[1.] Seine Stellungnahme zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen; [2.] Ksl. Schiedsversuch zwischen Bf. Reinhard von Worms und der Rst. Worms im Jahr 1513; Balthasar Schlör als Verhandlungsführer auf bfl. Seite; [3.] Verhängung der Reichsacht gegen Schlör auf Betreiben des Landvogts Hans Jakob von Mörsberg; [4.] Verweigerte Wiedereinsetzung Schlörs in seinen Besitz; [5.] Dessen Hilfeersuchen an Sickingen; [6.] Seine Bereitschaft zur Unterstützung Schlörs; [7.] Dessen notwendige Fehdeerklärung gegen Worms aufgrund verweigerter Rückgabe seines Besitzes; sein eigener Eintritt in diese Fehde wegen des schändlichen Verhaltens von Worms gegenüber Bf. Reinhard von Worms, Sickingens Standesgenossen und die eigenen Bürger; [8.] Bitte, sein Handeln als legitim und nicht gegen den Ks. gerichtet zu betrachten.
Kop.: A) München, HStA, Kasten blau 103/2c/1, fol. 14a–21a (über dem Stück: A); B) Wien, HHStA, RK, Maximiliana 40 (alt 33a) ohne Dat. II/13–19, fol. 394a–398a; C) Frankfurt a. M., IfStG, RTA Bd. 32, fol. 54a–58a.
Erwähnung: May, Erzbischof Albrecht II., S. 106.
[1.] /14a/ Hochwirdigister, durchleuchtigisten, hochgepornen, gnst. Kff. und Hh., uf die gesterigen [27.6.17] tagsatzung und röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., verlesena instruction [Nr. 788], entdeckung irer Mt. gemüt, das auch durch mich gepeten offne verhör,[das] eur kftl. Gn. nit fur gut angesehen, und den genomen bedacht erschein ich als underteniger gehorsamer und übergib myn antwurtb, wie eur kftl. Gn. das fruchtbarst und schleunigst zu sein bedacht, in schriften, underteniglich bittend, dieselb gnediglich irer nottürftigen leng halben unverdrüsslich tun verlesen, dan ich dieselb in eyle, sovil müglich, zum kürzesten, wie nachfolgt, gestellt.
[2.] Röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., hat im jar der myndern zal [15]13 an den hochwirdigen F., mynen gn. H., yetzigen Bf. [Reinhard] zu Worms, schriftlich begert [Schreiben liegt nicht vor],/14b/ etlich der seinen zu irer Mt. gen Oberwesel zu vertigen. Denen wolt ir Mt. entdecken, welchermaß ir Mt. gemeint syhe, die irrungen zwischen gedacht mynem gn. H. und der stat Worms [vgl. Abschnitt I.3.4] hinzulegen, dann ir Mt. soliche gern vertragen haben wolt. Daruf dann gemelter mein gn. H. von Worms H. Peter von Helmstat, Reinharten Hanauer, licenciaten, tumbherrn etc., und Balthasarn Schlören, seins bfl. hofs notarien, zu irer Mt. verordnet gehapt. Als aber soliche geschickten uf weg gewest, sich zu ksl. Mt. zu fügen, hat sich ir Mt., gen Augspurg zu reisen, erhept, sie, dahin zu folgen, bescheiden. Uf solichen bescheid hat myn gn. H. von Worms Balthasarn allein daselbsthin gevertigt als denen, der in solichen irrungen zwischen gedachtem mynem gn. H. Bf. und der stat Worms vor ksl. Mt. selbs personen, dero reten, stenden des Reichs, ksl. camergericht,/15a/ bebstlichen richtern und andern by vorigen [= Johann von Dalberg]und yetzigem Bf. mündlich und schriftlich gehandelt und solicitiert hat, mehr dann einicher ander im stift Worms. Es hat auch ksl. Mt. ime des ends ein abscheid geben, welichermassen irer Mt., die sachen hinzulegen, gemeint were. Als aber Balthasar dess meinem gn. H. von Worms relation getan, hat sein Gn. aus grösse der sachen seiner Gn. generalcapitel, auch etlich fruntschaft und viel des stifts Worms lehenman beschriben, under denen ich, Franciscus, als lehenman einer gewesen. Da nun des ein antwurt gefaßt, ward gefragt, ob die durch ein menig der person gegeben werden solt. Und wiewol etlich derselbigen meynung warend, sagt doch ich, Franz, dieweil ksl. Mt. die sach durch ir eigen und sunst wenige personen gehandlt und Balthasarn vertraut hett,/15b/ were deshalb und aus andern mehr ursachen myn gutdünken, die sach wider durch Balthasaren zu handlen. Dem sie also gefolgt. Und solichs alles ist nach der zeit gescheen, als rat und gemeind der stat Worms irer zwitracht durch ksl. Mt. bevelch zu Spyr vertragen, auch der rat wider inkomen2 und deshalb nit vermutlich, das dessen einig wyter irrung entstanden sein solt. Er, Balthasar, ist auch uf solichen seins H. bevelch zu ksl. Mt. geritten, aber in demselbigen synem abwesen ist ksl. Mt. yetziger lantvogt zu Hagenau [Hans Jakob von Mörsberg] gen Worms komen und gegen etlichen bürgern uf sambstag nach dem sontag letare Ao. etc. 14 [1.4.14] mit dem nachrichter gehandlt.
[3.] Under solicher handlung ist Balthasar in zeit seins abwesens durch die von Worms, seins achtens aus irem neyd (umb das er seinem H. treulich wider sie gedient habe), dem lantvogt angeben /16a/ worden, als ob er des uflaufs, so sich Ao. etc. 14 uf St. Agathentag [5.2.14] zwischen rat und gemein begeben3, mitursacher [und] deshalben fluchtig worden were. Der ursach volgend ime, Balthasarn, das sein ufgezeichnet verslossen entwehrt und von ksl. Mt. durch der gemelten von Worms unwarhaftigs anbringen in die acht getan worden, wie euer kftl. Gn. aus hieby verwarter derselben acht copyenc [liegen nicht vor], zu vernemen haben. Und das alles ist on einiche citierungd, erforderung, beclagung oder verhör Balthasars bescheen. Balthasar hat auch der zeit, dessen alles unwissen, am ksl. hove seinem bevelch nach gehandelt und des uf mitwoch nach dem sontag oculi Ao. etc. 14 [22.3.14] vorgemelt abscheid zu Welsen nahe by Linz durch irer Mt. rete entpfangen. Dess er sich nachmals uf ksl. Mt. selbs person, auch myn H. [Dr. Balthasar Merklin], probst zu Waldkirch, canzler [Zyprian von Serntein],/16b/ H. Niclaus Zieglern und andre bezeugt. So hat er auch nichts seiner hab und güter, so er in Worms damals gehapt, enteussert. Aus dem allem haben euer kftl. Gn. und meniglich abzunemen, das Balthasar nit ausgetreten noch flüchtig, sonder in seins H. dienst an ksl. Mt. hove und by deren eigen person gewesen. Deshalben ime solichs zu unschuld bescheen und der ausbrachten acht unpflichtig ist.
[4.] Als nun Balthasar von ksl. hove anheimsch komen und solche beschwerd vernomen, hat myn gn. H. von Worms H. Philipsen von Flersheim, dumbsengern zu Spyr, und Caspar Lerchen von Dyrnstein, hie zugegen, zum landvogt geschikt, bittend, Balthasarn mit vergleitung zu dem seinen kommen zu lassen, so wolt er ine einem yeden zu recht stellen und halten. Aber solichs alles ist abgeslagen. Und wiewol Balthasar für und für vilveltig /17a/ ansuchung, bit und handlung gehapt, hat doch nichts erspriessen mögen.
[5.] In dem ist Balthasar zu mir kommen, sich des höchlich beclagt, mit bitt, ime beholfen zu sein, nachdem ich ime vor andern zu schicken durch meinen rat darzu bracht hett. Daruf ich gesagt, mir wer ungezweifelt, wa röm. ksl. Mt. und dero landvogt gründlich bericht, würd ime besser antwurt begegnen. Darumb wer myn rate, das er seinen H., dieweil er in desselben dienst gewest, ime zu verhelfen, auch andre vor ine zu schryben bete. Hat mir Balthasar gesagt, es wer alles bescheen, wolt aber nichts verfahen. Darumb sein bitt, dieweil ich der wer, so ine, wie obsteet, zu dem unrat bracht, das ich mich doch sein, auch seins weibs und unerzognen kinder tet erbarmen und ime behülflich und retlich sein wollte, dann wann er des seinen, so er entsetzt, wider ingesetzt und sunst restituiert würd, solt man ime den /17b/ nachrichter an die seiten stellen. Und wer alsdann wolt, mocht inen beclagen, dem wolt er bürgerlichs oder peinlichs rechtens nit vorsein vor röm. ksl. Mt., irer Mt. camergericht, hoverat oder den vier Kff. am Ryn, auch vil andern Ff. und Gff., sampt oder sonder.
[6.] Dieweil ich nun solichs und auch sein unschuld gewißt, darzu sein hohes erbieten gehört, bin ich zu erbarmunge gefürt, dardurch bewegt und gesagt, welhen Balthasar ich hab vor andern euch zu schicken geraten, darumb so will ich euch helfen, das euch das eur uf recht widergestellt oder mit euch verjagt werde, dannocht in hoffnung, solichs in ansehung der billicheit durch furbitt meiner Hh. und frunde zu ervolgen. Hab auch Balthasarn dess von Kff., Ff., Gff., Hh. und vielen ritterschaft manigfeltig vorschrift und mundlich vorbitt an den landvogt erlangt, aber alles /18a/ unerschieslich gewesen. Balthasar hat auch nit underlassen, durch seine günstigen Hh. an ksl. hove zu arbeiten, das er, wie gehört, zu dem seinen kommen mocht. Die ime zuletzst, nach vieler handlung und vertröstung, geschriben dis meynung, sie hetten ein bedauern seiner unschuld, aber kein hoffnung, ichts zu erlangen, dann es weren leut am ksl. hove, die das alles verkerten. Darumb mocht er, Balthasar, selbs tun, was er seiner sachen nützlich achtet.
[7.] Dem allem nach hab ich denen von Worms geschriben, Balthasarn das sein, wie vornen gemelt und erboten ist, widerzugeben. Wa aber das von inen nit geschee, würde dann Balthasar mich gegen inen umb hilf und rat ansuchen, nachdem er dann mein diener were, kunt noch wolt ich inen als einen fromen zur billicheit nit verlassen. Das aber von inen auch nit geacht. Dardurch ist Balthasar tringlich geursacht, sich mit seinem verderblichen nachteil in vehd gegen denen von Worms zu begeben. /18b/ Dem ich uf myn zusag gedient und vor mich selbs veynd worden bin und dasselbig mit so mehr gutwilligkeit getan, sovil mehr ich gewißt die gros, ungerecht handlung, so die von Worms unangesehen irer verwandtnus dem loblichen alten stift Worms und dessen Bf. mit gewaltiger entziehung desselben stifts oberkeit, gerechtigkeit und nutzungen uber und wider yetzt ksl. Mt., auch vieler Kff., Ff. und stend des hl. Reichs gesprochne urteil4, nun viel jar her, zugefügt und noch innhaben, wie dann das euer kftl. Gn. wol gut wissens tragen mögen, auch ganz offenbar und unlaugbar ist, zudem auch, das die von Worms vieln von der ritterschaft, meinen gepornen, gesipten und guten frunden, irer alten, herprachten, besitzlichen gerechtigkeiten, herlicheiten und nutzungen unerfordert, unbeclagt und onerlangt einichs rechtens, wider ksl. Mt. schriftlich und versigelt gescheft gewaltigerweis entsetzt und inen zugeheimschetf [= sich insgeheim angeeignet], uber das doch meine frund sie, die von Worms,/19a/ersucht und gebeten haben, sie des iren also on recht nit zu entsetzen. So wollten sie inen, den von Worms, dess und was sie an sie zu sprechen vermeinten, rechtens sein vor ksl. Mt., irem camergericht oder hoverat oder den vier Kff. am Ryn, sunst viel andern Ff. und auch den stetten Straßburg, Spyr oder Frankfurt. Aber solichs ist alles von den von Worms nicht angesehen, sonder sie seind uf solicher irer gewaltsamen entziehung bis nochg verharret. Wie übel sie auch mit iren selbs burgern gehandlt haben und noch handln, zeigt ire tat mit unerberer verursachung, die zu entleiben und zu verjagen, offenlich an und sonderlich, das die verjagten burger und der entleibten erben uf heutigen tag nichts anders bitten, dan das ksl. Mt. inen unpartylich commissarien setz und sie horn laß, hiendan und in rügh gestellt alle entsetzung, also, wo sie on schuld befunden, das sie dann wider zu dem iren wider [sic!] gelassen /19b/ werden. Aber alle soliche der von Worms unerbar wider Got und den menschen handlung, so sie an dem gemelten armen stift und Bf., auch der ritterschaft und iren selbs bürgern uben, treiben sie dermassen mit irer listigen, ungerechten practic, das sie dem yetzigen meinem gn. H. von Worms vor ksl. camergericht, das doch meniglichem verordent ist, und wider darüber besonderm ergangen rechtlichen spruch nit rechtens sein wollen, ich geschweig, wie geschwyndlich sie meine fruntschaft uber die gewaltigen entsetzung zu unwiderbringlichem schaden füren.
[8.] So nun das die offenbar warheit und unlaugbar ist, hat es mich by mynem glauben als ein lehenman des erlichen, alten stifts Worms, auch meiner Hh. und frund halben, by denen ich dann uf tägen gestanden und dero von Worms unerbar handlung, gegen inen geubt, erlernet, am hochsten bewegt, das ich vil dest williger, Balthasarn also zu helfen,/20a/ versprochen hab und bezeug mich by Gott, der alle herzen erkennt5, das ich solichs ksl. Mt. nit zu schmach, verachtung oder einigen nachteil furgenomen habe, wie doch durch meine widerwertigen vilfeltiglich in ire Mt. zu bilden understanden, sonder verhofft, der von Worms übele handlung dardurch zu liecht erwachsen, der gerechtigkeit geholfen werden und ich deshalben mehr ein gn. dann ein ungnedigen Ks. erlangen solt, als ich auch noch erstlich zu Got und volgends seiner ksl. Mt. gütigkeit verhoff und uf das allerdemutiglichst bitte, wolt nichts liebers, dan das ire ksl. Mt. mein herz und gemüt mit der warheit wißte oder ichs irer Mt. personen selbs berichten mocht. Stund ich in hochster hoffnung, einen gn. Ks. zu erlangen und behalten, euer kftl. Gn. mit ganzer undertenigkeit bittend,/20b/ diese mein warlich bericht mit gn. vleiß mir zu gnaden ksl. Mt. anzubringen. Hoff ich, ir Mt. werde darin mit der warheit erfinden, das mein handlung und gemüt nye anders dann aus gutem, gotlichem, erbern, billichen grund und nit irer Mt. zuwider bescheen noch gemeint sey. Euer kftl. Gn. wollen auch mich by irer Mt. vorbitten, irer Mt. schwere ungnade, die ich ye im grund hoff, mit willen nit verdient haben, gnediglich gegen mir vallen, sich die von Worms als die im grund der hauptsach weder recht noch billicheit leiden mögen, aber dises teils, wie vorsteet, allweg begert und gebeten ist, nit wider mich bewegen lassen, dann ich hoffte zu Gott, irer Mt. mit hilf und rat meiner Hh. und frund statlicher und gevelliger dienst zu tun, dann die von Worms irer Mt. tun oder tun mögen, wie ich mich dann dess hievor mehrmals zu tun erboten und erzeigt habe, auch noch, wa ich gnad erlangen möchte. Euer kftl. Gn. mich hiemit underteniglich bevelhend und bittend, diß /21a/ yetz erzelt mein handlung nicht frevenlich oder anders dann aus gehörtem, gutmeynendem und erbern grund von mir bescheen sein, gnediglich zu versteen. Das und auch alle euer kftl. Gn. gehapte und gn. handlung bin ich umb dieselb euer kftl. Gn. alles meins vermogens sampt mynen Hh. und frunden hochstes vleiß zu verdienen willig.