Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre Bitte an den Ks., keinen Krieg gegen Hg. Ulrich von Württemberg zu führen; [2.] Bereitschaft zur Entsendung einer gemischtständischen Vermittlungsdelegation; Gründe für die Nichtbeteiligung der Kff.; [3.] Bitte an Bf. Wilhelm um Teilnahme an dem geplanten Schiedstag.

Wien, HHStA, MEA, RTA 3b Bd. Reichshandlung zu Mainz Ao. 1517, fol. 167a–169b, Konz.

[1.] /167a/ Gruß, Anrede. Der Ks. hat, als uns vilfeltig angelangt, wir auch us irer Mt. uns und andern stenden zugesandter instruction [Nr.923] vernomen, etwas ein hohen ernst wider den hochgebornen F., H. Ulrichen, Hg. zu Wirtenberg, unsern freund, oheymen, vetter, schwager und gn. H., geschopft, des willens, gegen seiner lieb und Gn. ein krieg zu furen, derhalben auch bey uns und andern stenden des hl. Reichs umb hilf angesuchen tun lassen. Daruf seiner Mt. antwort, der euer lieb und Gn. von irem gesandten unzweifel bericht empfangen hat, gefallen, der kurzen meynung und bitt, das ire ksl. Mt. einsehens haben und den krieg furkomen wolt.

[2.] Nun haben wir und ander stende daneben bewegen, solt der handel durch ire Mt. selbst nit erhaben werden und aus den schweren,/167b/ geschwinden leufen teuerung, mißwachs, entporung der undertan, gemeins mans, hecken- und ander ungepurlich reutern ingrieff und beschedigung allenthalben im hl. röm. Reich teutscher nation sich ereugen und teglichs tun mehren solhe ufrure und krieg, der one das nit vil guts infurt, infallen, was merkliche unruhe, nachteil und schaden röm. ksl. Mt., dem hl. röm. Reich und uns allen darus entsteen und zuwachsen werd, wie eur lieb und Gn. als der verstendig auch wol zu ermessen haben. Darumb [haben wir] ytzo neulich die röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H., des erinnert, schriftlich ersucht [Nr.836] und ufs allerundertenigst gebeten, das ir Mt. zu ehren dem hl. röm. Reich und uns allen[zu] nutz und wolfart, besunderlichen unserm freund, schwager und gn. H. von Wirtenberg,/168a/ seinen kindern [Christoph und Anna] und deren erbarn landschaft zu gnaden nochmals den handel geruche und wolle weiter bedenken, hinlegen und vertragen oder, wo dasselbig nit sein wolt (des wir ye zu Got nit hoffen), uns und andern mitstenden zu gunstigen und gn. zuzulassen, uns in die sache zu slagen und underhandlung furzunemen. So wolten wir und die stend durch uns selbst oder unser trefflich botschaft dem handel nehern und allen moglichen vleiß zu hinlegung desselbigen ankeren, damit der krieg und ander beschwerunge,[die] darus volgen mochten, verhütet und vermiten pliebe. Dieweil wir aber der hoffnung sein, die röm. ksl. Mt. werde uns und andern stenden solhs nit versagen noch abslagen, so ist bedacht, hat uns auch alsbalde in bedrachtung groß der sachen und schwer obligende, das dapfer darzu zu verordenen, fur nutz und gut, auch ersprieslich zu sein angesehen, zwene us uns, den Kff., oder zum wenigsten ein mit der andern darzu geordenten reten, zwene us den Ff., einen geistlich und den andern weltlich, einen von den prelaten, ein von den Gff. und einen /168b/ aus den stetten zu schicken. Wir weren auch wol unsers teils sampt und sonders darzu geneigt gewesen, wo wir durch ehaft ursachen nit verhindert, nemlich wir, Albrecht, EB zu Meinz etc., merklicher unser stift gescheft und obligen, wir, Herman, EB zu Coln, der aufrur und krieg des Niderlands und wir, Reichart, EB zu Trier, unsers stifts veinde traue [= Drohung] und warnung, uns teglich zukomen, halben. So sein wir, Pfalzgf. Ludwig, gemelten Hg. von Wirtenberg mit schwagerschaft, eynung und sunst dermassen verwandt, das wir warhaftlich in disem handel nit dienlich noch ichts, als groslich zu besorgen, erheben mogen. Und ob die andern unser Mit-Kff. [Friedrich von Sachsen und Joachim von Brandenburg] den guten willen hetten, als wir nit zweifeln, so sein sie alhie auch in kurzer zeit nit zu erreichen oder nit balde ein solhen ferrern weg zu bringen.a Darumb /169a/ und diweil unser aller gelegenheit nit geben will, doch zum wenigsten ein ansehenlichen F. der sach und uns allen zu gut an unser stat zu verorden und zu schicken, uns furgenomen.–a Derhalben uf euer lieb und Gn. als denen, der bey röm. ksl. Mt. und dem von Wirtenberg in gn. verhore und ansehen und freuntlichem willen steet, auch in solhen hendeln fur andern geubt und gebraucht, gedacht.

[3.] Und ist demnach an euer lieb unser fruntlich, vleissig und undertenig bitt, euer lieb und Gn. wolle irer ksl. Mt. zu ehren, dem hl. röm. Reich und ganzer teutscher nation, besonderlich dem Hg. zu Wirtenberg, seiner liebe kinder, landen und leuten zu nutz und wolfart, auch uns zu freuntlichem und gn. gefallen in unserm namen und von unsern wegen, auch auf unsern costen, so es die röm. ksl. Mt. zulassen wird (als wir hoffen), sampt andern verordenten Ff. und stenden auf einen nemlichen tag, den wir, der EB von Menz, euer lieb und den andern benennen werden, zu ksl. Mt. reyten, des handels sachen underfahen /169b/ und ufs lest zu hinlegung derselben zu handeln furnemen, auch tun und lassen, als wir selbst der ends zugegen weren und euer lieb und gunst zu tun wol wissen. Daran tust du selb zu dem guten werk und verdienst lob gegen Got, dem Reich und teutscher nation uns fruntlichs und gn. gefallen, das wir und die andern Kff., desgleichen ire botschaften umb dieselbig euer lieb und Gn. fruntlich und underteniglich verdienen und in mehrerm, so es zum fellen kome, vergleichen wellen. Und wiewol wir uns des zu euer lieb und Gn. keins abslags versehen konten oder wollten, so bitten wir doch euer lieb und Gn. beschrieben antwort by diesem boten.

Anmerkungen

1
 Laut Randvermerk fol. 167a und ähnlichen Vermerken fol. 169b–170a ergingen weitgehend gleichlautende Schreiben der geistlichen Ff. an Bf. (Gabriel) von Eichstätt sowie der weltlichen Ff. an Mgf. Philipp von Baden (vgl. Nr.840).
2
 Die Datierung ergibt sich aus Nr.840.
a
–a Im Schreiben der geistlichen Ff. an den Bf. von Eichstätt bzw. der weltlichen Ff. an Mgf. Philipp von Baden: Darumb und dieweil unser notturft erfordert, der sachen und uns allem zu gutem einen ansehenlichen F. zu verordenen und zu schicken und.