Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Probleme bei den Schiedsverhandlungen wegen des strittigen Güldenweinzolls aufgrund der von hessischer Seite gestellten Bedingungen; [2.] Bitte der Wetterauer Gff. um Vollzug der ksl. Deklaration und der ergangenen Mandate; [3.] Unklarer Stand der Vermittlung; Äußerung der hessischen Seite gegen Gf. Wilhelm; [4.] Trotzige Haltung Hg. Ulrichs von Württemberg gegenüber den Reichsständen.

Meiningen, StA, GHA, Sektion I Nr. 2129, fol. 166, Orig. Pap. m. S.

[1.] /166a/ Die Gesandten Mgf. Kasimirs von Ansbach-Kulmbach (Wolfgang von Bibra und Karl von Heßberg) haben (in den Schiedsverhandlungen wegen des strittigen Weinzolls) nichts ausrichten können, denn die Hessen wollten nit lyden von wegen irer Gn. F.in [Landgf.in Anna d. J.] und F. [Landgf. Philipp] und verordenten reden, das myn gnst. H. [EB Albrecht] von Menz und die Gff., in und an der Weyderau gesessen, solten ire klage in irer, der Hessen, oder unserm bysin tun oder horen, noch vil weniger, das die stende des hl. Richs by unserm gnst. H. von Menz und uns, den Gff., solten zuzuhoren gestanden. Auch so solt keyn teyle, unser gnst. H. von Menz noch uns, den Gff., eyn schribern, wes da gehandelt, haben ufzuschriben, aber den comissarien wollten sie eynen schriber zulassen und nit schriftlich ubergeben, auch nit in den irrigen zollstetten bis zur gutlichen handlung still stene mit innemung des zols lut der declaracio1.

[2.] Dwil aber ye ire obgenannte wegerung unsern gnst. H. von Menz, auch uns, die Gff., nit zimlich bedonken und als absleglich, damit wir in lengerung gezogen und den unsern solichs beswerlich, haben wir den comissarien vorgehalten, so wir das sehen, zu keynem verhore wollen, dan mit irem forteil und unserm grossen schaden, so wollen wir den ksl. comissarien, Kff. und Ff. und stenden des Richs unser declaracio und penalemandat und was ire uszoge sin, vor den stenden des hl. Rychs vortragen. Das wir auch also getan und umb hilf und hanthabung ksl. Mt. declaracion und mandat angerufen.

[3.] Daruf uns begegent, wyter mit irer Gn. und irer Gn. verordenten reten understene [= Einverständnis] gutlich mittel vorzuslagen, damit die sach an tag bracht. Was aber darus [geworden ist, ist] uns noch verhalten. Und wo ire Gn. mit innemung des zols an den irrigen zolstetten werde beruhen, so ist unser gnst. H. von Menz, auch wir rechtlich ader gutlich /166b/ vorzukomen willig. Ich hab Wendel2 gesagt, das sich die Hessen hoch unsers verneme[n]s der abgebrochen zollhuser beklagen und gesagen, wo sie uch [= Gf. Wilhelm] hie funden, wolten mit uch gerett und gehandelt haben als mit dem, der gegen inen mere mutwillen gepruecht, dan sonsten keyner. Diß wollet bedenken und von mir in guter, truwelicher meynung ufnemen und in geheym halten, damit, wiewole nit heymlich, mynethalb nit unwill erwachs. […]

[4.] Der Hg. [Ulrich] von Wirtenberg hait sich ksl. Mt. anziehens hoch verantwort hie vor den stenden und sich darby drotzlich, waruf sin gront stet, horen und vernemen lassen [vgl. Nr.823].[…] Datum in yle uf St. Maria Magdalenen tag Ao. etc. XVII.

Anmerkungen

1
 Siehe Nr.854, Anm. 3.
2
 Eventuell ist Wendel von Adelsheim gemeint.