Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Loyalität gegenüber dem Ks.; [2.] Wunsch nach Erläuterung der tatsächlichen Gründe für sein Vorgehen (gegen Worms); [3.] Überzeugtheit von der Annehmbarkeit seiner fünf Forderungen an die Wormser; [3a.] Rückgabe des Besitzes Balthasar Schlörs; [3b.] Restitution des entzogenen Eigentums seiner Verbündeten; [3c.] Auszahlung des ihm schriftlich zugesagten Geldes; [3d.] Zahlung von Schadenersatz; [3e.] Anhörung der (aus Worms) vertriebenen Bürger durch ksl. Kommissare; [4a.] Begründung zu 3a.; [4b.] Zu 3b.; [4c.] Zu 3c.; [4d.] Zu 3d.; [5.] Zu 3e.; [5.] Sein Wunsch nach Klarstellung der Wormser Übeltaten.

Kop.: A) München, HStA, Kasten blau 103/2c/1, fol. 24a–26b (Vermerk vor dem Stück: B); B) Karlsruhe, GLA, Abt. 50 Nr. 12, fol. 10a–13b.

Druck: Münch, Sickingen 2, S. 54–56.

Inhaltsangabe: Scholzen, Franz von Sickingen, S. 97–99.

/24a/ Antwort myn, Franciscus, uf die handlungen, so myn gn. H. [Wilhelm] von Renneburga mit imeb gehabt

[1.] Anfenglich sag ich, das mir nicht layders ist dan die ungnad röm. ksl. Mt., wolt auch nicht liebers dan ein gn. Ks. haben, hoft auch, ir Mt. als nutzlich und erlich dinst und gefallen zu tun als myn widerwertigen und die, so mich gegen ir Mt. onnachleßlich mit onwarheyt verklagen.

[2.] Nachdem nu mir irc zugeleyt und zu onschulden ufgedrochen werden will, als ob ich myn handlung ksl. Mt. zuwider vorgenomen, auch die verhore ir Mt. zu nachteyl begert, mit wyter mer beschuldigung, das mir durch myn widerwertigen erdichtlich und eynig, ksl. Mt. wider mich in gereizter ungnad zu verharren, zugelegt wurd, damit nu offenlich ghort und verstanden wird, das solichs myn gemüt oder maynung nit sy, sonder das widerspiel, so tue ich doruf diesen bericht:

[3.] Anfenglich, nachdem ich in underhandelungen etlich mittel vorgschlagen, wie die nachvolgend, der hoffenunge, solich bey menglich erbar, glich und billich verstanden,d ksl. Mt. gefellig zu sein und beyderseits annemlich, so das aber nit und die kein volg oder statt haben wollen, hab ich eynig verhore gebeten, der ursach und hoffnung, wo ich die hett mögen erlangen, als ich das ganzer zuversicht [gewesen bin], wer ich ongezweifelter hofnung /24b/ gewest, mit guten, erbarn und genugsamen ursachen darzutun, das solichs myn vorgeschlagen mittel billich, erbar und rechtmessig, auch ksl. Mt. erlich, rumlich und loblich. Hab mich auch daneben erboten, welchen solicher folgenden artikel nit dermaß mit gnugsamen, erbaren ursachen bescheen, woll ich mich dovon weisen lassen.

eUnd sint das die artikel–e

[3a.] Anfenglich meister Baltazaren [Schlör] das syn wider zustellen oder erstattung dessen sambt onbillichen schadens zu tun.

[3b.] Nachvolgend myn Hh., frunden und gesellen das irig wider zustellen, so ienen gwaltiglich entnomenf.

[3c.] Zum dritten mir dasselbig zu bezalen, so sie mir lut brief, siegel, gelubt und eid schuldig.

[3d.] Zum vierden mir umb solich ungehort schmah, dorin sie, die Wormser, mich durch ire verlogenlich, rugklich verclagen bracht, erstattung und solicher scheden ergetzung mit eim fl., 8 [000] oder 10000 zu ton.

[3e.] Zum funften, das ksl. Mt. aus ksl. gnad und milt ein gelegen commissarien verorden, die armen, verjagten burger zu hören und nach erfindung der warheyt schuld und onschuld strafe[n] und belonen.

[4a.] Nu witer, anfenglich des ersten artikels halb insatzung meister Waltasar betreffend, sag ich, das solichs billich, auch /25a/ röm. ksl. Mt. erlich, rumlich und loblich ursach hab, wie nachvolgt:

Nachdem gedachter Baltasar durch ksl. Mt. in acht erkant, us ursachen, als ob er von verhör und rechtfertigung zu Worms geflohen, daruf dan im das synig entnomen. Weil nu di warheyt und offentlich am tag, auch durch ksl. Mt. person und dero innerlich rete bewislich, das der Wormbser dargetan ursachg falsch, dan er, Baltasar, dy zeyt in schigkung seins H. [Bf. Reinhard von Worms] bey ksl. Mt. geweest und gehandelt, wie der Mt. wissen, derhalb solchs keyner wyter bewerung[be]darf, wer wolt dan anders sagen, dan das dem unschuldigen das seynig billich wider wird? Wer mocht auch solchs, so ksl. Mt. das zu geschehen verschaff, ir Mt. in eynigs argen weg keren? Dan was nachteyligers were allen haupten der welt, so dero eins uf ongestum anhalten oder uf eins onwares anbringen dero, den man billich glaub und treu zuachten solt, eyn biderman were oder was stands der wer, als leyder itzt und oft geschicht, in strof angenomen wurd und sich nachvolgend des unschuld erfundt, das ein hocheit mit den unschuldigen zu erledigen und belonen, auch den falschen verclager mit geburlicher straf zu begaben haben solt? Was ist bey den alden von Got hund den menschen–h hoeher belonet und berumbt dan die gepurlich straf falscher verclager? Wie /25b/ mag dan eynem haubt nach erfundung der warheyt und volstregkung der billigkeyt von yemant ußerhalb der onverstendigen und dero, so ksl. Mt. ere, rum und lob in irer eygen sach durch solch ir reizwort gern verhindert, ichts ongeburlich zugelegt werden? Wer mag mir auch bis anher mit warheyt anders zulegen, das ich in dieser sach gegen ksl. Mt. wider gehandelt, dan als underteniger eyn versprochen ampt von meyner partei wegen verdreten, demutlich bittend, dem armen versagten das billich nach ksl. Mt. selb wissen widerfaren zu lassen? Das ich abermals voranhin bidt und eynig uf recht.

[4b.] Ferner den andern artikel insatzung myner Hh. und frund betreffend, in dem hab noch wil ich nichts weiter gemeint, gebeten noch begert haben dan so vil: Als die Wormbser dero mit gewalt entsetzt, inen auch das irig uber ksl. Mt. sampt Kff., Ff. und stende des Reichs gesprochene und erlangte urteil verhalten, auch uber sonder brieflich mandat oder bevel, mit ksl. Mt. anhangenden siegeln gefertigt, mutwilliglich genumen und drutzlich ksl. Mt. zu verachtung verhalten und uber das mer, das sich solich vor ksl. Mt., ordiklichi ir Mt. cammergericht und, wo sich gepuert, auch wilkörlich richter erboten haben und noch erbieten. /26a/ Aber wer wil da sagen, das solich bidtlich erinderung onerbar oder ksl. Mt. icht letzlich sy? Ist auch dorumb disputirens nit noit, welchs ksl. Mt. under dem am erlichsten, rumlichsten, nutzlich [sten] und loblichsten sy, ir Mt. als röm. Ks. gesprochen urteyl und besiegelt brieflich bevel durch eyn solich lichtfertig folk verachtlich zu underlassen oder solich ksl. rechtmessig gescheft handhablich zu volstregken und sovil mer, so solichs einig uf recht begert wird.

[4c.] Zum dritten, nachdem uf erd nicht hoehers und notturftigers dan menschlicher glaub ist, wer wolt dan sagen, das sie, die Wormbser, mir nit dasjenig, so sie mir verbrieft, besiegelt, verschriebenj, gelobt und geschworen haben, bezalen solten? Uf welchen glauben ich ienen, myn veinden, vertrut hab. Solt aber solchs nit geacht und sie irer meyneid genuß befinden, des zugesehen oder gefallens gehabt werden, was lichtfertigkeyt und nachteyls mocht doraus allen hoechen hauptern entsten, in ansehen, das solich volk on das zu denen lastern genaigt?

[4d.] Zum vierden, nachdem itzt die falsch, rugklich verklagung so gar gemein, us welchem vil ubels entstandk, wer wolt dan nit schatzen und urteyln billich, das die Wormbser mir aller costen, scheden und schme erstattung teten, wie begert, nachdem sie des alles durch ir rugklichs belugen selbst ursach syn, als ich des großer hoffnung byn, ksl. Mt. sol solichs nach bewegung /26b/ der sach selb billichen. Domit man aber sehe, ich myn sach nit uf geyd [= Habgier] noch eygen nutz setz, wil ich, wo dy andern artikel vertragen, solich achtung und erstattung zu ksl. Mt. willen und wolgefallen underteniglich stellen, der hoffnung, ksl. Mt. wird mich darin mit gnaden bedenken.

[4e.] Zum funften, nachdem nicht billigers noch rechtmessigers dan verhör der arm, ob sie auch den tod verschult und des vergehen inen dannocht die verantwortung erlaubt, darumb sonder zweyfel ksl. Mt. werde als der erfarnest und gerechter Ks. den arm, bittenden verjagten gnediglich verhore verschaffen, obschon die Wormbser als die irer sach an tag zu kome[n] scheu tragen und deshalb durch ire anheng[er] die verhore gern verhindert[en], doch durch solich verhören warheyt und grund erfaren und nach erfindung des fug und onfug als loblicher röm. Ks. belonen und strafen, das ich undertenig bitt.

[5.] Das aber ich in der sach so lang verhore gepeten und noch bitt, ist eynig der ursach, das ich der hoffnung, wo ich die erlangen het mogen, ich wolt der Wormbser boes handelung, so sie gegen Got und dem menschen geubt, welcher sie sich in ienen selb schamen und die uf röm. ksl. Mt. eredichtlich mit onwarheyt understen zu drugkenl, grundlich an tag bracht haben, und das sie solich sach onbillich und mit onwarheyt ksl. Mt. zulegen.

Anmerkungen

1
 Tag der Übergabe des Schriftstücks an die Kff. Vgl. Nr.791 [8.].
a
 B Rennenburg.
b
 B mir.
c
 B ye.
d
 B folgt: auch.
e
–e B Die artikel.
f
 B genomen.
g
 B sach.
h
–h B fehlt.
i
 B ordenlich.
j
 B fehlt.
k
 B entsteet.
l
 B trechen.