Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Notwendige Einsetzung eines Ausschusses zur Diskussion der vorhandenen Mängel im Reich; [2.] Ersuchen der ksl. Kommissare um die reichsständische Antwort auf die ksl. Forderung nach dem 50. Mann; [3.] Übergabe der Antwort; [4.] Deren Übersendung an den Ks.; Ersuchen der ksl. Kommissare nach einer Abschrift des Schreibens Hg. Ulrichs von Württemberg an die Reichsstände; [5.] Bereitschaft des Ks., den Reichsständen die Notwendigkeit der Hilfe des 50. Manns persönlich zu erläutern; ksl. Erlaubnis zur Heimreise der Kff. unter Zurücklassung je eines Rates; [6.] Entscheidung der Kff. für einen Verbleib in Mainz; [7.] Entsprechender Beschluss der Fürstengesandten; Wechsel des Tagungsortes nur nach Rücksprache mit ihren Vorgesetzten; [8.] Ein- bis zweitägiger Aufschub für die Übergabe dieser Antwort an die ksl. Kommissare.

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 63, fol. 62b–65a; Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10181/7, fol. 73a–76a.

[1.] /62b/ Auf dinstag nach St. Jacobstag [28.7.17] ist von den gemeynen stenden für hoch notz und gut angesehen worden, ein tapfern usschuß zu orden, zu betrachten die mengel und beswerung, so allenthalben im Reych sich ereygen, wie solichs zu verkomen, frid, recht, gut ordenong auf[zu]richten und zu machen sey. Darauf alsbalde eyn ampt von dem Hl. Geyst in beysein Kff., Ff. und der stende im hohen dumstift gesungen worden etc.

[2.] Nach solichem gehabten ampt haben alsbalde die verordenten [ksl. Kommissare] in namen und von wegen ksl. Mt. Kff., Ff. und den gemeyn stenden eröffent, nachdem sie hiebevor aus bevelh ksl. Mt. an die stende begert hetten, sich zu entschließen der hilf halben des 50. mans, der antwort sie von den Kff., Ff. und stenden warten, were, wo man sich des stucks halben beschlossen, nochmals ir begeren, inen die antwort zu geben. Alsdan und nit ehe hetten sie wytern bevelh, ksl. Mt. gemuet und meynung zu eroffen.

[3.] Auf solichs ist inen, den commissarien, diese nachgeend antwort, in schriften verfast, zu verlesen behendiget wurden: /63a/ [Folgt Nr.763].

[4.] /64a/ Nach verlesung dieser antwort haben die commissarien den stenden eroffent, das sie diese gegeben antwort durch die post ksl. Mt. ubersenden wollen, und alsbalde des Hg. [Ulrich] von Wirtenbergs zugeschickten schrift [Nr.823] an die stende abschrift gefordert und zu inen genommen.

[5.] Und ferner den Kff., Ff. und stenden zu erkennen geben, das die ksl. Mt., aus was gronts, ursach und woilmeynong ire Mt. solich hilf begere, betracht und ermesse aus gegebener antwort, die Kff., Ff. und stende nit versteen. Derhalb die noittorft ire Mt. erheysch und erforder, sie des in eygener person zu berichten. Dwyl aber ire Mt. angelangt, der Kff. personen gern anheymsch weren, vieleicht ire selbst obligenden gescheften und sachen auszuwarten, wolle ire Mt. genediglich /64b/ zulaißen, das ir kftl. Gn. sich anheymsch tuen, doch dergestalt, das ir yeder ainen rat alhie zu Meinz mit volmechtigem gewalt laiß, neben andern Ff. und stenden in andern des Reychs obligenden sachen, so die nottorft erfordert, zu beraitschlagen, mit dem sonderlichen anhang, das dieselbigen rete mit den andern stenden, so alhie auf diesem reychstag versamlet, von dannen nit verrucken sollten bis auf erfordern ire ksl. Mt. selbs person zukomen.

[6.] Auf diesen letzten furtrag der ksl. commissarien haben auf heut, mittwochs nach St. Jacobstag [29.7.17], der Ff. botschaften bewogen und betracht, inen beswerlich, in abwesen der Kff. person allain hie auf diesem reichstag zu verharren, in den furgebrachten hendeln und andern des Reychs obligenden sachen, so nochmals furbracht mochten werden, ze handeln und zu beraitschlagen. [Sind] der meynong gewest, ire kftl. Gn. zu bitten, noch ein zeit lang zu verbleiben. Also haben die vier Kff. aus eygener bewegnus sich selbs underredt und entschlossen, oneangesehen der gn. erlaubung ksl. Mt. noch ein zeit lang by uns, den stenden, zu verharren, damit dester stattlicher in den furgebrachten hendeln und in der sach, darumb der ausschuß, wie obgemelt, geordenet, moge gehandelt und geraitschlagt werden.

[7.] /65a/ Darneben ist von den gemeynen stenden bedacht und vor gut angesehen, den ksl. commissarien furzutragen, das wir, der Ff. botschaften, zu undertenigkeyt ksl. Mt. gewylt sein, alhie auf diesem reychstag lenger zu verharren. Das wir aber auf ksl. Mt. gesynnen von diesem tag an ander ort wyter verruckt werden sollten, diese unser aller beswerung ksl. Mt. anzuzeygen, das etlich us uns zu diesem reychstag alher verordent seint mit gewalt, der sich unser person halben, wyter [an] ander ort zu verrucken, nit erstreckt, etzlich zu schiff und wagen herabkomen, etzlich mit zerong auch nit woil versehen. Sollten wir nun ylend von ksl. Mt., von dannen und an ander ort zu rucken, erfordert werden, uns allen zu tunde beswerlich, underteniglich bittend, ksl. Mt. solich unser beswerung anzuzeigen und, soferne ksl. Mt. uns ye an ander ort haben wolle, ein benante zeit und malstatt ernennen, des unsern gn. Hh. mogen anzeigen und uns unser personen halben, auch da zu komen, geschicken.

[8.] Diß unser, der Ff. botschaften, bedenken hait den Kff. auch wollen gefallen, doch entschlossen, noch zur zeit mit dieser antwort, ksl. Mt. commissarien zu geben, ein tag oder zwen zu verziehen.