Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Teilweise Bekanntgabe der ksl. Instruktion für die Kff.; Aufforderung an Franz von Sickingen zur Stellungnahme; [2.] Seine Bitte um Bedenkzeit; [3.] Ersuchen um weitere Bedenkzeit; [4.] Aufforderung der Kff. zu Abgabe seiner schriftlichen Stellungnahme am folgenden Tag; [5.] Bitte Sickingens um eine öffentliche Anhörung; [6.] Diskussion über deren Öffentlichkeit oder Nichtöffentlichkeit; Entscheidung für Nichtöffentlichkeit; [7.] Zustimmung Sickingens; [8.] Bereitschaft der Kff. zu einem weiteren Aufschub des Anhörungsbeginns; [8.] Übergabe einer Rechtfertigungsschrift Sickingens; unannehmbare Vermittlungsvorschläge Wilhelm von Rennenbergs; Verlesung eigener Vorschläge Sickingens; [9.] Aufforderung an ihn zur Einhaltung eines achttägigen Stillstands; [10.] Rechtfertigung für sein Vorgehen gegen Worms mit Anschuldigungen gegen die Rst.; Bitte an Ks. und Kff. um Anerkennung seiner Beweggründe; [11.] Sickingens Begründung für die Ablehnung eines Stillstands; [12.] Rat der Kff. zu dessen Annahme; [13.] Eingeschränkte Bereitschaft Sickingens zur Einhaltung des Stillstands; [14.] Ersuchen der Kff. um eine andere Antwort; [15.] Sickingens Erwiderung mit weiteren Vorwürfen gegen Worms.

München, HStA, Kasten blau 103/2c/1, fol. 3a–13a, Kop.

Druck: Münch, Sickingen 2, Beilage Nr. XIX.

Inhaltsangabe: Münch, Sickingen 1, S. 57–64; Ulmann, Franz von Sickingen, S. 79–81.

/3a/ Ao. domini 17, fritags nach Johannis baptiste [26.6.17], ist durch myne gnst. Hh., die drey Kff. [Albrecht von] Meinz,[Ludwig von der] Pfalz und [Joachim von] Brandenburg personlich, Franciscus von Sickingen uf ksl. Mt. gegeben befelhe laut einer instruction [Nr.788] und daruf gescheene vertagung verhört folgendermaß.1

[1.] Erstlich ist nach eroffnung des tags die ksl. instruction zum teil, sovil not, Franciscen eröffnet worden, mit beger, laut derselben sein verantwortung zu ton.

[2.] Uf solichs Franciscus geredt, das er alhie uf das ksl. gelait und irer, der Kff., gn. vertagung erschiene, sich desselbigen hohlich bedankend mit der anzeige, das er des alwege hochlich begirig gewest. Begert daruf ein klein bedenkens, das ime also zugelassen.

[3.] Nach gehaptem bedacht sagt er, uf die eröffnung des tags wer er als der undertenig, ksl. Mt. und der Kff. im fußstapfen sein verantwortung zu ton, ganz willig, und wiewole in der kftl. vertagung nit angezaigt des, so sie von ksl. Mt. in befelhe, so hett er sich doch als derjen, der ime nit gern ainiche ungehorsam uflegen lassen wollt, alher gefugt allein, ksl. Mt. meynung zu vernemen. Dieweil aber er hievor allweg begert, zu verhore zu komen, so sagt er ksl. Mt. und den Kff. des hohen dank /3b/ und begert, ime die instruction mitzuteilen, und hett gehofft, wa ime die vertagung fur langest gescheen, er wollt einen gnst. Ks. erlangt haben. Dieweil aber die handelung etwas lang und groß geacht, so bitt er, die Kff. wollten bedenken die hohe beschwerde, die ime daran gelegen, und das ime not sein wolt, sein frunde, soviel er alhie in der eyle bekomen möchte, derhalben zu ersuchen. Bat daruf, ime ein kleinen bedacht zu geben, uf das er sein unschuld darton mögt, stalt die zit solichs begerten bedenkens zu der Kff. gefallen.

[4.] Daruf die Kff. Francisce antwort geben, uf morgen [27.6.17] zu sieben uren sein notturft müntlich oder schriftlich, das sie zu seinem gefallen gestalt haben wollten, anzupringen, und achten doch, das solichs schriftlich am besten geschee, damit ksl. Mt. nit zuviel oder -wenig bericht würde. Möchte nichtdestmynder sein müntlichen bericht darneben auch ton.

[5.] Franciscus bedankt sich underteniglich der gn. bewilligung des bedachts. Wiewole ime die zyt etwas kurz, so wollt er doch dem, soviel müglich, nachkomen,/4a/ und zeigt daby ane, nachdem die verhöre in sonder und still gescheen solt, das wer ime beschwerlich, dann ime solich sach sein ere betreffen wer und möchte nit liebers leiden und sehen, dann das der gegenteil alhie zugegen. Begert underteniglich, die verhore als morgen offenlich zu gescheen. Verhofft er, sein unschuld mit warheit darzuton.

[6.] Uf solichs die Kff. einen bedacht genomen und nach solichem bedacht daruf gesagt, das sie seiner bitt, wa es tunlich wer, statt zu geben, wole genaigt. Aber ire ftl. Gn. bedechten, das etwas beschwerlich sein wolt, sein antwort offenlich, als der instruction ksl. Mt. befelhe nit gemeß, in abwesen des gegenteils zu verhoren und alspald ime, Francisce, zu nachteil als forteil by ksl. Mt. gelangen möchte, und nachmals, die verhore in sonderhait gescheen zu lassen, angezeigt.

Franciscus redt daruf, dieweil er verneme, das die verhore in sonderheit gescheen soll und us erzelten ursachen von inen, den /4b/ Kff., dermassen zu gescheen, begert und gut sey, so wer er alhie, ksl. Mt. zu underteniger gehorsam und den Kff. zu gefallen, wolt das auch also gescheen lassen.

[7.] Uf sambstag nach Johannis baptiste [27.7.17] hat Franciscus by den Kff. umb weiter erstreckung oder zyt als uf morgen, sontag [28.6.17], dieweil die sach groß und ime viel und hohe daran gelegen, angesucht, alsdann sein entschuldigung, wie an heut [27.6.17] gescheen sollt, zu ton. Ist ime durch die Kff. zugeben.

[8.] Und ist demnach er, Franciscus, uf folgenden sontag nach Johannis baptiste laut des gesterigen abschieds und erstreckung erschienen und gesagt, das er in ehegesteriger eroffnung des tags underteniglichen angezaigt, das ime nit möglich, im fußstapfen [= stehenden Fußes] zu antworten, und darum schub geben wer, sein antwort schriftlich oder montlich zu ton. Wiewole er nun die Kff. underteniglich /5a/2 gebeten, nachdem sein tat so hoch ime zu nachteyl usgeschollen und es allenthalben usgerufen, das ime sein ere und glimpf betreffe, die sach offentlich zu verhoren, sein unschuld darzutun etc., und aber solichs bey den Kff. nit für gut angesehen, so habe er sich mit seinen frunden, sovil er der alhir in der eyle haben mogen, underrett und, damit sie, die Kff., nit ufgehalten würden, solichs in ein schrieft gestellt. Were daruf sein undertenig bitt, dasselbig weiter und gnediglicher zu bedenken, wan er solichs anzeigt, und alsdan ksl. Mt., seinem allergnst. H., zu eroffnen, dasselbig zum besten zu eroffnen, wan je sein will nit, einich ursach, das zu ufrure, zurruttung und widerwillen im Reich dienen solt, zu geben. Hat daruf solich schrieft geantwort, wie hiebey mit A verzeichent [Nr.792], die auch offentlich verlesen ist. Und volgends den Kff. als denen, dero Gn. gn. willen er spürt, die solich sach gern vertragen sehen, daneben angezeigt, das sein gn. H. [Wilhelm] von Rennenberg zu ime komen und etlich mittel angezeigt [liegen nicht vor], die vormals auch furgeslagen, aber dieselben er eren und anderer beweglichen ursachen halben bey ime selbst /5b/ noch andern nit in rat funden anzunemen. Deshalb und wiewole er uber sein vilfeltig ansuchen kein hoffnung gehept, einiche weiter verhore zu erlangen, so hab er doch alles das, zum frieden dinlich, gesucht, etlich mittel dem von Rennenberg in schrieften ubergeben und were der hoffnung gewest, wo solich mittel an ksl. Mt. bracht, das solich sach vertragen. Das aber, als er bericht, us verhinderung seiner mißgonder nit gescheen. Bat, solichs ksl. Mt. anzuzeigen und, wo in seinen mitteln einich vercleinerung oder smehe, röm. ksl. Mt. gescheen, das er doch nit verhofft, sich erfinde[n] werde, von den abzusten und alle billichkeit weysen zu lassen. Und sein daruf solich mittel und ursachen, warumb er, Franziscus, vermeint, die billich sein, verlesen worden, mit B bezeichent [Nr.793].

[9.] Nach verlesen derselben hat Franziscus gebeten, wo etwas durch ine gerett, das ungeschickt und der sachen nit dinstlich were, dasselbig seinem unverstand zu[zu]messen. Wo auch in solichen mitteln ichts unerbars erfunden, wolt er sich, wie itzt gemelt, weysen lassen.

/6a/ Nach solichem haben meine gnst. Hh., die Kff., ein bedacht genomen und daruf ime, Franzen, gesagt, sie wollten solich sein furbringen ksl. Mt. anzeigen, und dieweyle die instruction eins stillstands halben meldung tue, wollten sie ime dieselben ferre lesen lassen, wie gescheen. Begerten, den stillstand also acht tag zu halten, und bedechten dabey, dieweyl er nichte usserhalb der von Worms anzeigt, ob er nit weiter anderer handlung halben verantwortung tun wollt, die er gegen andern stenden des Reichs geübt hett.

[10.] Uf solichs Franziscus weiter gerett und bezeugt sich, das sein gemut, will oder meynung in anfang seiner handlung, gegen Worms furgenomen, nie gewest, zuforderst wider röm. ksl. Mt. noch einichen menschen oder stand des Reichs zu handeln oder jemands anderst zu beleydigen oder zu schedigen, dan die Wormser hab[en] auch dasselbig, als offentlich am tag lige, gehalten, dan er zwey jar und darüber der von Wormbs feind gewest und nach seinem vermogen inen als seinen veinden, sovil moglich, gern leids /6b/ getan hett, aber in der zeit nie einichen menschen, als sich befunden sollt, der den von Worms nit verwant, weder an leyb oder gut angrieffen noch beschedigt, dasselbig auch allen seinen dienern bevolhen und, so hoch ime moglich, zu tun geboten, hofft auch, solt sich also erfinden, das ers gehalten, wiewole er in solicher zeit seinen merglichen nutz schaffen hett mogen und dannoch gegen denen, darzu er (als erhofft) gegen Gott und der welt wole ursach gehapt. Aber er hett sich nit bewegen lassen, wes hohen ungnad röm. ksl. Mt. wider ine gehapt, wie beschwerlich, ungehort mandat usgangen, auch was hilf und zuschub uber alles sein bitlich und erpietlich rechtens seinen veinden hilf gescheen und were je und je in der hoffnung und zuversicht, zu Gott und röm. ksl. Mt. gestanden, das desselben die warheit und grund dieser sachen an tag komen sollt und ksl. Mt. ungnad ime in gnad gewendt werden. Er het auch dasselbig durch alle mittel, sovil ime moglich, ufs füglichst und underteniglichst gesucht und unangesehen /7a/ solicher hohen ungnad dannocht ksl. Mt. undertenigs gefallen erzeigt an enden, er anzeigen mocht und unzwifel ksl. Mt. wissend, mit nicht seinem kleinem kosten und geverlichen verderblichen nachteyl, alles der hoffnung, ein gn. Ks. zu uberkomen. Aber gegen dem were durch die uberflüssig, rücklich inbildung mit unwarheit von seinem widerteyl diese handlung gegen röm. ksl. Mt. also ingebildet und gereizt worden, das nit allein die ungnad nit gefallen, sonder je lenger sich gemeret, auch unangesehen desselbigen seins erzeigens und erpietens. So hab ksl. Mt. uf seiner widerwertigen, als er unzwifelich acht, ungestüms anhalten abermals hoch schwere mandat [Nr. 693], sein, Franziscen, unversehenlich, wider inen usgeen lassen, in welichen ir Mt. tag und zeit bestimpt, ir Mt. und kgl. wirde [Karl] von Hispanien mit den iren zu roß und fus, notturftigem geschütz und anderm, zu krieg gehorig, inen zu uberziehen, vor Worms im feld zu sein, derglichen andern stenden des Reichs geboten.

Wiewole er nun abermals in hoffnung gewesen, er solt mitler zeit zu gnaden und verhore komen sein, in betrachtung,/7b/ das er allwege unangesehen der ungnad wider ir ksl. Mt. nit gehandelt, dan wo sein gemüt dermassen gestanden, wie ime von den widerwertigen zugelegt, hett er wole etwas hoch sein nutz schaffen mogen, wie der [recte: er]dann oft das in seinen handen gehapt, desglichen in ansehen, das (als er hoff) den Kff., Ff. und stenden des Reichs offentlich wissen sey die unerbar, unleidlich und ungotlich handlung der von Worms und das er in der zeit seiner vehd dieselben allein befedigt, der hoffnung, die billichkeit von inen zu erlangen, und sollt solichs, wie in seinem usschreyben entdeckt, bedacht worden sein, auch ksl. Mt. dadurch bewegt, die ungnad und den ernst gegen ime fallen zu lassen. Aber solichs were bey etlichen stenden des Reichs, sonderlich den stetten, nit bescheen und nit bedacht, seins achtens, das sie gern sehen, das die von Worms als ir genoß ir handlung durchbrechten und den boch [= Hochmut] und drutz [= Feindseligkeit], so sie gegen iren anstossenden Ff., Gff., Hh., ritter, knecht und andern uben, auch in dem weder Gott, seiner hl. kirchen und clausen, geistlich noch weltlich, nit /8a/ verschonen, ob sie villeicht desglichen auch anfahen mochten, und hetten dieselben, wider ine hilf zu tun, erboten, zugesagt und zum teyl usgezogen. Aber vor dem habe er gegen einichen andern stand nichts args furgenomen.

So er nun gespürt, das alle sein bitt und verschonen kein frucht geporen noch zu hinlegung gereicht, auch sein usrüttung vor augen gesehen, darzu gehort und kuntschaft gehept, mit was lust, will und begirde vil darzu geneigt, were er drin[g]lich verursacht und hette müssen seiner notturft nach bedenken als einer, der in der sach were und seinem armen vermogen zu schwere, das sich auch nit dahin streckt, wie meniglich zu versteen, einem solichen grossen gewalt zu widerstreben oder ufzuhalten. Deshalb er, sein leib, er und gut zu retten, schuldig und dadurch verursacht, dieselb seine unverursacht veinde, die ine zu verjagen gesucht, hinwider anzugreifen, so er doch gesehen, das gar kein anderst da gewest, wie des in seinem letsten ausschreyben [liegt nicht vor] meldung geton und also zu notturft seiner underhaltung und damit die sach zu liecht bracht würde, seine veind,/8b/ die von stetten, angegrieffen, dasselbig auch an enden und orten, da sie kein gleit noch jemands ine das zu erstatten schuldig were, und seit der zeit here nach gelegenheit der sach als genotigt gegenwere geubt. Were deshalb un [= ohne] zwifel, die Kff. als die hochverstendigen mochten ermessen, wie hochlich er zu solichem getrungen, dan welicher wollte, so er den feind komen sehe und wist demselben seinem feind, sovil moglich, nit abbruch tun des, so sein notturft erfordert und zu gut komen mocht. Er were auch der hoffnung, röm. ksl. Mt. als der erfarnest, verstendigst und wissenhaftigst aller kriegsleuf [werde],das nit unbillich bescheen sein, gnediglich erkennen und deshalb gegen ime kein ungnad tragen. Darumb sein bitt an die Kff. als seine gnst. Hh., sie wollten solichs dermas, wie sie geschicklicher zu tun wüsten, an röm. ksl. Mt. gelangen lassen. So were er der hoffnung, ir Mt. werde des und anders halben in ansehen dieser seiner entschuldigung kein ungnad tragen, sonder ime ein gnst. Ks. sein. Er wüst und begert auch nit liebers, dan das /9a/ ksl. Mt. und die stende sich dieser sach entslügen und ine und die von Worms gewerden [= gewähren] liessen. Verhofft er, dieser sach mit Gots hilf von inen die billigkeit zu erlangen und niemands weiter zu beschedigen.

[11.] Es were auch in der instruction weiter eins anstandes halben vermeldet etc., wie ime die Kff. anzeigt. Wo nun die Kff. ferrer davon reden wolten lassen, were er willig, darumb antwort zu geben, und sagt, des anstands halben vermerk er, das ksl. Mt. bevelh inhalt, wo solich sein antwort geschickt, das sie weiter handlung leiden moge, das alsdan ein anstant gemacht etc. Wiewole er nun nit wist, ob solich antwort ksl. Mt. gefellig, jedoch der hoffnung, ir Mt. werde der gefallens und genugen haben, so wolt er den Kff. sein beschwerd des anstands nit bergen.

Und erstlich wist er nichts liebers in dem und anderm zu tun, dann das röm. ksl. Mt., seinem allergnst. H., und den Kff. zu underteniger gehorsam und gefallen reichet, mit bitt, solich sein beschwerde des anstands gnediglich zu ver /9b/nehmen und weiter, dan er solich erzelen moge, gedenken. Und redt, die Kff. hetten unzwifel zu erachten, das er als ein armer gesell seine frunde us hochdringenden seinen obligenden beschwerden bey sich zu gegenwere bestellen und erfordern hab müssen, dan er nun lang zeit her nit gewissers dann des furzugs warten gewest und noch. Dieselben sein frund zu roß und fus hett er mit merglichem seinem kosten uf ime liegen, die ime als einem armen in fried und anstand zu halten nit moglich were. So dan, als gemeinlich geschee und villeicht in dieser sach mere dan in einer andern gescheen mage, ein anstand den andern erfordert, auch der abslag des anstands hessig, aber durch langen anstand sein verderben wuchs, der widerpartey nutz entstund und dannocht nach endung des anstands der vertrag ungewiß, konten die Kff. ermessen, wie hochbeschwerlich und unleidlich ime der anstand deshalben were. Solt er dan sein kriegsvolg zuziehen und zureiten lassen und dannocht des hoch wider[wer]tig gemüt der von /10a/ stetten gegen ime wissen, die allwegen in eyl und itzt gerüst zum fürzug, mocht ime daraus unwiderbrin[g]licher nachteyl, spott und schaden entsteen.

Derglichen weren noch mere nachteyl, so ime daraus erwuchsen, die er kurz halben verhalten wollt, dan fried im krieg, acht er, allwege uf einer partey nachteyl gescheen, wie ksl. Mt. am allerbasten wissens trüge. Darumb were sein undertenig bitt, die Kff. wollten inen desselben bey ksl. Mt. entschuldigen. Aber wes zu vertrag entlicher hinlegung dieser sach dienen, das ksl. Mt. zu eren, undertenigem gefallen und ime erenhalb und leidlich, darin wolt er sich gleich so wol in hangender vehde halten als in einem anstand. Hoff, solichs zu hinlegung der sachen dinstlicher sein dann der anstand. Das alles bat er geschicklicher, dan er es angetragen, ksl. Mt. anzuzeigen. Wolt er underteniglich verdienen.

[12.] Daruf die Kff. nach genommenem bedacht Franzisco in ansehung seiner erzelung des stillstands weiter zu erkennen geben, selbs zu bedenken, ob solichs ime bey ksl. Mt. zu gutem erschiessen würde, und achten der sachen dinstlicher und ime nützlicher sein, den stillstand anzunemen etc.

[13.] Uf solichs Franziscus gerett wie vor, das /10b/ er nit liebers wolt tun in dem und anderm seins verstands, dan das der röm. ksl. Mt. zuvor und den Kff. zu undertenigem gefallen sein mocht. Nun hett er in der nechstgetonen rede etlich beschwerd inen, den Kff., angezeigt und daneben andere mergliche ursachen, derhalb der anstant ime unmoglich, wie begert, zu melden underlassen, und nemlich, als die Kff. ine betagt und er sein reuter derzeit nit beyeinander gehapt, hette er dannocht ksl. Mt. und den Kff. zu underteniger gehorsam und gefallen, wiewole das in der dagsatzung nit bestimpt, in alle ort, da sein reuter liegen, geschrieben und bevolhen, bis auf sein witern bescheid stillzusteen. Aber nitdestoweniger wollt er den Kff. nit bergen, das vor solicher tagsatzung etwavil seiner diener in gescheften hinweggeritten weren, die er (als er bey seinem hochsten trauwen und glauben behalten mocht) nit wist zu finden. Solt er nun ksl. Mt. [und] den Kff. frey zusagen,/11a/3so wißt er es aus angezaigten ursachen nit zu halten. Darumb so bitt er, inen des entschuldigt zu haben, dann wo es allein umb den costen zu ton, wiewole er ein armer geselle und uberflussigs costen unnottürftig wer, wolt er dannocht iren kftl. Gn., wo es in iren nutz erschiessen sollt, sich des nit irren lassen, besorgt auch sonderlich am hohsten, das nach den begerten acht tagen, die unfruchtbar seins verstands weren, mehr undanks, dann ob er ytzo abschluge, zu verdienen. Yedoch so wolle er uf wolgefallen ksl. Mt. und der Kff. begern den anstand bewilligen, auch by den, so er by ime und umb sich hette und soviel er der bekomen mocht, zu halten verschaffen, doch allein usgenomen diejenen, so er nit erlangen oder anzukomen wist, dann er wollt, wes er zusage, halten. Begert, ime solichs ungeverlich zu sein.

Solichs bat er die Kff., von ime seiner notturft nach, der sach zu gut und weiter, dan wole sein gelegenheit lenden [= sich wenden] hett mögen, gnediglich zu versten, auch solichs an röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H., seinenthalb gnediglich und geschickter, als sie, die Kff., zu ton wißten, zu pringen, sich darin also gnediglich, wie sein hoh vertrauen zu /11b/ ine stünde, zu erzaigen. Das herpiet er sich ungespart seins kleinen vermögens sampt seinen Hh. und frunden umb ir kftl. Gn. underteniglich zu verdienen.

[14.] Uf solichs haben die Kff. ime, Francisco, nach gehaptem bedacht angezaigt, dieweil sein bewilligung des anstands sich ksl. Mt. ubergeben und ime verlesen instruction nit vergleich und das er darin etlich der seinen, so nit behanden, usbehalten wolle etc., kunten sie deshalben nit weiter handlen, möchten aber leiden, das er sich ferrer bedecht, wes ime darin tunlich, und solichs in schriften stelt. Wollten sie dasselbig ksl. Mt. sampt anderm anzeigen.

[15.] Daruf er sich uf soliche irer, der Kff., begern des anstands halben weiter bewilligt, wie hernachfolgt:

Er hab sich ksl. Mt. und iren kftl. Gn. zu undertenigem gefallen in ein anstand begeben, der ime hohbeschwerlich und er zu ton nye willens gewesen. So aber nun ire kftl. Gn. bedunken, das der ksl. Mt. instruction nit gemeß sey und begert, iren kftl. Gn. entlich sein gemüt, wie ime der leidlich sein moge, zu eröffnen, wolle er iren /12a/ kftl. Gn. underteniger meynung nit bergen, das er allerley diener hab, die er als ein armer gesell nit wie ein F. besolden möge, deshalben einen sunst, den andern also bestalt. Derselben seyen etlich vor dieser betagung uf ein befelhe und bewilligung gegen seinen feynden us, die er, wie vorgemelt, by seinen treuen und glauben in solicher zyt nit zu bekomen wisse. Sollten nun die in solichem anstand etwas name oder gefangen erlangen, möchte man ime, Franzen, zulegen, als ob er, das er zusagt, nit gehalten hett. Solichs wer ime beschwerlicher dann der ganz last des kriegs, das er ychts geringers dann dises dryen so hochloblichen Kff. zusagen und nit halten oder sich hie verpflichten solt, seinen dienern on ire bewilligung uber sein verspruchens und ir bestallung das, so inen an dem,[was] sie gewinnen, zustendig were, abzudringen.

Damit aber ksl. Mt., auch ir kftl. Gn. spüren, das er alles, das ime moglich, gern ton, wolle er zusampt seinem vorigem herpieten sich des mehr begeben, wa in den acht tagen ychts gewunnen wurde, seinen teil, was ime daran gepürt, frey wider zustellen und alles fleis umb das ander teil zu erledigung /12b/ auch handeln, kunt aber us gehörten ursachen das kein siecher vertrostung geben. Dieweil aber irer kftl. Gn. befelhe, solichs anzunemen, sich nit erstreckt und inen das dermassen anzupringen beschwerlich, wolle er sich dannocht zusampt vorigem herpieten die acht tag so zymlich und geschickt in der sach halten, das er hoff, by ksl. Mt. spüren soll, er ir Mt. lieber undertenikait erzaigen dann zu ungnaden bewegen wolt. Eur kftl. Gn. wollen diß us hoher myner notturft gnediglich vernemen und mich entschuldigt haben, mir solichs uf das gnst. an ksl. Mt. gelangen lassen, auch die ir ungnad gegen mir in gnad zu wenden bitten und in alwege ansehen, das dises teil ye und ye im grund verhore recht und alle pillikeit gepeten und begert hat und noch, wie gehört. Aber die von Wurms im grunde dieser hauptsach, wie auch gegen den oft ernanten armen Bf. [Reinhard von Worms], mynen H., frunden und viel anderen weder Gott, ere, recht noch verhore leiden mögen, sonder mit der unwarheyt alle ir ubel handelungen inen zu einer erdiechten beschönung uf andere zu trechen [= ziehen] understen. Aber ich us gutem, erbarem grund und gemüt, auch ksl. Mt. gar nichts zuwider in diese handelung gewachsen bin, abermals undertenig /13a/ bitten, euer kftl. Gn. wollen sich herin mir zu gnaden erzaigen, wie myn hohst vertrauen zu euer kftl. Gn. stet. Das will ich umb dieselb euer kftl. Gn. alles myns vermögens, leibs und guts sampt mynen Hh. und frunden underteniglich hohsts fleis verdienen.

Anmerkungen

1
 Die Anhörung Sickingens ist auch erwähnt in der Reisebeschreibung des ital. Kardinals Luigi d’Aragona, der 1517 und 1518 Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Oberitalien besuchte. Am 26. Juni 1517 reiste er von Oppenheim nach Mainz, wo er Franz von Sickingen traf und von dessen Verhör durch die drei Kff. erfuhr. Vgl. Pastor, Beschreibung, S. 45f.
2
 Wechsel der Schreiberhand.
3
 Erneuter Wechsel der Schreiberhand.