hl. concilions reichet, den bedrenglichen vertrag einzugehen und zu schweren. Das doch euer ksl. Mt. nichstystermynner zu erhaltung euer Mt., des hl. Reichs oberkeit und ordens gerechtikeit solicher handlung vorm concilion volge tun und bearbeyten wollen lassen, domit solich ungegrünt, gewaldig und unzymlich vornemen der cron Polan unrecht und was sich doraus erfolget, von unkreften besch[l]ußlich erkand werde. Das wollen etc.

Anmerkungen

1
 Fünftes Laterankonzil 1512–1517.